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Louis Hector Herzog von Villars

[462] Louis Hector Herzog von Villars, Pair u. Marschall von Frankreich, Grand von Spanien etc. etc., geb. zu Turin 1652, stammte aus sehr angesehener Familie und ließ schon frühzeitig, wo er die Waffen trug, einen künftigen großen Helden für Frankreich ahnden. [462] Anfangs diente er als General-Adjutant seines Vetters, des Marschalls von Bellefons; machte dann 1672 den Feldzug gegen Holland mit und war beim Uebergange über den Rhein; zeichnete sich bei der Belagerung von Mastricht aus, so daß er Ludwigs XIV. Loh erwarb, und wegen seiner Tapferkeit 1674 ein Regiment Cavallerie erhielt. Im Jahr 1678 zog ihm sein braves Benehmen das Lob des Marschalls von Crequi vor der ganzen Armee in folgenden Worten zu: »Junger Mensch, wenn Dich Gott am Leben läßt, so wirst Du eher als irgend ein Anderer, meine Stelle Dir erwerben« – er fuhr fort, bei Belagerung und Eroberung der Festung Kehl (1678) und Homburg an der Saar (1679) dies Lob zu rechtfertigen. In den Feldzügen gegen Spanien und Ungarn (1683 und 85) bewährte er seine Bravheit immer mehr und ward endlich 1690 Feldmarschall. Die Schlachten bei Lenze, bei Pforzheim (wo er auch den Herzog von Würtemberg gefangen nahm) nicht minder mehrere Niederlagen, die er in Italien und Deutschland den Kaiserlichen beibrachte, bestätigten noch mehr seinen Ruhm. Nach dem Ryswicker Frieden als außerordentlicher Gesandter nach Wien gesendet, rief man ihn, weil er sich an diesem Hofe etwas zu unbescheiden betrug, zurück, sendete ihn dann nach Italien, und in der Folge wieder nach Deutschland, wo er 1702 bei Friedlingen, dann 1703 bei Höchstädt Schlachten gewann und nach seiner Zurückkunst das Commando in Languedoc bekam, wo er die höchst unruhigen Einwohner mehr durch Klugheit und Milde, als durch Strenge zur Ruhe brachte, und darauf, 1705 zum Herzog und Ritter der königl. Orden ernannt, das Commando an der Mosel wider den siegreichen Marlborough erhielt. Nach dem Siege bei Stollhofen (1707), durch welchen er 166 Canonen in seine Gewalt bekam, ging er, mit mehr als 18 Millionen Contribution beladen, über den Rhein zurück. Die Dauphineʼ ward nun im Jahr 1708 der Tummelplatz, auf welchem er besonders alle Pläne des Herzogs von Savoyen zu nichte machte; und 1709 in die Niederlande berufen, schlug er bei Malplaquet die Alliirten, wurde aber hier gefährlich verwundet. In den folgenden Jahren 1710 und 11 schien ihm zwar das [463] Glück minder günstig und es gingen mehrere Plätze in den Niederlanden verloren; allem 1712 wußte er diese Scharte wieder auszuwetzen. Er überfiel im Juli ein Lager von 17 Bataillons zu Denain an der Schelde: »es gilt die Ehre der Nation,« rief er seinen Officieren zu, »heute müssen wir siegen oder sterben – ich selbst will das Beispiel geben.« So stellte er sich an die Spitze und schlug wirklich die von Engen commandirte Armee der Alliirten; nahm Marchiennes und mehrere Forts ein und beschleunigte dadurch den Frieden, welcher endlich den 6. Marz 1714 zu Rastadt (s. den Art.) von Villars mit dem Prinzen Eugen abgeschlossen wurde. Villars erwarb sich durch alle diese Tharen immer noch bleibendere Lorbeeren; er empfing das goldne Vlies (1714), wurde als Mitglied der französischen Akademie aufgenommen, erhielt (1716) das Protectorat über die zu Marseille errichtete Academie der Wissenschaften, ward (1718) Präsident des Kriegsraths, vertrat bei der Krönung des neuen Königs 1722 die Stelle eines Connetable von Frankreich und wurde 1733 zum General-Marschall von Frankreich erklärt – ein Titel, welchen, außer dem berühmten Türenne, niemand noch erhalten hatte. Er ging nun mit einer Armee von 40,000 Mann über die Alpen nach Italien und eroberte in kurzer Zeit das ganze Herzogthum Mayland. Allein im Begriff, nach Frankreich zurückzugehen, überfiel ihn ein heftiges Fieber zu Turin, an dessen Folgen er auch, und zwar, wie man sagt, in demselben Zimmer, worin er geboren worden, 1734 in seinem 82. Jahre starb. »Frankreich hat einen großen Verlust erlitten, den es lange Zeit wird nicht wieder gut machen können:« so rief selbst sein Gegner, der Prinz Eugen, als er die Nachricht von seinem Tode erhielt. Allerdings war er ein großer Held von Kühnheit, Tapferkeit, von echt kriegerischem Genie, obgleich er auch es fühlte und oft von sich selbst und seiner Tapferkeit in hohem Tone sprach. Eine hohe Geldliebe wurde ihm auch vorgeworfen, und in den Kriegen, besonders gegen die Deutschen, mochten wol die Beute, die Contributionen etc. von außerordentlicher Bedeutung sein.

Quelle:
Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 8. Leipzig 1811, S. 462-464.
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