Die Liste der Figurengruppen in der Berliner Siegesallee führt 32 Figurengruppen der ehemaligen Siegesallee im BerlinerTiergarten auf.
Die aus Marmor hergestellten Gruppen bestanden aus 32 Standbildern von jeweils 2,75 Metern Höhe, die sämtliche Markgrafen und KurfürstenBrandenburgs, Könige Preußens und Kaiser Deutschlands zwischen 1165 und 1888 darstellten. Jedem Standbild waren zwei kleinere Büsten von Personen zugeordnet, die im Leben oder in der Zeit der jeweiligen Herrscher eine wichtige Rolle spielten. Die Gruppen waren auf einem halbrunden Podest angeordnet, das hinten von einer Sitzbank geschlossen war. Die beiden Nebenfiguren waren in die Sitzbank eingepasst und teilten sie in drei Abschnitte. Die Statuen standen zentral auf einem Sockel über dem dreistufigen Podestaufgang.
Die monumentale Allee, von Teilen der Berliner Bevölkerung als „Puppenallee“ belächelt, entstand zwischen 1895 und 1901 im Auftrag Kaiser Wilhelms II. Die künstlerische Leitung lag bei dem Bildhauer Reinhold Begas, die Direktion des historischen Programms bei dem Historiker und Präsidenten des Preußischen Geheimen StaatsarchivsReinhold Koser. Die Siegesallee wurde nach dem Zweiten Weltkrieg abgetragen, einige Figuren sind verschollen. Die verbliebenen, zum Teil beschädigten Denkmäler wurden zum größten Teil im Schlosspark Bellevue vergraben und lagerten nach ihrer Ausgrabung von 1978 bis 2009 im Lapidarium in Berlin-Kreuzberg. Im Mai 2009 wurden die 26 Standbilder und 40 Büsten, darunter zwei Büsten aus den sogenannten Gruppen 33 und 34, in die Zitadelle Spandau umgesetzt. Dort wurden sie restauriert und werden seit dem 29. April 2016 als Teil der neuen Dauerausstellung „Enthüllt. Berlin und seine Denkmäler“ präsentiert.
Die Aufstellung listet zudem zwei ergänzende Gruppen auf, die 1903 auf dem halbrunden Platz vor dem Brandenburger Tor aufgestellt wurden und im Stil den Siegesalleegruppen angelehnt sind.[1] Im Einzelnen gibt die Liste zu jeder Gruppe an: Titel, Funktion, Regierungszeit und Fürstengeschlecht der Hauptfigur; die von den Nebenbüsten dargestellten Personen und ihre Funktion; Bildhauer der Gruppe; Datum der Enthüllung;[2] Verbleib und Erhaltungszustand der Figuren.[3] Zudem enthalten einige Gruppen ergänzende Hinweise zu ihrer Entstehungsgeschichte, Zusammenstellung oder künstlerischen Gestaltung.
Bischof Otto von Bamberg (um 1060–1139). Da das Standbild Albrecht als Bezwinger des Heidentums auffasst, sind zwei Bischöfe als Beifiguren gewählt, die sich um die Missionierung „verdient“ gemacht hatten.[4]
Albrecht auf einem der wenigen erhaltenen Sockel seit 1978 im Hof der Zitadelle Spandau, Wigger seit Mai 2009 gleichfalls in der Zitadelle, Otto seit 2003 als Leihgabe des Landes Berlin in der ständigen Otto von Bamberg-Ausstellung in der DemminerBartholomäuskirche.[5] Standbild Albrechts um fehlende Teile ergänzt und restauriert; beiden Büsten fehlen kleinere Teile, ihre Köpfe sind intakt beziehungsweise bei Wigger wieder angesetzt. Seit 2016 alle drei Figuren Teil der Dauerausstellung in der Zitadelle.[Denkmal 1]
Anmerkung zur Gestaltung:
Die Gesichtszüge Albrechts formte Schott nach seinem eigenen Kopf. Für die Nebenfiguren suchte er per Zeitungsannonce nach Modellen. Unter den rund 40 Bewerbern wählte er einen märkischen Fischer, einen reizenden alten Mann und für den Bamberger einen dicken Kölner Küfer aus. Denn von dem Brandenburger habe er die Vorstellung eines mageren, halbverhungerten Priesters gehabt, da es in der Mark nicht so viel zu essen gegeben habe, während er bei dem Bamberger aufgrund dessen gutsituierten Erzbistums an einen gebildeten, sehr behäbigen und runden Mann gedacht habe.[6]
Otto I. (Teile abgebrochen, starke Konturschäden) seit Mai 2009 in der Zitadelle Spandau; Pribislaw (nur Kopf erhalten) in Berliner Privatbesitz; Sibold im Hofgut Waldeck in Utting am Ammersee, ehemaliger Besitz der Familie Siebold.
Albrecht II. (ca. 1150–1220), jüngster Sohn von Otto I., Bruder von Otto II.
Titel, Funktion:
vierter Markgraf von Brandenburg
Regierungszeit:
1205–1220
Fürstengeschlecht:
Askanier
Nebenfigur links:
Eike von Repgow (1180/1190–nach 1233), Verfasser des Sachsenspiegels. (Keine Verbindung zu Albrecht II. Die Wahl der Nebenfigur ist wahrscheinlich der Tatsache geschuldet, dass der Sachsenspiegel als das bedeutendste Rechtsbuch des deutschen Mittelalters großen Einfluss auch auf Brandenburg und Norddeutschland hatte.)[8]
Seit Mai 2009 in der Zitadelle Spandau (Albrecht II. und Salza Köpfe abgebrochen und 1984 wieder angesetzt; Albrecht fehlende Teile; Repkow linke Hand abgebrochen, vorhanden; Salza Arm mit Urkunde fehlt)
Doppelstandbild der Brüder Johann I. (1213–1266) und Otto III. (1215–1267), die gemeinsam regierten, Söhne von Albrecht II. In die Regierungszeit der beiden fällt die Gründung Berlins (offizielles Gründungsdatum 1237) sowie des Klosters Chorin.
Titel, Funktion:
fünfter und sechster Markgraf von Brandenburg
Regierungszeit:
Johann I. 1220–1266; Otto III. 1220–1267
Fürstengeschlecht:
Askanier
Nebenfigur links:
Simeon von Cölln (zweite Gründungsstadt Berlins), Propst, als Zeuge in der ersten Urkunde Cöllns (28. Oktober 1237) genannt (mit Johann I. und Bischof Gernand von Brandenburg)[9]
Nebenfigur rechts:
Marsilius, erster nachgewiesener Schultheiß von Berlin (andere Angabe: von Cölln)
Doppelstandbild (Kopf Otto abgebrochen, 1984 wieder angefügt; weitere Teile abgebrochen) von 1978 bis 2009 im Lapidarium, Berlin-Kreuzberg; am 6. Mai vom Lapidarium in die Zitadelle Spandau umgesetzt.[10] Büsten (einzelne Teile abgebrochen) bereits seit längerem in der Zitadelle, Pulverkammer der Bastion König.
Anmerkung zur Gestaltung:
Johann I. und Otto III. gelten durch Stadtrechtsverleihung als Gründungsväter der Stadt Berlin bzw. seines Ursprungs, der Doppelstadt Berlin und Cölln. Der auf einem Stein sitzende Johann I. hat über seinen Knien die Urkunde ausgebreitet, durch die Berlin und Cölln das Stadtrecht erhalten haben sollen. Der engen Verbindung der beiden Markgrafen zu Berlin/Cölln ist zudem die Wahl der Nebenfiguren geschuldet.
Relief von 1909 nach dem Siegesallee-Standbild in Berlin-Mariendorf, Foto 2007
Figuren 2019 Johann II hinten, Graf Gunther vorn ohne Kopf.
Hauptfigur:
Johann II. (* 1237(?); † 10. September 1281), Sohn von Johann I.
Titel, Funktion:
Markgraf von Brandenburg, Mitregent seines Bruders Otto IV. (mit dem Pfeil). Zu den Gründen, warum ein Mitregent in die Siegesallee aufgenommen wurde, liegen keine Angaben vor.
Graf Gunther I. von Lindow (* um 1230; † um 1284) aus dem Adelsgeschlecht derer von Lindow-Ruppin; der Graf bezeugte mehrere Urkunden Johanns und hat sich wahrscheinlich in dessen Gefolge aufgehalten.
Nebenfigur rechts:
Konrad Belitz, auch Konrad von Beelitz (? {Ersterwähnung 1288}–1308), Fernhändler, Kaufmann,[11] Ratsmann und Bürgermeister (?)[12] von Berlin; ältester erhaltener, künstlerisch bearbeiteter Grabstein Berlins, Franziskanerkloster, heute im Märkischen Museum.[13]
Hauptfigur (leichte Konturschäden) und Büste Graf Günter (ohne Kopf) seit Mai 2009 in der Zitadelle Spandau; Büste Konrad Belitz verschollen (sollte laut Magistratsbeschluss vom 7. Juli 1947 in das Märkische Museum überführt werden).
Anmerkung zur Gestaltung:
Die Gestaltung Felderhoffs fiel völlig aus dem Rahmen, indem er gegen die gängige historisierende Kunst eine (fast moderne) großflächige typisierende Form wählte (siehe ausführlich: Felderhoff, Siegesalleegruppe).
Johann von Kröcher, genannt Droiseke, mit Erwähnungen in mindestens 180 Urkunden zwischen 1281 und 1321 bestdokumentierter märkischer Ritter und Edelmann der askanischen Zeit, ausgedehnter Landbesitz
Nebenfigur rechts:
Johann von Buch, Vertreter des Bruders Johann II., sorgte für den Freikauf Ottos aus der Gefangenschaft, obwohl der ihn als Berater entlassen hatte
Hauptfigur (nur Kopf erhalten) in Berliner Privatbesitz; Büsten seit Mai 2009 in der Zitadelle Spandau (von Buch ohne Kopf, verschollen)
Anmerkung zur Gestaltung:
Die Augenbinde Ottos IV. verweist auf die Verwundung durch einen Pfeil, die er im Alter von etwa 40 Jahren erlitt. Die mit Eichenlaub bekränzte Leier am Baumstamm hebt seine Bedeutung als Minnesänger hervor. Der Turnierhelm im linken Arm und das Schwert zeigen die heldenhaften, kriegerischen Züge des Markgrafen.[14]
Seit Mai 2009 in der Zitadelle Spandau (Hauptfigur Konturschäden; leichte Beschädigungen an den Sockeln der Büsten)
Anmerkung:
Da Waldemar als der bedeutendste märkische Askanier galt, legte Wilhelm II. auf die Gestaltung dieser Gruppe besonderen Wert und übertrug die Arbeit Reinhold Begas, dem künstlerischen Direktor des Gesamtprojekts Siegesallee. Der aber vermochte dem Auftrag kein Interesse abzugewinnen (was laut Lehnert der Figur dann auch anzusehen war) und versuchte die Arbeit abzugeben. Dem Wunsch entsprach der Kaiser nicht.[16]
Seit Mai 2009 in der Zitadelle Spandau (Hauptfigur ohne Kopf, re. Arm, li. Bein; Wedigo (= Zille) Kopf fehlt)
Anmerkung:
Da Heinrich das Kind für die märkische Geschichte bedeutungslos blieb, war seine Aufnahme in die Siegesallee in der Historischen Planungskommission unter Reinhold Koser sehr umstritten. Modell stand der französische Cellist Paul Bazelaire (→ Ausführlich zur Gestaltung des Standbilds: Abschnitt zur Gruppe 9 im Artikel August Kraus).
Johann von Buch der Jüngere, Jurist, gehörte zum Gefolge Ludwigs. (Zum Vater Johann von Buch siehe Gruppe 7)
Nebenfigur rechts:
Johann II. (vor 1320–1357), Burggraf von Nürnberg, 1345 für kurze Zeit Statthalter von Ludwig I. (der „eigentlich erste“ Hohenzoller in der Mark). Hält im rechten Arm seinen mit einem Brackenhaupt verzierten Helm (Bracke ist ein „starker Fanghund, Symbol der Jagdgerechtigkeit; das Brackenhaupt auf dem Hohenzollernwappen ist 1317 von der Familie erkauft worden.“)[19]
Standbild Ludwig und Büste Johann von Buch verschollen, wahrscheinlich kriegszerstört. Lediglich der Torso des Nürnberger Burggrafen (Kopf verschollen) ist erhalten und befindet sich seit Mai 2009 in der Zitadelle Spandau.
Emil Graf von Schlitz genannt Görtz. Von Görtz und seine Familie waren dem Kaiser freundschaftlich verbunden, er trat ansonsten bildhauerisch kaum in Erscheinung. Die Autorin Uta Lehnert resümiert ihren Eindruck der Gruppe: „Ganz offensichtlich war Graf Görtz den kompositorischen Anforderungen nicht gewachsen.“[20]
Datum der Enthüllung:
14. November 1900
Verbleib und Zustand der Figuren:
Sämtliche Figuren verschollen, wahrscheinlich im Zweiten Weltkrieg zerstört
Markgraf und Kurfürst von Brandenburg (ferner Herzog von Oberbayern)
Regierungszeit:
1365–1373
Fürstengeschlecht:
Wittelsbacher – der letzte Wittelsbacher in der Mark Brandenburg
Nebenfigur links:
Thilo von Brügge, Berliner Patrizier, Münzmeister von Berlin, Inhaber des Stadtgerichts, Vogt über sechs märkische Städte. Die Büste zeigt ihn mit Amtskette. Das umstirnte Drachenhaupt im Wappen verweist auf die rheinische Herkunft seiner Familie.
Nebenfigur rechts:
Thilo von Wardenberg(Tiele Wardenberg), Tile Wardenberg, Bürgermeister (möglicherweise nur Ratsherr) von Berlin, Symbolfigur des Widerstands gegen Karl IV. Sockelinschrift: Thilo von Wardenberg, Oldermann von Berlin.
Alle drei (mit leichten Konturschäden) seit Mai 2009 in der Zitadelle Spandau
Anmerkung:
Die Gruppe gehörte zu den wenigen, die sowohl bei Auftraggebern wie auch Vertretern der „Moderne“ hohe künstlerische Wertschätzung genossen. Der Kaiser war besonders angetan von der brillant getroffenen nichtstuerischen Nonchalance.[21] Allerdings reizte der „in ziemlich lascher Haltung und mit herunterhängenden Augenlidern, kurz mit blödem Gesicht“[22] dargestellte Wittelsbacher die zeitgenössischen Kritiker der Siegesallee zu bissigen Karikaturen, siehe Siegesallee, Otto der Faule.
Der Titel Markgraf und Kurfürst von Brandenburg lag eigentlich bei seinem minderjährigen Sohn Wenzel von Luxemburg (1361–1419), doch führte Karl IV. die Regierungsgeschäfte für ihn aus. Wenzel fand in der Siegesallee an keiner Stelle eine Erwähnung.
1378–1397, 1411–1415 (Die Lücke zwischen 1397 und 1411, die Jobst von Mähren ausfüllte, wurde in den Darstellungen der Siegesallee nicht geschlossen; der Vorschlag Kosers von 1895, mit Sigmund und Jobst eine Doppelgruppe zu installieren, wurde aus unbekannten Gründen nicht realisiert.)[23]
Alle drei seit Mai 2009 in der Zitadelle Spandau. Einzelne Teile der Hauptfigur abgebrochen; Köpfe beider Nebenfiguren abgebrochen, 1984 wieder angesetzt.
Wend von Ileburg (Adelsfamilie Eulenburg) († nach 1370), Landeshauptmann, kaum Bedeutung für die märkische Geschichte. Laut Lehnert Reverenzentscheidung zugunsten der dem Kaiser nahestehenden Adelsfamilie Eulenburg. Auf Wunsch Wilhelm II. erhielt die Figur das Antlitz seines Freundes und Vertrauten, Philipp Fürst zu Eulenburg. Ursprünglich war Caspar Gans zu Putlitz vorgesehen,[24] auch wenn er am Kremmer Damm noch gemeinsam mit den Quitzows die Hohenzollern bekämpft hatte.
Relief:
Als Besonderheit dieser Gruppe war in der Bank zwischen den beiden Büsten ein Relief eingelassen, das die Kurfürstin Elisabeth im Gebet zeigte. Das war die einzige Darstellung einer Frau in der gesamten Siegesallee, was selbst Reinhold Koser bedauerte.
Alle drei Figuren seit Mai 2009 in der Zitadelle Spandau. Bei beiden Büsten fehlt die rechte Hand. Das Relief der Kurfürstin Elisabeth ist nicht erhalten.
Kopien:
Bronzeabguss der Hauptfigur (von 1912) als Denkmal auf der Burganlage in Tangermünde. Bronzeabguss der Nebenfigur Wend von Ileburg wurde nach 1900 als Geschenk Wilhelm II. an Philipp zu Eulenburg zunächst im Park, 1906 im Schlosshof Liebenberg errichtet. Abguss nach 1945 verschollen.
Friedrich II. (* 19. November 1413; † 10. Februar 1471); dargestellt als Bezwinger des städtischen Widerstands; die Urkunde in seiner Faust symbolisiert die Unterwerfung der Doppelstadt Berlin-Cölln nach dem Berliner Unwillen; die Streitaxt, die Pfeile und die zerrissenen Urkunden am Boden sollen gleichfalls auf die vom Eisenzahn gebrochene Macht der märkischen Städte hinweisen („historisch verbrämte Warnung“ Wilhelm II. an die aktuellen Stadtväter um 1900).[25]
Wilke Blankenfelde (um 1400–1474), Bürgermeister von Berlin, zwar einer der „[…] gegen Friedrich II. revoltierenden Patrizier […], später jedoch als geläuterter Untertan wieder in Amt und Würden eingesetzt und damit denkmalwürdig […].“[26] Hält in seiner rechten Hand das wiederverliehene Amtssiegel.
Hauptfigur und Büste Blankenfelde (beide gut erhalten mit einzelnen fehlenden Teilen) seit Mai 2009 in der Zitadelle Spandau; Büste Sesselmann bereits seit längerem in der Zitadelle, Pulverkammer, Bastion König (Mitraspitzen abgebrochen)
Markgraf und Kurfürst von Brandenburg; ferner als Albrecht I. Markgraf von Ansbach und Kulmbach
Regierungszeit:
1470–1486 (da sich Achilles vor allem in der Reichspolitik engagierte, hatte er die Regentschaft der Mark bereits 1473 seinem Sohn und Nachfolger Johann übertragen)
Fürstengeschlecht:
Hohenzollern (der letzte Hohenzoller, der über die Mark Brandenburg und die fränkischen Lande in Personalunion herrschte). Albrecht III. Achilles von Brandenburg verbriefte 1473 in der Dispositio Achillea, dem Hausgesetz der Hohenzollern, die Unteilbarkeit der Kurmark Brandenburg.
Aus dem Rahmen fiel die aufwändige, in gotischem Stil gehaltene Gestaltung der Bank und der Architekturteile. Die Banklehne durchzog ein durchbrochenes Fischblasenornament, „dem die Wappen von Zollern, Nürnberg, Brandenburg und Pommern appliziert waren.“ Die Bankmitte schmückte das Wappen mit dem kurfürstlichen Zepter. Zu beiden Seiten des Bankendes ruhte die obligatorische Kaiserkrone auf einem Kissen. „Am Sockel der Hauptfigur sollten filigrane Spitzbögen, ein Fries aus stilisierten Rosen und Disteln und das vom hohenzollernschen Brackenhelm geschmückte brandenburgische Wappen Assoziationen an die Zeit Albrechts hervorrufen.“[27]
Alle drei seit Mai 2009 in der Zitadelle Spandau. Alle mit Schäden, Gesicht der Hauptfigur zerstört.
Anmerkung zur Gestaltung:
Lessing lehnte die Gestaltung des Standbildes stark dem Stifterbild Albrechts vom Schwanenordensaltar in der Gumpertskirche an; ferner unterstrich er Albrechts Ritterschaft im Schwanenorden mit einer Ordenskette, die Albrecht um den Hals trägt.[27]
Alle drei seit Mai 2009 in der Zitadelle Spandau. Hauptfigur gut erhalten. Büste Albrecht Bruchschäden, Teil des Gesichts abgeplatzt; an der Bülow-Büste fehlt der Kopf.
Markgraf und Kurfürst von Brandenburg. Die erbbedingte vorübergehende Aufteilung der Mark zwischen Hektor und seinem jüngeren Bruder Johann dem Weisen (auch Hans von Küstrin), der die Neumark als Markgrafschaft Brandenburg-Küstrin erhielt, wurde in der Siegesallee nicht thematisiert; Johann fand keine Erwähnung.
Harro Magnussen. Das Denkmal ist das letzte in der Reihe der Siegesallee, das die Hauptperson mit einer Rüstung zeigt. Bei der Darstellung Hektors Rüstung übertrug Magnussen exakt die Einzelheiten der reichverzierten Prunkrüstung Joachims II., die im Zeughaus ausgestellt war.
Datum der Enthüllung:
22. Dezember 1900
Verbleib und Zustand der Figuren:
Hauptfigur und Büste Georg der Fromme seit Mai 2009 in der Zitadelle Spandau (beide ohne Kopf und mit weiteren Schäden); Büste Jagow und Medaillon Luther verschollen.
Kopien:
Büste Matthias von Jagow in farbigem Marmor im Dommuseum Brandenburg
Anmerkung:
Zentrales Thema der Gruppe war die Einführung der Reformation 1539 durch Hektor. Neben der Auswahl der Begleitfiguren und dem Medaillon unterstrichen die historische Kommission und Magnussen das Thema mit einer üppig verzierten Inschriftenkartusche am Denkmalsockel, in der unter anderem ein Abendmahlskelch und eine Hostie dargestellt waren.[29]
Johann Georg (* 11. September 1525, † 18. Januar 1598). Beiname Oeconomicus, da er gemeinsam mit Kanzler Distelmeyer (Nebenfigur rechts) versuchte, die Überschuldung der Mark mit einer rigorosen Sparpolitik zu reduzieren.
Hauptfigur seit Mai 2009 in der Zitadelle Spandau. Büsten bereits seit längerem in der Zitadelle. Graf Rochus an der Treppe zum Kommandantenhaus, Distelmeyer in der Zitadellenschänke. Alle drei Figuren mit diversen Beschädigungen und fehlenden Teilen.
Anmerkung zur Gestaltung:
Laut Uta Lehnert zeigt das Ensemble „einen Detailreichtum, der dazu geeignet ist, Geschichte in Bildern ohne Worte zu erzählen.“[30] Zu einigen dieser Details → Denkmalabschnitte in den Artikeln zu Johann Georg, zu Lynar und Distelmeyer.
Hauptfigur und von Loeben verschollen, wahrscheinlich im Zweiten Weltkrieg zerstört. Graf Hieronymus: Torso seit Mai 2009 in der Zitadelle Spandau; Kopf im Besitz der Erben des Theaterkritikers Friedrich Luft.
Anmerkung zur Gestaltung:
Das im Renaissancestil gehaltene Hausmodell, an das sich der Kurfürst leger anlehnt, verweist auf seine Gründung des Joachimsthalschen Gymnasiums 1607. Das am Postament unter dem Gymnasium dargestellte Segelschiff erinnert an den von ihm veranlassten Bau des Finowkanals. Zusammen mit der Inschrift „Erhält des Friedens Wohlfahrtsstand durch der Gesetze festes Band“[31] sollen diese Accessoires Joachim Friedrich als Friedensfürst würdigen.[32]
Markgraf und Kurfürst von Brandenburg; Herzog und Co-Regent in Preußen.
Regierungszeit:
1608–1619
Fürstengeschlecht:
Hohenzollern
Nebenfigur links:
Graf Fabian von Dohna (1550–1621), Oberburggraf; Beiname Fabian mit der Schmarre (wegen einer Kopfwunde, die er sich in einem Kriegszug zur Verteidigung der Hugenotten 1587 zuzog, in der Figur dargestellt als Stirnnarbe).
Hauptfigur (erhebliche Kriegsschäden, Gesicht abgeplatzt) seit Mai 2009 in der Zitadelle Spandau. Beide Büsten verschollen.
Anmerkung zur Gestaltung:
Die mit ruhigem, ernsten Gesicht und in fester Haltung dargestellte Hauptfigur betont die feste Haltung Johann Sigismunds in Glaubensfragen. Die füllige Gestalt in spanisch-niederländischer Tracht mit weiten Pluderhosen kennzeichnete die zeitgenössische Kritik als „Falstafffigur“.[33]
Hauptfigur (rechter Arm fehlt, Trommel verschollen, weitere erhebliche Schäden) und Büste Graf Adam (ohne Nase, starke Konturschäden) seit Mai 2009 in der Zitadelle Spandau. Die lange verschollen geglaubte Büste des Konrad von Burgsdorff ist 2011 wieder aufgetaucht.[34][35]
Anmerkung zur Gestaltung:
Da der zaudernde und unentschlossene Kurfürst sich den Wirren der Zeit und des Dreißigjährigen Krieges nicht gewachsen gezeigt und sich bei weiterhin aufwändiger Hofhaltung nach Königsberg zurückgezogen hatte, wählte der Bildhauer statt einer erhabenen Monumentalfigur eine dekorative, luxuriös ausstaffierte Kostümfigur. Eine ornamentale Ausstattung mit Fabeltieren und Blattwerk in der Inschriftenkartusche, pilasterartig gestaltete Bankwangen und zwei Löwenfiguren unter der Bank (Symbol für die ruhende Stärke Brandenburgs) unterstrichen die malerische Darstellung, die dem besonderen Talent des Bildhauers entsprach (→ Abschnitt Siegesallee bei Uechtritz-Steinkirch). Die Belehnung Brandenburgs mit Preußen in Georg Wilhelms Regierungszeit wurde nicht thematisiert.
Schapers erstes Modell, das den Großen Kurfürsten als Feldherrn darstellte, lehnte Wilhelm II. ab. Die realisierte Ausführung zeigt ihn als Friedensfürsten im Hofkostüm und Staatsgründer. „Die verheißungsvollen Schößlinge an dem mächtigen Eichenstumpf“, auf den sich die Figur stützt, „waren als Verweis auf die zukünftige politische Bedeutung Preußens für das Deutsche Reich gedacht.“[36]
Friedrich I. (Preußen), Friedrich III. (Brandenburg)
Markgraf und Kurfürst von Brandenburg sowie Herzog in Preußen als Friedrich III. bis 1701, danach als König in Preußen Friedrich I.[37]
Regierungszeit:
1688–1713 als Markgraf und Kurfürst von Brandenburg sowie in Preußen bis 1701 als Herzog, dann bis 1713 als König im GesamtstaatPreußen als Königreich (1701–1918)
Alle drei seit Mai 2009 in der Zitadelle Spandau. Konturschäden und abgebrochene Teile an der Hauptfigur; Büsten mit leichten Beschädigungen.
Als Beispiel wurde diese Denkmalgruppe für die 2016 eröffnete Dauerausstellung Enthüllt. Berlin und seine Denkmäler als einzige Gruppe in ihrer Gesamtarchitektur nachgebildet. Dabei wurde auf die Rekonstruktion der historischen Ornamentik wie dem Akanthusfries in der Banklehne oder den Adlern in den Bankwangen verzichtet.[38]
Anmerkung zur Gestaltung:
Der erste preußische König ist mit adlerbekröntem Zepter, dem Knauf eines Königsschwertes und mit einer Lorbeerkranz geschmückten Allongeperücke in der Pose des Sonnenkönigs Louis XIV. dargestellt. Mit dieser Pose, einem weiten Mantel und reich besticktem Rock überdeckte Eberlein die körperliche Behinderung Friedrichs (Schiefer Fritz). Schlüter trägt einen schlichten Bildhauerkittel und prüft die Maske eines sterbenden, von Schmerzen gezeichneten Kriegers. Danckelman hält in der Hand eine Urkunde und wird als weitsichtiger, entschlossener Staatsmann präsentiert.[39]
Siemering legte drei Skizzen für die Hauptfigur an. Mit zweien, die den König im Mantel zeigten, versuchte er, vom Etikett Soldatenkönig abzurücken. Die dritte zeigte ihn dann im Soldatenrock. Diesen Entwurf bestimmte Kaiser Wilhelm II. zur Ausführung. Diese Darstellung zeichnet Friedrich Wilhelm I. als derbe Gestalt von schlichtem und energischem Wesen, die fest und breitbeinig in Knöpfgamaschen dasteht. Seine Leibesfülle wurde nicht kaschiert, sondern „durch die über dem Bauch auseinanderklaffende Jacke und die tiefsietzende Leibbinde in geradezu grotesker Weise betont.“[40] Diese Skulptur bringt aber auch die widersprüchliche Persönlichkeit des Königs zum Ausdruck, indem im breiten Gesicht ein landesväterlicher Zug hervortritt. Accessoires wie ein Stock, ein Aktenbündel auf dem Boden und Folianten im Bücherregal, das als Stütze hinter der Figur angebracht ist, unterstreichen diese Kennzeichnung eines umsichtigen und sparsamen Regenten.
Verbleib und Zustand der Figuren:
Alle drei seit Mai 2009 in der Zitadelle Spandau. An der Hauptfigur fehlen Teile, der rechte Unterarm ist mit einer Eisenklammer am Oberarm befestigt. Beiden Büsten fehlen die Nasen. Die Büste des Ministers von Ilgen befand sich zwischen 1954 und 1988 im Park des Schlosses Britz, das Ilgen 1719 gekauft hatte. Seit 1988 steht dort eine Kopie der Büste.
Friedrich II. (* 24. Januar 1712; † 17. August 1786)
Titel, Funktion:
Markgraf und Kurfürst von Brandenburg, König von[37] Preußen
Regierungszeit:
1740–1786
Fürstengeschlecht:
Hohenzollern
Nebenfigur links:
Graf Kurt Christoph von Schwerin (1684–1757), Generalfeldmarschall (Als Held von Mollwitz und Prag gefeiert, sollte den bis in den Tod getreuen militärischen Geist verkörpern.)
Nebenfigur rechts:
Johann Sebastian Bach (1685–1750), Komponist (Hatte dem König 1747 vorgespielt und sollte einen Bezug zu Friedrichs Musikleidenschaft und Flötenspiel herstellen. Ursprünglich war Kant vorgesehen, um Friedrich als Aufklärer und Philosophen von Sanssouci zu würdigen; Kant kam dann in die nächste Gruppe.)
Hauptfigur (rechter Arm mit Stock fehlt), ihr Sockel (gut erhalten) und Büste Graf von Schwerin (rechter Arm teilzerstört) seit Mai 2009 in der Zitadelle Spandau. Büste von Bach verschollen.
Anmerkung zur Gestaltung:
Auf Wunsch Kaiser Wilhelms II., dem das Standbild besonders am Herzen lag und der für die Kostümierung und Physiognomie (Friedrich der Große hatte sich nie porträtieren lassen) der Figur ausdauernd selbst Modell stand, stellte Uphues Friedrich den Großen „im Glanze seines jungen Ruhmes“ dar, noch vor dem Siebenjährigen Krieg. Die Interpretation des jungen Friedrich wich erstmals vom traditionellen Friedrichtypus des „Alten Fritz“ wie beispielsweise im Reiterstandbild ab.[41]
Architektur:
Allein bei der Architektur dieser Gruppe wurden Elemente des Zeitgeistes, des Rokoko, verwendet. Unter Beratung des Architekten Hermann A. Kruse gestaltete Uphues die Stufen des Podestes mit der geschwungenen Linie des Rokoko und führte die Namenskartuschen in Rocailleform aus.[42]
Immanuel Kant (1724–1804), Philosoph (Sehr umstritten. Ursprünglich war Schadow vorgesehen, der dann lediglich mit einem Reliefbildnis in die nächste Gruppe aufgenommen wurde. Koser begründete die Entscheidung für Kant mit dessen Wirken an der preußischen Universität Königsberg und mit Kants Pflichtethik, die er als Folge eines von den preußischen Königen gegebenen praktischen Vorbilds interpretierte.[43] Wäre die Zuordnung Kants zur Vorgruppe, wie ursprünglich vorgesehen, nachvollziehbar gewesen (wenn man Kosers Interpretation folgt), stieß die Zuordnung zum zur Schwärmerei und Okkultismus neigenden, der Pflicht nicht unbedingt zugetanen dicken Wilhelm auf großes Unverständnis.)[44]
Alle drei seit Mai 2009 in der Zitadelle Spandau. Bei allen drei Figuren fehlen die Köpfe.
Anmerkung zur Gestaltung:
Brütt gelang es, Friedrich Wilhelm II. als den bequemen Genussmenschen darzustellen, der er war, ohne der Figur die unerlässliche königliche Würde zu nehmen. Die elegante Generalsuniform der Zeit, der Degen und das Ordensband des Schwarzen Adlers betonen die Würde, während die legere Haltung, der Spazierstock, die weiche Hand mit wulstigen Fingern und das schwammig gezeichnete Gesicht „den Eindruck von Körperfülle – und Dekadenz“ vermitteln.[44]
Auf der Bank zwischen den Assistenzfiguren Reliefbildnis des Bildhauers Johann Gottfried Schadow (1764–1850), Begründer der Berliner Bildhauerschule. Schadow war ursprünglich als Nebenbüste der Vorgruppe vorgesehen.
Hauptfigur (rechte Hand und Stock fehlen) seit Mai 2009 in der Zitadelle Spandau; Büste Freiherr vom Stein von 1975–2014 am Reformationsplatz Spandau und steht unter Denkmalschutz[Denkmal 2], heute ebenfalls Teil der Sammlung in der Zitadelle[45]; Büste Blücher verschollen; Schadow-Relief nicht erhalten.
Anmerkung zur Gestaltung:
Auf Wunsch Wilhelms II. zeigte Eberlein den König nicht als den unglücklichen alten Mann, dessen Politik eher ungünstig in Erinnerung blieb, sondern in schlanker Offiziersgestalt als den jungen König im eher privaten Bereich, der sich gerne in das biedermeierliche, fast bürgerliche Familienleben auf Schloss Paretz zurückgezogen hatte. Die politisch-militärische Dimension seiner Regierungszeit repräsentierten die Nebenbüsten. Die Eule, die neben der Büste von und zum Steins auf einem Bücherstapel sitzt, symbolisiert die staatsmännische Klugheit des als Denker aufgefassten Ministers.[46]
Auch der politisch eher gescheiterte und später von mehreren Schlaganfällen gezeichnete Friedrich Wilhelm IV. wurde auf Wunsch Wilhelms II. eher jugendlich aufgefasst. Dargestellt im Alter von etwa 46 Jahren, zeigt das Denkmal einen entschlossenen, von romantischen Idealen erfüllten König zur Zeit seiner Stiftung der Friedensklasse des Ordens „Pour le Mérite“. Die künstlerisch-wissenschaftliche Seite des Monarchen wurde durch die Wahl der bedeutenden Nebenpersonen, beide Träger des „Pour le Mérite“, zusätzlich betont. Die idealisierte Figur fand den uneingeschränkten Beifall des Kaisers, weil, wie er sich ausdrückte, Begas „den armen Herrn, den das große Publikum nur als dicken, alten Mann mit der Schirmmütze kennt, in seiner jugendschönen Männlichkeit dargestellt“ habe.[47]
Die Banklehne schmückten die Bildhauer mit einem Fries von Kornblumen und Ähren, den Lieblingspflanzen Wilhelms I.
Bildhauer:
Reinhold Begas (?) (auch Schöpfer der Gruppe 8) – die Nebenfiguren stammen wohl tatsächlich von Begas, während das Hauptdenkmal sehr wahrscheinlich vom Begas-Meisterschüler August Kraus entworfen und ausgeführt wurde, der bereits die Gruppe 9 mit Heinrich dem Kind modelliert hatte. Das Erstmodell Wilhelms I. von Begas war bei Wilhelm II., dem Enkelsohn des ersten deutschen Kaisers, durchgefallen. „In Verbindung mit dem Pickelhelm machte das Modell […] einen zu soldatischen Eindruck, das heißt, es brachte die Herrscherwürde nicht angemessen zum Ausdruck.“ Kraus, der zwischen eigenen Arbeiten dem Meister immer wieder seine Arbeitskraft zur Verfügung stellte, hat dann sehr wahrscheinlich in Begas Werkstatt das zentrale Standbild ausgeführt, „die Urheberschaft jedoch erst später für sich beansprucht[…].“[48] (→ Ausführlich zur Gestaltung der Denkmalgruppe: Abschnitt Gruppe 32 im Artikel August Kraus)
Datum der Enthüllung:
30. März 1901 (Der Erstentwurf stammt aus dem Jahr 1899)
Verbleib und Zustand der Figuren:
Hauptfigur (starke Beschädigung im Gesicht) seit Mai 2009 in der Zitadelle Spandau; Nebenfiguren verschollen.
Ergänzend wurden 1903 Standbilder von Kaiser Friedrich III. und Kaiserin Friedrich auf dem halbrunden Platz vor dem Brandenburger Tor aufgestellt. Die Gesamtentwürfe der Anlage stammen von Oberhofbaurat Ernst von Ihne, die architektonische und dekorative Ausstattung von August Vogel und Wilhelm Widemann. Die Marmorausführung übernahm der Steinbildhauer Fritz Tübbecke. Enthüllung beider Gruppen, oft als Gruppen 33 und 34 der Siegesallee bezeichnet, am 18. Oktober 1903.[1] Der Zuordnung der Gruppen zur Siegesallee widerspricht allerdings Uta Lehnert: „Die Denkmäler der Eltern Wilhelms II. standen zwar in einem gewissen ideellen Kontext zur Siegesallee, im engeren Sinne muß ihre verschiedentlich behauptete Zugehörigkeit (als Gruppen 33 und 34) aber verneint werden.“ So wäre es beispielsweise nicht denkbar gewesen, dass Wilhelm II. seiner 1901 verstorbenen Mutter in der Siegesallee ein Denkmal gesetzt hätte.[49]
18. Oktober 1903 (72. Geburtstag Kaiser Friedrich III.)
Verbleib und Zustand der Figuren:
Büste von Blumenthal mit Konturschäden erhalten, seit Mai 2009 in der Zitadelle Spandau. Verbleib der Büste von Helmholtz und des zentralen Standbilds unbekannt, sehr wahrscheinlich kriegszerstört.
18. Oktober 1903 (72. Geburtstag Kaiser Friedrich III.)
Verbleib und Zustand der Figuren:
Büste von Hofmann mit Konturschäden erhalten, seit Mai 2009 in der Zitadelle Spandau. Verbleib der Büste Zeller und des zentralen Standbilds unbekannt, sehr wahrscheinlich kriegszerstört.
Was aber wird nun aus der Siegsallee?
Wird man dieselbe, weil zu royalistisch,
zu autokratisch und zu monarchistisch,
abfahren in den Neuen See?
Läßt man bei jedem Denkmal die Statur?
und setzt nur neue Köpfe auf die Hälse?
Nun, sagen wir mal, den von Lüders Else
und Brutus Molkenbuhr?
Weckt man den schönen, weißen Marmor ein?
Vor langen Jahren, damals, im Examen,
wußt ich, wie alle nach der Reihe kamen …
Soll das umsonst gewesen sein?
Und sie ist schön! – Laß uns vorübergehen
und lächeln – denn wir wissen ja Bescheid.
Ich glaub, wir lassen still die Puppen stehen
als Dokumente einer großen Zeit.
Helmut Caspar (Hrsg.): Die Beine der Hohenzollern, interpretiert an Standbildern der Siegesallee in Primaneraufsätzen aus dem Jahre 1901, versehen mit Randbemerkungen Seiner Majestät Kaiser Wilhelm II. Berlin Edition, Berlin 2001, ISBN 3-8148-0086-9, 128 S.
Uta Lehnert: Der Kaiser und die Siegesallee. Réclame Royale. Dietrich Reimer Verlag, Berlin 1998, ISBN 3-496-01189-0.
Winfried Schich: Das mittelalterliche Berlin (1237–1411). In: Wolfgang Ribbe (Hrsg.), Veröffentlichung der Historischen Kommission zu Berlin: Geschichte Berlins. 1. Band. Verlag C.H. Beck, München 1987, ISBN 3-406-31591-7.
Cornelius Steckner: Die Sparsamkeit der Alten. Kultureller und technologischer Wandel zwischen 1871 und 1914 in seiner Auswirkung auf die Formgebung des Bildhauers Adolf Brütt. Verlag Peter D. Lang, Frankfurt am Main / Bern 1981, ISBN 3-8204-6897-8, S. 47–52.
Cornelius Steckner: Der Bildhauer Adolf Brütt – Schleswig-Holstein • Berlin • Weimar. Verlag Boyens & Co., Heide 1989, ISBN 3-8042-0479-1, bes. S. 182–193 (Schriften der Schleswig-Holsteinischen Landesbibliothek, Hrsg. Dieter Lohmeier, Band 9)
↑ abGruppe Nr. 33 = Ergänzungsauftrag Kaiser Wilhelm II. vom 3. Oktober 1900 an Adolf Brütt; Enthüllung 18. Oktober 1903 – Gruppe Nr. 34 Kaiserin Friedrich; vgl. Steckner, 1989, S. 182–193.
↑Die Daten der Enthüllung orientieren sich an den Angaben in: Uta Lehnert: Der Kaiser und die Siegesallee. Réclame Royale. …; Die Auflistung in: Helmut Caspar (Hrsg.): Die Beine der Hohenzollern …, S. 124ff enthält in Einzelfällen abweichende Angaben.
↑Die Angaben über den Verbleib und den Zustand der Figuren stammen gleichfalls weitgehend aus dem Werk von Uta Lehnert: Der Kaiser und die Siegesallee. Réclame Royale. …
↑Gustav Albrecht, Markgraf Albrecht II., in: Hie gut Brandenburg alleweg! Geschichts- und Kulturbilder aus der Vergangenheit der Mark und aus Alt-Berlin bis zum Tode des Großen Kurfürsten. (Hrsg. Richard George) Verlag von W. Pauli’s Nachf., Berlin 1900, S. 88
↑Winfried Schich: Das mittelalterliche Berlin …, S. 175, 181
↑Die vielfache und auch von Lehnert vorgenommene Zuschreibung „Bürgermeister“ können wir nicht verifizieren; die Standardwerke zur Berliner Geschichte (Ribbe … in 2 Bänden; Stadtoberhäupter …; Edition Luisenstadt …) enthalten diese Angabe nicht, sondern sprechen lediglich von „Ratsmann“
↑Die einschlägige Literatur zur Siegesallee enthält hier die Angabe 1324 (statt 1323), die auf der entsprechenden Inschrift am Sockel beruht. Diese Angabe beruht auf einem Irrtum von Reinhold Koser, dem historischen Direktor der Siegesallee. Vgl. Uta Lehnert: Der Kaiser und die …, S. 64, Anm. 6
↑Uta Lehnert: Der Kaiser und die …, S. 238, Anm. 55
↑Theobald Tiger (= Kurt Tucholsky): Bruch (Gedicht). In: Ulk, Nr. 50, 13. Dezember 1918. Die Verballhornung der Siegesallee zu Siegsallee nahm Tucholsky möglicherweise bewusst vor, jedenfalls steht Siegsallee auch im Ulk-Originaltext: Bruch. (Memento vom 29. Juli 2012 im Webarchiv archive.today) Da es sich um ein Gedicht handelt, besteht auch die Möglichkeit, dass Tucholsky das „e“ aus metrischen und rhythmischen Gründen wegließ. Der von Tucholsky genannte Neue See liegt im Großen Tiergarten.