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Balga

Burg in Russland
(Weitergeleitet von Wesjoloje)

Balga oder Honeda (russisch Бальга oder Bal'ga, polnisch Bałga) ist der Name einer Burg und ehemaligen Ortschaft in der russischen Oblast Kaliningrad (bis 1945 Ostpreußen). Der Flecken ist nach der prußischen Burg (pr. balgnan = Sattel) benannt, die 1239 im Zuge der Christianisierung vom Deutschen Orden eingenommen und dann ausgebaut und befestigt wurde. Der parallel gebrauchte Name Wuntenowe bezieht sich auf die Lage am Wasser (altpreussisch: undan, wundan). Hieraus entwickelte sich die deutsche Bezeichnung Honede/Honeda.

Burg und Ortsteil
Balga
Бальга
Föderationskreis Nordwestrussland
Oblast Kaliningrad
Rajon Bagrationowsk
Gegründet 1250
Zeitzone UTC+2
Geographische Lage
Koordinaten 54° 33′ N, 19° 58′ OKoordinaten: 54° 33′ 8″ N, 19° 58′ 6″ O
Balga (Europäisches Russland)
Balga (Europäisches Russland)
Lage im Westteil Russlands
Balga (Oblast Kaliningrad)
Balga (Oblast Kaliningrad)
Lage in der Oblast Kaliningrad
Burgruine 2014

Das zugehörige, in unmittelbarer Nähe der Burg gelegene gleichnamige Dorf wurde nach 1945 in Wesjoloje umbenannt und gehörte zu Pjatidoroschnoje (Bladiau) im Rajon Bagrationowsk (Preußisch Eylau). Spätestens seit den 1980er Jahren ist es keine eigenständige Ortschaft mehr.

Geographische Lage

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Balga liegt in Ostpreußen auf einer diluvialen Halbinsel, die in der Nähe der Stadt Mamonowo (Heiligenbeil), etwa 30 Kilometer südwestlich von Kaliningrad (Königsberg), zungenförmig in das Frische Haff hineinragt. Die Ortschaft liegt heute auf dem Gebiet der russischen Enklave Kaliningrad (Königsberg), Rajon Bagrationowsk.

Von der russischen Fernstraße A 194 (ehemalige Reichsstraße 1, heute auch Europastraße 28) zweigt nordöstlich von Mamonowo (Heiligenbeil) bei Bogdanowka (Gnadenthal) eine Nebenstraße in nördliche Richtung über Snamenka (Groß Hoppenbruch) nach Balga ab. Snamenka ist auch Bahnstation an der Bahnstrecke von Malbork (Marienburg) nach Kaliningrad der früheren Preußischen Ostbahn.

Geschichte

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Geschichte von Burg und Dorf seit dem Mittelalter

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Ruine der Burg Balga, 2006

Während des Kreuzzugs der Deutschordensritter gegen die Prußen, der deren Christianisierung zum Ziel hatte, hatte bereits 1238 Markgraf Heinrich von Meißen mit zwei Schiffsmannschaften versucht, die prußische Burg Balga einzunehmen, war jedoch gescheitert.[1] 1239 wurde die Burg jedoch unter dem Ordensmarschall Dietrich von Bernheim eingenommen und konnte mit Hilfe Herzog Ottos von Braunschweig auch gehalten werden.[2][3][4][5] Die Burg, die auf einer sattelförmigen Anhöhe liegt, wurde dann zur Festung des Deutschen Ordens ausgebaut. Sie war die älteste Ordensburg des Deutschordensstaats auf dem Gebiet der heutigen russischen Exklave Kaliningrad. Sie war von 1250 bis 1499 Sitz des Komturs der Kommende Balga und eines Ordenskonvents und spielte wegen ihrer Lage direkt am Frischen Haff eine wichtige Rolle zur Kontrolle des Schiffsverkehrs auf dem Haff. Die Kommende Balga grenzte in älterer Zeit an den Gau Barten.[6] Von der Burg Balga aus wurden die prußischen Stammesgebiete Warmia und Natangen erobert.

Als Bischof Georg von Polenz dem Herzog Albrecht von Preußen das Samland übergab, wurde der Bischof auf Lebenszeit mit dem Amt Balga ausgestattet,[7] das früher ein Hauptamt gewesen war;[7] im Schloss Balga lebte er von 1526 bis 1550 gelegentlich. In seiner Zeit begann der Verfall der Burg.[8] Im Zeitraum von 1525 bis 1752 wohnten in der Burg Amtshauptleute bzw. Amtsverweser und deren Amtsschreiber, die das Hauptamt Balga verwalteten.[8] Im 17. Jahrhundert war das Haupthaus bereits stark verfallen.

 
Balga, Burgruine: Reste des Treppenhauses

Der schwedische König Gustav II. Adolf nutzte die Burg im Ersten Schwedenkrieg ab 1626 als Magazin. Um Baumaterial für die Feste Pillau zu beschaffen, wurden Teile der Burg ab 1627 abgebrochen. Von 1700 an ließ König Friedrich I. in Balga Steine zum Festungsbau in Pillau brechen; bis Ende des 18. Jahrhunderts war das Haupthaus bis auf Reste des Fundaments abgetragen. Von der Vorburg blieben ein Wartturm und ein verfallener Flügel übrig.[8]

Zu der Burg gehörten ein Gut und die kleine Ortschaft Balga, die eine evangelische Kirche hatte. Im Dorf Balga lebten Kleinbauern, Gärtner, Fischer und später auch Seefahrer-Familien. Von Balga aus wurde im 18. Jahrhundert ein königliches Domänenamt[9] verwaltet, das Amt Balga.[10][11] Auf Bitten des Kronprinzen Friedrich schenkte König Friedrich Wilhelm die Amtshauptmannschaft Balga im Jahr 1736 dem Offizier Johann von Buddenbrock. Um 1785 umfasste das Amt Balga zwei Vorwerke und 60 Dörfer mit insgesamt 961 Haushaltungen.[12] Aus dem Hof B, auf dem während der Ordenszeit bedeutende Pferde-, Vieh- und Schafzucht betrieben worden war, entstand die Domäne, die 1849 an die Familie von Glasow verkauft wurde und bis 1945 als Rittergut in ihrem Besitz blieb.[8]

Im Jahr 1836 wurde dem Turm der Ruine ein neues Dach aufgesetzt; er wurde 1929 in alter Form wiederhergestellt. In seinen Stockwerken war im Zeitraum von 1931 bis 1945 ein Heimatmuseum untergebracht, das die Kreisverwaltung Heiligenbeil unterhielt. Die Dorfkirche hat ein eigentümliches Portal aus dem 1. Drittel des 14. Jahrhunderts. Zur 700-Jahr-Feier wurde vor dem Pfarrhaus ein Gedenkstein mit den Jahreszahlen »1239–1939« errichtet.[8]

Die Ortschaft Balga, die bis zum Jahr 1945 zum Landkreis Heiligenbeil im Regierungsbezirk Königsberg gehörte, hatte 1906 etwa 850 Einwohner.[13]

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs war Balga im März 1945 letzter Brückenkopf deutscher Heereseinheiten am östlichen Haffufer. Der restaurierte Burgturm wurde im Zweiten Weltkrieg erneut zerstört und ist heute eine Ruine. Von Balga aus waren bei Niedrigwasser noch lange nach 1945 im Haff versunkene Panzer, Autos und Fuhrwerke zu sehen.

In Balga spielt das Märchen von den zwei Königskindern, die nicht zusammenkommen konnten.

In der Nähe der Schlossruine besteht heute ein kleines Privatmuseum.[14]

Entwicklung der Einwohnerzahl

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Jahr Anzahl
1906 850
1910 702
1933 729[15]
1939 753[15]

Amtsbezirk Balga

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Zwischen 1874 und 1945 bildete Balga einen eigenen Amtsbezirk im Landkreis Heiligenbeil.

Dieser Amtsbezirk setzte sich am 11. Juni 1874 aus den Landgemeinden Balga Flecken, Kahlholz (heute russisch: Losowoje) und Wolitta (Utkino) sowie den Gutsbezirken Balga Vorwerk, Lokehnen (Jablotschkino), Mükühnen (Moskowskoje, früher: Nekrassowo), Partheinen (Moskowskoje), Weßlienen (Kunzewo), Wolittnick und Wolittnick Mühle zusammen.

Aufgrund von Aus- und Umgliederungen sowie gemeindlichen Veränderungen (zum Beispiel durch Auflösung der Gutsbezirke) änderten sich in der Folgezeit die Zugehörigkeiten. Am 1. Januar 1931 waren dann bis 1945 fünf Landgemeinden in den Amtsbezirk Balga eingegliedert: Balga, Follendorf (Rybakowo), Groß Hoppenbruch (Snamenka), Kahlholz und Wolitta.

Burgruine

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Die Burg war eine der stärksten im Ordensland. Die Anlage hatte einen unregelmäßigem Grundriss. Die Hauptteile der Burg erstrecken sich im Süden, Osten, und Norden und entsprechen eher einem in Abschnitten geknickten Flügel. Nach Westen bestand zunächst wohl nur eine einfache Wehrmauer, an die in einer zweiten Bauphase ein weiterer Flügel angesetzt wurde. Für die Fundamente wurde Feldstein, für das aufgehende Mauerwerk Backstein verwendet. Der Bau hatte viele und reich gestaltete Profilsteine an Fenstern, Portalen, und Gewölberippen, auch rot, gelb und grün glasierte Formsteine. Der Backstein wurde im wendischen Verband gemauert. Um den Innenhof erstreckt sich ein gemauerter Kreuzgang. In den Quellen sind mehrere Türme in der Burg genannt und noch am Ende des 17. Jahrhunderts ist ein „alter Thurm im Stock“ erwähnt. Der genaue Standort und die Form des Turmes ist jedoch unbekannt. Der Dansker befand sich an der Westseite, am Abhang zum Haff hin. Aus den Quellen geht hervor, dass sich im Erdgeschoss des nordöstlichen Bauteils neben dem Tor die Speisekammer und die Küche befanden, an die die Brauerei anschloss. Steinbrecht hat die Raumstruktur des Haupthauses folgendermaßen rekonstruiert: Kapelle im südlichen Abschnitt, wo sich Skulpturreste finden, anschließend im südöstlichen Abschnitt der Remter und im Nordosten der Kapitelsaal.[16]

 
Ruine der Kirche von Balga

Kirchspiel

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Balga war ein alter Kirchort und gehörte bei überwiegend evangelischer Einwohnerschaft bis 1945 zum Kirchenkreis Heiligenbeil (Mamonowo) in der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union. Die Dorfkirche St. Nikolaus ist als Ruine erhalten. Dem Kirchspiel waren 12 Orte angegliedert:

Von der Reformation bis zum Jahre 1945 amtierten in Balga als evangelische Pfarrer:

  • NN. Blasius, 1547
  • N. Artopäus, ab 1556
  • Simon Scolius, 1556–1594
  • Tobias Scolius, 1594–1599
  • Balthasar Siegfried, 1599–1616
  • Johann Bilauck, 1623–1655
  • Bernhard Reimann, 1655–1658
  • Christoph Schönfeldt sen., 1658–1702
  • Christoph Schönfeldt jun., 1702–1715
  • Christoph Gottsched, 1715–1737
  • Michael Freytag, 1737–1738
  • Johann Jakob Schumann, 1739–1765
  • Jacob Heinrich Albeck, 1766–1800
  • Bernhard Heubach, 1800–1810
  • Carl Friedrich Copinus, ab 1810
  • Julius Otto Th. Steinwender,
    1844–1880
  • Johann E. Richard Schneller,
    1881–1905
  • Wilhelm Hugo Kurt Korn, 1905–1909
  • Johannes Th. W. Sterner, 1910–1931
  • Kurt Becker, 1933–1945

Persönlichkeiten des Ortes

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Literatur

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(in der Reihenfolge des Erscheinens)

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Commons: Balga – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Johannes Voigt: Geschichte Preußens, von den ältesten Zeiten bis zum Untergang der Herrschaft des Deutschen Ordens. 2. Band: Die Zeit von der Ankunft des Ordens bis zum Frieden 1249. Königsberg 1827, S. 354–355; Textarchiv – Internet Archive.
  2. Johannes Voigt: Geschichte Preußens, von den ältesten Zeiten bis zum Untergang der Herrschaft des Deutschen Ordens. 2. Band: Die Zeit von der Ankunft des Ordens bis zum Frieden 1249. Königsberg 1827, S. 382–401; Textarchiv – Internet Archive.
  3. Christian Gottlieb Blumhardt: Versuch eines allgemeinen Missionsgeschichte der Kirche. Band 5: Missionierung der slawischen und finnischen Völker. Basel 1837, S. 652 ff.; Textarchiv – Internet Archive.
  4. Karl Friedrich Pauli: Allgemeine preussische staats-geschichte. Band 4. Halle 1763, S. 66; archive.org.
  5. Daniel Ernst Wagner: Geschichte Polens. Teil II. Leipzig 1776, S. 217–219; Textarchiv – Internet Archive.
  6. Max Toeppen: Historisch-komparative Geographie von Preußen. Gotha 1858, S. 199–207.
  7. a b Max Töppen: Historisch-comparative Geographie von Preußen. Gotha 1858, S. 286 und S. 273; Textarchiv – Internet Archive.
  8. a b c d e Erich Weise (Hrsg.): Handbuch der historischen Stätten. Band: Ost- und Westpreußen (= Kröners Taschenausgabe. Band 317). Unveränderter Nachdruck der 1. Auflage 1966. Kröner, Stuttgart 1981, ISBN 3-520-31701-X, S. 8–10.
  9. Anton Friedrich Büsching: Große Erdbeschreibung. Band 2, Troppau 1786, S. 367
  10. Adolf Rogge: Altes und Neues aus dem Amt Balga. In: Preußische Provinzial-Blätter. Band 70, Königsberg 1867, S. 374–377.
  11. Adolf Rogge: Das Amt Balga (1. Kapitel). In: Neue Preußische Provinzial-Blätter. Vierte Folge. Band 5, Königsberg 1868, S. 115–140.
  12. Johann Friedrich Goldbeck: Volständige Topografie des Königreichs Preußen. Band 2. Königsberg / Leipzig 1785, S. 17; Textarchiv – Internet Archive.
  13. Balga. In: Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage. Band 2: Astilbe–Bismarck. Bibliographisches Institut, Leipzig / Wien 1905, S. 301 (Digitalisat. zeno.org).
  14. Heimatforscher aus Leidenschaft. In: Preußische Allgemeine Zeitung, Folge 51-10 vom 25. Dezember 2010
  15. a b Michael Rademacher: Ostpreußen - Kreis Heiligenbeil. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  16. Christofer Herrmann: Das Preußenland als mittelalterliche Architekturlandschaft. In: K. H. Spieß (Hrsg.): Landschaften im Mittelalter. Stuttgart 2006, S. 342–343.
  17. (1239 Schutzburg Schneckenberg-castrum Snickenbergk nach Peter von Dusburg „Chronica terrae Prussie“)
  18. Theodor Hirsch, Max Toeppen, Ernst Strehlke (Hrsg.): Scriptores rerum Prussicarum – Die Geschichtsquellen der preußischen Vorzeit bis zum Untergang der Ordensherrschaft. Band 2. Leipzig 1863, S. 531, Fußnote 581; archive.org.