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Oder

[326] Oder (die) gehört zu den Hauptströmen von Deutschland, heißt nach ihrem slaw. Namen Vjodr, auf lat. Viadrus und entspringt am Fuße der Sudeten in der Nähe des Dorfes Haslich beim Städtchen Liebau in Mähren. Bei dem Städtchen Oderberg überschreitet sie die Grenze von preuß. Schlesien, wird bald nachher bei Ratibor für kleine Fahrzeuge, bei Oppeln für große Kähne schiffbar und fließt durch Schlesien, Brandenburg und Pommern in nordwestl. Richtung dem baltischen Meere zu. Sie theilt sich während ihres 92 M. langen Laufes bei Garz in Pommern in zwei Hauptarme, wovon der westl. Oder, der östl. die große Regelitz heißt und die sich unsern Stettin im dammer oder dammschen See wieder vereinigen. Aus diesem fließt sie durch das Papenwasser ab und bildet vor ihrem Ausflusse ins Meer einen 15 ! M. großen See, das stettiner oder frische Haff, aus dem sie in drei Hauptmündungen, Divenow, Swine und Peene genannt, zwischen den Inseln Usedom und Wollin und den pommerschen Küsten in die Ostsee strömt. Zu ihren Hauptzuflüssen gehört am linken Ufer die obere Neiße, die Ohlau bei Breslau, die Katzbach, der mit der Queis vereinigte Bober, die untere Neiße und die ins Haff mündende Ucker und Peene. Von der rechten Seite führt ihr blos die mit der Netze vereinigte schiffbare Warthe bei Küstrin eine ansehnliche Wassermasse zu. Hier beginnt auch eine durch üppigen Wiesenwuchs und wichtige Viehzucht ausgezeichnete Niederung, der Oderbruch genannt, der aber nur durch kostbare Deiche und Dämme vor den verheerenden Überschwemmungen der Oder geschützt ist. Die Schiffahrt auf der Oder ist durch Versandung des Flußbettes und Wassermangel häufig behindert und auch aus der See können Fahrzeuge von mehr als 50 Lasten blos bis in den am mittlern Ausflusse bei dem Städtchen Swinemünde, auf der Insel Usedom gelegenen Stettiner- oder Oderhafen kommen, wo sie ihre Ladungen auf kleinern Fahrzeugen nach Stettin senden und von dort empfangen. Die Oder, deren größte Breite gegen 800 F. beträgt, ist einige Meilen unterhalb Frankfurt mit der Spree durch den über drei Meilen langen, vom großen Kurfürsten 1662–68 angelegten Friedrich-Wilhelms- oder Müllroser Kanal, mit der Havel im Regierungsbezirke Potsdam durch den Finowkanal verbunden, der gegen 7 Meilen lang ist und 15 Schleusen hat. Er war schon im 17. Jahrh. vorhanden, verfiel aber während des dreißigjährigen Krieges und wurde unter Friedrich dem Großen wiederhergestellt, der auch den Oderkanal graben ließ, welcher über 10 M. lang ist und zur Abkürzung der Fahrstraße und um die Oderbrüche nutzbar zu machen, von Güstebiese oberhalb Küstrin bis zu dem noch mehre Meilen weiter aufwärts liegenden Dorfe Hohensaaten geht, wo er wieder mit dem Oderbett [326] sich vereinigt, auf der bezeichneten Strecke aber jetzt den Hauptstrom bildet und im Gegesatze des immer mehr versandenden alten Flußbettes auch die neue Oder genannt wird. Auf der Oder werden den Provinzen an ihren Ufern und denen der zunächst damit verbundenen Flüsse die seewärts anlangenden Waaren zugeführt. sowie die Erzeugnisse des Landes an Fabrikwaaren, landwirthschaftlichen Producten, Holz, Kohlen und andern Producten des Bergbaues theils an die Seeküste, theils nach den an der Wasserstraße gelegenen großen Städten (Breslau, Frankfurt, Berlin) befördert.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 326-327.
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