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Neues Wasserkraftwerk Rheinfelden

Das Neue Wasserkraftwerk Rheinfelden ist ein Laufwasserkraftwerk am Hochrhein zwischen den beiden gegenüberliegenden Städten Rheinfelden AG auf der Schweizer Seite und Rheinfelden (Baden) auf der deutschen Seite, das 2010 in Betrieb ging.[1] Eigentümerin ist die Energiedienst AG, eine 100-%-Tochter der im schweizerischen Laufenburg ansässigen Energiedienst Holding, die wiederum eine 67-%-Tochtergesellschaft des deutschen Energiekonzerns EnBW Energie Baden-Württemberg ist.[2]

Neues Wasserkraftwerk Rheinfelden
Neues Wasserkraftwerk
Neues Wasserkraftwerk
Neues Wasserkraftwerk
Lage
Neues Wasserkraftwerk Rheinfelden (Rheinfelden)
Neues Wasserkraftwerk Rheinfelden (Rheinfelden)
Koordinaten, (CH) 47° 34′ 8″ N, 7° 48′ 45″ O (628134 / 268766)Koordinaten: 47° 34′ 8″ N, 7° 48′ 45″ O; CH1903: 628134 / 268766
Land Schweiz Schweiz
Kanton Aargau Aargau

Deutschland Deutschland

Baden-Württemberg Baden-Württemberg
Ort Rheinfelden AG, Rheinfelden (Baden)
Gewässer Rhein
f1
Kraftwerk

Eigentümer Energiedienst AG
Betreiber Energiedienst AG
Planungsbeginn 1984
Bauzeit 2003–2012
Betriebsbeginn 2010
Technik

Engpassleistung 100 Megawatt
Durchschnittliche
Fallhöhe
6,0–9,1 m
Ausbaudurchfluss 1500 m³/s
Regelarbeitsvermögen 600 Millionen kWh/Jahr
Turbinen 4 doppelt regulierte Kaplan-Rohrturbinen
Sonstiges

Die Stromerzeugung wird zwischen Deutschland und der Schweiz hälftig aufgeteilt, wobei als Abnehmerin des schweizerischen Teils die Axpo AG fungiert, als Abnehmerin des deutschen Anteils die Energiedienst Holding, die den erzeugten Ökostrom unter dem Namen „Naturenergie“ über ihre Tochtergesellschaft Energiedienst AG vermarktet.

Geschichte

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Neues Kraftwerk im Bau (Oktober 2007)
 
Baustelle des neuen Wasserkraftwerks. Im Vordergrund der temporäre Arbeitsdamm in der Rheinmitte, von dem aus das Unterwasser vertieft wurde.

Bereits im Jahr 1984 wollten der damalige Betreiber Kraftübertragungswerke Rheinfelden (KWR) – eines der Vorläuferunternehmen der heutigen Energiedienst Holding – und der Kanton Aargau ein neues Kraftwerk an der Stelle des ursprünglichen errichten. Durch die Liberalisierung des Strommarktes erschien jedoch der Neubau zunächst nicht mehr rentabel und wurde deswegen verschoben.[3] Um die Finanzierung bzw. Rentabilität sicherzustellen, wurde vom Gesetzgeber eigens die sogenannte „neue große Wasserkraft“ als förderungsfähige Energie in das Erneuerbare-Energien-Gesetz aufgenommen.

Im Dezember 1989 hatten der Schweizer Bundesrat und das Regierungspräsidium Freiburg über eine Verlängerung der Konzession des Alten Wasserkraftwerks Rheinfelden um weitere 80 Jahre zu entscheiden. Diese wurde mit der Auflage bewilligt, dass ein neues Kraftwerk eine höhere Stromproduktion erzielen muss.

Aus diesem Grund wurde seit Sommer 2003 an einem neuen Wasserkraftwerk gebaut. Der Aufwand für den Neubau wird auf etwa 380 Millionen Euro beziffert.[4][5] Das neue Kraftwerk wurde einige hundert Meter flussaufwärts vom alten Kraftwerk errichtet. Im Gegensatz zum bisherigen Kraftwerk, das in Längsrichtung zum Rhein steht, steht das neue Maschinenhaus quer zum Fluss. Das neue Stauwehr wurde im April 2007 fertiggestellt, der Spatenstich für das neue Maschinenhaus erfolgte Mitte 2007. Im Mai 2007 wurde im Gegenzug das alte Stauwehr zurückgebaut. Mit der Inbetriebnahme von Maschine 4 wurde im Dezember 2010 auch das Maschinenhaus fertiggestellt.[6]

Zur Eröffnung besuchte die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel zusammen mit ihrem Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle sowie dem damaligen Ministerpräsidenten Baden-Württembergs Stefan Mappus das Neue Wasserkraftwerk Rheinfelden. An der Landesgrenze zur Schweiz, die mitten durch das Kraftwerk verläuft, begrüßte sie die Schweizer Delegation, der unter anderem der Aargauer Regierungsrat Urs Hofmann vorstand.[7][8]

Ökologische Eingriffe und Ausgleichsmaßnahmen

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Mit dem Kraftwerksneubau sind erhebliche Eingriffe in die Fließgewässerökologie des Rheins verbunden. Unter anderem wird eine in dieser Hinsicht sehr wertvolle Felsformation im Flussbett, das sogenannte „Gwild“, zu fast 50 Prozent zerstört. Daher wurden im Rahmen der naturschutzrechtlich vorgeschriebenen ökologischen Ausgleichsmassnahmen in Zusammenarbeit mit den maßgeblichen Umweltverbänden und den zuständigen Behörden aus Deutschland und der Schweiz insgesamt 65 ökologische Aufwertungsmaßnahmen konzipiert, für die 12 Millionen Euro investiert werden. Ohne die Maßnahmen wäre das Projekt mangels Umweltverträglichkeit nicht genehmigt worden.

Eine der wichtigsten Ausgleichsmaßnahmen ist ein naturnahes, lachsgängiges Laich- und Fischaufstiegsgewässer zur Umgehung des Kraftwerks, das an Stelle des alten Einlaufkanals und des alten Maschinenhauses bis 2012 angelegt wird. In seiner Größenordnung von ca. 900 Metern Länge und ca. 60 Metern Breite ist es seinerzeit einzigartig. Mittlerweile ist am Kraftwerk Ryburg-Schwörstadt ein nochmals größeres Fischaufstiegsgewässer realisiert worden.[9] Ein separater Durchlass (Dotierturbine) beim Neubau soll gewährleisten, dass das „Gwild“ auch bei Niedrigwasser ausreichend bewässert wird. Um den Lebensraum zu vernetzen, wurden zwei Fischtreppen gebaut. Weitere Ausgleichsmaßnahmen, zum Beispiel die Aufschüttung von Kiesbänken und Entfernung von Uferverbauungen, dienen unter anderem dazu, dem Fluss in geeigneten Teilbereichen den Charakter eines Fließgewässers zurückzugeben.

Weil man zum Zeitpunkt der Baugenehmigung noch nicht die Möglichkeit sah, das Aufstiegsgewässer unter dem alten Maschinenhaus hindurchzuführen, ist das alte Wasserkraftwerk und der alte eiserne Kraftwerkssteg nach der Inbetriebnahme des neuen Kraftwerks abgerissen worden.

Über das Wehr des neuen Kraftwerks ist der Rheinübergang für Fußgänger und Radfahrer wieder möglich.

Technische Daten

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Die Turbinenhalle des neuen Kraftwerks

Das Kraftwerk hat sieben Wehröffnungen von jeweils 24,5 Meter Breite. Die Wehrschützen sollen auch der Regulierung von Hochwasser dienen. Bis zu 5400 Kubikmeter Wasser pro Sekunde können abgeführt werden.[10] Die technischen Einrichtungen mit dem Maschinenhaus liegen aus hydraulischen Gründen in Richtung des schweizerischen Ufers.

Altes Kraftwerk Neues Kraftwerk
Ausbauwassermenge 600 m³/s 1.500 m³/s
Nettogefälle 4,2–6,0 m 6,0–9,1 m
Installierte Leistung 25,7 MW 100 MW
Turbinentypen 8 Kaplan-,
6 Propeller- und
6 Francis-Turbinen
4 doppelt regulierte
Rohr-Turbinen
Mittlere Jahresproduktion 185 GWh 600 GWh

Siehe auch

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Commons: Neues Wasserkraftwerk Rheinfelden – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Pressemitteilung der Energiedienst AG vom 2. Dezember 2010 (Memento vom 4. September 2012 im Webarchiv archive.today) Abgerufen am 7. Januar 2011
  2. Energiedienst: [1], abgerufen am 7. Oktober 2013.
  3. Stromerzeugungskosten wären zu hoch: KWR verzichtet auf neues Wasserkraftwerk, auf udo-leuschner.de
  4. Wasserkraftwerk Rheinfelden, auf energiedienst.de
  5. Schrittweiser Neubau des Kraftwerks Rheinfelden bis zum Jahr 2019, auf udo-leuschner.de
  6. FAZ vom 18. Januar 2011, Seite T6: Höheres Gefälle und größere Durchflussmengen
  7. Badische Zeitung: Vor 10 Jahren besuchte Angela Merkel Rheinfelden – sie erfüllte nicht alle Erwartungen, Artikel vom 27. August 2020, aufgerufen am 11. Juli 2023.
  8. Presseportal: Wasserkraftwerk Rheinfelden: Bundeskanzlerin Angela Merkel besucht größte Laufwasserkraft-Baustelle Europas, Artikel vom 27. August 2020, aufgerufen am 11. Juli 2023.
  9. Kraftwerk Ryburg-Schwörstadt AG: Fischaufstiegsgewässer am Kraftwerk Schwörstadt. Abgerufen am 6. April 2018.
  10. Flyer Neubau Wasserkraftwerk Rheinfelden (PDF; 5,0 MB) Abgerufen am 7. Januar 2011