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Schutzendorf

Kirchdorf in Mittelfranken
(Weitergeleitet von St. Wolfgang (Schutzendorf))

Schutzendorf ist ein Gemeindeteil der Stadt Greding und eine Gemarkung im Landkreis Roth (Regierungsbezirk Mittelfranken, Bayern).[2] Die Gemarkung Schutzendorf hat eine Fläche von 4,921 km² und ist in 409 Flurstücke aufgeteilt, die eine durchschnittliche Flurstücksfläche von 12030,72 m² haben.[1][3]

Schutzendorf
Stadt Greding
Koordinaten: 49° 3′ N, 11° 17′ OKoordinaten: 49° 3′ 13″ N, 11° 16′ 54″ O
Höhe: 546 m ü. NHN
Fläche: 4,92 km²[1]
Einwohner: 101 (13. Dez. 2021)
Bevölkerungsdichte: 21 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 1972
Postleitzahl: 91171
Vorwahl: 08463

Das Kirchdorf liegt im Weißen Jura auf 548 m ü. NHN am nördlichen Rand der Fränkischen Albtafel. Durch den Ort führt die Kreisstraße RH 30, die innerorts St.-Wolfgang-Straße heißt, von Esselberg herkommt und – am Kleinhöbinger Bach entlang – nach Kleinhöbing ins Schwarzachtal zur Staatsstraße 2227 hinabführt. Eine Gemeindeverbindungsstraße geht von Schutzendorf in südliche Richtung zur Kreisstraße RH 31.[4]

Ortsnamensdeutung

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Gemäß dem ältesten Beleg bedeutet der Ortsname „Dorf, in dem ein Schultheiß wohnt“. „Schultheiß“ verkürzte sich in „Schulz“, und aus „Schulzendorf“ wurde durch sprachliche Nachlässigkeit „Schutzendorf“.[5]

Geschichte

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In der Nähe des Dorfes befinden sich 28 bronzezeitliche Hügelgräber.[6]

Am 19. Oktober 1305 ist „Schvltheytzendorf“ erstmals urkundlich erwähnt, und zwar im Gaimersheimer Schiedsspruch in der Auseinandersetzung des Hochstifts Eichstätt mit den kurbaierischen Herzögen um das „Hirschberger Erbe“. Das Dorf wurde hierbei der Kirche von Eichstätt zugesprochen.[7] Einem Salbuch von 1491 ist zu entnehmen, dass die Herrschaft Jettenhofen in Schutzendorf Untertanen oder zumindest Zinspflichtige (als Eichstätter Lehen) hatte.[8] Für 1602 ist eine Kirche St. Wolfgang genannt, die im 18. Jahrhundert umgebaut und barockisiert wurde.[9]

Gegen Ende des Alten Reiches, um 1800, bestand Schutzendorf aus der Kirche und aus 18 Untertanen-Anwesen des Domkapitels zu Eichstätt, die mit der Dorf- und Gemeindeherrschaft dem domkapitlischen Richteramt und mit der Hochgerichtsbarkeit dem bischöflichen Richteramt Greding unterstanden.[10]

Infolge der Reichsdeputationshauptschlusses wurde das Hochstift Eichstätt und damit auch das Domkapitel säkularisiert, und Schutzendorf kam 1802 an den Großherzog Erzherzog Ferdinand III. von Toskana. 1805/06 kam dessen Herrschaftsgebiet und damit auch Schutzendorf an das Königreich Bayern. 1808 wurde das Dorf dem Steuerdistrikt Großhöbing unterstellt, aus dem 1811 die Ruralgemeinde Großhöbing wurde. Sie war dem Landgericht Raitenbuch, seit 1812 dem Landgericht Greding zugeteilt. Mit dem Gemeindeedikt von 1818 wurde das Dorf Schutzendorf wieder eine selbständige Ruralgemeinde.[11]

1840 gab es 154 Einwohner im Dorf, darunter außer den Bauern einen Bierschenken-Wirt, zwei Leineweber, einen Schmied, zwei Schneider, einen Schuhmacher und einen Wagner.[12] 1873 wurden von den 128 Dorfbewohnern 26 Pferde, 135 Rinder, 177 Schafe, 75 Schweine und zwei Ziegen gehalten.[13] 1900 war der Viehbestand deutlich angestiegen: Es wurden amtlicherseits 33 Pferde, 174 Rinder, 155 Schafe, 129 Schweine und fünf Ziegen gezählt. Die Kinder gingen nach Großhöbing in die katholische Schule.[14]

Nach dem Zweiten Weltkrieg stieg die Einwohnerzahl durch Flüchtlinge und Heimatvertriebene vorübergehend stark an. Im Zuge der Gebietsreform in Bayern wurde Schutzendorf zum 1. Januar 1972 in die Stadt Greding eingegliedert.[15]

Einwohnerentwicklung

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  • 1818: 113 (24 „Feuerstellen“ = Haushaltungen)[16]
  • 1823: 118 (24 Anwesen)[11]
  • 1829: 113 (24 Familien)[17]
  • 1836: 142 (26 Familien)[18]
  • 1840: 154 (24 Häuser, 33 Familien)[12]
  • 1871: 128 (32 Haushaltungen)[13]
  • 1900: 139 (32 Wohngebäude)[14]
  • 1937: 138[19]
  • 1950: 175 (24 Anwesen)[11]
  • 1961: 120 (23 Wohngebäude)[20]
  • 1987: 115 (24 Wohngebäude, 27 Wohnungen)[21]
  • 2014: 111[22]
  • 2018: 116

Katholische Filialkirche St. Wolfgang

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Die mittelalterliche Kirche, eine Filiale der Urpfarrei Großhöbing, wurde 1746 durch Dominikus Barbieri restauriert und nach Westen verlängert, wobei der ungegliederte Turm mit Ziegelhelm vermutlich unverändert übernommen wurde. Der viersäulige barocke Hochaltar ist circa 1700 entstanden, die beiden zweisäuligen Seitenaltäre wurden im frühen 18. Jahrhundert geschaffen. Aus der abgebrochenen Kirche im benachbarten Göllersreuth stammt eine spätgotische Marienfigur mit einem Vögelein in der Rechten des Jesuskindes (um 1510). Eine Figur des hl. Wolfgang wurde um 1470, eine Figur des hl. Sebastian um 1520 geschnitzt.[23] 1909 und noch einmal 1952 kamen drei neue Glocken in den Turm.[24]

1720 wurde der Friedhof geweiht.[25] 1955 weihte man dort ein neues Kriegerdenkmal ein.[26]

Sonstiges

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  • Östlich des Dorfes gibt es auf dem Espan seit 1971 einen Flugplatz des Aero-Clubs Greding.[27]
  • Seit 2010 existiert ein sechs Kilometer langer Schutzendorfer Flurdenkmälerweg mit 20 Bildstöcken und Feldkreuzen.[28] Ein Wegkreuz des 19/20. Jahrhunderts gilt als Baudenkmal.
  • Freiwillige Feuerwehr Schutzendorf
  • SKKV (Soldaten-, Krieger- und Kameradschaftsverein) Großhöbing-Schutzendorf, gegründet 1920[26]

Literatur

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Einzelnachweise

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  1. a b Gemarkung Schutzendorf (093897). In: geoindex.io. Geoindex Aktiengesellschaft, abgerufen am 14. Oktober 2024.
  2. Gemeinde Greding, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 14. Oktober 2024.
  3. Webkarte. ALKIS®-Verwaltungsgrenzen – Gemarkungen. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 14. Oktober 2024.
  4. Ortskarte 1:10.000. Darstellung mit Schummerung. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 14. Oktober 2024 (Entfernungsangaben entsprechen Luftlinie).
  5. Karl Kugler: Erklärung von tausend Ortsnamen der Altmühlalp und ihres Umkreises. Ein Versuch. Eichstätt 1873: Verlag der Krüll’schen Buchhandlung, S. 125
  6. Hans Wolfram Lübbeke und Otto Braasch: Denkmäler in Bayern. Mittelfranken: Ensembles, Baudenkmäler, archäologische Geländedenkmäler, München 1986, S. 461
  7. Franz Heidingsfelder (Bearb.): Die Regesten der Bischöfe von Eichstätt, Erlangen: Palm & Enke 1938, S. 419 (Nr. 1346)
  8. Sammelblatt des Histor. Vereins Eichstätt 53 (1937), S. 93
  9. Buchner I, S. 413 f.
  10. Hirschmann, S. 141
  11. a b c Hirschmann, S. 230
  12. a b Eduard Vetter: Statistisches Hand- und Addreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. Ansbach 1846, S. 123
  13. a b Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1164, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  14. a b K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 1225 (Digitalisat).
  15. Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 482.
  16. Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, OCLC 1071656043, S. 83 (Digitalisat).
  17. Karl Friedrich Hohn: Der Retzatkreis des Königreichs Bayern geographisch, statistisch und historisch beschrieben. Riegel und Wießner, Nürnberg 1829, OCLC 163343674, S. 129 (Digitalisat).
  18. Th. D. Popp: Matrikel des Bissthumes Eichstätt. Eichstätt: Ph. Brönner 1836, S. 72
  19. Buchner I, S. 415
  20. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, OCLC 230947413, Abschnitt II, Sp. 798 (Digitalisat).
  21. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 347 (Digitalisat).
  22. [1] Website der Stadt Greding
  23. Mader, S. 282 f.; Gemeinsam unterwegs. Kirchen und Pfarreien im Landkreis Roth und in der Stadt Schwabach, Schwabach/Roth o. J. [2000], S. 77
  24. Buchner I, S. 414; [2] glockenklaenge.de
  25. Buchner I, S. 414
  26. a b Hilpoltsteiner Kurier vom 24. Juni 2014
  27. Bürgerbroschüre, S. 15; Aero-Club landet in Schutzendorf. In: Hilpoltsteiner Kurier vom 28. Juni 2011
  28. Hilpoltsteiner Kurier vom 20. und vom 25. April 2010