[go: up one dir, main page]

Theologisches Konvikt Berlin

Studierendenwohnheim in Berlin

Koordinaten: 52° 31′ 44″ N, 13° 23′ 26,7″ O

Theologisches Konvikt Berlin
Typ Evangelisch-Theologisches Konvikt
Anschrift Borsigstraße 5
10115 Berlin
Bundesland Berlin
Land Deutschland
Gründungsjahr 1950/1991
Bewohner (ges.) 106
Ephorus Volker Jastrzembski[1]
Senior Leander Michael[1]
Webadresse theologischeskonvikt.de

Das Theologische Konvikt Berlin (ehemals Sprachenkonvikt Berlin) ist ein Berliner Studierendenwohnheim. Seit 2018 wird es von der Hilfswerk-Siedlung GmbH betrieben. Die 2018 gegründete „Gemeinschaft des Theologischen Konvikts Berlin e. V.“ führt die Tradition des Hauses fort.

Es befindet sich in der Borsigstraße in Berlin-Mitte in unmittelbarer Nachbarschaft zur Golgathakirche der Evangelischen Kirchengemeinde am Weinberg. In den Räumlichkeiten des Theologischen Konvikts ist auch die Evangelische Studierendengemeinde Berlin mit Notfonds und Stube untergebracht. Das Gebäudeensemble steht in der Berliner Baudenkmalliste.[2] Das ehemalige Sprachenkonvikt Berlin wird im Roman Machandel von Regina Scheer aus dem Jahr 2014 erwähnt.

Leben im Konvikt

Bearbeiten

Das Leben in diesem Konvikt ist besonders gekennzeichnet durch interkulturelles (Bewohner aus allen Kontinenten) und interkonfessionelles (orthodox, reformiert, lutherisch, römisch-katholisch) / interreligiöses (christlich, muslimisch und jüdisch) akademisches und nicht-akademisches Lernen. Diese Lerneffekte ergeben sich unter anderem durch die gemeinsame Nutzung der Flurküchen und durch Hausübungen zu unterschiedlichsten Themen und Anlässen.

Den festen Rahmen eines Semesters bilden selbst gestaltete Gottesdienste zu Semesterbeginn und -ende in der Golgathakirche. Die Studierenden regeln viele Angelegenheiten selbst und wählen dafür regelmäßig eine Vertretung, das Seniorat, bestehend aus drei Prosenioren und einem Senior. Das Seniorat führt unter anderem jedes Semester zwei Vollversammlungen der Bewohner durch. Dort werden hausinterne Angelegenheiten basisdemokratisch geregelt, wie beispielsweise die Neubesetzung der ehrenamtlichen Tätigkeiten im Haus.

Hauptamtlich arbeitet im Konvikt momentan als Ephorus der Pfarrer Volker Jastrzembski.[1]

Vielen Gemeinschaftsräume, Kellerräume, der Kneipenkeller und eine Werkstatt bieten weiteren Platz zum Feiern oder zum Üben von Musikinstrumenten.

Geschichte

Bearbeiten

1878 ließen Sophie und Adolph Loesche, ein Ehepaar aus dem Berliner Großbürgertum, das Waisenhaus „Zoar“ auf dem Gelände der Borsigstraße 5 errichten. Ihre Arbeit zielte auf die bestmögliche Ausbildung und christliche Bildung von Waisenmädchen und weiblichen Angestellten, um deren soziale Situation zu verbessern. Ab 1882 wurde die Arbeit von Pfarrer Johannes Burckhardt weitergeführt und erheblich ausgeweitet. Nach Plänen von Regierungsbaumeisters Otto March entstand das Marienheim I als sozial-diakonisches Zentrum für alleinstehende Frauen mit Wohnheim, Haushaltsschule und Stellenvermittlung.

Von 1920 bis 1950 wurde das Haus von verschiedenen evangelischen Trägern als Studentenwohnheim betrieben. Von 1950 bis 1991 war hier das „Sprachenkonvikt“ untergebracht, eine theologische Ausbildungsstätte der evangelischen Kirche, an der außerhalb der staatlichen Universitäten und der staatlichen Kontrolle ein Theologiestudium absolviert werden konnte. Dank diesem intellektuellen Freiraum wurde das Sprachenkonvikt in den 1980er Jahren zu einer Schule der Demokratie und zu einem der intellektuellen Zentren kritischen Denkens in der DDR. In Erinnerung an die theologische und politische Freiheitsgeschichte des „Sprachenkonvikts“ und zugleich als Verpflichtung für die Zukunft des Theologischen Konvikts wurde 2017 auf der Borsigstraße eine Gedenkstele errichtet.[3]

Neben anderen haben folgende Personen im Konvikt gelebt und studiert bzw. gelehrt:

Von 2010 bis 2018 ist der Förderverein „Konvikt Borsigstraße 5 e. V.“ für die Erhaltung und Profilierung des Theologischen Konvikts eingetreten.[4][5] Seine Arbeit wird seitdem von der gemeinnützigen „Gemeinschaft des Theologischen Konvikts Berlin e. V.“ fortgeführt.[6] Seit Juni 2023 kooperiert der neue Verein mit der Evangelischen Kirchengemeinde am Weinberg und der Evangelischen Studierendengemeinde unter dem gemeinsamen Label „Himmlische Höfe“.[7]

Literatur

Bearbeiten
  • Matthias Köckert: Vom Sprachenkonvikt zum Theologischen Konvikt. In: Berliner Theologische Zeitschrift. Band 26 (2009), ISSN 0724-6137, S. 256–272 (theologischeskonvikt.de [Memento vom 24. April 2017 im Internet Archive; PDF; 123 kB; Sonderdruck mit eigener Paginierung, S. 1–14]).
  • Wolf Krötke: Das Profil des Berliner Sprachenkonvikts für die selbständige Theologenausbildung in der DDR. In: Zeitschrift für Theologie und Kirche. Band 107 (2010), S. 123–138 (theologischeskonvikt.de [Memento vom 22. März 2020 im Internet Archive; PDF; 122 kB; Sonderdruck mit eigener Paginierung, S. 1–17]).
  • Rudolf Mau: Das „Sprachenkonvikt“. Theologische Ausbildungsstätte der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg („Kirchliche Hochschule Berlin-Brandenburg“) 1950–1991. In: Berliner Theologische Zeitschrift. Band 9 (1992), S. 107–118 (theologischeskonvikt.de [Memento vom 11. Mai 2021 im Internet Archive; PDF; 143 kB; ohne Paginierung, PDF-S. 1–17]).
    • Wiederabdruck in: Der Wahrheit Gottes verpflichtet. Theologische Beiträge aus dem Sprachenkonvikt Berlin. Festschrift für Rudolf Mau. Hrsg. von Matthias Köckert. Wichern-Verlag, Berlin 1993, ISBN 3-88981-061-6, S. 11–25.
  • Rudolf Mau: Vom Hinterhof ins Herz der Hauptstadt. Der Beitrag des „Sprachenkonvikts“ zur Erneuerung der Theologischen Fakultät der HU-Berlin. In: Hochschule Ost. Politisch-akademisches Journal aus Ostdeutschland. Mai 1992, OCLC 942838047, S. 10–22.
  • M. Waechter, A. K. Kauf, A. Formozov, M. Daues: „Ein wirklicher Freiraum“. Ehemalige berichten aus dem Sprachenkonvikt und dem Theologischen Konvikt 1950–2007. Theologisches Konvikt, Berlin 2008 (76 S.).
  • Friedrich Winter: Die politischen Beziehungen des „Sprachenkonvikts“ in Berlin. Abhängigkeit und Freiheit. In: Jahrbuch für Berlin-Brandenburgische Kirchengeschichte. Band 62 (1999), ISSN 0075-2568, S. 201–226.
Bearbeiten
Commons: Theologisches Konvikt Berlin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. a b c Kontakt. In: theologischeskonvikt.de, abgerufen am 15. Mai 2024.
  2. Eintrag zu Hospiz Marienheim und Theologisches Konvikt Berlin (Obj.-Dok.-Nr. 09080454) in der Berliner Landesdenkmalliste mit Liste, Karte, Datenbank. Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt – Berlin, abgerufen am 15. Mai 2024.
  3. Einweihung der Stele zur Geschichte des „Sprachenkonvikts“. In: theologischeskonvikt.de, 23. April 2017, abgerufen am 15. Mai 2024.
  4. [Ehemalige] Webseite des Fördervereins „Konvikt Borsigstraße 5 e. V.“ (Memento vom 22. Oktober 2019 im Internet Archive) In: daskonvikt.de, abgerufen am 13. Mai 2020 (zur Vereinsgeschichte).
  5. Der Förderverein „Konvikt Borsigstraße 5 e. V.“ (Memento vom 12. März 2023 im Internet Archive) In: theologischeskonvikt.de, 13. Mai 2020, abgerufen am 14. Mai 2020.
  6. Christoph Vogel und Pauline Köhler als Vorstandsvorsitzende gewählt. (Memento vom 29. September 2020 im Internet Archive) In: theologischeskonvikt.de, 21. Juni 2018, abgerufen am 14. Mai 2020 (Engagierte Konviktuale und Förderer gründen Verein »Gemeinschaft Theologisches Konvikt Berlin«).
  7. Studenten- und Kirchengemeinde gründen „Himmlische Höfe“. In: ekbo.de. Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, 14. Juni 2023, abgerufen am 15. Mai 2024 (Quelle: epd).