Untersiemau
Untersiemau ist eine Gemeinde im Süden des oberfränkischen Landkreises Coburg.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 50° 12′ N, 10° 58′ O | |
Bundesland: | Bayern | |
Regierungsbezirk: | Oberfranken | |
Landkreis: | Coburg | |
Höhe: | 299 m ü. NHN | |
Fläche: | 20,49 km2 | |
Einwohner: | 4315 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 211 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 96253 | |
Vorwahl: | 09565 | |
Kfz-Kennzeichen: | CO, NEC | |
Gemeindeschlüssel: | 09 4 73 170 | |
Gemeindegliederung: | 9 Gemeindeteile | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Rathausplatz 3 96253 Untersiemau | |
Website: | www.untersiemau.de | |
Erster Bürgermeister: | Rolf Rosenbauer (CSU) | |
Lage der Gemeinde Untersiemau im Landkreis Coburg | ||
Geografie
BearbeitenLage
BearbeitenUntersiemau liegt am Ostrand des Itzgrunds etwa zehn Kilometer südlich von Coburg auf einer Höhe von etwa 300 Metern. Östlich des Ortes erstreckt sich der Lichtenfelser Forst.
Gemeindegliederung
BearbeitenEs gibt neun Gemeindeteile (in Klammern ist der Siedlungstyp angegeben):[2][3]
- Birkach a.Forst (Dorf)
- Haarth (Dorf)
- Meschenbach (Dorf)
- Obersiemau (Dorf)
- Scherneck (Pfarrdorf)
- Stöppach (Dorf)
- Untersiemau (Pfarrdorf)
- Weißenbrunn a.Forst (Dorf)
- Ziegelsdorf (Dorf)
Geschichte
BearbeitenUntersiemau wurde erstmals um das Jahr 800 in den Traditionen des Klosters Fulda, die auf einer Abschrift im Codex Eberhardi aus dem 12. Jahrhundert beruhen, als „Suome“ genannt. Damit ist Untersiemau eine der ältesten Ortschaften der Region. Der Ortsname ist slawischen Ursprungs und veränderte sich mit der Zeit über „Soumen“, „Sirmau“ und „Nieder Simau“ zu „Untersiemau“. Die Gründungszeit des Ortes wird circa auf das Jahr 600 datiert.[4]
Lokaladel war die Familie der Schenk von Siemau, deren Wappen Bestandteil des Ortswappens ist und die 1392 mit einer Stiftung die heutige Salvatorkirche gründete.
Bis 1521 war Untersiemau als allodialer Kleinstaat Siemau zusammen mit den Nachbarorten Weißenbrunn am Forst, Birkach am Forst und Obersiemau weitgehend unabhängig, danach gehörte das Gebiet zu Coburg. Im Bauernkrieg 1525 wurden die Kirche, das Schloss und der Rest des Dorfes in Brand gesteckt und geplündert. 1527 wurde in der gesamten Kirchengemeinde die evangelisch-lutherische Lehre eingeführt.
Im Dreißigjährigen Krieg wurde der Ort ab 1632 mehrmals geplündert, 1634 niedergebrannt und zerstört. Untersiemau wurde danach wieder aufgebaut und wuchs nach dem Frieden von Münster wieder. Der letzte der Schenken von Siemau starb 1634. 1637 erwarb Hans Adam von Könitz (1591–1648)[5] das Wasserschloss. 1784 erhielt Christian Ferdinand von Könitz das Dorf Untersiemau als Rittermannlehen.[6] 1866 starb mit Friedrich Adolf Hermann von Könitz der letzte Herr auf Untersiemau.[7] 1812 wurde Obersiemau, das zwischenzeitlich zu Buch am Forst gehörte, auf Wunsch der Obersiemauer Bevölkerung wieder der Kirchengemeinde Untersiemau zugeordnet.
Die Brauerei Raab existierte von 1813 bis 1981. Die Brauerei Murmann nahm 1862 als Brauerei Höllein den Braubetrieb auf. Ab 1924 führte Richard Murmann, der Schwiegersohn von August Höllein, die Brauerei, die zwischen 1953 und 1955 unter Prinzenbräu firmierte. Seit 1987 ist Eberhard Murmann Braumeister.[8]
Am 4. Dezember 1900 wurde im Beisein des Regenten Ernst II. zu Hohenlohe-Langenburg feierlich der Bahnhof Siemau-Scherneck mit der Itzgrundbahn eröffnet.
Das Gemeindegebiet gehörte zum Herzogtum Sachsen-Coburg und anschließend zum Freistaat Coburg, der sich nach einer Volksbefragung am 30. November 1919 am 1. Juli 1920 dem Freistaat Bayern anschloss.
Am 12. April 1945 wurde der Ort am Ende des Zweiten Weltkriegs kampflos von den Amerikanern eingenommen. Dies war den Bemühungen des Untersiemauer Hauptlehrers Max Roth zu verdanken, der die dort stationierte SS-Einheit von der Sinnlosigkeit einer Verteidigung überzeugen konnte. Am selben Tag wurde der gesamte Itzgrund von den Amerikanern besetzt.
Mit dem Ende des Kriegs kamen viele Flüchtlinge aus Niederschlesien nach Untersiemau, vor allem aus den Landkreisen Bunzlau und dem Oels.
Etwa ein Jahr später, am 9. September 1946, kamen Vertriebene aus dem Landkreis Freiwaldau im Sudetenland, die meisten davon aus Domsdorf, heute Tomíkovice, mit der Eisenbahn am Siemauer Bahnhof an. Wie die geflüchteten Niederschlesier integrierten sie sich mit der Zeit in die Dorfgemeinschaft.[9] Die katholische Christkönigskirche wurde im Jahr 1964 geweiht.
Die Gemeinde entstand in den Jahren 1971/78 durch die Gemeindegebietsreform. Von 1978 bis Ende 1989 war sie Mitglied der Verwaltungsgemeinschaft Untersiemau.
Eingemeindungen
BearbeitenGemeindeteil | Einwohner (1970) |
Einwohner (2010) |
Einwohner (2020) |
Datum der Eingemeindung | Anmerkung |
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Birkach am Forst | 273 | 210 | 227 | 01.01.1978[10] | |
Haarth | 229 | 463 | 441 | 01.07.1972[11] | |
Meschenbach | 196 | 352 | 340 | 01.01.1975[10] | |
Obersiemau | 206 | 177 | 183 | 01.01.1978[10] | |
Scherneck | 615 | 636 | 613 | 01.05.1978[10] | |
Stöppach | 320 | 408 | 382 | 01.07.1972[11] | |
Untersiemau | 1615 | 1512 | 1619 | ||
Weißenbrunn am Forst | 336 | 387 | 369 | 01.07.1971[11] | |
Ziegelsdorf | 43 | 23 | 30 | 1963[11] | Eingemeindung nach Scherneck |
Gesamt | 3833 | 4168 | 4204 |
Anmerkung: Die Einwohnerzahlen von 1970 ergaben sich bei der Volkszählung vom 27. Mai 1970. Die Einwohnerzahlen von 2010 stammen vom 11. Februar 2010.
Einwohnerentwicklung
BearbeitenIm Zeitraum 1988 bis 2018 wuchs die Gemeinde von 3813 auf 4148 um 335 Einwohner bzw. um 8,8 %. Ein Höchststand wurde am 31. Dezember 1999 mit 4360 Einwohnern erreicht.
Politik
BearbeitenBürgermeister
BearbeitenErster Bürgermeister ist Rolf Rosenbauer (CSU), der 2014 mit 52,8 Prozent der gültigen Stimmen den Amtsinhaber Michael Boßecker (SPD) ablöste. Bei der Wahl 2020 wurde er ohne Gegenkandidaten mit 95,8 Prozent der gültigen Stimmen wiedergewählt.[12]
Gemeinderat
BearbeitenSeit der Wahl des Gemeinderats am 15. März 2020 verteilen sich die Sitze wie folgt auf die einzelnen Parteien und Wählergruppen:
Wappen
BearbeitenBlasonierung: „In Rot unter goldenem Zinnenschildhaupt ein nach links gerichteter silberner Wellenschrägbalken, der mit drei blauen Fischen belegt ist.“[14] | |
Sehenswürdigkeiten
Bearbeiten- Planetenweg, der erste astronomische Lehrpfad Deutschlands
- Wasserschloss Untersiemau
- Oberes Schloss Untersiemau
- Kräutergarten der Apotheke
- Mausoleum in Ziegelsdorf
- Evangelisch-lutherische Pfarrkirche Scherneck
Baudenkmäler
BearbeitenVerkehr
BearbeitenUntersiemau hat eine Anschlussstelle an der von Untersiemau bis Coburg vierspurig ausgebauten B 4, die durch das westliche Gemeindegebiet verläuft. Die Kreisstraße CO 28, früher Teil der B 289, verbindet Untersiemau über Obersiemau und Buch am Forst mit Lichtenfels. Am 5. September 2008 wurde im Rahmen der Verkehrsprojekte Deutsche Einheit die A 73 mit der Anschlussstelle Untersiemau fertiggestellt. Untersiemau besaß früher mit dem Bahnhof Siemau-Scherneck an der Itzgrundbahn einen Bahnanschluss zum Coburger Stadtteil Creidlitz, die Schienen wurden mittlerweile entfernt und auf der Strecke wurde ein Radweg in Richtung Coburg eingerichtet. Die Schnellfahrstrecke Nürnberg–Erfurt führt, unter anderem mit dem 931 m langen Tunnel Lichtenholz und der Talbrücke Weißenbrunn am Forst, östlich am Ort vorbei.
Persönlichkeiten
Bearbeiten- Friedrich Hofmann (1904–1965), Generaldekan der Bundeswehr
- Otto Regenspurger (1939–2003), Politiker
- Hermann Louis (von) Schroedel (1864–1943), Kommerzienrat und Verleger, erwarb 1911 das Untere Schloss und ließ umfangreiche Renovierungsarbeiten durchführen.[15]
- Karl Zeitler (1943–2013), Politiker
Dialekt
BearbeitenIn Untersiemau wird Itzgründisch, ein mainfränkischer Dialekt, gesprochen.
Literatur
Bearbeiten- Arno Debus: 1200 Jahre Untersiemau, 2002
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Genesis-Online-Datenbank des Bayerischen Landesamtes für Statistik Tabelle 12411-003r Fortschreibung des Bevölkerungsstandes: Gemeinden, Stichtag (Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
- ↑ Gemeinde Untersiemau in der Ortsdatenbank der Bayerischen Landesbibliothek Online. Bayerische Staatsbibliothek, abgerufen am 16. Juni 2021.
- ↑ Gemeinde Untersiemau, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 3. Dezember 2021.
- ↑ Arno Debus: 1200 Jahre Untersiemau. S. 22–23.
- ↑ Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. Justus Perthes, Gotha 1906, S. 410.
- ↑ Staatsarchiv Coburg: Lehenhof, Nr. 332: Die Belehnung des Christian Ferdinand von Könitz in Untersiemau mit der Konzession, Abzugsgeld innerhalb Landes als ein Rittermannlehen zu erheben, abgerufen am 13. Mai 2019.
- ↑ Genealogisches Taschenbuch der Freiherrlichen Häuser. Justus Perthes, Gotha 1916, S. 426.
- ↑ Wolfgang Vatke: Coburger Brauereien Stadt und Land. Veste-Verlag Roßteutscher, Coburg 2008, ISBN 978-3-925431-03-6, S. 305 f.
- ↑ Arno Debus: 1200 Jahre Untersiemau. S. 234–287.
- ↑ a b c d Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 679 und 680 (Digitalisat in: Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
- ↑ a b c d Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 442 f.
- ↑ Bekanntmachung des abschließenden Ergebnisses der Wahl des ersten Bürgermeisters am 15. März 2020 auf der Website der Gemeinde Untersiemau. 23. März 2020, abgerufen am 12. April 2020.
- ↑ Bekanntmachung des abschließenden Ergebnisses der Wahl des Gemeinderats am 15. März 2020 auf der Website der Gemeinde Untersiemau. 23. März 2020, abgerufen am 12. April 2020.
- ↑ Eintrag zum Wappen von Untersiemau in der Datenbank des Hauses der Bayerischen Geschichte
- ↑ Ulrich Göpfert: Das Wasserschloss in Untersiemau - Vom Rittergut zur verträumten Schlossvilla