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Analogie

[77] Analŏgie ist gleichbedeutend mit Verhältnißmäßigkeit; analogisiren heißt vergleichen und analog oder analogisch bedeutet soviel als vergleichungsweise. Da wir eine Menge von Gegenständen entweder gar nicht oder wenigstens nur theilweise zu erkennen vermögen, so beurtheilen wir sie analogisch, d.h. wir vergleichen sie mit andern ihnen ähnlichen und tragen nun deren uns bekannte Eigenschaften auf die uns unbekannten Gegenstände über. So ist es ein analoger Schluß, wenn wir annehmen, daß, wie die Erde, auch der Mond von lebenden Wesen bewohnt werde, und ebenso schließen wir analog von diesem Leben auf das nach dem Tode. Obschon diese Art zu schließen nie zuverlässige Gewißheit, sondern blos Wahrscheinlichkeit gewährt, so müssen wir doch sehr häufig zu ihr unsre Zuflucht nehmen, wie denn auch das Wort Analogie und die ihm verwandten noch in mancher andern Beziehung angewendet werden. Der analogen oder gleichmäßigen Wortbildung steht in der Grammatik die anomale oder abweichende entgegen. Analoge Schriftauslegung nennt man in der Theologie die Erklärung der heiligen Schrift aus sich selbst, indem man den Sinn einer dunkeln Stelle nach andern ihr ähnlichen und deutlichen bestimmt. Nach Analogien urtheilt der Richter, indem er in Ermanglung eines bestimmten Gesetzes für einen gegebenen Fall, nach der Entscheidung der Gesetze in ähnlichen Fallen sein Urtheil bildet, und nicht minder der Arzt, welcher Krankheiten, die in ihren Erscheinungen Ähnlichkeit haben, ihrer Natur nach für verwandt, und Mittel, die ihrer Zusammensetzung nach ziemlich übereinkommen, bei der Anwendung für ähnlich wirkend hält.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 77.
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