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Westminster

[426] Westminster. Die Bauwerke einer Nation sind die Repräsentanten ihrer Kulturgeschichte, oft nur an ihnen allein studiren[426] wir die Größe oder Hinfälligkeit längst vermoderter Geschlechter, denn lauter als das Wort spricht die That. Jener Theil von London, wo das stolze England seine Gesetze empfängt, wo die Regierung ihr Löwenpanier entfaltet, wo der reiche Adel der drei vereinigten Königreiche sein sibaritisches Hoflager hält, wo die großen, geräumigen, aber weniger belebten Straßen sich ausdehnen, und die strengen Formen und mittelalterlichen Wappen das wirre Treiben des merkantilischen Verkehrs ausschließen, das ist Westminster, streng geschieden von der andern Stadt durch sein berühmtes Thor, Temple Bar. Dieser Theil Londons, so reich an historischen Erinnerungen. besitzt auch die alte berühmte Westminster-Abtei, deren Ursprung sich in die graue Vorzeit verliert, die früher zu einem Kloster gehörte, deren Kirche König Eduard 1065 neu baute, wo die Könige Krone und Scepter empfangen und mit den Heroen der Nation ein gemeinschaftliches Grab finden. Diese Kirche, ein schöner Ueberrest gothischer Baukunst, ist in seinem Innern durch die zahlreichen Denkmäler, welche der Staat hier Fürsten, Künstlern, Dichtern und Feldherren errichtete, und die zum großen Theil auch hier begraben liegen, ein wahrhafter Kirchhof alles Großen, was England seit Jahrhunderten geboren. Die Westminster-Hall, ein Palast, von Eduard dem Bekenner erbaut, wo Karl I. zum Tode verurtheilt wurde, wo das Parlament seine Sitzungen hielt und die Gerichtshöfe das Schwert der Themis handhabten, brannte zum großen Theil 1836 ab, und das an dessen Stelle, jetzt noch im Bau begriffene, bestimmte neue Gebäude verspricht an Umfang und Pracht eins der schönsten öffentlichen Gebäude Europa's zu werden.

5.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 10. [o.O.] 1838, S. 426-427.
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