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Erbrechen

[679] Erbrechen und nach dem Lateinischen Vomiren, wird die Entleerung fester oder flüssiger Stoffe aus dem obern Theil des Nahrungs- oder Verdauungskanals (s. Darm) durch den Mund genannt. Aufstoßen, Übelkeiten, Ekel, Beängstigung pflegen demselben vorherzugehen und kalter Schweiß im Gesicht, Druck in der Herzgrube, Würgen, Schauder und ähnliche Erscheinungen das Erbrechen selbst zu begleiten, nach welchem oft sogleich Erleichterung für den Kranken erfolgt, wenn die Ursache des Übelbefindens dadurch entfernt wurde. Dies ist z.B. meist der Fall, wenn bei übrigens gesunden Menschen in Folge von Überfüllung des Magens, Beengung desselben durch zu fest anschließende Kleidung, nach ekelhaften Anblicken oder Vorstellungen, nach Gemüthsbewegungen Erbrechen ohne besorgliche Nebenerscheinungen eintritt, wo es als wohlthätige Naturhülfe anzusehen und mitunter selbst zu befördern ist. Nach dem übermäßigen Genuß geistiger Getränke eintretendes Erbrechen läßt man fortdauern, so lange das Ausgeleerte den Spiritusgeruch hat, nachher aber thut schwarzer Kaffee gute Dienste; das vom Fahren auf dem Wasser oder im Wagen und von Magenschwäche veranlaßte Ekelgefühl und Erbrechen weicht [679] oft einem Glase Bischof, span. Wein oder Rum oder dem Auflegen eines damit befeuchteten Läppchens oder Löschpapiers auf die Herzgrube. Oft ist aber das Erbrechen ein Zeichen von Krankheiten des Magens und der Gedärme, von eingeklemmten Brüchen, Hypochondrie, Nervenübeln, von der Gegenwart von Würmern oder dem Genusse von Giften, von Verwundungen und sehr tief liegenden Krankheiten, und es erfodert daher unter allen nicht ganz gewöhnlichen Umständen den Beistand des Arztes, indem der Gebrauch von Hausmitteln und sogenannten herzstärkenden Arzneien dann oft im höchsten Grade nachtheilige Folgen haben kann. Die größte Mäßigkeit oder gänzliches Fasten für einige Zeit ist das Einzige, was ohne Arzt in solchen Fällen gethan werden kann. Das Erbrechen der Säufer und Schlemmer, welches sich alle Morgen einstellt, ist unheilbar, wenn sie nicht dem Trunke entsagen. Das Erbrechen der Säuglinge ist nur dann bedenklich, wenn sie dabei abmagern; oft ist die untaugliche Beschaffenheit der stillenden Person (s. Ammen) die Veranlassung, und dann muß diese gewechselt oder das Kind entwöhnt werden.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 679-680.
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