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TA 1675, I, Buch 3 (Malerei), S. 99

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Wie die Größe der auf einander gesetzten Dinge nach der Höhe zu finden?Alle Dinge/ welche/ wie allbereit zum öftern gemeldet worden/ von unserm Gesicht abstehen/ pflegen in der Höhe um soviel sich zu verkleinern/ als deren spatium der Distanz in unserm Gesicht enthält. Deswegen alle Dinge/ die von uns entfernet sind/ wann sie eben so groß/ als die/ so nahe bey uns/ erscheinen sollen/ vermittels der Kunst/ wie aus gegenüberstehender Figur zu ersehen/ müßen dazu eingerichtet werden. Wann der Architectus, Mahler oder Bildhauer von unten auf einige Sachen auf die andern setzen will/ und begehret/ daß selbige ingesamt/ das obere/ mittlere und untere/ dem Gesicht in gleicher Größe vorkommen und mit einander correspondiren sollen: so erwehle er zuvor den Ort oder Stand/ wohin der Thurn/ Colonna, Statua, Gemähl/ oder sonst andere Dinge von ornamenten/ Fenstern/ Buchstaben und dergleichen/ kommen sollen. Alsdann nehme er die Distanz des gemeldten Orts/ an welchem die Sach am bästen kan gesehen werden/ in fleißige obacht: alda sey die Höhe des Auges/ und werde das Centrum genannt. Von dannen ziehe er/ mit einem Cirkel/ den vierten Theil der Runde eines Cirkels/ als Lit. A bemerket. Auf selbiger Runde theile er ab/ mit Tüpfeln/ soviel gleiche Theile/ als viel deren sein Werk bedarf/ nach Größe des untersten Stuckes. Ferner ziehe er/ von dem Ort/ wo sein erstes Stuck unten stehet/ eine gerade Linie auf den ersten Punct seiner Austheilung und seines Centri: alsdann hat er die Größe des ersten Stuckes. Auf solche weise/ ziehe er/ von dem Auge/ wieder eine andere gerade Linie/ durch des Cirkels andern Punct/ gegen die Colonna hinan: wo alsdann diese Linie gegenstossen wird/ da ist des andern Stucks gerechte Höhe. Und also wiederhole er etlichmal den Zug der Linie/ durch des Cirkels Punct/ gegen die Colonna hinan: so wird es sich jedesmal um soviel vergrössern/ als es durch die Höhe verlieret. Auf solche weise kan der Architectus, Mahler oder Bildhauer/ mit allen Theilen verfahren: da sie ihme dann ingesamt in gleicher Größe erscheinen werden. Wo er diese Regel in fleißige obachtung nimmet/ so kan er/ in allen dergleichen Sachen/ die gerechteste Maß aufs bäste und bequemlichste finden.

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Dieser Abschnitt wurde von Sandrart verfasstJulia Kleinbeck, 11/03/2011
Dergleichen sorgfältiger Warnemung/ haben

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Exempel dessen/ an den Statuen von Alexander und Bucephalo, sich die Antichen fast in allen ihren Gebäuen bedienet: unter denen wir/ an statt eines Exempels/ anziehen die zwey Statuen und schöne Werke des großen Alexanders und seines Pferdes Bucephali in Marmolstein/ welche fast 4 mahl die Größe von eines lebendigen Manns Länge haben. Diese Statuen stehen zu Rom/ auf dem Berg Quirinal, unter freyem Himmel/aufgerichtet/ und sind von den beyden Griechen Phidia und Praxitele, gebildet. Ich habe dieselben/ als ich hinauf gestiegen/ genau abgemessen/ und befunden/ daß deren Häupter um soviel größer in proportion sind/ als viel sie durch deren große und hohe Distanz verlieren/ und also unsern Augen in gerechter Ebenmaß erscheinen. Eben dergleichen observanz fande ich an der verwunderlichen und der Colonna Trajani Das Beispiel der Trajanssäule wird auch von Athanasius Kircher (Kircher, Ars magna lucis et umbrae in decem libros digesta, 1646, S. 187) aufgenommen; vgl. Heck 2006, S. 291.Julia Kleinbeck, 11/03/2011. Colonna Trajani, daran auswendig/ von unten bis oben hinauf/ die niemals-genugsam gepriesene Kriegs-Geschichten desselben Helden/ in Marmorstein von Basso rilievo gebildet stehen: da dann gleichfalls deren oberste Bilder um soviel größer gemachet sind/ als deren Höhe sie verkleinert/ und durch solches Mittel alle Bilder in einer Größe erscheinen. Solche und dergleichen reifliche Beobachtungen haben/ wie gemeldet/ alle verständige Kunst-Geister bey den Antichen wargenommen: denen hernachmals die gute Modernen fleissig nachgefolget/ nicht allein in Statuen/ sondern auch in gemahlten Tafeln. Dann auch diese/ wann sie weit und hoch von uns stehen und zu sehen/ müssen auf gleichmäßige Art/ wegen Ausbildung nach deren Proportion-Aufsatz oder Höhe/ gleich als ob an dem Ort selbst im Leben die Historien/ Contrafäte und dergleichen/ vorgestellet würden/ in acht genommen werden: und solches hat unter andern absonderlich Paulus Verones, in allen Dingen/ exemplarisch bewiesen. Also müßen/ Natur und Kunst/ immerzu zusammen gesellet/ nach Gelegenheit erforderender Ursachen/ die hülfreiche Hände einander bieten: damit die Proportion, in gerechter Consonanz, sowol in des Menschen Bild/ als auch in der Bau-Kunst/ herfür gebracht werde. Weßwegen dann/ bey der Perspectiv-Kunst/ wie solches in den Colonnen und andern correct nach den Regeln geschehen kan/ hievor eine Figur/ neben der ausführlichen Erzehlung/ beygefüget worden.SandrartInformat. on source text markers
Dieser Abschnitt wurde von Sandrart verfasstJulia Kleinbeck, 11/03/2011