Kleine Grannen-Segge
Die Kleine Grannen-Segge (Carex microglochin), auch Kleingrannige Segge[1] genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung Seggen (Carex) innerhalb der Familie der Sauergrasgewächse (Cyperaceae). Sie ist auf der Nordhalbkugel in Eurasien und Nordamerika verbreitet.
Kleine Grannen-Segge | ||||||||||||
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Kleine Grannen-Segge (Carex microglochin), Illustration | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Carex microglochin | ||||||||||||
Wahlenb. |
Beschreibung
BearbeitenVegetative Merkmale
BearbeitenDie Kleine Grannen-Segge wächst als ausdauernde krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von 5 bis 25 Zentimetern. Aus ihrem Rhizom treiben unterirdische Ausläufer aus. Der aufrechte Stängel ist glatt, bei einem Durchmesser von weniger als 1 Millimeter rundlich oder stumpf dreikantig.[2] Die Blattspreiten sind mit einer Breite von etwa 0,5 Millimetern relativ schmal und borstenförmig und nur ein Viertel bis halb so lang wie der Stängel.[2]
Generative Merkmale
BearbeitenDie Blütezeit reicht von Mai bis Juli. Als Blütenstand trägt die Kleine Grannen-Segge nur eine einzige Ähre, die 8 bis 15 Millimeter lang ist. Im unteren Teil enthält die Ähre 3 bis 17 weibliche Blüten, darüber fünf bis sechs männliche Blüten. Die Spelzen sind dunkel-braun mit weißen Hautrand und grünem Mittelnerven. Die weiblichen Spelzen sind eiförmig, stumpf und fallen vor den Schläuchen ab; die männlichen Spelzen sind länglich und spitz.[2] Die Schläuche sind bei einer Länge von 4 bis 6 Millimetern schmal-kegelförmig, allmählich lang geschnäbelt, hell-grün und zuletzt herabgeschlagen.[2] Die Achsenspitze ragt um 1 bis 2 Millimeter[3] aus dem Fruchtschlauch heraus, das Kennzeichen dieser Art.
Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 48 oder 58.[4]
Vorkommen
BearbeitenDas Verbreitungsgebiet der Kleinen Grannen-Segge reicht von Nordeuropa und den Alpen und Karpaten bis zum Kaukasusraum, Sibirien, Zentralasien, China nach Grönland und Nordamerika. Sie kommt auch von Ecuador bis ins südliche Südamerika vor.[5] Das Hauptverbreitungsgebiet der Kleinen Grannen-Segge in Europa liegt in Skandinavien (südlich bis 60° nördlicher Breite), in Island und in Schottland. Die Kleine Grannen-Segge ist in Deutschland, Polen und im Baltikum ausgestorben.[5]
In Mitteleuropa ist die Kleine Grannen-Segge sehr selten und schon seit langer Zeit im Rückgang begriffen, sie ist hier ein Eiszeitrelikt. Die mitteleuropäischen Standorte der Kleinen Grannen-Segge beschränkten sich im Wesentlichen auf das Alpenvorland und die Kantone Unterwalden, Appenzell, Wallis und Graubünden. Die Kleine Grannen-Segge ist zum Teil schon im 19. Jahrhundert zurückgegangen. In Deutschland kommt sie anscheinend seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr vor. Im Wallis, in Graubünden, in Savoyen, in Südtirol und im Tessin kommt sie wohl noch vereinzelt vor.
Sie kommt in Flachmooren und Quellmooren, auch auf Kiesbänken von Bächen vor. Sie steigt in den Alpen am Fimberpass in Graubünden bis in Höhenlagen von 2700 Metern.[2] Sie ist eine Charakterart des Verbands Caricion bicoloris-atrofuscae.[6]
Die Kleine Grannen-Segge wächst auf basenreichen, meist kalkhaltigen, durchrieselten, sickernassen, lockeren, tonig-sandigen, torfigen Böden; sie am häufigsten auf Sand oder sandigen Tonen als Untergrund zu finden.
Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt et al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 4fw (sehr feucht, Feuchtigkeit mäßig wechselnd, im Bereich von fließendem Bodenwasser), Lichtzahl L = 5 (sehr hell), Reaktionszahl R = 4 (neutral bis basisch), Temperaturzahl T = 1+ (unter-subalpin, supra-subalpin und ober-subalpin), Nährstoffzahl N = 1 (sehr nährstoffarm), Kontinentalitätszahl K = 4 (subkontinental).[3]
Taxonomie
BearbeitenDie Erstveröffentlichung von Carex microglochin erfolgte 1803 durch Göran Wahlenberg in Kongl. Vetenskaps Academiens Nya Handlingar, n.S., Band 24, S. 140.[7][5] Das Artepitheton microglochin bedeutet „kleine Spitze“ und bezieht sich auf den Achsenfortsatz, der vorn aus dem Fruchtschlauch hervorragt.
Literatur
Bearbeiten- Wolfram Schultze-Motel (Hrsg.): Illustrierte Flora von Mitteleuropa. Pteridophyta, Spermatophyta. Begründet von Gustav Hegi. 3., völlig neubearbeitete Auflage. Band II. Teil 1: Angiospermae: Monocotyledones 2 (Cyperaceae – Juncaceae). Paul Parey, Berlin / Hamburg 1980, ISBN 3-489-54020-4 (erschienen in Lieferungen 1967–1980).
- T. G. Tutin, V. H. Heywood, N. A. Burges, D. M. Moore, D. H. Valentine, S. M. Walters, D. A. Webb (Hrsg.): Flora Europaea. Volume 5: Alismataceae to Orchidaceae (Monocotyledones). Cambridge University Press, Cambridge 1980, ISBN 0-521-20108-X, S. 322 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Dietmar Aichele, Heinz-Werner Schwegler: Die Blütenpflanzen Mitteleuropas. 2. Auflage. Band 5: Schwanenblumengewächse bis Wasserlinsengewächse. Franckh-Kosmos, Stuttgart 2000, ISBN 3-440-08048-X.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Carex microglochin Wahlenb., Kleingrannige Segge. auf FloraWeb.de
- ↑ a b c d e Wolfram Schultze-Motel: Familie Cyperaceae. In: Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. 3. Auflage, Band II, Teil 1. Verlag Paul Parey, Berlin und Hamburg 1980, ISBN 3-489-54020-4, S. 109–110.
- ↑ a b Carex microglochin Wahlenb. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 21. September 2023.
- ↑ Carex microglochin bei Tropicos.org. In: IPCN Chromosome Reports. Missouri Botanical Garden, St. Louis
- ↑ a b c Datenblatt Carex microglochin bei POWO = Plants of the World Online von Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew: Kew Science.
- ↑ Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 168.
- ↑ Carex microglochin bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis, abgerufen am 21. September 2023.
Weblinks
Bearbeiten- Steckbrief und Verbreitungskarte für Bayern. In: Botanischer Informationsknoten Bayerns.
- Kleine Grannen-Segge. In: BiolFlor, der Datenbank biologisch-ökologischer Merkmale der Flora von Deutschland.
- Verbreitung auf der Nordhalbkugel aus: Eric Hultén, Magnus Fries: Atlas of North European vascular plants. 1986, ISBN 3-87429-263-0 bei Den virtuella floran.
- Thomas Meyer: Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei Flora-de: Flora von Deutschland (alter Name der Webseite: Blumen in Schwaben).
- Fotos: Habitat, Bestand, Blütenstand