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Hafer

[307] Hafer (lat. avena) ist eine sehr nützliche Getreideart, welche Rispen und längliche zugespitzte Körner trägt und vor den andern Getreidearten sich besonders dadurch auszeichnet, daß sie auch noch in geringem und wenig bearbeitetem Boden und in den verschiedensten Klimaten gut fortkommt. Er wird in der Regel nur als Sommerfrucht (s. Getreide) gebaut. Man braucht den Hafer vorzüglich zum Viehfutter, sowol das Stroh als die Körner; namentlich geben die letztern ausgezeichnetes Pferdefutter. Auch bereitet man aus dem Samen die Hafergrütze und in getreidearmen, besonders in Gebirgsgegenden, nimmt man ihn auch zum Brot und zum Bier. Es gibt viele Arten des Hafers. Der gewöhnliche glatte weiße oder gemeine Hafer kommt am leichtesten fort und wird am häufigsten angebaut. Größer und stärker in Blättern und Körnern ist der schwere engl. Hafer, besonders für Gebirgsgegenden geeignet der weiße frühzeitige Augusthafer, für Niederungen dagegen der glatte schwarze Hafer, dessen mehlreiche Körner ein treffliches Pferdefutter geben und von schwarzbrauner Farbe sind. Der nackte Hafer auch tatarischer [307] Grütz, Sand- oder Spinnhafer genannt, wird schnell reif und kommt ziemlich leicht fort, gibt aber nicht bedeutenden Ertrag. Seine nackten Körner (ohne Grannen) eignen sich am besten zur Bereitung von Grütze. Fahnenartige gedrängte Rispen bildet der Fahnen-, Säbel-, Kamm-, oder Tannenhafer, auch oriental., türk. u.s.w. Hafer genannt. Er zeichnet sich durch reichlichen Ertrag aus und wird vorzüglich in Ungarn gebaut, verlangt aber einen guten Boden. Eine auch wild wachsende Abart des gemeinen Hafers ist der Sand-, Rauh-, Pur-, Grau- oder gestreifte Barthafer mit starkgegrannten, dickschaligen, schwärzlichen Körnern, welcher leicht auch unter den ungünstigsten Bedingungen für den Getreidebau fortkommt, aber schlecht ist. Außer den genannten gibt es noch viele andere mehr oder weniger gute Haferarten. Zu ihnen kommen noch eine gleichfalls große Anzahl wild wachsender Haferarten. Ein lästiges Unkraut ist der Wild- oder Flughafer, nützlicher und einen sehr nahrhaften Bestandtheil des Heus ausmachend der Goldhafer.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 307-308.
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