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Esche

Esche

[693] Esche (die gemeine) ist ein in Deutschland und fast ganz Europa heimischer, sommergrüner Baum, gedeiht besonders in feuchtem Boden, bildet einen schönen Stamm und erreicht unter günstigen Umständen eine beträchtliche Höhe und einen ansehnlichen Umfang.

Sie treibt viele Wurzeln, hat eine glatte, graue Rinde und gefiederte Blätter, d.h. es sitzen 4–6 Paar Blätter an einem Stiele, [693] dessen Spitze ebenfalls ein Blatt bildet. Vor dem Laube erscheinen zu Ende April die braunrothen Blüten und der platte, mit einer flügelähnlichen Hülle umgebene Samen reist im Oct. Die Esche verträgt ein ziemlich rauhes Klima, wird weit über 100 Jahre alt und hat ein schön geflammtes und gewässertes, sehr festes Holz, welches vorzugsweise zu Stellmacher- und Tischlerarbeiten und von Löffelschnitzern verarbeitet, mitunter auch zum Bauen benutzt wird, als [694] Feuerung aber dem Buchenholze fast vorzuziehen ist. Das Laub dieses Baumes wird frisch und getrocknet vom Wilde, von Ziegen, Schafen und Rindvieh gern gefressen. In Lustgehölzen und Parks werden die Hängeeschen mit zeltartig herabhängenden Zweigen und mehre amerik. Arten häufig angepflanzt. Merkwürdig ist ferner die nebenstehend abgebildete Mannaesche, die im Morgenlande heimisch ist, gegen 30 F. hoch wird, in der Gegend des Sinai noch jetzt vorkommt, und von deren höchsten Zweigen aus mit bloßen Augen kaum sichtbaren Verletzungen durch ein Insekt, der dunkelbraune, syrupähnliche, Manna genannte Saft, besonders nach Regenwetter reichlich herabtropft, von den Bewohnern jener Gegend aufgefangen und wie Honig genossen wird und wahrscheinlich dasselbe Manna ist, welches die Israeliten auf ihrer Wanderung durch die arab. Wüste genossen. In Kleinasien, Ägypten, Griechenland und Italien wächst auch die rundblätterige Esche, die ebenfalls Manna liefert, dessen Einsammlung für die Bewohner von Unteritalien und Sicilien sonst ein Haupterwerbszweig war, wo dieser jetzt durch andere Mittel verdrängte Artikel noch allgemein arzneilich benutzt wurde. Von Mitte Aug. fängt man dort an, in die Bäume von unten auf täglich je zwei Zoll übereinander Einschnitte zu machen und den ausfließenden Saft mittels eines daran gelegten Blattes in untergestellte Gefäße zu leiten. Er wird dann eingetrocknet und wenn er ganz hart ist, in Körbe gepackt in den Handel gebracht.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 693-695.
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