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Arauko's (Geographie)

[268] Arauko's (Geographie), eine wilde freie Nation, im Südwesten von Südamerika. Sie leben etwa eine halbe Million Menschen stark[268] in den Gebirgen von Chile auf 4000 Quadrat Meilen zerstreut. Voll von einer romantischen Tapferkeit, durchdrungen vom tiefsten Haß gegen die Spanier, welcher sich durch Tradition fortgepflanzt hat, haben sie sich stets in einer unantastbaren Unabhängigkeit erhalten; das Gedicht von Ercilla: Araucana läßt zwar ihrem Muth alle mögliche Gerechtigkeit widerfahren, macht jedoch die Spanier endlich – ganz gegen die Wahrheit – zu Siegern, während das Volk nie unterjocht worden ist. Groß, schlank, schön gewachsen sind die Männer; Ausdruck ist in jeder Miene, jeder Bewegung. Treue und Ehrlichkeit thront in ihrem Gemüth, etwas, das sie nur kürzlich wieder, durch ihre Neutralität in den Kämpfen zwischen Spaniern und Republikanern bewiesen haben, obgleich beide Parteien ihnen feind sind. Es herrscht bei ihnen Vielweiberei, und doch viel Anstand und Sitte. Die Frauen führen gemeinschaftlich den Haushalt, und man weiß nichts von Zank und Eifersucht unter ihnen. Ihr heitres Land, gesegnet von der gütigen Natur, bringt unter demselben Grad der Breite, Palmen, Pisangs, Reis, Roggen und Weizen hervor, indem die Höhe der Berge das Klima verändert und mildert. Der Boden ist äußerst fruchtbar, von Flüssen und Bächen in großer Zahl durchströmt, die Gebirge liefern ihnen die edelsten Metalle; doch bedürfen die glücklichen Menschen nicht des Goldes und des Silbers; des Weibes Schmuck ist Freundlichkeit und Liebe, des Mannes Zier ist seine Kraft und seine Waffe. Dürsten Europäer sich bei ihnen niederlassen, so wäre ihr Land der schönste Erdstrich, den Auswanderungslust sich zum Ziele wählen könnte. Das Volk hat einen Grad von Civilisation erreicht, der in Erstaunen setzt. Ein eigenes Gesetzbuch entscheidet für alle Fälle, welche unter den klugen, gastfreien, treuen Menschen vorkommen; die Ulmena (Richter) verwalten die Justiz. Die Religion ist eine einfache Naturanbetung, ein höchstes Wesen, und wohlthätige Geister, welche die Natur beleben, sind anerkannt. Sie glauben an eine Unsterblichkeit der Seele, und geben daher dem Todten die[269] Utensilien, welche er im Leben brauchte, mit in's Grab. Das Land, welches sie bewohnen, ist zu ausgedehnt, als daß es unter einem Könige stehen könnte; sie haben sich daher in verschiedene Stämme getheilt, welche von dem höchsten Adel beherrscht werden. Seine Provinzen (Butal mapus) werden von vier Oberhäuptern regiert. Jedes derselben (Toqui) wählt seinen Nachfolger und dieser den seinigen. Doch muß der Gewählte die allgemeinste Hochachtung und Verehrung des Volkes besitzen, sonst ist die Wahl ungiltig. Da diese Menschen nichts von Intriguen und Spitzbübereien wissen, ja so auffallend reich und ausgebildet ihre wohlklingende poetische Sprache ist, nicht einmal Worte dafür haben, so ist die Bedingung untrüglich. Jede Provinz besteht aus fünf Kreisen (Ailla Regues) und jeder Kreis aus 9 Amteien (Regues). Da jeder Vorstand seinen Nachfolger wählt, darf er auch seinen Sohn wählen; ist dieser jedoch nicht ein großer Krieger, ein in den Gesetzen und den Staatsangelegenheiten erfahrner Mann, so wird sogleich erklärt, daß die Wahl ungiltig sei und zu einer anderen geschritten. Die Reiterei dieses Volkes ist vortrefflich, im Kampfe ist dasselbe unbesiegbar.

V.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 1. Leipzig 1834, S. 268-270.
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