Die Tuxer Alpen (auch als Tuxer Voralpen bezeichnet) sind eine Gebirgsgruppe der zentralen Ostalpen. Sie befinden sich vollumfänglich in Österreich im Bundesland Tirol. Sie sind eine von drei Gebirgsgruppen, die die Gebirgsränder der Großstadt Innsbruck bilden. Der höchste Gipfel ist der Lizumer Reckner, 2886 m ü. A., zwischen der Wattentaler Lizum und dem Navistal.
Tuxer Alpen
| |
---|---|
Übersicht der Gebirgsgruppe und deren Lage innerhalb der Ostalpen | |
Höchster Gipfel | Lizumer Reckner (2886 m ü. A.) |
Lage | Tirol |
Teil der | Zentralalpen |
Einteilung nach | AVE 33 |
Koordinaten | 47° 11′ N, 11° 39′ O |
Zum Namen
BearbeitenNamensgeber ist der Tuxbach (mittelalterlich Tukkes), der die Gebirgsgruppe südlich begrenzt und auch dem Tuxertal, einem Seitental des Zillertals, sowie inzwischen auch der Gemeinde Tux ihre Namen gab.
In der Alpenvereinseinteilung der Ostalpen (AVE) wird die hier beschriebene Gebirgsgruppe als Tuxer Alpen bezeichnet.
Die Bezeichnung Tuxer Voralpen kommt noch aus den Alpengliederungen des 19. Jahrhunderts: Ursprünglich umfassten die Tuxer Alpen die Berge bis zum Zemm-/Zamser Grund, das bei Mayrhofen abzweigende südlichere Quelltal des Zillertals, und hinüber zum Pfitscher Tal, als Untergruppe der Zillertaler Alpen.[1]
Und diese Gruppe war, wie die meisten Gebirgsgruppen der Gegend, nach dem bedeutendsten in den Kern der Gruppe vorstoßenden Tal benannt.[2]
Der Kamm zwischen Zamser- und Tuxertal ist der Tuxer Kamm[3], seinerzeit Tuxer Hauptkamm, und höchster Gipfel der Tuxer Alpen war der dort liegende Olperer mit 3480 m.
Dieser Zug wurde von Böhm 1887[1]
aufgrund seiner Geologie und Höhe zu den – von ihm reduzierten – Zillertaler Alpen dazugenommen.[4]
Damit war der Berggruppe ihre Hauptkette abhandengekommen, der verbleibende Rest wurde von Böhm Tuxer Tonschiefergebirge genannt, als geologisch korrekter Teil der Salzburger Schieferalpen,[5]
was sich auf die zwischen Zentralgneis und Kalk hier liegenden Schiefer der Grauwackenzone der Alpen bezieht (Gebirge meint in der Fachsprache des Bergbaus Gestein, Böhm war um eine geologisch präzise Gliederung bemüht).
Von Moriggl wurde sie dann 1923[6] wegen des sperrigen Namens (sein Anliegen war bergsteigerisch) landesüblich in Tuxer Voralpen umbenannt, im Sinne ‚niedrigere Berge bis Tux‘ – der Ausdruck Voralpen bedeutet im Tirolerischen die Höhenstufe zwischen dem Mittelgebirge und dem Hochgebirge (den eigentlichen Alpen).[7]
Seit damals wurde aber Voralpen mit einer anderen Bedeutung besetzt und wird mit den randalpinen – vor den Alpen gelegenen – Vorketten identifiziert. Daher wurde der inzwischen missverständliche Ausdruck Voralpen[8]
bei der Überarbeitung durch Graßler[9]
weggelassen, sodass die Berge wieder ihren ursprünglichen Namen haben, aber nicht mehr die ursprüngliche Ausdehnung, die ihnen diesen Namen eingebracht hat.[4]
Lage
BearbeitenBenachbarte Gebirgsgruppen
BearbeitenDie Tuxer Alpen grenzen an die folgenden anderen Gebirgsgruppen der Alpen:
- Karwendel (im Norden)
- Rofangebirge (im Nordosten)
- Kitzbüheler Alpen (im Osten)
- Zillertaler Alpen (im Süden)
- Stubaier Alpen (im Westen)
Umgrenzung
BearbeitenIm Norden bildet das Unterinntal die Grenze von Innsbruck flussabwärts bis zur Einmündung des Ziller. Das Zillertal begrenzt die Gebirgsgruppe im Osten von der Einmündung des Ziller in den Inn flussaufwärts bis Mayrhofen. Im Süden bildet das Tuxertal die Grenze von Mayrhofen bis Hintertux. Von dort setzt sich die Grenze fort auf das Tuxer Joch und durch das Schmirntal bis Sankt Jodok. Im Westen werden die Tuxer Alpen durch das Wipptal begrenzt von Sankt Jodok flussabwärts bis Innsbruck.
Das Tuxer Joch verbindet die Tuxer Alpen mit den Zillertaler Alpen.
Geologie
BearbeitenDer größte Teil der Tuxer Alpen besteht aus niedriggradig metamorphen Gesteinen, die dem Innsbrucker-Quarzphyllit-Komplex (quarzige Phyllit-Schiefer) zugerechnet werden. An diese Zone paläozoischer Gesteine schließt südlich örtlich eine Zone verschiedener mesozoischer Gesteine an, das Tarntaler Mesozoikum. Diese kompliziert aufgebaute Zone gehört, wie die Quarzphyllitzone, der tektonischen Einheit des Unterostalpins an. Im Tarntaler Mesozoikum finden sich unter anderem Dolomite und Kalke, die etwa die Kalkwand oder die Torwand im Bereich der Wattentaler Lizum aufbauen. Andererseits finden sich auch Bestandteile ehemaliger Ozeanböden, die als Serpentinit etwa den Lizumer Reckner aufbauen. Der südliche Rand der Tuxer Alpen gehört zum tektonisch tiefer liegenden penninischen Tauernfenster.[10] Was die Tuxer Alpen betrifft, so finden sich hier vor allem Gesteine der penninischen Glocknerdecke (Kalkglimmerschiefer-Hülle der Tauern). Das nordöstliche Eck der Tuxer Alpen im Bereich Schwaz bis Fügen im Zillertal gehört zur oberostalpinen Grauwackenzone, die aus paläozoischen Gesteinen besteht. Im Raum Schwaz wurde in dieser Zone früher in großem Umfang Silber und Kupfer abgebaut.[11] Die Randterrassen zum Inntal, das Tiroler Mittelgebirge, sind eine periglaziale Schuttlandschaft, die auch reich an glazialmorphologischen Erscheinungen, wie Toteisresten, ist.
Bedeutende Berggipfel
Bearbeiten- Lizumer Reckner, 2886 m
- Geier, 2857 m
- Kalkwand, 2826 m
- Rosenjoch, 2796 m
- Rastkogel, 2762 m
- Malgrübler, 2749 m
- Hirzer, 2725 m
- Glungezer, 2677 m
- Roßkopf, 2576 m
- Gilfert, 2506 m
- Wanglspitze, 2420 m
- Grüblspitze, 2395 m
- Kellerjoch, 2344 m
- Patscherkofel, 2246 m
- Gedrechter, 2217 m
Erschließung und Tourismus
BearbeitenDie Tuxer Alpen sind ein Skitouren- und Wandergebiet.
Skigebiete
BearbeitenSkigebiete sind Glungezer, Lizum im Wattental, Spieljoch Fügen, Hochfügen-Hochzillertal, Penken und Kellerjoch, Patscherkofel.
Hütten
BearbeitenIn den Tuxer Alpen befinden sich folgende Hütten alpiner Vereine:
Fern- und Weitwanderwege
BearbeitenDer Traumpfad München-Venedig führt auch durch die Tuxer Alpen. Dies ist kein offizieller Fernwanderweg. Der im Jahr 1977 zum ersten Mal vorgeschlagene Weg hat jedoch inzwischen einen größeren Bekanntheitsgrad erlangt als so mancher von Wandervereinigungen oder Staaten geschaffene Fernwanderweg. Der 9. Tag des Traumpfads führt von Hall in Tirol zur Glungezerhütte, die nächste Etappe über die seven tuxer summits und das Naviser Jöchl zur Lizumerhütte des OeAV Hall. Der 10. bzw. 11. Tag führt von der Lizumerhütte zum Tuxerjochhaus, über den Pluderling-Sattel und den Gschützspitze-Sattel.
Durch die Tuxer Alpen führen ferner der Adlerweg, die Via Alpina (rot), Olympiaweg, Glungezer&Geier-Weg 335 und der Zentralalpenweg 02A.[12]
Klettersteige
BearbeitenIn den Tuxer Alpen wurden auch zahlreiche Klettersteige eingerichtet. Die größte Anzahl von Routen geht von Mayrhofen aus, wo sich in unmittelbarer Nähe folgende Klettersteige befinden, deren Bekanntheit deutlich über das Zillertal hinausgeht (Schwierigkeiten in Klammern): Huterlaner (C/D), Pfeilspitzwand (C/D), Zimmereben (D/E), Kinderklettersteig (B), Astegg (C, Var. D/E).[13]
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b August von Böhm: Einteilung der Ostalpen. In: A. Penck (Hrsg.): Geographische Abhandlungen. Band 1. Eduard Hölzel, Wien 1887 (1 mehrfarb. Karte 1:1.000.000). Überarbeitet Carl Diener: Der Gebirgsbau der Westalpen. Tempsky/Freytag, Prag 1891.
Verwendet etwa: Alpen. In: Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage. Band 1. Leipzig 1905, 2. Geographische Einteilung der Alpen. Ostalpen. 3) Die östlich vom Brenner beginnenden Tauern …, S. 361–369 (364) (zeno.org – Einteilung nach Böhm und Diener, Karte 1:4.500000). - ↑ vergl. Verwallgruppe nach dem Verwall(tal), Stubaier Alpen nach dem Stubai(tal), oder historisch Vermuntgruppe nach dem Vermunt
- ↑ Ernst Höhne: Die Alpen zwischen Chiemsee und Dolomiten. In: Knaurs Lexikon für Bergfreunde. Band 4. Droemer Knaur, München 1986, ISBN 3-426-26222-3, S. 285.
- ↑ a b Den Werdegang teilen auch die Zillertaler Alpen selbst: Diese umfassten ebenfalls ursprünglich alle Berge links und rechts des Zillertals. Da erstere heute die Tuxer Alpen sind, und zweitere Teil der Kitzbüheler Alpen, liegt das Zillertal (im eigentlichen Sinne, bis Mayerhofen) gar nicht mehr in den Zillertaler Alpen, sondern trennt Tuxer von Kitzbühelern.
Bei etlichen anderen Gruppen ist das ursprüngliche namensgebende Tal heute ebenfalls nicht mehr Kerntal, so den Ötztaler Alpen, Lechtaler Alpen. - ↑ Das Zillertal, wie auch die Talungen der Tiroler Ache um Kitzbühel, hatten seit Alters her nicht zu Österreich, sondern dem Erzbistum Salzburg gehört (zweitere gehören noch heute zur Salzburger Diözese). Daher war es auch im späteren 19. Jahrhundert noch durchaus natürlich, die Tuxer Alpen als ins Tirolische hineinragende Fortsetzung eines großteils Salzburgischen Gebirges zu betrachten.
- ↑ Josef Moriggl: Von Hütte zu Hütte: Führer zu den Schutzhütten der Ostalpen. Hrsg.: D. u. Ö. Alpenvereins. 1. Auflage. 1923.
- ↑ die Bezeichnung Alpen (sic) für die Höhenstufe über etwa 2000 m (subalpin und darüber, also das heutige Konzept des Hochgebirgs), in Abgrenzung zu einem untersten bewaldeten Teil wurde schon vom Schweizer Johann Georg Sulzer 1745 geprägt.
- ↑ In den 1970ern und 80ern war die Verwendung dann schon durchaus uneinheitlich, so gibt etwa der Internationale Hüttenatlas '79/80 des DSV (hrsg. Deutscher Skiverband, Freunde des Skilaufs, 3. Auflage. Geobuch-Verlag, München 1979, ISBN 3-920397-00-2) noch im Kapitel zu den Hütten (Nr. 33, S. 210–211) Tuxer Voralpen, die Karte (Gruppen 33–39, S. 60/61) ist aber mit Tuxer Alpen beschriftet (und mit Tuxer Voralpen überschriftet). Das zieht sich durch die gesamte Alpinliteratur der Zeit und ist auch heute noch zu finden.
- ↑ Franz Graßler: Alpenvereinseinteilung der Ostalpen (AVE). Alpenvereins-Jahrbuch. In: DAV, OeAV, AVS (Hrsg.): Berg '84. Band 108, 1984, S. 215–224.
- ↑ Rainer Brandner u. a.: Überblick zu den Ergebnissen der geologischen Vorerkundung für den Brenner-Basistunnel in Geo.Alp, Vol. 5, S. 165–174, Innsbruck 2008.
- ↑ Tirol Atlas, Geologische Übersichtskarte von Tirol 1:300.000, Entwurf: Rainer Brandner.
- ↑ Adlerweg ( des vom 9. Oktober 2007 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Dany Vehslage, Thorsten Vehslage: Klettersteige in Europa mit besonderem Charakter. 1. Auflage. 2022, ISBN 978-3-7562-9194-6, S. 40–43 (Vorschau in der Google-Buchsuche).