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Alexandria

Alexandria

[48] Alexandrīa, auf der Erdzunge zwischen dem See Mareotis und dem Mittelmeere, die einzige Hafenstadt Ägyptens, wurde von Alexander dem Großen 331 v. Chr. gegründet als Mittelpunkt des Welthandels, was sie auch blieb, bis die Portugiesen gegen Ende des 15. Jahrh. den Weg zur See nach Ostindien fanden.

Unter der Herrschaft der Ptolemäer, die nach Alexander dem Großen in Ägypten herrschten und in A. ihren üppigen Hof hielten, ward sie die Pflegerin der Künste und Wissenschaften und blieb mehre Jahrhunderte lang der Sammelplatz der Gelehrten. Berühmt war besonders ihre Bibliothek, die reichhaltigste der alten Welt, welche aber bei den mehrmaligen Eroberungen der Stadt gänzlich vernichtet ward, und das Museum, eine Anstalt, wo Gelehrte auf kön. Kosten unterhalten und in den Stand gesetzt wurden, ihrer Wissenschaft oder Kunst zu leben. Sie bildeten die alexandrinische Schule, welche auf den Gang der Wissenschaften und die Gesittung des Menschengeschlechts den größten Einfluß geübt hat. Nicht mit ihr zu verwechseln ist die philosophische Schule der sogenannten Neuplatoniker, welche gegen Ende des 2. Jahrh. in A. gestiftet ward, um welche Zeit auch 70 jüdische Gelehrte daselbst eine griech. Übersetzung des alten Testaments lieferten, die man Septuaginta oder alexandrinische Übersetzung nennt. Nachdem die Türken um die Mitte des 9. Jahrh. A. erobert, sank es von seiner Höhe herab, bis es ganz verödete. Von seiner Größe zeugen nur noch die Ruinen, unter denen die 88 F. hohe Pompejussäule, ein Säulengang, Reste eines Amphitheaters und die weitläufigen Katakomben der Stadt Nekropolis die bedeutendsten sind, welche weithin die Umgebungen des jetzigen A. bedecken, welches noch immer ein bedeutender Handelsplatz ist und etwa 15,000 Einw. zählt. Obschon das Klima im Ganzen gesund ist, so wird die Stadt doch häufig von der Pest heimgesucht. Die meisten Häuser in A. sind unansehnlich; die Straßen eng und ungepflastert. Unter den zahlreichen Moscheen ist die mit 1001 Säulen die vornehmste; außerdem sind an Gebäuden bemerkenswerth der Palast, das Arsenal und das Zollhaus; auch befindet sich zu A. eine medicinische und eine franz. Schule. Die Stadt ist mit einer jetzt ziemlich verfallenen Mauer, auf welcher sich viele Thürme befinden, umgeben. Ein 3000 F. langer Steindamm verbindet sie mit der kleinen Insel Farillon und bildet auf diese Weise den alten Hafen, einen der sichersten der Welt, und den neuen, der, heftigen Nordwinden ausgesetzt, nicht ohne Gefahr zu benutzen ist. Auf dieser Insel stand der berühmte Leuchtthurm Pharus, nach welchem dieselbe benannt wurde. Er war aus blendend weißem Marmor erbaut, ungefähr 300 v. Chr., eins der großartigsten Gebäude des Alterthums, weshalb er auch zu den sieben Wunderwerken der alten Welt gerechnet wurde. Mit dem westl. Nilarm, an welchem Rosette liegt, ist A. durch den Kanal von Ramanieh verbunden, den der jetzige Vicekönig von Ägypten, Mohammed Ali, graben ließ; er ist acht Meilen lang, wurde 1820 vollendet, kann aber nur bei hohem Wasserstande beschifft werden.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 48-49.
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