[go: up one dir, main page]

Ursache

[580] Ursache (aition, aitia, ratio, causa) ist allgemein alles, was wir als Grund (s. d.) eines (physischen oder psychischen) Geschehens denkend setzen, betrachten, anerkennen. Genauer bestimmt ist Ursache ein Geschehen, mit welchem notwendig, untrennbar, unabänderlicherweise ein bestimmtes anderes Geschehen (Wirkung) verknüpft, denkend zu verknüpfen ist, jenes Geschehen, welches als der eigentliche »Auslöser«, »Erzeuger« eines andern (auf Grund[580] methodischer Erfahrung: Beobachtung, Experiment, Induction, Ausschlußverfahren) anzusehen ist, zu welchem wir das zweite Geschehen in die Beziehung realer »Abhängigkeit« (s. d.) setzen müssen, also jenes Geschehen, an welches das Auftreten eines zweiten »gebunden« erscheint, ohne welches dieses Auftreten unterbleibt. Das »Band« zwischen Ursache und Wirkung, das »Durcheinander« wird Dicht erfahren, sondern in die regelmäßige, ausnahmslose Coëxistenz »introjiciert« (s. d.), d.h.: daß wir überhaupt Ursachen setzen, postulieren, beruht auf der Gesetzmäßigkeit des Denkens, ist in diesem Sinne a priori (s. d.). was aber als Ursache anzusehen ist, das hängt von unseren Erfahrungen und von dem Fortschritte der geistigen Entwicklung ab. Während der Naturmensch geneigt ist, gleich auf die »transcendenten Factoren« (s. d.), nämlich die (von ihm anthropomorph gedeuteten) Willenskräfte der Dinge zurückzugehen, lernt die Wissenschaft immer mehr, von den »qualitates occaltue« (s. d.) abzusehen und Vorgang in der Außenwelt wieder mit Vorgang in der Außenwelt, psychisches wieder mit psychischem Geschehen causal zu verknüpfen. Nur darf sie nicht vergessen, daß: 1) die »Ursachen« der Wissenschaft nur die nächsten, wichtigsten, also Partial-Ursachen sind (Gesamtursache ist das All), 2) die Ursachen der Naturwissenschaft als solche nur secundäre, »occasionelle« (s. d.) Ursachen, Objectivationen (s. d.) der primären Ursachen, Kräfte, der »transcendenten Factoren« (s. d.) sind, nicht absolute Wesenheiten. Ferner sind Ursache und Bedingung (s. d.) zu unterscheiden. Das Verhältnis von Ursache und Wirkung ist die Causalität (s. d.. daselbst auch über den Ursprung des Begriffes der Ursache). – Man unterscheidet wirkende und Zweckursachen u.s.w. (s. Causa).

ARISTOTELES unterscheidet verschiedene Arten der »Ursachen«: Stoff, Form, Zweck (s. Princip): aition legetai hena men tropon ex hou gignetai ti enyparchontos, hoion ho chalkos tou andriantos kai ho argyros tês phialês kai ta toutôn genê. allon de to eidos kai to paradeigma, touto d' estin ho logos tou ti ên einai ... eti hothen hê archê tês metabolês hê prôtê ê tês êremêseôs ... eti to telos (Met. V 2, 1013 a 24 squ.. vgl. I 3, 983 a 26. VI 3, 1027 a 29). Nach den Stoikern ist Ursache das, wodurch etwas geschieht (aition esti di' ho gignetai ti, Stob. Ecl. I, 336, 338. aition estin, hou prattontos ginetai to apotelesma, Sext. Empir. adv. Math. IX, 228. aition d' ho Zênôn phêsin einai di' ho, hou de aition symbebêkos kai to men aition sôma, Stob. Ecl. I, 336). CHRYSIPPUS unterscheidet synektika, synaitia, synerga, »causae adiuvantes et proximae« und »causae perfectae et principales« (Sext. Empir. Pyrrh. hypot. III, 15. Cicer., De fato 41). BOËTHIUS definiert: »Causa est, quam de necessitate sequitur aliquid, scilicet causatum.«

Nach AVICENNA sind Ursache und Wirkung gleichzeitig (Met. 1494, VI, 1, 2). Die Definition des Boëthius wiederholt THOMAS (Sum. th. II, 75, 1 ob. 2). »Omnis causa vel est materia vel forma vel agens vel finis« (Contr. gent. III, 10). WILHELM VON OCCAM bestimmt: »Causae sunt quibus positis sequitur effectus.« – Nach SUAREZ ist Ursache »principium per se influens esse in aliud« (Met. disp. 12, sct. 2). Es gibt innere und äußere Ursachen. – MICRAELIUS bestimmt: »Causa est principium essendi incomplexum reale, unde esse alterius dependet.« »Causalitas est influxus causae, quo illa attingit suum effectum« (Lex. philos. p. 211). »Causa universalis« ist z.B. Gott, der Himmel. »Causa vera« ist die Ursache, »quae vere agit« (l. c. p. 212 f.).

Nach ZWINGLI sind alle Einzelursachen secundäre Ursachen. Gott ist die[581] wahrhafte Ursache des Geschehens. Nach DESCARTES muß (scholastisch) in der Ursache mindestens so viel Realität als in der Wirkung sein (Med. III, p. 18). Nach HOBBES ist Ursache kein Ding, sondern ein Zustand, Geschehen »accidens« »sine quo effectus non potest produci«. Sie ist »aggregatum omnium accidentium tum agentium quotquot sunt« (De corp. C. 9, 3. C. 10, 1). Nach den Occasionalisten (s. d.) ist Gott die eigentliche Ursache alles Geschehens. MALEBRANCHE erklärt, »cause véritable« sei »une cause entre laquelle et son effet l'esprit aperçoit une liaison nécessaire« (Rech. Il, 3). Nach GASSENDI ißt Ursache »id, quod in rei productione agens sive efficiens est« (Philos. Epic. synt. II, sct. I, 10). Nach SPINOZA ist Gott (s. d.), die »causa sui« (s. d.), die (immanente, freie) Ursache von allem (s. Causalität. vgl. De Deo I, 3). BAYLE erklärt: »La cause est ce par la force de quoi la chose est« (Syst. d. philos. p 82). – Nach LOCKE ist Ursache das, was eine einfache oder zusammengesetzte Vorstellung hervorbringt, das, »was macht, daß etwas anderes, sei es einfache Vorstellung, Substanz oder Eigenschaft, zu sein beginnt«. Wirkung ist, was seinen Anfang von etwas anderem hat (Ess. II, ch 26, § 1 f.). Nach BERKELEY ist die einzige tätige, active Ursache der Geist (Princ. CII). Die sinnlichen Objecte (s. d.) sind nur Gelegenheitsursachen (vgl. Causalität). Nach R. PRICE stammt der Begriff der Ursächlichkeit nicht aus der Erfahrung, sondern ist ein Denkprincip. »The necessity of a cause of whatever events arise an essential principal, a primary perception of the understanding« (Review of the principal quest. and difficult. in moral p. 33). – Ursache ist nach CHR. WOLF »principium, a quo existentia sive actualitas entis alterius ab ipso diversi dependet tum quatenus existit, tum quatenus tale existit« (Ontolog. § 881). Sie ist »ein Ding, welches den Grund von einem andern in sich enthält« (Vern. Ged. I, § 29). Wirkende Ursache ist jenes Ding, »welches durch sein Tun dem Möglichen zur Wirklichkeit verhilft« (l. c. § 120). BAUMGARTEN bestimmt: »Principium existentiae est causa, principiatum causae causatum« (Met. § 307). CRUSIUS unterscheidet »causae univocae« und »aequivocae« (Vernunftwahrh. § 62. vgl. Met. § 36 ff.). Nach FEDER ist Ursache »ein Ding, mit dessen Wirksamkeit der Erfolg verknüpfet ist«. Von den eigentlichen Ursachen sind zu unterscheiden die »unwirksamen Umstände, die nötigen Bedingungen« (Log. u. Met. S. 254 f.). Alle Ursachen führen schließlich auf eine letzte, eine »Grundursache« (l. c. S. 257). Es gibt mechanische (physische) und unmechanische (metaphysische) Ursachen (l. c. S. 259 ff.. vgl. H. S. REIMARUS, Vernunftlehre, § 81, 108, 276). – Nach HUME ist Ursache ein »Gegenstand, dem ein anderer folgt, so daß alle dem ersten ähnliche Gegenstände solche, die dem zweiten ähnlich sind, zur Folge haben..., so daß, wenn das erste Ding nicht gewesen wäre, das zweite niemals hätte entstehen können« oder ein Gegenstand, »dem ein anderer folgt und dessen Eintritt immer die Gedanken auf diesen führt« (Enquir. VII, 2). »Wir können sagen, Ursache heiße ein Gegenstand, der einem anderen voraufgeht und räumlich benachbart ist, wofern zugleich alle Gegenstände, die jenem ersten gleichen, in der gleichen Beziehung der Aufeinanderfolge und räumlichen Nachbarschaft zu den Gegenständen stehen, die diesem letzteren gleichen.« Oder: »Ursache ist ein Gegenstand, der einem andern voraufgeht, ihm räumlich benachbart und zugleich mit ihm so verbunden ist, daß die Vorstellung des einen Gegenstandes den Geist nötigt, die Vorstellung des andern zu vollziehen« (Treat. sct. 14, S. 229 f.). – Nach DUGALD STEWART hat Ursache eine phänomenale und eine metaphysische Bedeutung. »Wenn es[582] heißt, daß jede Veränderung in der Natur das Wirken einer Ursache anzeigt, so bezeichnet hierbei das Wort Ursache etwas, das als notwendig verknüpft mit der Veränderung gedacht wird. man kann dies die metaphysische Bedeutung des Wortes nennen.« »Wenn wir jedoch in der Naturwissenschaft von einem Dinge als der Ursache eines andern sprechen, so meinen wir nur, daß die beiden regelmäßig verbunden sind« (Philos. of the hum. mind I, 2). JAMES MILL erklärt: »A cause, and the power of a cause, are not two things, but two names for the same thing« (Anal. ch. 24).

Nach KANT bedeutet der Begriff der Ursache »eine besondere Art der Synthesis..., da auf etwas A was ganz verschiedenes B nach einer Regel gesetzt wird« (Krit. d. rein. Vern. S. 107). Er erfordert, »daß etwas A von der Art sei, daß ein anderes B notwendig und nach einer schlechthin allgemeinen Regel folge« (l. c. S. 108). Die Zeitfolge ist das empirische Kriterium der Ursache. Doch sind Ursache und Wirkung meist zugleich. »Der größte Teil der wirkenden Ursache in der Natur ist mit ihren Wirkungen zugleich, und die Zeitfolge der letzteren wird nur dadurch veranlaßt, daß die Ursache ihre ganze Wirkung nicht in einem Augenblicke verrichten kann. Aber in dem Augenblicke, da sie zuerst entsteht, ist sie mit der Causalität ihrer Ursache jederzeit zugleich, weil, wenn jene einen Augenblick vorher aufgehöret hätte zu sein, diese gar nicht entstanden wäre. Hier muß man wohl bemerken, daß es auf die Ordnung der Zeit, und nicht auf den Ablauf derselben angesehen sei: das Verhältnis bleibt, wenngleich keine Zeit verlaufen ist. Die Zeit zwischen der Causalität der Ursache und deren unmittelbarer Wirkung kann verschwindend (sie also zugleich) sein, aber daß Verhältnis der einen zur andern bleibt doch immer, der Zeit nach, bestimmbar. Wenn ich eine Kugel, die auf einem ausgestopften Rissen liegt und ein Grübchen darin drückt, als Ursache betrachte, so ist sie mit der Wirkung zugleich. Allein ich unterscheide doch beide durch das Zeitverhältnis der dynamischen Verknüpfung beider. Denn wenn ich die Kugel auf das Kissen lege, so folgt auf die vorige glatte Gestalt desselben das Grübchen. hat aber das Kissen (ich weiß nicht woher) ein Grübchen, so folgt daraus nicht eine bleierne Kugel.« »Demnach ist die Zeitfolge allerdings das einzige empirische Kriterium der Wirkung in Beziehung auf die Causalität der Ursache, die vorhergeht« (l. c. S. 190 f.. Prolegom. § 53. vgl. gegen die »causa sui«: Princip. prim. sct. II, 6).

Nach SAL. MAIMON ißt Ursache »ein Etwas von der Art, daß, wenn es gesetzt wird, etwas anderes gesetzt werden muß« (Vers. üb. d. Transcend. S. 37). Nach BOUTERWEK ist Ursache »dasjenige in der Wirklichkeit, ohne dessen Voraussetzung etwas anderes in bestimmten Verhältnissen nicht als wirklich gedacht werden kann« (Lehrb. d. philos. Wissensch. I, 115). Das Müssen, das Auseinander ist ein Ausspruch der Vernunft, es wird in die Erfahrung hineingelegt (l. c. S. 111 f.). Metaphysisch ist die Ursache eine Kraft (l. c. I, 116). »Indem wir, unmittelbar durch die Vernunft selbst genötigt, in unsern Gedanken den Grund dessen, was wir als wahr erkennen, in einer vernunftmäßigen Voraussetzung suchen, denken wir uns auch notwendig alle relative Wirklichkeit, die mehr als bloßer Gedanke: ist, gegründet in einer andern relativen Wirklichkeit« (ib.). G. E. SCHULZE betont, aus der bloßen Folge von Dingen gehe noch nicht die Notwendigkeit des Causalverhältnisses hervor. Die beobachtete Beständigkeit der Succession und Coëxistenz kann aber nicht Zufall sein, sondern »muß auf Gesetze, worunter die Dinge in der Natur in Ansehung ihrer [583] Folge aufeinander stehen, bezogen werden, und in diesen Gesetzen liegt der Grund der Notwendigkeit« (Üb. d. menschl. Erk. S. 71 ff.).

Nach J. G. FICHTE ist Ursache ein Tätiges. »Dasjenige, welchem Tätigkeit zugeschrieben wird und insofern nicht Leiden, heißt die Ursache (Ur-Realität, positive schlechthin gesetzte Realität...). Dasjenige, dem Leiden zugeschrieben wird und insofern nicht Tätigkeit, heißt das Bewirkte (der Effect, mithin eine von einer andern abhängende und keine Ur-Realität). Beides in Verbindung gebracht heißt eine Wirkung. Das Bewirkte sollte man nie Wirkung nennen« (Gr. d. g. Wiss. S. 64 f.). SCHELLING bemerkt: »Nach dem Gesetz der Ursache und Wirkung zu urteilen, ist uns... durch eine nicht bloß von unserem Wollen, sondern selbst von unseren, Denken unabhängige und diesem vorausgehende Notwendigkeit auferlegt« (WW. I 10, 78). HEGEL bestimmt: »Die Substanz ist Ursache, insofern sie gegen ihr Übergehen in die Accidentalität in sich reflectiert und so die ursprüngliche Sache ist, aber ebenso sehr die Reflexion in sich oder ihre bloße Möglichkeit aufhebt, sich als das Negative ihrer selbst setzt und so eine Wirkung hervorbringt, eine Wirklichkeit, die so nur eine gesetzte, aber durch den Proceß des Wirkens zugleich notwendige ist.« »Die Ursache hat als die ursprüngliche Sache die Bestimmung von absoluter Selbständigkeit und einem sich gegen die Wirkung erhaltenden Bestehen, aber sie ist in der Notwendigkeit, deren Identität jene Ursprünglichkeit selbst ausmacht, nur in die Wirkung übergegangen. Es ist kein Inhalt, insofern wieder von einen, bestimmten Inhalte die Rede sein kann, in der Wirkung, der nicht in der Ursache ist. – jene Identität ist der absolute Inhalt selbst. ebenso ist sie aber auch die Formbestimmung, die Ursprünglichkeit der Ursache wird in der Wirkung aufgehoben, in der sie sich zu einem Gesetztsein macht. Die Ursache ist aber damit nicht verschwunden, so daß da Wirkliche nur die Wirkung wäre. Denn dies Gesetztsein ist ebenso unmittelbar aufgehoben, es ist vielmehr die Reflexion der Ursache in sich selbst, ihre Ursprünglichkeit. in der Wirkung ist erst die Ursache wirklich und Ursache. Die Ursache ist daher an und für sich causa sui« (Encykl. § 153. vgl. K. ROSENKRANZ, Syst. d. Wissensch. S. 82 ff.).

Nach C. H. WEISSE ist Ursache der »Körper, als Grundlage oder Träger jener Kräfte, die in ihm nur im dialektischen Sinne aufgehoben, aber keineswegs ein für allemal verschwunden sind, als substantielles Moment des Übergangs von seinem Dasein zu anderem Dasein außer ihm, des Setzens von anderem Dasein, zu welchem der Grund, d.h. das Wesen oder die substantielle Einheit in ihm liegt«. Das Ding ist wahrhaft nur als Ursache wirklich (Grdz. d. Met. S. 435). CHR. KRAUSE bestimmt: »Sofern... der Grund das Begründete so bestimmt, daß dieses mit ihm übereinstimmet, insofern nennen wir auch den Grund Ursache« (Vorles. S. 119). »Das Universum, als das Urganze, ist zugleich die eine Ursache, und weil es nicht wiederum Teil eines andern Ganzen, so ist es nicht verursacht durch irgend etwas. Jedes Teilwesen aber in ihm ist insofern einzig verursacht oder bewirkt im Urwesen, es hat den ganzen, einzigen Grund seines Wesentlichen im Urwesen, sofern es Ganzes seiner Art ist, ist es selbst endliche Ursache seiner inneren Teile« (Urb. d. Menschh.3, S. 328). Alle Wechselwirkung hat im Urwesen statt (l. c. S. 329). Wie Krause unterscheidet AHRENS Ursache und Bedingung. »Durch eine Ursache wird etwas unmittelbar wirklich, durch eine Bedingung dagegen wird es möglich gemacht, daß etwas anderes durch eine innere oder äußere Ursache wirklich werde« (Naturrecht I, 270). U. RITTER betont: »Nicht das Ding, sondern seine [584] Tätigkeit bewirkt und ist Ursache, und ebenso wenig ist ein Ding Wirkung, sondern nur in seinen Tätigkeiten erfährt es die Wirkung« (Syst. d. Log. u. Met. II, 210). Ursache und Wirkung sind real gleichzeitig, im Denken jedoch succedierend (l. c. S. 214 f.). ROSMINI erklärt: »L'idea di una causa è l'idea di un ente che produce un' azione« (Nuovo sagg. § 621). Nach GALUPPI stammt der Ursach-Begriff aus der innern Erfahrung, so auch nach M. DE BIRAN (»L'idée de cause a son type primitif et unique dans le sentiment du moi, identifié avec celui de l'effort«, Oeuvr. inéd. I, 258), nach ROYER-COLLARD, auch nach V. COUSIN (Fragm. philos.2, 1833, p. 26). Nach BRANISS ist die Substanz in der »beharrlichen Bestimmung wesentlicher Wirksamkeit« Ursache (Syst. d. Met S. 281). Nach HERBART sind Ursache und Wirkung gleichzeitig (Allg. Met. I, S. 332). Jede Ursache ist selbst eine Veränderung, die wieder eine Ursache haben muß. Da wir nicht zur ersten Ursache kommen, so ist die ganze Reihe in Ruhe, es geht aus ihr keine Wirkung hervor (WW. IV, 165. Allg. Met. § 227. Lehrb. zur Einleit. § 104 ff.. vgl. HARTENSTEIN, Probl. S. 81 ff.. WAITZ, Lehrb. d. Psychol. S. 578). Den actuellen (s. d.) Ursach-Begriff hat SCHOPENHAUER. Nach ihm ist Ursache der »Zustand der Materie, der, indem er einen andern mit Notwendigkeit herbeiführt, selbst eine ebenso große Veränderung erleidet, wie die ist, welche er verursacht« (W. a. W. u. V. I. Bd., § 23). »Reiz« ist diejenige Ursache, die selbst keine ihrer Wirkung angemessene Gegenwirkung erleidet und deren Intensität nicht dem Grade nach parallel geht mit der Intensität der Wirkung (ib.). – W. ROSENKRANTZ bemerkt: »Nur dadurch, daß wir selbst Ursache und Wirkung sind, können wir wissen, daß es Ursachen und Wirkungen gibt.« »Die Verbindung von Ursache und Wirkung ist... eine Tatsache unseres Bewußtseins, und zwar die allererste und ursprünglichste. Sie liegt nämlich in der einfachen Form der reinen Selbstbestimmung oder der Hervorbringung des eigenen Seins und damit zugleich in jeder zweitern Bestimmungshandlung, in welcher sich die Form der ursprünglichen Selbstbestimmung wiederholt« (Wissensch. d. Wiss. II, 197 f.. vgl. S. 118 f.). Nach TEICHMÜLLER hat der Begriff der Ursache seine Quelle im Ich. Causalzusammenhang ist zunächst die »Ordnung unserer Functionen, wonach keine Bewegung erfolgt ohne Gefühl oder Willensact und kein Willensact ohne Vorstellung«. Diesen Zusammenhang übertragen wir »auf die Wesen, mit denen wir in Verkehr treten, und dann überhaupt auf die ganze Natur mit allen ihren Erscheinungen« (Neue Grundleg. S. 200).

Nach HELMHOLTZ ist Ursache »das hinter dem Wechsel ursprünglich Bleibende und Bestehende« (Vortr. u. Red. II, 241). FECHNER bestimmt: »Die den gesetzlichen Erfolgen vorausgehenden Umstände oder Verhältnisse bezeichnet man als ursächliche oder als Bedingungen der Erfolge, die Erfolge selbst als deren Wirkungen. man hypostasiert die gesetzliche Beziehung zwischen Ursache und Wirkung im Begriffe einer Kraft, vermöge deren die Ursache ihre Wirkung hervortreibt, und charakterisiert die Kraft qualitativ oder formal durch das Gesetz, welches angibt, welcherlei Folge aus den Umständen hervorgeht, auf die sich das Gesetz bezieht« (Tagesans. S. 190).

W. HAMILTON erklärt: »When we are aware of something which begins to be, we are, by the necessity of our intelligence, constrained to believe that it has a cause.« Das bedeutet, »that as we cannot conceive any new existence to commence, therefore, all that now is seen to arise under a new appearance had previously an existence under a prior form. We are utterly unable to realise in[585] thought the possibility of the complement of existence being either increased or diminished. We are unable... to conceive nothing becoming something, or... something becoming nothing« (Lect. II, 377). So auch HEYMANS (Ges. U. Elem. d. wiss. Denk. S. 376 ff.). Ursachen sind »gewisse Bestimmungen eines Wirklichen..., welche, so oft sie gegeben sind, unmittelbar und mit Notwendigkeit einen bestimmten neuen Zustand des Wirklichen herbeiführen. dergestalt aber, daß dieser neue Zustand aus jenen Bestimmungen logisch ableitbar und dem ursprünglichen Zustande äquivalent ist« (l. c. S. 349 f.). Ursache nennt man »die zu einer wahrgenommenen neuen Erscheinung hinzupostulierten, derselben vorhergehenden wirklichen Zustände und Processe, aus denen sich die der neuen Erscheinung zugrunde liegenden Zustände und Processe als ihre gleichmäßige Fortsetzung ergeben« (l. c. S. 380). – Nach MANSEL ist Ursache das, was die Kraft hat, die Wirkung hervorzubringen. Nach BRADLEY sind Ursache und Wirkung Glieder einer einheitlichen Totalität (Appear. and Real. ch. 4 ff.. vgl. BOSANQUET, Logic I, 6). HODGSON setzt an die Stelle von »Ursache« die »real condition« (vgl. Philos. of Reflect.. The Metaphys. of Experience 1898). – J. ST. MILL versteht unter Ursache die »Summe der positiven und negativen Bedingungen« (Log. I, 393). Nach A. BAIN ist die Ursache »the entire aggregate of conditions or circumstances requisite to the effect« (Log. II, p. 19). »Every event is uniformly preceeded by some other event« (l. c. I, 20). Nach LEWES ist Ursache »the condensed expression of the factors of any phenomenon« (Probl. II, 361). »The search for a cause... is a speculative instinct prompted by our needs and cherished by constant experience of events depending on other events« (l. c. p. 361). »Phenomena present themselves in experience as dependent on other phenomena which preceede and coëxist with them, – varying as these vary, being their function... We detach these dependencies and connections and call the abstractions causes« (l. c. p. 357). Nach R. SHUTE ist der Ursach-Begriff rein subjectiv. Wir betrachten je eine bestimmte Erscheinung als Zeichen des Eintritts einer andern Erscheinung (Discourse on truth, p. 41. vgl. p. 181). Nach L. F. WARD constituiert die »collision« »the only cause« (Pure Sociol. p. 136). – Nach WADDINGTON entspringt der Begriff der Ursache aus dem Selbstbewußtsein (Seele d. Mensch. S. 250). Nach RABIER ist die Kraftintention (»l'effort«) des Willens der Ursprung des Ursach-Begriffes (Psychol. p. 295 f.). Nach FOUILLÉE ist die »cause primitive« »le rapport de l'appétit à la motion« (Psychol. d. id.-forc. II, 153. vgl. p. 169 ff.).

Nach L. KNAPP besteht die zureichende Ursache einer Erscheinung »in der vollen wirklichen Gesamtheit der als unabtrennbar erkannten vorhergehenden Erscheinungen« (Syst. d. Rechtsphilos. S. 74). Nach P. VOLKMANN ist jede Ursache ein Complex von Ursachen (Erk. Grundz. d. Naturwiss. S. 158). Nach SCHUPPE ist Ursache »niemals eine einzige Erscheinung..., sondern immer eine Mehrzahl sehr verschiedenartiger positiver und negativer Bedingungen« (Log. S. 56). Die letzte hinzukommende Bedingung kann man als das Bewirkende bezeichnen (l. c. S. 61). Die Ursache ist nicht schon ein Ding, sondern kann auch als »Complex bloßer Wahrnehmungsinhalte« gedacht werden (l. c. S. 73). Nach SCHUBERT-SOLDERN besteht die Ursache aus einem »Complex von Daten (a b c d), die in den verschiedensten räumlichen und zeitlichen Beziehungen zueinander stehen können (resp. müssen) und an welche unmittelbar die Wirkung (e f g h) sich anschließt« (Gr. ein. Erk. S. 252). »Wo... nicht ein bestimmter Intensitätsgrad nötig ist, der sich in der Zeit entwickelt, da ist die Ursache[586] gleichzeitig mit der Wirkung, aber auch wo eine bestimmte Intensität erforderlich wird, ist die Ungleichheit nur scheinbar, denn die letzte Veranlassung ist doch immer jener bestimmte Intensitätsgrad und mit diesem zugleich ist die Wirkung gegeben« (l. c. S. 250). Die Wirkung kann mit der Ursache gleichzeitig sein oder sie kann ihr folgen, aber die Ursache muß stets mit der Wirkung gleichzeitig sein (l. c. S. 255).

Nach HAGEMANN ist Ursache »der Entstehungsgrund eines von ihr wirklich verschiedenen (substantiellen oder accidentiellen) Seins, d.h. einer Wirkung. Die Wirkung ist der Zeit oder wenigstens der Natur nach später als die Ursache« (Met.2, S. 39). »Bewirkende Ursache« ist »dasjenige Wesen, welches durch seine Wirksamkeit etwas hervorbringt oder eine Wirkung setzt« (l. c. S. 40). Sie ist: a. »unmittelbare oder mittelbare Ursache, je nachdem sie durch sich allein oder durch ein anderes die Wirkung hervorbringt. Dieses andere heißt dann werkzeugliche Ursache (causa instrumentalis)«. b. »notwendige und freie Ursache. Jene setzt, sobald die erforderlichen Bedingungen zur Tätigkeit vorhanden sind, die Wirkung mit Notwendigkeit. diese bestimmt sich selbst nach vorhergehender Wahl zur Tätigkeit«. c. »adäquate und inadäquate Ursache. Jene ist für sich allein vollgenügender Grund der Wirkung. diese kann nicht aus sich allein, sondern nur unter Mitwirkung anderer Ursachen die Wirkung setzen«. d. »erste und zweite Ursache, je nachdem sie in ihrer Wirksamkeit von einer höheren Ursache unabhängig oder davon abhängig ist«. e. »singuläre und universelle Ursache. Jene kann nur eine bestimmte Wirkung oder eine bestimmte Art von Wirkungen setzen. Diese vermag verschiedenartige Wirkungen hervorzubringen«. f. »übergeordnete und untergeordnete Ursachen. Jene wirken neben und unabhängig voneinander. diese wirken nacheinander und abhängig voneinander. Nach der Stufenfolge der Abhängigkeit lassen sich eine nächste, eine (oder mehrere) mittlere und eine letzte Ursache unterscheiden« (l. c. S. 40 f.). Formelle Ursache oder Form ist »dasjenige, was der Wirkung ihre Bestimmtheit gibt«. Die Form ist dem Dinge Grund seiner Wirklichkeit (actus primus) und daher auch seiner Wirksamkeit (actus secundus) (l. c. S. 42). Ähnlich andere neoscholastische (s. d.) Philosophen.

Nach HARMS ist die Causalität der Dinge »allein enthalten in ihren immanenten und bleibenden Kräften, welche alle Veränderungen und alles Geschehen bedingen. Alle Veränderungen der Dinge, alles werden und Geschehen ist Wirkung und niemals Ursache« (Psychol. S. 72). Nach R. SEYDEL ist Ursache eine »nötigende Bedingung«. Das Wirken kann nur im Innern der Wesen vorgehen (Religionsphilos. S. 100). Nach E. V. HARTMANN setzt sich die Ursache aus constanten und veränderlichen Bedingungen zusammen, »Zu den ersteren gehören die bei dem Vorgange mitwirkenden Individuen vom Absoluten herunter bis zu den Uratomen, zu den letzteren die von ihnen bei dem Vorgange entfalteten Tätigkeiten.« »Wenn ein Individuum durch sein Dasein die constante und durch seine Tätigkeit die variable Bedingung einer Wirklichkeit liefert, so heißt es im eminenten Sinne Ursache« (Kategorienlehre, S. 377 ff.). Zureichende Ursache ist der vollständige Bedingungscomplex (l. c. S. 380). »Was wir für Erkenntnis der Ursachen in der objectiv realen Sphäre halten, ist also eigentlich nur Erkenntnis derjenigen Bedingungen, die in quantitativ hervorragenden Maße auf den Ausfall der Wirkungen von Einfluß sind. Wir erkennen nicht den vollen und ganzen Strom der Causalität, sondern die Sonderströmungen und Wirbel in diesem Gesamtstrom« (ib.). Auch die Nebenwirkungen entziehen[587] sich der Berechnung (l. c. S. 381). »Vollständige Ursache in jedem Augenblick ist der in ihm gegebene Weltzustand mit allen seinen Einzelheiten als universeller Complex. aller Bedingungen« (l. c. S. 382). Nach LIPPS ist Ursache »der genügende, also widerspruchslos nötigende und zugleich notwendige« Grund (Gr. d. Seelenleb. S. 431), »dasjenige, das als bereits in der objectiven Wirklichkeit gegebene gedacht werden muß, wenn ein anderes, die Wirkung, als objectiv wirklich soll gedacht werden können« (Gr. d. Log. S. 84), »der Grund, mit dem die Folge zugleich gegeben und aufgehoben ist« (Zeitschr. f. Psychol. I, 261. Zur Psychol. d. Causal.). VOLKELT erklärt: »Derjenige Factor, an dessen Vorhandensein unabänderlich das Eintreten oder Bestehen eines andern geknüpft ist, heißt die Ursache« (Erfahr. u. Denk. S. 226). – Nach RIEHL bilden Ursache und Wirkung in Wirklichkeit einen einzigen Vorgang. Die Wirkung ist nichts als die »Gesamtheit ihrer ursächlichen Momente« (Philos. Krit. II 2, 239). Ursache und Wirkung müssen coexistieren. »B entsteht auf Kosten von A. A hat in dieser Form erst dann aufgehört zu existieren, sobald B vollständig an seine Stelle getreten ist« (l. c. S. 268). UPHUES bemerkt: »Auf Zusammengehörigkeiten der Teile zusammengesetzter Vorgänge... kommt das zurück, was wir hervorbringende Ursache nennen« (Psychol. d. Erk. I, 75). Nach NIETZSCHE gibt es keine Zweiheit von Ursache und Wirkung. das sind nur von uns isolierte und selbständig fixierte Teile des Geschehens (WW. V, 109). M. KAUFFMANN bestimmt: »Bin Object kann an zwei Stellen in der Zeit begrenzt sein, da es einen Beginn und ein Ende in ihr haben kann. Diejenigen Objecte, welche andere Objecte auf der Seite des Anfanges begrenzen, heißen Ursachen. diejenigen, welche sie auf der Seite des Aufhörens begrenzen, heißen Wirkungen« (Fundam. d. Erk. S. 19) Nach HÖFFDING sind uns die Dinge stets als »Glieder eines Zusammenhanges gegeben«. Die Wirkung ist die continuierliche Fortsetzung einer Veränderung. Wir suchen »das Geschehende als einen continuierlichen Proceß aufzufassen, dessen erstes und letztes Glied wir Ursache und Wirkung nennen«. Der Causalbegriff ist der Ausdruck für das Suchen nach Zusammenhang, in welchem das Bewußtsein sich stets gleich bleiben kann (Psychol.2 S. 288 ff.). L. DILLES betont, »daß in der wahren Ordnung der Dinge Ursache und Wirkung als voneinander getrennte nicht vorkommen«. Das Wirken (s. d.) der Dinge ist »nur ein essentielles« (Weg zur Met. I, 261). Die »continuierliche Fortsetzung« ist es allein, welche uns zwei Erscheinungen als causal verknüpft erscheinen läßt (l. c. S. 263). »Gleiche Umstände wie früher, gleiche Erfolge wie früher« – das Causalgesetz ist ein »intuitiver Schluß«, weil der Verstand unmittelbar es erfaßt, »daß das Wirken der Berührungssphären nicht ein von ihrem Wesen Verschiedenes sein kann, sondern mit ihm eins ist« (l. c. S. 268). – Nach R. WAHLE ist Ursache »dasjenige, ohne welches der Eintritt einer gewissen Erscheinung nicht gefolgt wäre« (Das Ganze der Philos. S. 99). B. ERDMANN erklärt: »Ursachen sind Vorgänge, sofern mit ihrer Wirklichkeit die Wirklichkeit anderer erfahrungsmäßig in der Weise verbunden ist, daß, wenn sie eintreten, auch jene eintreten« (Log. I, 580). Nach SIGWART sind die eigentlichen Ursachen »die Dinge mit ihren Eigenschaften oder Kräften« (Klein. Schrift. II2, 37), die kraftbegabten Substanzen. die wechselnden Verhältnisse sind Bedingungen (Log. II2, 179). im weiteren Sinne ist Ursache die »Gesamtheit der Bedingungen« (l. c. S. 134). Nach WUNDT ist Ursache nur »diejenige Bedingung, welche über Beschaffenheit und Größe der Wirkung Rechenschaft gibt«. Ursache und Wirkung sind nicht Dinge sondern Vorgänge. Ursache[588] ißt jenes Geschehen, welches in »unabänderlicher Weise mit der Wirkung verknüpft ist. Da die Ursache stets ein Geschehen ist, also in der Zeit verläuft, so läßt sich ein anschauliches Bild des Causalnexus nur gewinnen, wenn wir Ursache und Wirkung als succedierende Ereignisse denkend betrachten, wenngleich empirisch nicht jede Causalverbindung in der Form der Succession gegeben ist« (Log. I2, 597 ff., 603 ff.. Syst. d. Philos.2, S. 290 f.. Philos. Stud. X, 4). – Nach O. SCHNEIDER ist Ursache »dasjenige Ding mit Eigenschaften, das jederzeit und überall da ist, oder derjenige Zustand eines Dinges mit Eigenschaften, der jederzeit und überall da ist, wenn entweder ein anderes Ding mit seinen Eigenschaften oder auch dasselbe Ding in einem andern Zustande dasein soll« (Transcendentalpsychol. S. 190). »Verursachen heißt die Veränderung des Sachverhaltes herbeiführen« (l. c. S. 193 ff.). Nach FR. SCHULTZE ist »ein psychophysischer Zwang in uns, der uns nicht erlaubt, irgend etwas acausal vorzustellen« (Philos. d. Naturwiss. II, 239). Die Causalität ist die Grundkategorie des Denkens. Sie hat empirische Gültigkeit (l. c. S. 239 ff., 248 ff., 267), setzt aber ein Ding an sich als Grenze (l. c. S. 368 ff.). Empirisch haben wir es nur mit secundären Ursachen zu tun. die primären liegen im Gebiete der Metaphysik (l. c. S. 356 f.). P. NATORP erklärt: »Causalität ist es überhaupt, welche den Begriff der Physis schafft, welche den Gegenstand der Naturwissenschaft erst constituiert. wer das annimmt, wird nicht einräumen können, daß es andere als physische Ursachen gebe« (Socialpäd. S. 17) »Ursachgesetze sind Zeitgesetze des Geschehens« (l. c. S. 18), nicht so die logischen Gesetze (ib.). – Nach A. MEINONG setzt die Ursache die Notwendigkeit des Anfangs des Wirkens. damit ist die Regelmäßigkeit schon gegeben (Hume-Stud. II, 124). Ursache ist »ein mehr oder weniger großer Complex von Tatsachen, welche auch nicht den kleinsten Teil einer Zeit zusammen bestehen können, ohne daß die Wirkung zu existieren anfängt« (l. c. S. 128). »Causalität ist... eine Vereinigung bestimmter Vergleichungs- und Verträglichkeitsfälle« (ib.). sie geht auf die Dinge selbst (l. c. S. 129 f.). A. DORNER betont, das Causalgesetz sei »nicht bloß eine subjective Betrachtung des Zusammenhangs von Eindrücken«, sondern besage, daß »reale Tätigkeiten, Actionen ausgeübt werden« (Gr. d. Relig. S. IX). Das causale Wesen müssen wir als real denken, sonst ist es eben nicht causal (l. c. S. 21).

Der Positivismus (s. d.) COMTES ist gegen die Rückbeziehung der Vorgänge auf transcendente Ursachen (s. Causalität). Nach KIRCHHOFF soll die Mechanik nur angeben, »welches die Erscheinungen sind, die stattfinden«, aber nicht ihre Ursachen ermitteln (Vorles. üb. Mechan. Vorr.). »Kräfte« sind nur ein Mittel, um die Ausdrucksweise zu vereinfachen (ib.). Nach TAIT sind die Causalprincipien »widersinnige aprioristische Principien« (Vorles. üb. einige neuere Forsch. d. Phys. 1877, S. 47). R. AVENARIUS, PETZOLDT, E. MACH u. a wollen den Begriff der Ursächlichkeit durch den der Function (s. d.), der Abhängigkeit (s. d.) ersetzen (s. Causalität). E. MACH behauptet, der Ursach-Begriff habe einen »fetischistischen« Zug (Die Mechan. S. 455. Populärwiss. Vorles. S. 269). Nach OSTWALD ist die Causalität das praktische Ergebnis unserer Bemühungen, für die Beurteilung der Zukunft Erfahrungen zu sammeln und begrifflich zu ordnen (Vorles. üb. Naturphilos.2, S. 296). Ursache für ein physisches Geschehen ist immer eine Energie (ib.). Vgl. H. CORNELIUS, Psychol. S. 355 ff.. H. GRÜNBAUM, Zur Kritik d. modern. Causalanschauungen, Arch. f. system. Philos., 1899, S. 392 ff. – Vgl. Causa, Causalität, Princip, [589] Wirken, Veränderung, Kraft, Tätigkeit, Wechselwirkung, Parallelismus, Kategorien, Zweck.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Wörterbuch der philosophischen Begriffe, Band 2. Berlin 1904, S. 580-590.
Lizenz:
Faksimiles:
580 | 581 | 582 | 583 | 584 | 585 | 586 | 587 | 588 | 589 | 590
Kategorien:

Buchempfehlung

Meyer, Conrad Ferdinand

Gustav Adolfs Page

Gustav Adolfs Page

Im Dreißigjährigen Krieg bejubeln die deutschen Protestanten den Schwedenkönig Gustav Adolf. Leubelfing schwärmt geradezu für ihn und schafft es endlich, als Page in seine persönlichen Dienste zu treten. Was niemand ahnt: sie ist ein Mädchen.

42 Seiten, 3.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Romantische Geschichten II. Zehn Erzählungen

Romantische Geschichten II. Zehn Erzählungen

Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Michael Holzinger hat für den zweiten Band eine weitere Sammlung von zehn romantischen Meistererzählungen zusammengestellt.

428 Seiten, 16.80 Euro

Ansehen bei Amazon