Katrin Vernau

Katrin Vernau absolvierte 1992 das Abitur am Gymnasium am Deutenberg in ihrem Geburtsort. Bis 1996 studierte sie Wirtschaftswissenschaften mit den Schwerpunkten Finanz- und Rechnungswesen und Finanzmarkttheorie an der Hochschule St. Gallen und an der Columbia Business School und wurde 2001 an der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Potsdam mit der Dissertationsarbeit „Politisch-administrative Steuerung in großen und mittelgroßen deutschen Kommunalverwaltungen – eine handlungs- und systemtheoretische Betrachtung“ zum Dr. rer. pol. mit der Note magna cum laude promoviert.^[1][6] Von 2002 bis 2005 war sie Kanzlerin der Universität Ulm. 2003 erhielt sie ein Fulbright-Stipendium für einen USA-Aufenthalt. 2005 absolvierte sie eine Ausbildung zur zertifizierten Auditorin für das Audit Beruf und Familie bzw. familiengerechte Hochschule der Hertie-Stiftung.

Von 2005 bis 2006 war sie Mitgründerin und Geschäftsführerin des Beratungsunternehmens blv consult in Hamburg.^[1] Von Dezember 2006 bis November 2012 hatte Katrin Vernau das Amt der Kanzlerin an der Universität Hamburg inne.^[7] Ab Dezember 2012 war sie Partnerin der Unternehmensberatung Roland Berger.^[8] Zudem war sie Mitglied des Aufsichtsrats der Dualen Hochschule Baden-Württemberg.^[9] Seit 2013 ist sie Mitglied im Hochschulrat der Universität Bonn.^[10]

Vor der Landtagswahl in Baden-Württemberg 2011 berief der Spitzenkandidat der SPD Nils Schmid die Parteilose als Kandidatin für das Amt der Wissenschaftsministerin in sein Schattenkabinett.^[11][12]

 

Im August 2014 wurde Katrin Vernau vom WDR-Rundfunkrat mit 33 von 38 Stimmen für fünf Jahre zur Verwaltungsdirektorin des WDR gewählt, sie trat ihr Amt am 1. März 2015 an.^[13][14] Im Mai 2019 wurde sie für eine zweite Amtszeit als WDR-Verwaltungsdirektorin mit 55 von 59 Stimmen gewählt.^[15] In ihrer Amtszeit wurde ihr als Verwaltungsdirektorin vorgeworfen, mitverantwortlich für die Kostenexplosion des WDR-Prestigeprojekts Filmhaus zu sein. Von ursprünglich 80 Millionen Euro für den Bau stiegen die geschätzten Kosten auf 240 Millionen Euro.^[16] Der WDR führt die Kostensteigerung auf die Preisentwicklung in der Baubranche zurück. Man habe zu jedem Zeitpunkt Kontrolle über die Kosten gehabt.^[17] Die Standortentscheidung war nach einem Prüfbericht des Landesrechnungshofs Nordrhein-Westfalen schon vor Vernaus Amtsantritt zunächst 2007 und final im Jahr 2014 getroffen worden.^[18]

Am 7. September 2022 wählte der Rundfunkrat des RBB sie als Nachfolgerin von Patricia Schlesinger bis zu Wahl einer neuen Intendantin für maximal ein Jahr zur Interims-Intendantin. Sie war die einzige Kandidatin, der Posten wurde nicht öffentlich ausgeschrieben. Eine vom Rundfunkrat eingesetzte Findungskommission, der die Vorsitzenden des Rundfunkrats, des Verwaltungsrats, des Personalrats und der Freienvertretung angehörten, hatte Katrin Vernau als einzige Kandidatin für die Interimsintendanz vorgestellt. Ohne Gegenkandidaten erreichte sie die nötige Zweidrittelmehrheit im zweiten Wahlgang. Für ihre Zeit beim rbb wurde sie vom WDR von ihrer Stelle als Verwaltungsdirektorin beurlaubt.^[19][20]

Vernau übernahm als Intendantin, als der rbb in eine schwere Krise geraten war, die zur fristlosen Kündigung der Vorgängerin durch den Verwaltungsrat geführt hatte.^[21] Der rbb stand 2022, wie auch der Landesrechnungshof Berlin ein Jahr später in seinem Bericht konstatierte, vor der Zahlungsunfähigkeit. Zudem hatten die Kontrollmechanismen versagt und die Grundsätze von Wirtschaftlichkeit, Sparsamkeit und Ordnungsmäßigkeit waren verletzt worden.^[22] Ende August 2023 bilanzierte Vernau ihr einjähriges Wirken in mehreren Interviews.^[23][24][25]

Obwohl Vernau für eine zweite Amtszeit als Intendantin des RBB bereitgestanden hätte, lehnte der Rundfunkrat den Antrag eines Mitglieds auf nachträgliche Nominierung für die Wahlliste ab. An der Wahl des Intendanten am 16. Juni 2023 nahm sie als Kandidatin nicht teil.^[26] Als Nachfolgerin von Vernau wurde am 16. Juni 2023 Ulrike Demmer zur neuen Intendantin des RBB gewählt.^[27]

Als Nachfolgerin für den scheidenden WDR-Intendanten Tom Buhrow bewarb sich Vernau und wurde 2024 durch eine Findungskommission neben drei Kandidaten ausgewählt. Außer Vernau standen auch Fuhst, Schönenbohm und Theveßen dem Rundfunkrat am 27. Juni 2024 zur Wahl. Da im ersten Wahlgang keiner die erforderliche Mehrheit hatte, wurde ein zweiter Wahlgang zwischen den Bestplatzierten Vernau und Fuhst notwendig. Vernau erhielt im zweiten Wahlgang 36 der 55 Stimmen und wird das Amt am 1. Januar 2025 übernehmen. Die Amtszeit beträgt 6 Jahre.^[28]

Katrin Vernau erhielt beim RBB zusätzlich zu ihrem Jahresgehalt von 297.000 Euro brutto einen monatlichen Mietzuschuss von 1.500 Euro für eine Zweitwohnung in Berlin. Außerdem erhielt sie vom RBB für dienstliche Zwecke eine Bahncard 100 First im Wert von 7.010 Euro jährlich.^[29][30] Auf einen Dienstwagen verzichtete sie im Gegensatz zu ihrer Vorgängerin.^[31] Die Freienvertretung des RBB kritisierte Vernau wegen des Mietzuschusses. Vernau verteidigte den Mietzuschuss mit der kurzfristigen Amtsübernahme. Es sei unklar gewesen, wie lange ihre Tätigkeit beim RBB andauere, deshalb sei es notwendig gewesen, ihre Wohnung am Dienstsitz des WDR in Köln beizubehalten.^[32]

• Profil auf der Website des WDR
• rbb-online.de (Memento des Originals vom 7. Dezember 2022 im Internet Archive)Vorlage:Webarchiv/Wartung/Linktext_fehlt Linktext fehlt.

• Effektive politisch-administrative Steuerung in Stadtverwaltungen: Möglichkeiten und Grenzen einer Reform (Diss.). Dt. Universitäts-Verlag, Wiesbaden 2002.
• Praktische Umsetzung von Zielvereinbarungen in: Zielvereinbarungen und Doppik an der Schnittstelle von Politik und Verwaltung. Arbeitskreis Public & Nonprofit Management der Schmalenbach-Gesellschaft für Betriebswirtschaft, Köln 2008, S. 69–75.

1. ↑ ^{a b c} Dr. Katrin Vernau, uni-bonn.de
2. ↑ Verwaltungsdirektorin Dr. Katrin Vernau. 6. März 2015, abgerufen am 2. Juni 2024. 
3. ↑ Katrin Vernau wird nicht rbb-Intendantin bleiben. Abgerufen am 15. November 2023. 
4. ↑ Volker Nünning: Neue Pläne der RBB-Intendantin Ulrike Demmer. 27. September 2023, abgerufen am 15. November 2023. 
5. ↑ WDR Rundfunkrat vom 27. Juni 2024: Der WDR-Rundfunkrat hat gewählt, abgerufen am 27. Juni 2024
6. ↑ Universität Ulm wählt Kanzlerin. In: Uni Ulm Intern. Universität Ulm, Februar 2002, archiviert vom Original; abgerufen am 11. Oktober 2021. 
7. ↑ 2 HOCHSCHULRAT DER UNIVERSITÄT HAMBURG WÄHLT NEUEN KANZLER (Archivierte Kopie) (Memento vom 22. Januar 2013 im Internet Archive), verwaltung.uni-hamburg.de, 23. November 201
8. ↑ Dr. Katrin Vernau ist neue Dekanin der Roland Berger School of Strategy and Economics (RBSE). In: firmenpresse.de. Januar 2013, abgerufen am 11. Oktober 2021 (Presseinfo). 
9. ↑ Die Mitglieder des DHBW Aufsichtsrats (Archivierte Kopie) (Memento vom 22. September 2012 im Internet Archive), dhbw.de
10. ↑ Hochschulrat. Abgerufen am 8. Mai 2024. 
11. ↑ VS-Frau als SPD-Ministerin. In: Südkurier. 1. März 2011, abgerufen am 11. Oktober 2021. 
12. ↑ Hamburger Uni-Kanzlerin soll als Ministerin nach Stuttgart. In: Hamburger Abendblatt. 28. Februar 2011, abgerufen am 11. Oktober 2021. 
13. ↑ Der Rundfunkrat hat gewählt – Rundfunkrat wählt Dr. Katrin Vernau zur neuen WDR-Verwaltungsdirektorin. In: wdr.de. 22. August 2014, abgerufen am 11. Oktober 2021. 
14. ↑ Köln: Katrin Vernau neue WDR-Managerin, rp-online.de, 15. September 2014
15. ↑ Katrin Vernau mit großer Mehrheit als WDR-Verwaltungsdirektorin bestätigt, wdr.de, 2. Mai 2019
16. ↑ „Statthalterin des WDR“ – RBB fremdelt mit Buhrows Wunschkandidatin, welt.de, 9. September 2022
17. ↑ LRH-Bericht zum Filmhaus: Abschließende Stellungnahme des WDR. 24. Januar 2024, abgerufen am 6. Mai 2024. 
18. ↑ Landesrechnungshof Nordrhein-Westfalen: Abschließender Bericht nach § 46 Satz 3 des Gesetzes über den „Westdeutschen Rundfunk Köln“ über die Prüfung von Baumaßnahmen des WDR, Umbau des Filmhauses. Düsseldorf 23. Januar 2024, S. 13. 
19. ↑ Katrin Vernau will den rbb schnellstmöglich aus der Krise führen. In: rbb24.de. Abgerufen am 8. September 2022. 
20. ↑ Rundfunkrat hat entschieden: Katrin Vernau zur neuen Intendantin des RBB gewählt. In: FAZ.NET. Abgerufen am 8. September 2022. 
21. ↑ So kam es zum Leistungsschutzrecht: Kontroversen um Werte und Bildung neuer Akteurskoalitionen. 10. Dezember 2014, abgerufen am 2. Juni 2024. 
22. ↑ Jahresbericht 2023. Berliner Rechnungshof, 2023, S. 231ff., abgerufen am 2. Juni 2024. 
23. ↑ RBB-Intendanz: So kam der Sender laut Katrin Vernau aus der Krise. 31. August 2023, abgerufen am 2. Juni 2024. 
24. ↑ Kayhan Özgenc: "Mund aufmachen, wenn etwas nicht richtig läuft": Katrin Vernau über den Kulturwandel beim RBB, das Krisenjahr als Intendantin und warum sie gerne länger geblieben wäre. 30. August 2023, abgerufen am 2. Juni 2024 (deutsch). 
25. ↑ Joachim Huber, Kurt Sagatz: „Ich gehe mit einem guten Gefühl“ :Katrin Vernau vor ihrem Abschied als RBB-Intendantin. Tagesspiegel, 30. August 2023, abgerufen am 2. Juni 2024. 
26. ↑ DWDL de GmbH: Katrin Vernau wird definitiv nicht die nächste RBB-Intendantin. Abgerufen am 8. Juni 2023 (englisch). 
27. ↑ Rundfunkrat wählt Ulrike Demmer zur neuen rbb-Intendantin. Abgerufen am 16. Juni 2023. 
28. ↑ Dr. Katrin Vernau zur neuen WDR-Intendantin gewählt. 27. Juni 2024, abgerufen am 3. August 2024. 
29. ↑ Timm Kühn: Kürzungen beim RBB: RBB spart und spendiert. In: Die Tageszeitung: taz. 22. November 2022, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 22. November 2022]). 
30. ↑ Trotz Sparzwangs beim RBB: Intendantin Vernau bekommt Mietkostenzuschuss von monatlich 1000 Euro. In: Tagesspiegel. Abgerufen am 22. November 2022. 
31. ↑ rbb-Intendantin Vernau veröffentlicht Gehalt. 17. September 2022, abgerufen am 6. Mai 2024. 
32. ↑ Timm Kühn: Kürzungen beim RBB: RBB spart und spendiert. In: Die Tageszeitung: taz. 22. November 2022, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 22. November 2022]).