[go: up one dir, main page]

Reversible inhibition of sperm under guidance

Art von Empfängnisverhütung
(Weitergeleitet von RISUG)

RISUG (Abkürzung für Reversible inhibition of sperm under guidance) ist eine in Indien entwickelte nicht-hormonelle Methode zur Empfängnisverhütung für den Mann. Dazu wird ein Kunststoffgel basierend auf Styrol-Maleinsäureanhydrid-Copolymer (SMA) in den Samenleiter injiziert. Das Adjektiv reversibel ist insofern irreführend, als es bislang keine Untersuchungen gibt, inwieweit der Eingriff bei Menschen rückgängig gemacht werden kann. Die Methode wurde von Sujoy K. Guha am Indian Institute of Technology Kharagpur entwickelt. Das Präparat befindet sich in Indien in der Phase III der klinischen Studie und ist in den Staaten Indien, China, Bangladesch und in den Vereinigten Staaten von Amerika (USA) patentiert. In den USA arbeitet die Parsemus Foundation unter dem Markennamen „Vasalgel“ an dieser Methode und strebt eine Zulassung bei der FDA an.

Funktionsmechanismus

Bearbeiten

RISUG wird in den Samenleiter (Vas deferens), also jenen Gefäßabschnitt den die männlichen Samenzellen vor der Ejakulation durchwandern müssen, injiziert. Innerhalb weniger Minuten beschichtet diese Injektion die Wände des Samenleiters mit dem Polymergel. Dieses Gel schädigt dann die vorbeifließenden Samenzellen derart, dass sie nicht mehr imstande sind, eine weibliche Eizelle zu befruchten. Der Methode liegt die Idee zugrunde, dass die Sterilität rückgängig gemacht werden kann, indem das Kunststoffgel durch Injektion des Lösungsmittels Dimethylsulfoxid (DMSO) oder von Natriumhydrogencarbonatlösung herausgespült wird.[1]

Nach der Anwendung an 250 Freiwilligen wurden keine Nebenwirkungen verzeichnet, die über eine leichte Hodenschwellung, die bei manchen Probanden direkt nach der Injektion auftrat, hinausgingen. Etwaige Schwellungen verschwanden innerhalb weniger Wochen. Wegen des ungehinderten Austritts der Spermien gab es bei den Probanden keine Druckgefühle oder Granulombildung, wie sie bei Vasektomie-Patienten auftreten können.

Eine 2009 veröffentlichte Weiterentwicklung von RISUG ist ein SMA-Gel, das fein verteilte Eisenoxid- und Kupferpartikel enthält (Smart RISUG): durch diese werde die spermizide Wirkung erhöht, da freigesetzte Kupferionen zu einer Herabsetzung der Beweglichkeit und vermehrter Missbildung der Spermien führten. Ferner ließen sich nach der Injektion die Lage und Form des Gelkörpers im Samenleiter durch Anlegen eines elektromagnetischen Feldes noch korrigieren, auch eine Entfernung soll durch eine Verflüssigung im Magnetfeld möglich sein.[2]

Vorteile

Bearbeiten
  • Gesundheit: Keine hormonelle Belastung beider Partner.
  • Effektivität: Bei 250 Versuchspersonen gab es nur eine ungeplante Schwangerschaft, die aufgrund einer unsachgemäßen Injektion entstanden war. Bei 15 dieser Versuchspersonen liegt der Eingriff bereits länger als 10 Jahre zurück.
  • RISUG erfordert im Gegensatz zum Gebrauch von Kondomen keine Unterbrechung des Sexualaktes.
  • Ambulanter Eingriff: Die Männer können die Klinik sofort nach der Injektion wieder verlassen und ihr gewohntes Sexualleben nach einer geringen Wartezeit, bis keine Spermien im Ejakulat mehr nachweisbar sind (in der Regel innerhalb einer Woche), wieder aufnehmen.
  • Langfristige Effektivität: Laut Erfinder Guha soll eine einzige Injektion eine Wirkungsdauer von bis zu 10 Jahren haben.
  • Kostengünstig: RISUG wurde als kostengünstige Verhütungsmethode entwickelt, um auch ärmeren Bevölkerungsschichten Familienplanung zu ermöglichen. Im Gegensatz zu hormonellen Präparaten, die regelmäßig eingenommen werden müssen, fallen hier nur die Kosten für einen Eingriff an.
  • Ökologische Aspekte: Es entsteht keine hormonelle Belastung von Gewässern[3] durch Ausscheidungen hormoneller Stoffe (wie z. B. bei der Antibabypille).

Nachteile

Bearbeiten
  • Die nichtinvasive Entfernung nach längerer Tragezeit des Kunststoffgels ist nicht gesichert.

Literatur

Bearbeiten
  • SK. Guha: Contraceptive for use by male. United States Patent. 1996:5,488,075.
  • C. Y. Cheng, D. D. Mruk: Male contraception: Where do we go from here? In: Spermatogenesis. Band 1, Nummer 4, 10 2011, S. 281–282, doi:10.4161/spmg.1.4.19014, PMID 22332110, PMC 3271638 (freier Volltext).
  • R. K. Jha, P. K. Jha, S. K. Guha: Smart RISUG: a potential new contraceptive and its magnetic field-mediated sperm interaction. In: International journal of nanomedicine. Band 4, 2009, S. 55–64, PMID 19421370, PMC 2720737 (freier Volltext).
  • Stephanie T. Page, John K. Amory, William J. Bremner: Advances in Male Contraception. In: doi:10.1210/er.2007-0041ne, 29(4), S. 465–493, PMC 2528850 (freier Volltext)
  • Sujoy K.Guha, Vandana Chauhan, Shubhadeep Banerjee: Designed Self Assembly of Nano-Liposomes in the Male Reproductive Tract for Model Drug Delivery to the Prostate. (PDF; 1,3 MB) In: The Open Nanoscience Journal. 2011, 5, S. 11–15 doi:10.2174/1874140101105010011.
  • NK Lohiya, B Manivannan, PK Mishra, N Pathak, SPA Balasubramanian: Intravasal contraception with styrene maleic anhydride and its noninvasive reversal in langur monkeys (Presbytis entellus entellus). In: Contraception. 58, 1998, S. 119–128, PMID 9773267.
  • B Manivannan, PK Mishra, NK Lohiya: Ultrastructural changes in the vas deferens of langur monkeys Presbytis entellus entellus after vas occlusion with styrene maleic anhydride and after its reversal. In: Contraception. 59, 1999, S. 137–144, PMID 10361629.
  • NK Lohiya, B Manivannan, PK Mishra: Repeated vas occlusion and non-invasive reversal with styrene maleic anhydride for male contraception in langur monkeys. In: International Journal Andrology. 23, 2000, S. 36–42, PMID 10632760.
  • NK Lohiya, B Manivannan, PK Mishra, S Sriram, SS Bhande, S Panneerdoss: Pre-clinical evaluation for non-invasive reversal following long-term vas occlusion with styrene maleic anhydride in langur monkeys. Contraception, 71, 2005, S. 214–226, PMID 15722073.
  • B Manivannan, SS Bhande, S Panneerdoss, S Sriram, NK Lohiya: Safety evaluation of long-term vas occlusion with styrene maleic anhydride and its non-invasive reversal on accessory reproductive organs in langurs. In: Asian Journal of Andrology. 7, 2005, S. 195–204, PMID 15897977.
  • NK Lohiya, R Suthar, A Khandelwal, S Goyal, AS Ansari, B Manivannan: Sperm characteristics and teratology in rats following vas deferens occlusion with RISUG and its reversal. In: International Journal of Andrology. 33, 2010, S. e198–e206, PMID 19811546.
Bearbeiten

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. K. Chaudhury, A. K. Bhattacharyya, S. K. Guha: Studies on the membrane integrity of human sperm treated with a new injectable male contraceptive. In: Human reproduction. Band 19, Nummer 8, August 2004, S. 1826–1830, doi:10.1093/humrep/deh332, PMID 15192063.
  2. R. K. Jha, P. K. Jha, S. K. Guha: Smart RISUG: a potential new contraceptive and its magnetic field-mediated sperm interaction. In: International journal of nanomedicine. Band 4, 2009, S. 55–64, PMID 19421370, PMC 2720737 (freier Volltext).
  3. Medikamenten-Cocktail im Trinkwasser. Spiegel Online, 26. August 2004.