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== Die Städte der „Hanseatischen Gemeinschaft“ – Unterschiede ==
[[Datei:Sieveking Portrait.jpg|miniatur|[[Georg Heinrich Sieveking|Georg H. Sieveking]] (1751–1799),<br />Kaufmann und [[Aufklärung|Aufklärer]],<br />„revolutionärer Hanseat“ Hamburgs,<br />Mitbegründer des Hamburger Jakobinerclubs<ref>Ulrike von Goetz, Arne Cornelius Wasmuth: [http://www.welt.de/print-wams/article616358/Revolutionaere_Hanseaten.html ''Revolutionäre Hanseaten.''] In: ''Welt Online.'' 21. Oktober 2001.</ref>]]
Neben vielfältigen Gemeinsamkeiten waren die Verhältnisse in den drei Städten der Hanseatischen Gemeinschaft deutlich unterschiedlich. Gemeinsam prägender Faktor hanseatischen Selbstverständnisses war, dass Lübeck (seit 1226), Bremen (seit 1186, endgültig 1646) und Hamburg (spätestens 1618, endgültig 1768) – neben zunächst [[Frankfurt am Main]] – die einzigen nach 1815 verbliebenen [[Freie Reichsstadt|Freien Reichsstädte]] waren. Lübeck war in hansischer Zeit die Führungsmetropole der Hanse, in der bis zum letzten [[Hansetag]] 1669 die Mehrzahl der Hansetage abgehalten worden war. In der Folge büßte Lübeck, seit den großen Entdeckungen an einem Nebenmeer des Welthandels gelegen, seine Vormachtstellung ein und trat in zunehmendem Maße hinter Hamburg zurück. Zudem setzte Lübeck sich in Norddeutschland an die Spitze der lutherischen Orthodoxie und verschloss sich damit zeitweilig liberaleren Einflüssen. In Bremen hatte sich wegen der Nähe zu Holland im Unterschied zum [[Evangelisch-lutherische Kirchen|lutheranischenlutherischen Bekenntnis]] Hamburgs und Lübecks ein streng orthodoxer [[Reformierte Kirche|reformierter Glaube]] gefestigt. Die die Blütezeit „des Hanseatischen“ prägenden Strömungen der [[Aufklärung]] setzen sich in Bremen aus diesem Grunde nur sehr viel langsamer durch als in Hamburg und Lübeck. Hamburg hatte deswegen im 18. Jahrhundert „unbestritten die Führungsrolle unter den drei hanseatischen Städten übernommen.“<ref>Matthias Wegner: Hanseaten, Berlin 1999, S.&nbsp;39; siehe zum Ganzen Heinz Schilling, Gottfried Niedhart, Klaus Hildebrand: ''Die Stadt in der frühen Neuzeit.'' 2004, S.&nbsp;25f.</ref> Zunächst hörte man in Hamburg, wie [[Christlob Mylius]] 1753 vermerkte, „von nichts als Geld, Warencourant und Banco“.<ref>Zitiert nach George J. Buelow, Hans Joachim Marx: ''New Mattheson Studies.'' 1983, S.&nbsp;42.</ref> Dann zog Hamburg „plötzlich Künstler und Intellektuelle, die in Deutschland zur ersten Elite gehörten, in seine Mauern“,<ref>Wegener S.&nbsp;40.</ref> und wurde früher und radikaler als die Schwesterstädte vom emanzipatorischen Denken erfasst. Das betraf in den drei Städten jedoch nur die Oberschicht der Hanseaten – „‚bürgerlich‘ und ‚demokratisch‘, das hieß in den ‚hanseatischen‘ Städten zugleich: klassenbewusst und autokratisch.“<ref>Wegener S.&nbsp;42.</ref> Hamburg wuchs, da es durch den sich ausweitenden Welthandel Arbeit und Wohlstand versprach, durch Zuwanderung bis zur [[Französische Revolution|Französischen Revolution]] auf [[Einwohnerentwicklung von Hamburg#Von 950 bis 1870|100.000 Einwohner]]. Nur [[Einwohnerentwicklung von Berlin#Von 1709 bis 1822|Berlin]] und [[Demografie Wiens#Vor 1918|Wien]] waren bevölkerungsreicher als Hamburg. An Kapitalkraft konnte es zu Anfang des 19. Jahrhunderts allenfalls Wien – auf Grund des in den Händen des großen Adels angesammelten Reichtums – mit Hamburg aufnehmen. So galten denn die Großbürger anderer Städte nicht gleichviel wie die hanseatischen. „Der Kieler Großbürger hätte in Hamburg oder Lübeck nicht sehr viel bedeutet.“<ref>so schon für die hansische Zeit Henning Landgraf: ''Bevölkerung und Wirtschaft Kiels im 15. Jahrhundert.'' 1959, S.&nbsp;63.</ref> Der Führungsrolle Hamburgs und dem Umstand, dass nur über Hamburgs hanseatische Oberschicht umfassende Darstellungen bestehen (siehe „[[#Hanseatische Familien|Hanseatische Familien]]“), ist nachfolgend ein gewisser Schwerpunkt auf diese Stadt geschuldet.
 
== Hanseatentum, Patriziat, Oligarchie und „Senatorabili“ ==