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Boerhaave

[277] Boerhaave (Herm.), einer der ausgezeichnetsten Ärzte des 18. Jahrh., geb. 1668 zu Voorhut bei Leyden, wo sein Vater Prediger war und ihm den ersten Unterricht ertheilte. Ein bösartiges Geschwür an der Hüfte, das sieben Jahre aller ärztlichen Kunst trotzte, soll schon frühzeitig seine Aufmerksamkeit der Heilkunst zugewendet haben. Er bezog indessen die Universität, um Theologie zu studiren und gab im 20. Jahre einen Beweis seiner Gelahrtheit und Beredtsamkeit durch eine öffentliche Rede zur Widerlegung der Lehre Spinoza's (s.d.), wofür ihn die Stadt Leyden mit einer goldenen Denkmünze belohnte. Erst nachdem B. die theologischen Studien zurückgelegt hatte, wendete er sich im 22. Jahre zur Medicin und studirte diese Wissenschaft fast ohne alle fremde Anleitung. Mit gleichem Eifer betrieb er Botanik und Chemie, wurde 1693 Doctor der Medicin und hielt endlich, da man seine Rechtgläubigkeit als Theolog in Zweifel zu ziehen anfing, seit 1701 zu Leyden medicinische Vorlesungen. B. wurde nun 1709 Professor der theoretischen Medicin und Botanik, in der Folge auch der praktischen Medicin und der Chemie, in welchen Wissenschaften er sich außerordentlichen Ruhm durch seine Vorträge und Schriften erwarb. Bald strömten von allen Seiten Lernbegierige herbei, seinen Unterricht zu genießen, und Leidende, um Hülfe von dem weltberühmten Arzte zu begehren, an den auch ein chines. Mandarin, unter der Adresse »An Herrn Boerhaave, berühmten Arzt in Europa«, geschrieben haben soll. Zweimal war er Rector der Universität und bezeichnete die letzte Niederlegung dieser Würde durch eine glänzende [277] Rede, in welcher er dem Arzte als Ehrenpunkt vorhält, Diener der Natur zu sein, deren Thätigkeit er zu wecken und zu leiten habe, wie denn überhaupt seine Bestrebungen auf Vereinfachung der Heilkunst gerichtet waren. B. war bei seinen glänzenden Verdiensten höchst bescheiden, erkannte fremdes Verdienst stets an und lehnte z.B. einen Ruf nach Berlin zum König Friedrich Wilhelm I. mit den Worten ab: »an Fr. Hofmann (s.d.) habe derselbe einen so großen Arzt im Lande, daß er ihn nicht brauche«. Zunehmende Kränklichkeit nöthigte ihn, seit 1727 seine Thätigkeit zu beschränken, bis er endlich 1738 erlag und seiner Tochter ein Vermögen von mehr als einer Mill. Thaler, die Frucht seiner Wirksamkeit als Arzt und Lehrer, hinterließ.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 277-278.
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