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Der Lord Malmesbury

[40] [40] Der Lord Malmesbury ist durch die verunglückten Friedensvorschläge bekannt geworden, welche er auf Verlangen des Großbritannischen Ministeriums dem Französischen Vollziehungs-Rathe überbringen mußte. Er hatte schon ehedem Gesandtschafts-Geschäfte an angesehenen Höfen besorgt, und schien daher dem Brittischen Cabinet zu diesem Auftrage ganz vorzüglich geschickt. Am 18. Oct. 1796 ging er mit einem ansehnliche Gefolge aus England ab, und fing bald nach seiner Ankunft in Paris Unterhandlungen mit dem Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Carl Delacroix, an. Eine Menge Noten wurden sich gegenseitig übergeben: Delacroix forderte sogleich eine bestimmte Erklärung; und Malmesbury, der zugleich für Englands Alliirte unterhandeln wollte, wich dieser durch Zögern so lange als möglich aus. Endlich machte er das System von Restitutionen und Ausgleichungen bekannt, welches der Englische Hof bei dem Frieden zur Hauptbedingung festsetzen wollte; die Zurückgabe der Niederlande an Oestreich waren dabei das erste und unnachlässigste Erforderniß: und darüber zerschlugen sich bald darauf alle angeknüpfte Unterhandlungen. Das Directorium, welches dem Interesse der Alliirten Frankreichs nicht zu nahe treten wollte, ließ dem Englischen Friedens-Botschafter am 19. December ankündigen, daß er Paris binnen zweimahl vier und zwanzig Stunden verlassen sollte; und Malmesbury zögerte nicht, am 21. December seine Rückreise anzutreten und den Ministern einen weitläuftigen Bericht über seine verunglückten Verhandlungen vorzulegen. So auffallend es dem Englischen Botschafter sein mußte, daß das Französische Directorium gleich bei der Eröffnung der Conferenzen eine Definitiv-Erklärung von ihm forderte, so gab er doch nachher selbst durch sein absichtliches Zögern hinlängliche Veranlassung, daß man glauben konnte, es sei der Englischen Regierung mit dem Friedensgeschäft kein rechter Ernst gewesen. Daß übrigens Malmesbury bei seinem Aufenthalt in Frankreich ansehnliche Summen zu Bestechungen verwendet und dadurch neuen Samen zu innerer Zwietracht ausgestreut habe, wie einige öffentliche Blätter behaupteten, ist auf keinen Fall hinlänglich erwiesen. Nicht glücklicher lief seine zweite Gesandtschaft ab, die sich am 6. Juli 1797 [41] in Lille eröffnete, und wo anfänglich der Ex-Director Latourneur und, nach dem 4. Sept. 1797, Treilhard, ein ehemahliges Convents-Mitglied, im Namen der Französischen Republik unterhandelten. Man verlangte Französischer Seits die Entsagung des Königs von England auf den Titel eines Königs in Frankreich, die Herausgabe der im Dec. 1793 in Toulon weggenommenen Schiffe und Entschädigung für die zertrümmerten, endlich die Herausgabe aller Eroberungen, die England im Laufe des Kriegs von Frankreich und dessen Alliirten gemacht hatte. Da Malmesbury zu Bewilligung dieser Punkte keine Vollmachten hatte, so zerschlugen sich die Unterhandlungen am 17. September; und er reiste auf Verlangen des Directoriums sogleich nach London ab, worauf die Actenstücke, die auf die Sendung Bezug hatten, dem Parlament im Nov. 1797 übergeben wurden.

Quelle:
Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 3. Amsterdam 1809, S. 40-42.
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