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Pflanzen

[189] Pflanzen, alle Gewächse von der niedrigsten Gattung, den Pilzen, Schwämmen und Algen bis zum höchsten, vollkommensten Baum, mit einem Worte die ganze vegetabilische Welt. Die Wissenschaft aber, die sich mit demselben beschäftigt, nennen wir Botanik (s. d.). Keine gelehrte Definition der Pfl., sondern nur eine kurze Beschreibung ihrer hauptsächlichsten Bestandtheile, sei hier gegeben. Wie alle organisirten Körper bestehen die Pfl. aus festen und flüssigen Theilen. Zu jenen rechnet man das Zellgewebe, die verschiedenen Gefäße, die Fibern und das Mark; zu diesen die im Pflanzenkörper befindlichen Flüssigkeiten und die Luft. Zwischen den Pflanzen und den Thieren findet unverkennbar eine große Aehnlichkeit Statt. Viele Kräfte, z. B. zusammenziehende Kraft, Reizbarkeit, Bildungskraft, Reproduktionskraft etc., haben sie, obgleich im geringern Grade, mit den Thieren gemein, und man ist noch zweifelhaft, ob ihnen nicht ebenfalls eine gewisse Empfindung zuzuschreiben sei; wenigstens verrathen mehrere Pfl. einen so hohen Grad von Reizbarkeit, daß man fast auf Nerven schließen möchte. Wärme ist ein Haupterforderniß für Bewegung der Säfte, [189] Wachsthum und Gedeihen der Pflanzen, weßhalb im Winter, wenn auch kein völliger Stillstand, doch eine Hemmung eintritt. Dagegen schwächt zu große Hitze die Reizbarkeit, wie daraus zu ersehen, daß die Bäume sich nach einem heißen Sommer weit eher entlauben, als nach gemäßigter Temperatur. Mit der Reizbarkeit der Pfl. hängt auch ihr Schlaf und besonders ihr Drehen nach dem Lichte zusammen. Ersterer erfolgt, wenn sie anhaltend durch ein starkes Reizmittel in Thätigkeit gesetzt werden. Die Kronen der Blumen sind anscheinend dem Schlaf am Meisten unterworfen, und schließen sich förmlich am Abend; doch auch an den Blättern bemerkt man eine Art Schlaf, ein Zusammenlegen der Blättchen auf der Oberfläche, z. B. an den Kleegattungen, an der Akazie und einigen Andern. Mehrere Pfl. schlafen auch am Tage und blühen des Nachts, wie die nächtliche Mittagsblume. Das Drehen und Wenden der Pflanzen nach dem Lichte ist ebenfalls Folge ihrer Reizbarkeit, und man bemerkt diese Neigung besonders bei Blumen im Zimmer und am Fenster ganz deutlich. Das Athmen der Pflanzen ist eine zweite Aehnlichkeit mit den Thieren. Es besteht in einem Einsaugen und Aushauchen, welches besonders an den Blättern deutlich wahrzunehmen ist. Ueber den Stoff desselben sind die Gelehrten noch nicht ganz einig. Manche behaupten, daß die Pfl. eben so gut wie die Thiere den Grundstoff der Lebenslust (Sauerstoff) einathmen und Kohlensäure von sich geben. Dem widersprechen jedoch Andere, indem sie beweisen, daß die Pfl. nicht allein luftförmige Stoffe aushauchen, sondern daß aus ihnen auch Feuchtigkeiten in Dünsten aufsteigen, deren Masse im Ganzen sehr beträchtlich ist. – Geruch, Geschmack und Farbe der Pfl. sind bekannte Eigenschaften, die hauptsächlich ihre Verschiedenheit anzeigen. Um zu wachsen und sich zu ernähren bedürfen die Pfl. Licht, Wärme und Feuchtigkeit. Die Mündung der einsaugenden Gefäße werden von den sie umgebenden Flüssigleiten gereizt; die Pflanzen nehmen hiervon mehr oder weniger zu sich. So lange die nährenden[190] Stoffe die durch die Wirksamkeit der Lebenskraft abgenutzten Theile wieder ersetzen, werden die Pfl. bloß ernährt. Treten aber die nährenden Theile in größerer Menge hinzu, so nehmen die Fibern in der Lange und Dicke zu, d. h. die Pfl. wachsen. – Fortpflanzung und Befruchtung der Gewächse sind an ihrem Orte weitläuftig behandelt. Alle Pfl. sind bestimmten Krankheiten unterworfen, deren es eine große Anzahl gibt: sie entstehen theils aus äußeren Umständen, theils aus vermehrter und verminderter Lebenskraft.

L. M.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 8. [o.O.] 1837, S. 189-191.
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