Nünchritz
Nünchritz ist eine Gemeinde im Landkreis Meißen in Sachsen und Sitz der Verwaltungsgemeinschaft Nünchritz, zu der auch die Gemeinde Glaubitz gehört.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 51° 18′ N, 13° 24′ O | |
Bundesland: | Sachsen | |
Landkreis: | Meißen | |
Verwaltungsgemeinschaft: | Nünchritz | |
Höhe: | 105 m ü. NHN | |
Fläche: | 31,28 km2 | |
Einwohner: | 5419 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 173 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 01612 | |
Vorwahlen: | 035265, 035267 (Merschwitz teilw.) | |
Kfz-Kennzeichen: | MEI, GRH, RG, RIE | |
Gemeindeschlüssel: | 14 6 27 190 | |
LOCODE: | DE NTZ | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Glaubitzer Straße 10 01612 Nünchritz | |
Website: | www.nuenchritz.de | |
Bürgermeister: | Andrea Beger (parteilos) | |
Lage der Gemeinde Nünchritz im Landkreis Meißen | ||
Geographie
BearbeitenDie Gemeinde liegt am Rande der Großenhainer Pflege am östlichen Ufer der Elbe in der Elbaue. Nächste Kreisstädte sind Großenhain (10 km), Meißen (10 km) und Riesa (8 km). Im Ortsteil Grödel mündet der Elsterwerda-Grödel-Floßkanal in die Elbe.
Ortsgliederung
BearbeitenZur Gemeinde gehören folgende Ortsteile:
Geschichte
BearbeitenGeschichte von Nünchritz
BearbeitenNünchritz wurde erstmals im Jahr 1312 als Nucharicz urkundlich erwähnt. Die Gegend war aber schon zur Steinzeit (um 4000 v. Chr.) besiedelt, was Bodenfunde belegen. In historischer Zeit war dort ein Weinbaugebiet und auch die Elbe bestimmte die Entwicklung der Gegend. Im Mittelalter führte die Hohe Straße (Salzstraße) durch das Gemeindegebiet. Ab 1839 wurde die Bahnstrecke Leipzig–Dresden erbaut und seit 2003 besitzt Nünchritz einen eigenen Haltepunkt mit stündlichen Verbindungen nach Riesa, Dresden und Leipzig.
Zwischen 1900 und 1905 wurde in Nünchritz ein Werk der Chemischen Fabrik v. Heyden in Radebeul errichtet. Auch heute noch ist der Ort Standort einer chemischen Fabrik, in der Siloxane produziert werden. Das seit dem 1. Oktober 1998 zur Wacker Chemie AG am Friedrich-von-Heyden-Platz gehörende Werk beschäftigt etwa 1500 Mitarbeiter (Stand: 31. Dezember 2021) und ist damit größter industrieller Arbeitgeber im Landkreis Meißen. Durch einen im Oktober 2011 abgeschlossenen Ausbau für die Produktion von Polysilicium sind etwa 500 weitere Arbeitsplätze entstanden.[2]
Geschichte von Seußlitz
BearbeitenÄltester Gemeindeteil ist Seußlitz, das im Jahr 1205 erstmals urkundlich erwähnt wurde. Am Ort war damals eine Burg (Besitzer Otto von Suselitz). Sie wurde 1226 abgebrochen und vom Markgraf von Meißen Heinrich dem Erlauchten zu einer Jagdresidenz umgebaut. 1268 stiftete er den Besitz mit 17 zugehörigen Dörfern den Klarissen als Nonnenkloster. Nach der Reformation im Jahr 1546 kaufte der Geheime Rat des Kurfürsten Moritz von Sachsen, Simon Pistoris der Jüngere, das Kloster und baute es zu seinem Wohnschloss um. Im Jahr 1722 erwarb Heinrich von Bünau den Besitz und das Schloss Seußlitz mit dem Schlosspark und der Schlosskirche baute man im Barockstil nach Entwürfen von George Bähr um.
Geschichte der anderen Ortsteile
BearbeitenDiesbar wurde 1272 als Dievesvere, Grödel 1324 als Gredil, Zschaiten 1324 als Zschetin, Roda 1365 als Rode und Weißig im Jahr 1378 als Wizzok erstmals urkundlich erwähnt.
In Grödel existierte ein Schloss/Gutshaus.[3]
Eingemeindungen
BearbeitenAm 1. Juli 1973 wurden die Gemeinden Grödel und Zschaiten mit dem am 1. Juli 1950 eingemeindeten Ortsteil Roda eingegliedert. Zum 1. Januar 1994 folgte die Gemeinde Weißig. Am 1. Januar 2003 wurde die Gemeinde Diesbar-Seußlitz mit den Ortsteilen Diesbar-Seußlitz (entstand am 1. Januar 1952 aus der Fusion beider bis dahin selbständigen Gemeinden), Goltzscha, Leckwitz, Merschwitz, Naundörfchen (am 1. Juli 1950 nach Leckwitz eingegliedert) und Neuseußlitz (am 1. Juli 1973 Diesbar-Seußlitz angegliedert) eingemeindet.[4]
Politik
BearbeitenGemeinderat
BearbeitenSeit der Gemeinderatswahl am 9. Juni 2024 verteilen sich die 16 Sitze des Gemeinderates folgendermaßen auf die einzelnen Gruppierungen:
- AfD: 4 Sitze (zwei Sitze bleiben mangels Kandidaten unbesetzt)
- CDU: 6 Sitze
- TSV Merschwitz 1912 e.V. (TSV): 2 Sitze
- SPD: 2 Sitze
- Linke: 2 Sitze
Wahlvorschlag | 2024[6] | 2019[7] | 2014[8] | |||
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Sitze | in % | Sitze | in % | Sitze | in % | |
AfD | 4 | 34,2 | – | – | – | – |
CDU | 6 | 31,2 | 7 | 37,4 | 8 | 41,1 |
TSV Merschwitz 1912 e. V. | 2 | 13,3 | 5 | 26,1 | 3 | 17,0 |
SPD | 2 | 11,5 | 4 | 22,0 | 4 | 21,8 |
Linke | 2 | 9,8 | 2 | 14,5 | 3 | 16,2 |
FDP | – | – | – | – | – | 4,0 |
Wahlbeteiligung | 71,8 % | 67,1 % | 55,1 5 |
Bürgermeister
Bearbeiten-
Rathaus Nünchritz
-
Ortspartnerschaft Nünchritz: Ubstadt-Weiher in Baden-Württemberg
Am 16. September 2007 fand eine Bürgermeisterwahl statt, um einen Nachfolger für Bürgermeister Udo Schmidt (SPD) zu bestimmen. Dabei erhielt Anett Wendler (SPD) 36,8 % der Wählerstimmen und Gerd Barthold (CDU) 34,3 %. Daher fand am 30. September eine Nachwahl statt, die Barthold mit 47,8 % gewann. Die Wahlbeteiligung lag bei 56,8 % im ersten bzw. 52,2 % im zweiten Wahlgang. Im Oktober 2014 wurde Barthold mit 98 % der Stimmen im Amt bestätigt. Parallel zur Bundestagswahl am 26. September 2021 soll in Nünchritz die nächste Bürgermeisterwahl stattfinden.[9]
Wahl | Bürgermeister | Vorschlag | Wahlergebnis (in %) |
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2021 | Andrea Beger | CDU | 72,4 |
2015 | Gerd Barthold | 98,4 | |
2007 | 47,8 | ||
2001 | Udo Schmidt | SPD | 52,4 |
Ortspartnerschaften
BearbeitenNünchritz pflegt mit der Gemeinde Ubstadt-Weiher in Baden-Württemberg eine Ortspartnerschaft.
Kultur
Bearbeiten- Siehe auch: Liste der Kulturdenkmale in Nünchritz
Sehenswürdigkeiten
Bearbeiten- Kanalbrücke und Kanalkopf des Elsterwerda-Grödel-Floßkanal zwischen 1740 und 1748 erbaut bei Grödel
- Alter Wall-Graben, der Rest der vermutlich im 12. Jahrhundert errichteten Wasserburg in Zschaiten
- Kirche in Zschaiten (vor 1503 errichtet)
- Kirche Merschwitz
- Turmdrehkran Merschwitz (errichtet 1921)
- Barockschloss Seußlitz mit Schlossgarten im französischen und englischen Gartenbaustil, darin Skulpturen, welche die Jahreszeiten bzw. die Monate versinnbildlichen[10]
- Heinrichsburg, ein schlichtes zweigeschossiges Gartenhaus (in den Jahren 1725/26 nach Plänen von George Bähr erbaut) in Seußlitz
- barockes Winzerhaus, die Luisenburg in Seußlitz
- Mühle in Grödel
- Museum Nünchritz
Regelmäßige Veranstaltungen
BearbeitenBeim Seußlitzer Heiratsmarkt handelt es sich um ein über 500 Jahre altes Volksfest, das alljährlich zu Himmelfahrt stattfindet. Bei diesem Volksfest ist eine Trauung für einen Tag möglich. Als Ursprung dieses Brauches wird die Brautschau der nach Auflösung des Klosters freigewordenen Nonnen angesehen.
Gedenkstätte
BearbeitenAn der Riesaer Straße befindet sich ein Ehrenfriedhof mit einem Denkmal für 17 sowjetische Soldaten und Offiziere des 1. Gardekavalleriekorps, die am 23. April 1945 bei Kämpfen in Nünchritz ums Leben kamen. Ihre Namen sind unbekannt. Die Gedenkstätte wurde am 5. Juni 1945 eingeweiht.[11]
Wirtschaft und Infrastruktur
BearbeitenVerkehr
BearbeitenDie B 98 und die Bahnstrecke Leipzig–Riesa–Dresden verlaufen durch den Norden der Gemeinde. Am Haltepunkt Nünchritz macht der Saxonia-Express RE 50 zwischen Dresden und Leipzig Halt. Nünchritz wird außerdem über fünf Buslinien unter anderem mit Riesa, Großenhain und Meißen verbunden.[12]
Persönlichkeiten
BearbeitenSöhne und Töchter der Gemeinde
Bearbeiten- Ernst Peschel (1853–1927), Volksschullehrer, Heimatforscher und Amateurarchäologe
- Heinz Haupt (1924–2010), Tischtennisnationalspieler und -trainer der DDR
- Frank Terpe (1929–2013), Mathematiker, Politiker (SPD) und ehemaliger Minister für Forschung und Technologie der DDR
- Ekkehard Herrig (* 1933), Paläontologe und Geologe sowie Künstler
- Jörg Peter (* 1955), ehemaliger deutscher Langstreckenläufer
Literatur
Bearbeiten- Elbtal und Lößhügelland bei Meißen (= Werte unserer Heimat. Band 32). 1. Auflage. Akademie Verlag, Berlin 1979, S. 36.
Weblinks
Bearbeiten- Website der Gemeinde Nünchritz
- Nünchritz im Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Bevölkerung der Gemeinden Sachsens am 31. Dezember 2023 – Fortschreibung des Bevölkerungsstandes auf Basis des Zensus vom 9. Mai 2011 (Gebietsstand 01.01.2023). Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, abgerufen am 21. Juni 2024. (Hilfe dazu).
- ↑ Produktionsstandorte Wacker Chemie: Nünchritz, abgerufen am 2. Dezember 2012
- ↑ Dr. Helmuth Gröger: Burgen und Schlösser in Sachsen, Verlag Heimatwerk Sachsen, Dresden, 1940, Artikel zum Schloss/Gutshaus Grödel mit Abbildung auf Seite 115
- ↑ StBA: Gebietsänderungen vom 01.01. bis 31.12.2003
- ↑ [1]
- ↑ Referat Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit: Wahlergebnisse - Wahlen - sachsen.de. Abgerufen am 17. August 2024.
- ↑ Referat Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit: Wahlergebnisse - Wahlen - sachsen.de. Abgerufen am 17. August 2024.
- ↑ Referat Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit: Wahlergebnisse - Wahlen - sachsen.de. Abgerufen am 17. August 2024.
- ↑ Jörg Richter: Nünchritzer sollen im September wählen. Sächsische Zeitung, 3. April 2021, abgerufen am 2. September 2021.
- ↑ Beschreibung auf der Website der Gemeinde Nünchritz (abgerufen am 13. November 2013)
- ↑ Stiftung Sächsische Gedenkstätten Dokumentationsstätte Dresden, abgerufen am 13. August 2013
- ↑ Tarifzonenplan mit Liniennetz 2022