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Otherwise Award

Literaturpreis
(Weitergeleitet von James Tiptree, Jr. Award)

Der Otherwise Award (bis 2019 James Tiptree, Jr. Award, oft einfach Tiptree Award) ist ein Literaturpreis, der jedes Jahr für Werke der Science-Fiction oder Fantasy vergeben wird, die die Geschlechterrollen untersuchen und erweitern. Der Preis umfasst jeweils 1000 Dollar sowie ein Originalkunstwerk. Berücksichtigt werden Romane und Erzählungen, die im Vorjahr in den USA zum ersten Mal veröffentlicht wurden. 1996 wurde zusätzlich noch ein Retrospective Award für vor 1991 veröffentlichte Werke vergeben.

Geschichte

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Der Tiptree Award wurde 1991 von den Science-Fiction-Autorinnen Pat Murphy und Karen Joy Fowler im Rahmen der Science-Fiction-Convention WisCon ins Leben gerufen. Bei der Ausrufung des Preises begründete Pat Murphy dessen Notwendigkeit mit der anhaltenden Marginalisierung der Science-Fiction-Autorinnen und der weiblichen Charaktere in der Science-Fiction.

Die Organisatorinnen haben mehrfach betont, dass es ihnen nicht um Werke geht, die einer engen Definition politischer Korrektheit entsprechen, sondern um Werke, die Gedankenanstöße geben, einfallsreich sind und eventuell wütend machen. Der Tiptree Award sollte ein Preis sein, der Frauen und Männer auszeichnet, die mutig genug sind, über Veränderungen der Geschlechterrollen nachzudenken, die zu den grundlegenden Aspekten jeder Gesellschaft gehören.

Der Preis ist nach der Science-Fiction-Autorin James Tiptree, Jr. benannt. In den 1970er Jahren wurde viel über die Identität (und insbesondere das Geschlecht) von Tiptree spekuliert. Der Name war männlich, doch „seine“ Erzählungen hatten eine stark feministische Prägung (z. B. The Women Men Don’t See, deutsch Die unscheinbaren Frauen). Als die Schriftstellerin Alice B. Sheldon 1977 bekannt gab, dass sie die Autorin hinter dem Pseudonym James Tiptree, Jr. sei, wurde dies von vielen als „Genderfuck“ empfunden. Nachdem es eine Vielzahl von nach Männern benannten Science-Fiction-Preisen gibt (z. B. Hugo Award, Theodore Sturgeon Memorial Award, Campbell Award, Philip K. Dick Award), war der Tiptree der erste nach einer Frau benannte Science-Fiction-Preis, wobei ausdrücklich ihr männliches Pseudonym verwendet wurde.

2019 kam es – auch in Zusammenhang mit der Umbenennung des John W. Campbell Award in Astounding Award – in verschiedenen sozialen Medien vor dem Hintergrund des Todes des Ehepaars Sheldon zu einer Diskussion, ob nicht auch eine Umbenennung des Tiptree Award angezeigt wäre. Alice Sheldon hatte 1987 zunächst ihren damals 84-jährigen, gesundheitlich schwer beeinträchtigten Ehemann Huntington Sheldon und dann sich selbst erschossen. Laut ihrer Biographin und Verwandten war es ein einvernehmlicher Doppelselbstmord[1], dies wurde jedoch im Laufe der Diskussion in Frage gestellt und die Forderung erhoben, den Preis umzubenennen. Nach einigem Zögern entschloss sich das Organisationsgremium am 13. Oktober 2019, den Namen des Preises in Otherwise Award zu ändern. Der erste Preis unter dem neuen Namen wurde 2020 vergeben.[2][3]

Verleihung

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Jedes Jahr wird eine neue fünfköpfige Jury bestimmt, den Otherwise Award zu vergeben. Neben den ausgezeichneten Werken veröffentlicht die Jury alljährlich eine Short List von Werken, die aus Sicht der Jury interessant, relevant und bemerkenswert sind (diese Liste ist nicht mit der Liste der Nominierungen zu verwechseln, diese wird nicht bekanntgegeben).

Bis heute ist der Otherwise Award untrennbar mit dem WisCon verbunden, bei dem auch die meisten Aktionen zur Finanzierung des Preises stattfinden. Meistens wird der Preis auch beim WisCon verliehen (die Preisverleihung wird auch an andere Cons „ausgeliehen“, um den Bekanntheitsgrad des Otherwise Awards zu erhöhen).

Ausgezeichnete Werke

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Die Jahresangaben beziehen sich auf das Erscheinungsjahr und nicht auf das Jahr der Preisverleihung.

Jahr Autor / Autorin englischer Titel deutscher Titel
1991 Eleanor Arnason A Woman of the Iron People (Roman)
1991 Gwyneth Jones White Queen (Roman) Weiße Königin
1992 Maureen F. McHugh China Mountain Zhang (Roman) ABC Zhang
1993 Nicola Griffith Ammonite (Roman) Ammonit
1994 Ursula K. Le Guin The Matter of Seggri (Erzählung)
1994 Nancy Springer Larque on the Wing (Roman)
1995 Elizabeth Hand Waking the Moon (Roman) Die Mondgöttin erwacht
1995 Theodore Roszak The Memoirs of Elizabeth Frankenstein (Roman) Die Memoiren der Elizabeth Frankenstein
1996 Ursula K. Le Guin Mountain Ways (Erzählung)
1996 Mary Doria Russell The Sparrow (Roman) Sperling
1997 Candas Jane Dorsey Black Wine (Roman)
1997 Kelly Link Travels With The Snow Queen (Erzählung)
1998 Raphael Carter Congenital Agenesis of Gender Ideation by K. N. Sirsi and Sandra Botkin (Erzählung)
1999 Suzy McKee Charnas The Conqueror’s Child (Roman)
2000 Molly Gloss Wild Life (Roman)
2001 Hiromi Goto The Kappa Child (Roman)
2002 M. John Harrison Light (Roman) Licht
2002 John Kessel Stories for Men (Erzählung)
2003 Matt Ruff Set This House In Order: A Romance Of Souls (Roman) Ich und die anderen
2004 Joe Haldeman Camouflage (Roman) Camouflage
2004 Johanna Sinisalo Not Before Sundown (Roman) Troll: Eine Liebesgeschichte
2005 Geoff Ryman Air: Or, Have Not Have (Roman)
2006 Shelley Jackson Half Life (Roman)
2006 Catherynne M. Valente The Orphan’s Tales: In the Night Garden (Erzählsammlung)
2007 Sarah Hall The Carhullan Army (Roman)
2008 Patrick Ness The Knife of Never Letting Go (Roman) New World – Die Flucht
2008 Nisi Shawl Filter House (Erzählsammlung)
2009 Greer Gilman Cloud and Ashes: Three Winter’s Tales (Roman)
2009 Fumi Yoshinaga Ōoku: The Inner Chambers volumes 1 & 2 (Manga)
2010 Dubravka Ugrešić Baba Yaga Laid an Egg (Roman) Baba Jaga legt ein Ei
2011 Andrea Hairston Redwood and Wildfire (Roman)
2012 Caitlín R. Kiernan The Drowning Girl (Roman)
2012 Kiini Ibura Salaam Ancient, Ancient (Erzählsammlung)
2013 N.A. Sulway Rupetta (Roman)
2014 Monica Byrne The Girl in the Road (Roman) Die Brücke
2014 Jo Walton My Real Children (Roman)
2015 Eugene Fischer The New Mother (Erzählung)
2015 Pat Schmatz Lizard Radio (Roman)
2016 Anna-Marie McLemore When the Moon Was Ours (Roman)
2017 Virginia Bergin Who Runs the World? (Roman)
2018 Gabriela Damián Miravete They Will Dream in the Garden (Erzählung)
2019 Akwaeke Emezi Freshwater (Roman) Süßwasser
2020 Oghenechovwe Donald Ekpeki Ife-Iyoku, the Tale of Imadeyunuagbon (Erzählung)
2021 Ryka Aoki Light from Uncommon Stars (Roman) Das Licht ungewöhnlicher Sterne
2021 Rivers Solomon Sorrowland (Roman)

Weitere Auszeichnungen

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Retrospective Award

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Zur Feier des fünften Jubiläums der Ankündigung des Tiptree Awards wurde im Jahr 1996 der Retrospective Award vergeben. Mit diesem Preis wurden Werke ausgezeichnet, die bereits vor 1991 veröffentlicht worden waren und nach Ansicht der Juroren den Tiptree Award erhalten hätten, wenn es ihn damals bereits gegeben hätte.[4]

Jahr Autor / Autorin englischer Titel deutscher Titel
Ursula K. Le Guin Left Hand of Darkness (Roman) Winterplanet / Die linke Hand der Dunkelheit (*)
Joanna Russ The Female Man (Roman) Planet der Frauen / Eine Weile entfernt (*)
Joanna Russ When It Changed (Erzählung) Als alles anders wurde / Veränderung (*)
Suzy McKee Charnas Walk to the End of the World (Roman) Tochter der Apokalypse
Suzy McKee Charnas Motherlines (Roman) Alldera und die Amazonen

(*) Die Werke sind in der deutschen Übersetzung unter mehreren Titeln veröffentlicht worden.

Special Recognition Award

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Im Jahr 2007 vergab die Jury zusätzlich den Special Recognition Award. Den Preis erhielt Julie Phillips für ihre im Vorjahr erschienene Biografie über das Leben von Alice B. Sheldon.

Jahr Autor / Autorin englischer Titel deutscher Titel
Julie Phillips James Tiptree, Jr.: The Double Life of Alice B. Sheldon James Tiptree Jr.: Das Doppelleben der Alice B. Sheldon

Literatur

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Einzelnachweise

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  1. Alexis Lothian: Alice Sheldon and the name of the Tiptree Award, Beitrag vom 2. September 2019 auf Tiptree.org, abgerufen am 19. Oktober 2019.
  2. From Tiptree to Otherwise, Beitrag auf Tiptree.org vom 13. Oktober 2019, abgerufen am 19. Oktober 2019.
  3. Mike Glyer: The Tiptree Award’s New Name Is The Otherwise Award, Beitrag auf File770.com vom 13. Oktober 2019, abgerufen am 19. Oktober 2019.
  4. Pat Murphy: About the Retrospective Award