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ADB:Stutterheim, Karl Freiherr von

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Stutterheim, Karl Freiherr von“ von Carl von Duncker in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 37 (1894), S. 77–78, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Stutterheim,_Karl_Freiherr_von&oldid=- (Version vom 30. November 2024, 11:37 Uhr UTC)
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Stutterheim: Karl Freiherr v. St., kaiserlich österreichischer Feldmarschalllieutenant, Ritter des Militär-Maria-Theresienordens, geboren 1774 zu Dresden, † 1811 zu Wien. St. entstammte einem sächsischen Adelsgeschlechte und begann seine militärische Laufbahn in der sächsischen Armee. In die kaiserliche wurde er am 10. Januar 1799 beim 2. Dragonerregimente als Rittmeister eingetheilt, jedoch schon am 18. November zum Major befördert und zum 1. Ulanenregiment übersetzt. Am Feldzuge dieses Jahres gegen Frankreich nahm er auf dem italienischen Kriegsschauplatze ruhmreichen Antheil. Er zeichnete sich bei Magnano (5. April) und an der Trebbia (18. und 19. Juni) aus, wurde schon 1801 zum Oberstlieutenant befördert und stand bis zum Frieden von Luneville noch in Italien. Im Winter 1802/3 wurde er zu einer diplomatischen Sendung nach Frankreich verwendet, ward 1803 Oberst, machte 1805 die Campagne gegen Rußland mit, wurde am 24. October desselben Jahres Generalmajor und commandirte im J. 1809 zuerst eine Brigade im IV. Armeecorps. Im Gefechte bei Eckmühl (22. April) führte er die Avantgarde der 2. Colonne dieses Corps, welche aus drei Bataillonen Deutsch-Banater und vier Escadronen Vincent-Chevauxlegers bestand. Mit diesen letzteren unterstützte er die aus dem Walde zwischen Ober- und Unter-Leuchling zurückgehende Infanterie, sammelte die auseinandergekommenen Bataillone und ließ dieselben erneuert zum Angriff aus den Wald vorgehen, wobei ein Theil desselben wieder besetzt ward. Die gewonnene Stellung mußte jedoch bald wieder aufgegeben werden, da feindliche Abtheilungeu in der Ebene zwischen Wald und Straße erschienen. St. attackirte diese und trieb sie in das Gehölz zurück. Ein großer Theil des Geschützes, welcher eben auf der Straße defilirte, ward durch diesen kräftigen Vorstoß gerettet. Auf dem Rückzuge wurde St. von feindlichen Cürassieren umringt und wäre in Gefangenschaft gerathen, wenn ihn nicht ein Wachtmeister von Vincent-Chevauxlegers herausgehauen hätte. In der Schlacht bei Wagram war St. beim I. Armeecorps (General der Cavallerie Graf Bellegarde) eingetheilt und erwarb sich am zweiten Schlachttage (6. Juli) sehr wesentliche Verdienste um die Behauptung des Dorfes Aderklaa. Nachdem früh Morgens Aderklaa durch die von St. geführte Avantgarde des Bellegarde’schen Corps eingenommen worden, unternahmen die Franzosen mit überlegener Macht einen heftigen Angriff auf [78] dasselbe, zwangen die darin befindlichen Truppen, das Dorf zu verlassen und rückten noch eine ziemliche Strecke über Aderklaa hinaus. St. sammelte nebst den unter seinem Befehle stehenden Bataillonen mehrere in der Nähe gestandene, obgleich nicht an ihn direct angewiesene Abtheilungen, und es gelang seiner Energie und geschickten Disposition, daß der wichtige Ort den Franzosen zweimal mit Hinterlassung von zwei Adlern, dann von mehr als 1500 Todten und Gefangenen, entrissen und bis zum allgemeinen Rückzuge behauptet werden konnte. Er verlor dabei ein Pferd unter dem Leibe und erhielt eine Contusion.

Kaiser Franz verlieh dem tapferen General mit Armeebefehl vom 24. October 1809 das Ritterkreuz des Maria-Theresienordens und ernannte ihn am 13. December 1811 zum Feldmarschalllieutenant. Am nämlichen Tage, an dem diese Rangerhöhung vom Kaiser vollzogen wurde, beschloß St. leider sein in jeder Beziehung thatenreiches Leben zu Wien. Dieser General, der im Alter von nur 37 Jahren starb, war ein Mann von hervorragendem Talent und Kenntnissen, ein vorzüglicher Soldat, wodurch auch seine beispiellos rasche Carrière erklärlich wird. Die Correspondenzen aus Paris, gelegenheitlich seiner dortigen Mission, in denen er seine Beobachtungen mittheilt und über die Verhältnisse der französischen Armee, besonders aber über die Fähigkeiten der Generale sich verbreitet, zeigen von Geist und ungewöhnlichem Scharfblick. Werthvolle kriegshistorische Darstellungen stammen aus seiner Feder, die aber fast sämmtlich anonym herausgegeben wurden. Ueber das Jahr 1805 erschien in Hamburg im J. 1806: „Die Schlacht bei Austerlitz“, welche Publication auch in französischer (Hamburg 1806) und italienischer Uebersetzung (Milano 1806) in die Oeffentlichkeit trat. Eine in Paris erschienene Ausgabe dieser Schrift trägt den Namen des Verfassers: „La bataille d’Austerlitz par le général-major autrichien Stutterheim“ (Seconde édition. A Paris Août 1806). Von dem vortrefflichen, von St. herrührenden Werk „Der Krieg von 1809 zwischen Oesterreich und Frankreich“, in deutscher und französischer Sprache 1811 in Wien erschienen, gelangte, durch des Autors Tod unterbrochen, nur der erste Band in die Oeffentlichkeit.

Acten des k. u. k. Kriegsarchivs. – Hirtenfeld, Der Militär-Maria-Theresienorden II. Bd.