Die Europäische Honigbiene (Apis mellifera) ist eine Vertreterin der Gattung der Honigbienen. Sie hat für die Imkerei weltweit die größte Bedeutung.
Europäische Honigbiene | ||||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||||
Apis mellifera | ||||||||||||||
Linnaeus, 1758 |
Die Honigbiene kommt fast überall auf der Welt vor. Mehrere Bienenrassen haben sich in Teilen Europas herausgebildet, die sich den unterschiedlichen Klimaverhältnissen besser angepasst haben.
Wie viele andere Bienenarten sind auch die Europäischen Honigbienen staatenbildende Fluginsekten.
Körperbau
Auf den ersten Blick sind die Bienen eines Bienenstocks alle ziemlich ähnlich gebaut. Jeder Bienenkörper ist in drei Abschnitte untergliedert: den Kopf, die Brust (den Thorax) und den Hinterleib (das Abdomen). Der Kopf trägt seitlich zwei große Facettenaugen, unten den Mund und vorne zwei Fühler (Antennen). An der Brust sitzen oben als Hautausstülpungen zwei Paar Flügel und unten drei Beinpaare. Eine schlanke Taille trennt den Brustabschnitt vom geringelten Hinterleib.
Die Honigbiene besitzt neben den Fühlern und Facettenaugen am Kopf auch kauend-leckende Mundwerkzeuge, unter anderem mit Oberkiefern und einem Saugrüssel. Beim Nektarsaugen gelangt der Nektar, nachdem er den Rüssel passiert hat, in die lange Speiseröhre und dann in den Honigmagen, der dem eigentlichen Darm vorgeschaltet ist. Dieser Honigmagen dient als Behälter, aus dem andere Stockmitglieder mit Nahrung versorgt werden können, indem die Arbeiterin den Nektar wieder erbricht. Ein Teil des dort gehorteten Nektars dient aber auch der Eigenversorgung. Über ein ventilartiges Verbindungsstück ist der Honigmagen nämlich mit dem Bienendarm verbunden. Wird das Ventil geöffnet, fließt etwas Nektar in den Darm und kann dort verdaut werden.
Die Beine der Honigbienen sind wie die anderer Insekten gegliedert. Sie bestehen aus einem Oberschenkel, einem Unterschenkel und einem Fuß. Letzterer ist wiederum aus mehreren Gliedern zusammengesetzt. Die Hinterbeine der Arbeiterinnen spielen beim Pollensammeln eine große Rolle. Dazu ist das erste Fußglied stark verbreitert. An seiner Innenseite trägt es einen dichten Besatz von Haarborsten, das so genannte „Bürstchen“, mit dessen Hilfe die Biene hängengebliebenen Pollen von ihrem behaarten Körper oder ihren anderen Beinen abbürsten kann. Ein Pollenkamm am Ende jedes Unterschenkels hilft, den Blütenstaub aus dem Bürstchen des jeweils anderen Hinterbeines herauszukämmen. Der Unterschenkel ist außen mit langen Haaren besetzt, die eine flache Vertiefung, das „Körbchen“, umsäumen. Mit Hilfe eines Fersensporns wird der Pollen durch eine Spalte zwischen Fuß und Unterschenkel aus dem Pollenkamm heraus und auf die Körbchenseite des Unterschenkels gedrückt. Im Körbchen können dann größere Pollenmengen in Form von „Höschen“ gesammelt und zum Stock transportiert werden.
Die Bienen fliegen mit 2 Paar häutigen Flügeln aus Chitin. Mächtige Flügelantriebsmuskeln sorgen für die Flügelbewegungen. Daneben können die Vibrationen der Thoraxmuskeln zur Temperaturregulierung im Stock genutzt werden. Es wird über sie entweder Wärme erzeugt, oder aber die Bienen setzen das Flügelfächeln zur Ventilation ein. Mit Hilfe ihrer Flugmuskulatur können die Bienen auch Laute erzeugen, die der Kommunikation untereinander dienen.
Sozialstruktur
Sieht man jedoch genauer hin, dann erkennt man, dass es 3 Typen von Bienen im Bienenstock gibt: Eine Biene unterscheidet sich von den anderen durch ihre Größe. Es ist die Königin, die einen langen und schlanken Hinterleib besitzt, der die Flügelspitzen weit überragt. Sie ist das einzige voll entwickelte Weibchen im ganzen Stock, sozusagen die Mutter des gesamten Bienenstaates. Die große Masse des Volkes wird von den Arbeiterinnen gebildet, zigtausend kleineren Weibchen, deren Ovarien verkümmert sind und die keine Eier legen können. (Ausnahme: Im Notfall können normale Arbeiterinnen ihre Eierstöcke ausbilden, aber nur Drohnen erzeugen, um die genetischen väterlichen Merkmale weiterzugeben, die so genanten Afterweisel oder Drohnenmütterchen.) Wie die Königin besitzen sie einen Giftstachel. Daneben gibt es zu bestimmten Jahreszeiten, meist nur von April bis Juli, noch 500 bis 2000 männliche Drohnen, die durch ihre plumpe Körperform und ihre großen Augen auffallen. Sie haben keinen Giftstachel. Ihre Antennen sind darauf spezialisiert, den Duft der Königin, ein Pheromon namens 9-Oxo-trans-2-Decensäure, aufzunehmen. Dieser Duft der Königin hindert auch die Arbeiterinnen daran, Ovarien auszubilden und im Stock Königinzellen anzulegen.
Fortpflanzung
Die europäische Honigbiene lebt in einem Staat, der im Sommer 40.000 bis 60.000 Bienen beherbergt. Die meiste Zeit des Jahres besteht das Bienenvolk nur aus Weibchen: aus der Königin, die als einzige Eier legt (bis zu 2.000 Stück am Tag), und aus den sterilen Arbeiterinnen, die Honig sammeln, die Larven aufziehen und den Stock verteidigen. Im Sommer jedoch werden bis zu 2.000 männliche Bienen (Drohnen) aufgezogen. Bei ihrem Hochzeitsflug, der nur einmal stattfindet, paart sich die Königin mit bis zu 20 Drohnen, die bei der Begattung sterben. Gegen Sommer, wenn das Nahrungsangebot geringer wird, werden die Drohnen aus dem Bienenstock bei der so genannten „Drohnenschlacht“ vertrieben. Die Drohnen entstehen durch Parthenogenese aus unbefruchteten Eiern der Königin im nächsten Frühjahr neu.
Da sich die Königin mit bis zu 20 Drohnen paaren kann, sind die Bienen eines Bienenvolkes alle Halbschwestern. Allein durch die besondere Form der Königinnenzelle an der Bienenwabe und die unterschiedliche Fütterung der Larven entscheidet es sich, ob eine Königin oder Arbeiterin heranwächst. Die Differenzierung der Larve zur Königin wird vor allem dadurch bestimmt, dass sie in weit größerem Maße als die Arbeiterinnenlarven den sogenannten Futtersaft Gelee Royale erhält.
Ab dem Frühjahr werden zusätzlich neue Königinnen aufgezogen, die dann mit einem Teil des Bienenstaates ausschwärmen, um neue Staaten zu gründen.
Nestbau
Bienen bauen Waben aus Wachs, in denen sie ihren Nachwuchs aufziehen und Honig sowie Pollen lagern. Der Honig dient als Energiequelle und liefert dem Bienenkörper sozusagen das Heiz- und Betriebsmaterial. Der eiweißreiche Blütenstaub bietet dem wachsenden Bienenkörper die Baustoffe. Der Honig wird von den Bienen entweder aus dem Nektar von Blüten oder aus Honigtau erzeugt. Honigtau kann von Sekreten lebender Pflanzen stammen oder von Sekreten, die von Insekten abgesondert wurden, welche auf diesen Pflanzenteilen leben. (Beispiel: Tannenhonig).
In den gemäßigten Breiten sind Bienen die wichtigsten Bestäuber von Pflanzenblüten. Rund 80 Prozent der Pflanzen sind auf die Bestäubung durch Bienen angewiesen. Außerdem sind Bienen wegen des Honigs und des Wachses auch Nutztiere. Die Bienenzüchter heißen Imker, früher nannte man sie auch Zeidler.
Für den Imker endet das Jahr im August mit der Einfütterung der Bienen, damit diese gut durch den Winter kommen. Denn je besser ein Bienenvolk durch den Winter kommt, desto stärker ist es dann im Frühjahr, um dann Honig zu sammeln.
Vom Menschen genutzte Produkte der Honigbiene sind neben Honig auch Bienenwachs, Pollen, Bienengift, Gelee Royale und Propolis.
Krankheiten
Die Krankheiten der Honigbiene werden durch Parasiten, Bakterien, Viren oder Pilze verursacht. Zur Zeit wird die Honigbiene in ihrer Existenz von der Varroa-Milbe (Varroa destructor) bedroht. Dieser Parasit wurde mit asiatischen Bienen 1977 von Wissenschaftlern eingeschleppt und ist dafür verantwortlich, dass ganze Bienenvölker eingehen. Ein starker Befall mit der Varroa-Milbe führt zur allgemeinen Schwächung des Volkes und somit auch zu einem vermehrten Ausbruch anderer Krankheiten, die durch die Schwächung hervorragende Bedingungen vorfinden.
Die Amerikanische (bösartige) Faulbrut (AFB) wird durch das Bakterium Paenibacillus larvae larvae verursacht. Sie ist die einzige meldepflichtige Bienenkrankheit in Deutschland. Anzeichen für diese Erkrankung sind: Löchriges Brutnest (durch Putztrieb entfernte Larven), schleimiger (fadenziehender) und übelriechender Larvenrest in den Zellen (Streichholztest) zu letzt vertrocknete Schorfe in den Zellen. Um die Menge der AFB Sporen auf dem eigenen Bienenstand zu beurteilen, kann eine Futterkranzprobe genommen werden, die zur Analyse in ein Bieneninstitut geschickt werden. Die Vorsitzenden der Imkervereine können hierüber mehr Informationen geben.
Der Verursacher der Europäischen (gutartigen) Faulbrut ist das Bakterium Melissococcus pluton. Beide Bakterien wirken auf die Brut aber die europäische Faulbrut ist weitaus ungefährlicher als Ihre amerikanische Schwester.
Weitere Brutkrankheiten sind die durch den „Sackbrut-Virus“ verursachte Sackbrut, auch Schiffchenbrut genannt. Diese macht sich durch vor dem Streckstadium absterbende Maden bemerkbar, die wie ein mit bräunlicher Flüssigkeit gefülltes Säckchen (hoch infektiös) am Zellenboden liegen. Mit Hilfe einer Pinzette kann man diese „Säckchen“ aus den Zellen heben. Nach dem Eintrocknen der „Säckchen“ in den Zellen bleibt ein wie ein Schiffchen geformter Schorf (nicht infektiös) in den Zellen zurück.
Im September 2004 wurde in Portugal erstmals der Kleine Beutenkäfer (Aethina tumida) amtlich festgestellt. Beim Kleinen Beutenkäfer handelt es sich um einen Parasiten, welcher den Bestand der Europäischen Honigbiene nicht gefährden kann. Aufgrund falscher Beobachtungen amerikanischer Imker glaubte man, er befalle in Scharen die Beuten, doch nur sehr schwache Völker, in denen der Putztrieb gestört ist, hat er eine Chance. Die oft dozierte Gefährlichkeit ist nicht gegeben, er ist mit der Wachsmotte gleichzustellen und in unseren Breiten kann er den Winter nicht überleben.
Ein Imker der Veränderungen/Krankheitsanzeichen an seinen Bienenvölkern feststellt und sich diese nicht erklären kann oder Unterstützung benötigt, kann sich jeder Zeit an einen Bienen Sachverständigen (BSV) in seiner Region wenden. Die Adressen können beim jeweiligen Kreisimkerverband erfragt werden.
Kommunikation
Bienen können im Farbspektrum nicht wie der Mensch den roten Farbanteil wahrnehmen, dafür aber den ultravioletten Teil.
Zur Verständigung bedienen sich die Bienen unter anderem des so genannten Schwänzeltanzes, der – ebenso wie andere Sinnesleistungen der Bienen – von dem späteren Nobelpreisträger Karl von Frisch erforscht wurde.
Thermoregulation bei der Honigbiene
Temperaturbereiche
Die Honigbiene benötigt eine Körpertemperatur von 35 °C, um fliegen zu können. Dieselbe Temperatur benötigt die Brut über eine längere Zeit, um sich entwickeln zu können. Desweiteren ist diese Temperatur optimal für die Wachsbearbeitung.
In einer Schwarmtraube beträgt die Kerntemperatur 35 °C, die Manteltemperatur schwankt mit der Außentemperatur. In der Wintertraube beträgt die Kerntemperatur 20 bis 22 °C.
Die optimale Außentemperatur zum Sammeln beträgt 22 bis 25 °C. Sie muss niedriger sein als die zum Fliegen notwendige Körpertemperatur, da bei dieser Fortbewegung durch die relativ große Flugmuskulatur viel Wärme entsteht.
Oberhalb von 37 °C begeben sich die Bienen in Hitzeruhe, zwischen 7 und 10 °C erstarren sie.
Regulationsmöglichkeiten in der Traube
In einer Schwarmtraube bilden die äußersten Bienen eine dachziegelartig deckende, isolierende Schicht. Ihre Körpertemperatur schwankt mit der Außentemperatur, ist aber immer um 2 bis 3 Grad höher. Kurz vor dem Aufbruch einer Schwarmtraube weist auch der Mantel 35 °C auf. Bei der üblichen Größe einer Traube von einigen Tausend Tieren erzeugen die Bienen des Kerns in Ruhe mehr Energie, als sie für die Aufrechterhaltung von 35 °C benötigen. Sie geben die überschüssige Wärme an die Umgebung ab. Ohne größeren Energieaufwand steht der Schwarm in einem thermodynamischen Gleichgewicht mit seiner Umgebung. Wird der Kern zu heiß, strukturiert sich die Traube um: Es bilden sich starre Ketten von Bienen, die zwischen sich Korridore freilassen, in welchen Bienen aus dem überhitzten Kern nach außen laufen und kühlere Bienen vom Mantel nach innen. Die Korridore erleichtern auch die Luftzirkulation. Sinkt die Mantel-Temperatur auf einen kritischen Wert (13 bis 17 °C), erzeugen die Mantelbienen durch Muskelzittern Wärme, so dass ihre Körpertemperatur bei niedrigeren Außentemperaturen nicht weiter absinken kann. Gleichzeitig kriechen sie nach innen und schließen damit die Korridore.
Bei niedrigen Außentemperaturen ist der Schwarm dicht und kompakt, bei höheren lockert er sich auf, um eine Überhitzung zu vermeiden.
Kernbienen werden passiv erwärmt, Mantelbienen erzeugen Wärme durch Muskelzittern. Die Regulation der Temperaturverhältnisse im Schwarm erfolgt ohne Kommunikationssystem. Die Individuen verhalten sich unabhängig voneinander und ohne Kenntnis der Temperatur an einer anderen Stelle im Schwarm.
Die Temperaturregulation in der Wintertraube erfolgt im Prinzip auf die gleiche Weise.
Regulationsmöglichkeiten im Nest
Nestbau
Bienen der gemäßigten Breiten müssen Vorsorge für den Winter treffen. Sie wählen einen Platz aus, der für den Bau von Waben bestmöglichen Schutz bietet. Deswegen ist die Behausung nicht zu groß und das Flugloch relativ klein. Dadurch sinkt die Gefahr, dass Schädlinge wie Wachsmotten, Ameisen und Wespen oder schlechtes Wetter negativen Einfluss auf die Entwicklung im Bienenstock ausüben können. Die Schwarmzeit ist im Frühjahr, damit genügend Zeit für die Suche nach einem geeigneten Platz und für das Anlegen der Wintervorräte ist. Kundschafterinnen teilen mögliche geeignete Plätze in der Schwarmtraube den anderen Bienen durch Schwänzeltanz mit. Dabei wird der Tanz von der Kundschafterin öfters unterbrochen, um die mögliche Wohnung erneut zu inspizieren. Verschlechtern sich dabei die Verhältnisse, weil der Raum zu feucht oder zu heiß wird, bricht sie ihre Werbung ab. Zunächst weisen die Kundschafterinnen auf verschiedene Orte hin. Besonders eifrige Spurbienen veranlassen aber die anderen, ebenfalls ihr Angebot zu überprüfen. Weisen zum Schluss alle Kundschafterinnen auf denselben Ort, bricht der Schwarm auf. In der Schwarmwolke weisen Spurbienen den Weg, indem sie immer wieder im Schwarm nach vorne fliegen und außen am Rand langsam wieder zurück. In der Nähe des Ziels fliegen sie zum Eingang und sterzeln, sie weisen also dem Schwarm durch Duftstoffe den Weg.
Aufwärmung des Nestes
Unterhalb von 30 °C stirbt die Brut ab oder schlüpft mit Entwicklungsschäden. Droht eine Abkühlung, drängen sich die Stockbienen bei der Brut zusammen und erhöhen durch Muskelzittern die Temperatur.
Abkühlung des Nestes
Wird das Nest der Honigbiene durch Sonneneinstrahlung zu heiß, erzeugen Stockbienen am Flugloch durch Flügelbewegungen einen kühlenden Luftstrom. Die Abkühlung wird durch Verdunstung verstärkt, wenn Sammelbienen Wasser im Stock verteilen.
Siehe auch Thermoregulation
Stachel
Der Giftstachel der Honigbiene ging in der Entwicklungsgeschichte aus einem Legestachel hervor. Die meisten Bienenarten besitzen ebenfalls einen Giftstachel zur Verteidigung, der Stachel der Honigbiene unterscheidet sich aber durch das Vorhandensein von Widerhaken.
Sticht eine Biene ein Wirbeltier, beispielsweise einen Menschen, so bleibt der Widerhaken in der Oberhaut dieses Tiers stecken. Die Biene kann ihn nicht wieder herausziehen, ohne dass ihre kompletten Stechorgane mit der Giftdrüse aus dem Hinterleib gerissen werden. Mit dieser großen Wunde am Ende ihres Hinterleibes ist sie zum Sterben verurteilt.
Jedoch pumpt auch der abgerissene Stachel weiter Gift in den Körper des Feindes. Für diesen kann es aber noch schlimmer kommen: Die Biene setzt in dem Moment, in dem sie ihren Stachel einbüßt, ein Alarm-Pheromon frei. Dies kann zahlreiche Artgenossinnen auf den Plan rufen, die ihrerseits den Feind angreifen. Sie stechen bevorzugt an die gleiche Stelle, dort, wo das Alarmpheromon am stärksten konzentriert ist. (vergleiche Berenbaum, (ISBN 3-8274-0078-3), S. 110).
Wer von einer Biene gestochen wird, tut daher gut daran, rasch vom Unglücksort zu fliehen.
Als erstes sollte aber der Stachel entfernt werden. Dazu streift man ihn seitlich mit dem Fingernagel ab. Niemals mit dem Finger anfassen denn dann wird das Gift aus der Giftdrüse vollends in den Körper gepumpt.
In erster Linie wird der Stachel aber zur Verteidigung gegen andere Insekten eingesetzt, in deren Chitinpanzer sich die Widerhaken nicht verfangen.
Bienengift
Bienengift, auch Apitoxin genannt, ist eine komplexe Mischung verschiedener Proteine, die eine lokale Entzündung hervorrufen und gerinnungshemmend wirken. Bienengift wird im Hinterleib von Arbeiterbienen aus einer Mischung von sauren und basischen Sekreten hergestellt und mit einem Stachel dem Gegner eingespritzt. Eine Honigbiene kann ca. 0,1 mg Gift verspritzen. Bienengift ist sauer (pH 4,5-5,5) und hat eine gelbliche opaliszierende Farbe.
Wegen der gerinnungshemmenden Wirkung wurde Bienengift in der Medizin gegen Rheuma und Gelenkerkrankungen eingesetzt. Es wird auch in der Desensibilisierung von Allergikern gegen Insektenstiche verwendet. Allergologen schätzen die Häufigkeit der Insektengiftallergien auf 1 Prozent der Bevölkerung. Bienengift kann durch Alkohol deaktiviert werden. Die Schwellung sollte gekühlt und einen Arzt konsultiert werden. Bienengift ist vergleichbar mit Schlangengift oder den Wirkstoffen der Brennnessel.
Erstaunlicherweise entwickelt Bienengift auch positive Wirkungen, wenn es niedrig dosiert wird und keine Allergie gegen Bienengift besteht.
Bestandteile von Bienengift
- Der Hauptbestandteil von Bienengift, Melittin (52%), wirkt entzündungshemmend (100 mal stärker als Cortison) und schützt die Zellen vor Zerstörung bei starken Entzündungen.
- Apamin, ein weiterer Bienengiftbestandteil, bewirkt eine gesteigerte Cortisolproduktion in der Nebennierenrinde, ist aber auch als Nervengift bekannt. Cortisol ist ein natürlicher Entzündungshemmer.
- Adolapin (2-5%) ist entzündungshemmend und hat einen schmerzstillenden Effekt, indem es die Cyclooxygenase hemmt: siehe Analgetikum.
- Interessant ist auch die Phospholipase A2 mit 10-12% Giftanteil. Das ist der zerstörerischste Bestandteil von Bienengift. Phospholipase A2 ist ein Enzym, das Phospholipide auflöst und dadurch auch Zellwände. Es senkt den Blutdruck und die Blutgerinnung. Phospholipase A2 setzt auch Arachidonsäure frei. Arachidonsäure wiederum wird in einen Cyklooxygenase-Zyklus zu Prostaglandinen abgebaut. Prostaglandine steuern im Körper unter anderem Entzündungsreaktionen und die Blutgerinnung. Siehe Nichtopioid-Analgetikum. – Wespen verwenden übrigens Phospholipase A1 statt A2.
- Hyaluronidase (1-3%) erweitert die Blutgefäße und ihre Durchlässigkeit.
- Histamin (0,5-2 %) wirkt ebenso und wird oft in der Medizin zur Rheumabehandlung eingesetzt. Histamin ist auch verantwortlich für die Schwellung und das Verlangen zu kratzen.
- Dopamin und Noradrenalin (1-2%) bewirken höhere Aktivität und erhöhen den Herzschlag. Für die genaue Wirkungsweise siehe die betreffenden Artikel.
- Protease-Hemmer (2%) wirken entzündungshemmend und blutstillend.
- Schließlich sollte man die Alarmpheromone (4-9%) nicht unterschätzen. Sie signalisieren anderen Bienen, dass eine aus ihrem Volk angegriffen wurde und sie sich für die Abwehr vorbereiten sollten. Man sollte also die Einstichstelle nach dem Stich am besten abwaschen und natürlich den Stachel entfernen. 50 Bienenstiche können für einen Menschen, insbesondere Allergiker, bereits gefährlich sein. An empfindlichen Stellen (Atemwege, Schleimhäute, Augenbereich) ist besondere Vorsicht angebracht. Eine besondere Gefährdung besteht bei Menschen, die an einer Insektengiftallergie leiden; hier kann selbst ein einzelner Stich tödlich verlaufen. Jedoch haben Menschen auch schon mehrere Hundert Stiche überlebt.
Umgang
Wer Bienen in seiner Nähe hat, aber noch nicht gestochen wurde, sollte sich ruhig verhalten, Bienen stechen nur, wenn sie sich oder ihren Bau unmittelbar bedroht oder angegriffen sehen. Bienen, die im Garten beispielsweise auf Blütenbesuch sind, um Nektar und Pollen zu sammeln, sind keinesfalls aggressiv. Ein ruhiger Summton und langsames Herumfliegen von Blüte zu Blüte signalisiert „gute“ Laune bei der Biene, ein hochfrequentes, „schrilles“ Summen sowie nervöses Zickzackfliegen zeigt eine misstrauische und verteidigungsbereite Biene. Intensive Gerüche (Haarspray, Haarlack, Haargel, Aftershaves, Parfüm, Haarshampoos, Alkoholfahne u.ä.) sowie schlagende, abwehrende Bewegungen können Bienen, aber auch Wespen und Hornissen, ebenfalls in Aggression versetzen.
Selbst eine Biene auf der Nase sondiert nur ihre Umgebung und beabsichtigt in der Regel keinen Übergriff, ganz im Gegensatz zu einer Mücke.
Eine einzelne Biene, eingeschlossen in einem Zimmer, lässt sich mit bloßer Hand aus dem Zimmer tragen, wenn man nicht versucht sie einzufangen, sondern sich ihr statt dessen langsam nähert und sie auf die Hand krabbeln lässt. Sollte die Biene dabei Anzeichen von Unruhe anzeigen, sollte man stehen bleiben, sich nicht bewegen und die Aktion kurzzeitig unterbrechen.
Eine weitere einfache Methode, Bienen (oder andere Insekten) einzufangen und aus einem Raum zu transportieren, geschieht mit Hilfe einer leeren Streichholzschachtel: Diese wird zu zwei drittel aufgeschoben und dann mit der Öffnung über das zu fangende Insekt gestülpt. Daraufhin kann man die Schachtel langsam zuschieben, wodurch das Insekt in die Schachtel geschoben wird. Dann kann man es hinaustragen und dort frei lassen.
Diese Methode zum Entfernen einer Biene ist jedoch nicht für psychisch labile Menschen, Kinder oder beim Summen einer Biene bereits in Stress ausbrechende Personen geeignet.
Man sollte Bienen, die zu nahe kommen, nicht versuchen wegzublasen. Bienen reagieren mit Abwehrverhalten auf den höheren Kohlendioxidgehalt im Atem.
Ein Bienenschwarm, der sich im Garten an einem Baum niederlässt, ist in der Regel friedfertig und neigt überhaupt nicht zum Stechen. Selbst im Augenblick der Ankunft, wenn sich also eine Wolke von bis zu 25.000 Bienen nähert, besteht kaum Gefahr; man kann einen solchen Schwarm aus der Nähe beobachten, muss allerdings damit rechnen, als Lande- oder kurzzeitiger Ruheplatz von einzelnen Bienen auserkoren zu werden. Sinnvoll ist es, sobald als möglich einen Imker zu verständigen, der den Bienenschwarm einfängt. Wo kein Imker bekannt ist, helfen Feuerwehr, Polizei, Stadtverwaltung oder Umweltamt, die Kontakte zu Imkern unterhalten, weiter.
Mythologische Bedeutung
Als Inbegriff des Fleißes wird die Biene als Symbol vielfach verwendet; zum Teil wird statt der Biene auch auf das Bienenkorb-Symbol (beispielsweise als Spardose) oder die typische Wabenstruktur zurückgegriffen.
Weblinks
- http://www.apis.admin.ch Schweizerisches Zentrum für Bienenforschung
- http://www.bee-info.com
- http://www.bienenkunde.rlp.de DLR Fachzentrum Bienen und Imkerei Mayen
- http://www.honigbiene.de Länderinstitut für Bienenkunde Hohen Neuendorf e.V.
- http://www.bienen.de
- http://www.bienensterben.info
- http://www.mellifera.de Vereinigung für wesensgemäße Bienenhaltung e.V.
- http://www.uni-hohenheim.de/bienenkunde Landesanstalt für Bienenkunde Baden-Württemberg
Literatur
- Karl Weiß: Bienen und Bienenvölker, (ISBN 3-406-41867-8)
- May R. Berenbaum: Blutsauger, Staatsgründer, Seidenfabrikanten. Die zwiespältige Beziehung zwischen Mensch und Insekt (ISBN 3-8274-0078-3)
- Michael Weiler: Der Mensch und die Bienen – Betrachtungen zu den Lebensäußerungen des BIEN (ISBN 3-921536-60-X)
Siehe auch: Biene, Bienenrasse, Afrikanisierte Honigbiene, Honig, Imker, Hobbyimkerei