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Falscher Mehltau der Weinrebe

Art der Gattung Plasmopara
(Weitergeleitet von Plasmopara viticola)

Der Falsche Mehltau der Weinrebe ist eine Pflanzenkrankheit bei Weinreben. Erreger ist der Eipilz Plasmopara viticola. Im Weinbau hat er eine besondere wirtschaftliche Bedeutung, da er erhebliche Schäden verursachen kann. Das Pathogen kommt ursprünglich auf wildwachsenden nordamerikanischen Rebarten vor und wurde im Jahr 1878 nach Europa eingeschleppt – vermutlich mit Rebmaterial, das für die Verwendung als Unterlage zur Bekämpfung der Reblaus eingeführt wurde. Die umgangssprachliche Bezeichnung Peronospora leitet sich aus dem Gattungsnamen und der ursprünglichen Benennung Peronospora viticola ab. P. viticola kann sich ausschließlich von lebendem pflanzlichen Gewebe der Rebe (wirtsspezifisch) ernähren und darauf fortpflanzen (obligat biotrophe Lebensweise).

Falscher Mehltau der Weinrebe

Der Falsche Mehltau auf der Blattunterseite

Systematik
Abteilung: Eipilze (Oomycota)
Klasse: Oomycetes
Ordnung: Peronosporales
Familie: Peronosporaceae
Gattung: Plasmopara
Art: Falscher Mehltau der Weinrebe
Wissenschaftlicher Name
Plasmopara viticola
(Berk. & M.A. Curtis) Berl. & De Toni 1888

Symptome

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Ein Blattbefall lässt sich zunächst durch Aufhellungen an der Blattoberseite erkennen, die als „Ölflecken“ bezeichnet werden. In feuchten Nächten kommt es zur Ausbildung von Sporangienträgern, die aus den Spaltöffnungen (Stomata) austreten, wodurch die Blattunterseite wie mit Mehl bestäubt erscheint. Im späteren Verlauf nekrotisieren die Befallsstellen, wodurch die Photosyntheseleistung und damit auch die Zuckereinlagerung in die Beeren deutlich reduziert wird. Durch den Befall eines Gescheins vor oder während der Blüte oder an den jungen grünen Beeren entsteht das Symptom der „Lederbeerigkeit“. Dabei trocknet die Beere aus und die Beerenhaut wird lederartig zäh. Ein solcher Befall kann zu vollständigen Ernteausfällen führen.

Infektionszyklus

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P. viticola überwintert im Falllaub am Boden in Form von geschlechtlich gebildeten Oosporen. Diese keimen im Frühjahr bei Temperaturen ab 11 °C aus und bilden Primärsporangien, die bei Wasserkontakt eine große Anzahl begeißelter Zoosporen entlassen. Durch aufspritzende Regentropfen gelangen diese auf die Blattunterseite und schwimmen aktiv durch den Wasserfilm zu den Spaltöffnungen (Stomata). Nach dem Anheften bildet das Pathogen eine Infektionhyphe aus, mit dem es in das Aerenchym (Atemgewebe) des Blatts eindringt. Bei Kontakt mit einer Zellwand bildet die Infektionshyphe ein Appressorium aus, um die Zellwand zu durchdringen und im engen Kontakt mit der Pflanzenzelle ein Haustorium zur Nährstoffaufnahme auszubilden. Anschließend erfolgt die weitere intrazelluläre Ausbreitung mit der Bildung weiterer Haustorien innerhalb eines Interkostalfeldes.

In einem asexuellen Lebenszyklus erfolgt eine epidemische Ausbreitung über die weitere Vegetationsperiode. Dabei kommt es zur Ausbildung von bäumchenartigen Strukturen, den Sporangienträgern, an deren Astenden sich asexuelle Sporangien abschnüren. Diese gelangen durch Wind und Regen auf neue Reben, um bei Wasserkontakt ebenfalls begeißelte Zoosporen freizugeben und neue Infektionen auszulösen.

Kommt es im Pflanzengewebe zum Kontakt zwischen gegengeschlechtlichen (heterothallischen) Hyphen, findet insbesondere im Herbst eine sexuelle Vermehrung statt, aus der die winterharten Oosporen für die Neuinfektion im nächsten Jahr entstehen.

Bekämpfung

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Der französische Botaniker Pierre-Marie Alexis Millardet entdeckte 1882 zufällig die Wirksamkeit von Kupfer gegen den Falschen Mehltau und entwickelte mit der Bordeauxbrühe das erste erfolgreiche Fungizid. Auch heute noch werden kupferhaltige Zubereitungen im Weinbau eingesetzt und sind im ökologischen Weinbau das zugelassene und effizient gegen P. viticola wirkende Pflanzenschutzmittel. Ansonsten stehen dem Weinbau inzwischen weitere wirksame Fungizide aus verschiedenen Stoffklassen zur Verfügung, die jedoch fast ausschließlich protektiv (vorbeugend) wirksam sind und deshalb vor einer Infektion ausgebracht werden müssen. Dies resultiert in einem hohen Pflanzenschutzaufwand für den Winzer. Prognosemodelle, wie beispielsweise VITIMETEO, sollen die Winzer bei der Wahl der richtigen Spritzzeitpunkte unterstützen.

Eine weitere Möglichkeit, den Fungizidaufwand zu reduzieren, ist der Anbau pilzwiderstandsfähiger Rebsorten. Inzwischen stehen Rebsorten mit Mehltauresistenzen und sehr guten Qualitätseigenschaften zur Verfügung. Die in Deutschland bislang erfolgreichste pilzwiderstandsfähige Rebsorte ist Regent.

Zur Unterstützung der Wirksamkeit der Kupferanwendungen können Kaliumphosphonate eingesetzt werden. Die Chemikalie wurde als Pflanzenstärkungsmittel 2013 für den ökologischen Weinbau zugelassen. Mittlerweile stuft die deutsche Pflanzenschutzverordnung das Mittel jedoch als Pflanzenschutzmittel ein und es kann im ökologischen Weinbau nicht mehr eingesetzt werden.[1][2]

Siehe auch

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Literatur

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  • Horst Diedrich Mohr (Hrsg.): Farbatlas Krankheiten, Schädlinge und Nützlinge an der Weinrebe. Eugen Ulmer, Stuttgart 2005, ISBN 3-8001-4148-5.
  • Karl Bauer, Ferdinand Regner, Barbara Schildberger: Weinbau. 9. Auflage. avBuch im Cadmos Verlag, Wien, 2013, ISBN 978-3-7040-2284-4.
  • Edgar Müller, Hans-Peter Lipps, Oswald Walg: Weinbau. 3. Auflage. Eugen Ulmer, 2008, ISBN 978-3-8001-1241-8.
  • Ilse Maier: Praxisbuch Bioweinbau. Österreichischer Agrarverlag, Wien 2005, ISBN 3-7040-2090-7.
  • Uwe Hofmann, Paulin Köpfer, Arndt Werner: Ökologischer Weinbau. Eugen Ulmer, 1995, ISBN 3-8001-5712-8.
  • C. Gessler, I. Pertot, Michele Perazzolli: Plasmopara viticola: a review of knowledge on downy mildew of grapevine and effective disease management In: Phytopathologia Mediterranea, North America. 50, 2011, S. 3–44, ISSN 1593-2095 (fupress.net).
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Commons: Falscher Mehltau (Plasmopara viticola) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Oliver Bock (2016) Falscher Mehltau: Die ersten Ökowinzer melden Totalausfälle. FAZ-Online, 30. Juli 2016; abgerufen am 31. Juli 2016.
  2. Pflanzenstärkungsmittel (Memento des Originals vom 23. Mai 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.oekolandbau.de.