„Orgeln der Kathedrale Notre-Dame de Paris“ – Versionsunterschied
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[[Louis-Paul Dallery]] unterzog das Instrument 1833 einem weiteren gründlichen Umbau: Er erneuerte die Windladen und die Mechanik und erweiterte den Manualumfang bis c<sup>4</sup>, tauschte einige Register im Zeitgeschmack aus und veränderte das Gehäuse.<ref name="Logis" />
Kurz darauf begannen die Umbauarbeiten an der Kathedrale unter [[Eugène Viollet-le-Duc|Eugène Viollet-le-Duc]] und die Orgel wurde mehr und mehr mit Staub und Schmutz überzogen, so dass sie ab 1847 unspielbar war.
=== Neubau von Aristide Cavaillé-Coll (1868) ===
[[Datei:Orgue Notre-Dame de Paris.jpg|mini|Hauptorgel]]
==== Auftragsvergabe ====
[[Louis-Paul Dallery]] reichte während der Umgestaltung der Kathedrale durch [[Eugène Viollet-le-Duc|Viollet-Leduc]] mehrfach Entwürfe für eine Überarbeitung der Orgel ein.<ref name="Lade_I_110-115">{{Literatur |Autor=Günter Lade |Titel=Die Orgel der Kathedrale Notre-Dame in Paris |Band=I |Verlag=Edition Lade |Ort= |Datum=1997 |ISBN=3-9500017-4-3 |Seiten=110–115}}</ref> Diese war bereits seit 1849 nicht mehr gewartet worden und befand sich in schlechtem Zustand.<ref name="Lade_I_110-115"/> Die Bestandteile des Rückpositiv mussten auf dem Dachboden eingelagert werden, nachdem es 1850 von der Empore gestürzt war.<ref name="Lade_I_110-115"/> Seinen Eingaben lag streng das Ideal der
Aristide Cavaillé-Coll erhielt
Cavaillé-Coll wusste, die hierdurch entstehenden Verzögerungen schließlich zu seinem Vorteil zu nutzen.<ref name="Lade_I_110-115"/> Er konnte sich dabei letztlich einerseits gegen Louis-Paul Dallery, der sich in dieser Sache 1852 nunmehr direkt an Kaiser [[Napoleon III.]] gewandt hatte, als auch gegen die belgische Firma [[Joseph Merklin|Merklin-Schütze]] durchsetzen Cavaillé-Coll zeigte sich dabei durchaus auch als geschickter Stratege.<ref name="Lade_I_110-115"/> Nachdem Merklin-Schütze am 28. Oktober 1862 einen Vorschlag für ein Instrument mit 4 Manualen, Pedal und 64 ==== Bau ====
Auf die Aufforderung Viollet-Leduc vom 9. Februar 1863 hin bat Cavaillé-Coll mit Schreiben vom 28. Februar 1863 bei dem Kanonikus Abbé Églée um Übergabe der Orgelschlüssel.<ref name="Lade_I_115-120">{{Literatur |Autor=Günter Lade |Titel=Die Orgel der Kathedrale Notre-Dame in Paris |Band=I |Verlag=Edition Lade |Ort= |Datum=1997 |ISBN=3-9500017-4-3 |Seiten=115–120}}</ref> Vermutlich äußerte Cavaillé-Coll in dieser Zeit auch bereits Überlegungen, die Orgelempore aus akustischen Gründen tiefer zu setzen.<ref name="Lade_I_115-120"/> Zwar konnte er Viollet-Leduc hiervon nicht überzeugen, doch kam in dieser in einigen anderen Punkten entgegen: die Empore erhielt eine neue, durchbrochene Brüstung und das bereits vor einiger Zeit dunkel gebeizte Orgelgehäuse rückte auf der Empore weiter nach vorne.<ref name="Lade_I_115-120"/>
Von 1863 bis 1868 baute Aristide Cavaillé-Coll unter Verwendung früheren Pfeifenmaterials und des Hauptgehäuses eine neue Orgel. Um mehr Platz zu gewinnen vorschob er das Gehäuse nach vorne und setzte die Windladen in mehreren Stockwerken übereinander.<ref name="Quebec" /> Dabei musste auch die Empore vergrößert werden. Aus akustischen Gründen setzte er auf eine große Zahl von [[Aliquotregister]]n: So disponierte er die Obertöne jeweils mit Quinte, Terz und Septime im Pedal in der 32′-Lage, im Bombardwerk in der 16′-Lage und im Grand Chœur in der 8′-Lage. Dieses Werk erhielt zusätzlich eine große Zungenbatterie.<ref name="Lade" /> Gabriel Reinburg war für die [[Intonation (Tasteninstrumente)|Intonation]] verantwortlich. An Weihnachten 1867 wurde die neue Orgel mit ihren fünf Manualen, Pedal und 86 Registern erstmals gespielt. Die Einweihung erfolgte am 6. März 1868. Die Orgel besaß folgende [[Disposition (Orgel)|Disposition]]:<ref>Rollin Smith: ''Toward an Authentic Interpretation of the Organ Works of César Franck.'' Hillsdale (NY) 2002, S. 141–143.</ref>▼
Von größter Bedeutung für die weitere Umgestaltung der Orgel war indessen der Beschluss Viollet-Leducs im Juni 1863, die Orgel ohne das bisherige Rückpositiv zu errichten.<ref name="Lade_I_115-120"/> Cécile und Émmanuel Cavaillé-Coll äußerten sich dazu wie folgt
{{Zitat|Violet-le-Duc [sic], ein besonderer Anhänger des Spitzbogens, versuchte, das alte Gehäuse im Stile Ludwigs XIV. so weit wie möglich verschwinden zu lassen, da es ihm missfiel. Um es im oberen Teil zu verringern und unter dem Vorwand, die Rosette freizulegen, entfernte er die Bekrönungen, welche die etwas zu wuchtige Silhouette der Türme auflöste. Wenn der Orgelbauer irgendeinen Einwand wagte: ‚Mein Lieber,‘ antworte er ihm, ‚sprecht mir von Pfeifen, die Architektur ist meine Sache.‘
|ref=<ref>{{Literatur |Autor=Günter Lade |Titel=Die Orgel der Kathedrale Notre-Dame in Paris |Band=I |Verlag=Edition Lade |Ort= |Datum=1997 |ISBN=3-9500017-4-3 |Seiten=119}}</ref>
}}
Die Entfernung des Rückpositiv hatte nicht nur architektonische Folgen. Sie machte eine völlige Neukonzeption der Orgel notwendig. Die Quellen zu diesem Umgestaltungsprozesse sind spärlich; von Cavaillé-Coll existiert lediglich aus dem Jahre 1868 ein kurzes Autograph:
{{Zitat| Während der Durchführung der Arbeiten im Juni 1863 gab uns Herr Violet Leduc [sic] seine Absicht bekannt, auf das Positivgehäuse zu verzichten. Wir erklärten dem Herrn Architekten, dass die Beseitigung des Gehäuses, das einen wichtigen Teil der Orgel umschloss, uns zu einer Umgestaltung benötigen würde […]
|ref=<ref>{{Literatur |Autor=Günter Lade |Titel=Die Orgel der Kathedrale Notre-Dame in Paris |Band=I |Verlag=Edition Lade |Ort= |Datum=1997 |ISBN=3-9500017-4-3 |Seiten=120}}</ref>}}
Es ist davon auszugehen, dass Cavaillé-Coll diesem massiven Eingriff in sein Klangkonzept zunächst nicht positiv gegenüberstand.<ref name="Lade_I_115-120"/> Andererseits gab es ihm jedoch die Gelegenheit, sei es aus Eigenmacht, sei es, weil man ihm freie Hand gab, das Klangkonzept der Orgel umfassend nach seinen Vorstellungen anzupassen.<ref name="Lade_I_115-120"/>
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