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Zippori, Tzippori oder Sepphoris ist ein Nationalpark und eine antike Stätte in Untergaliläa im Noden von Israel.

Hintergrund

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Luftbild von Zippori
"Mona Lisa von Zippori"

Auf einem Hügelrücken liegen die Ruinen der antiken Stadt Sepphoris. Das Gebiet wurde 1992/3 unter Schutz gestellt und wird von der israelischen National Parks Authority verwaltet. Die Siedlung entstand wohl im 1. Jhdt. vor Christus und es entwickelte sich hier eine römische Provinzstadt, die immer einen großen Anteil an jüdischer Wohnbevölkerung hatte. Dass hierher nach der Zerstörung des Tempels in Jerusalem der jüdische Rat, der Sanhedrin, verlegt wurde, war wohl Grund dafür, dass in Sepphoris Rabbi Judah Hanasi die Mishna verfasst hat, einen Kommentar der Thorah und Sammlung der jüdischen mündlich überlieferten Gesetze.

Die Stadt florierte als Handels- und Verkehrsknotenpunkt bis in byzantinische Zeit, wurde nach arabischer Besetzung im 12. Jhdt. von den Kreuzfahrern erobert und erhielt den Namen La Sephorie. Nach der Eroberung durch die muslimischen Heere der Mameluken und der Osmanen hieß der Ort Saffuriyyah und behielt als Ort des Anbaus von Oliven, Granatäpfeln und Getreide einige Bedeutung. Bis in die britische Mandatszeit hatte der Ort eine Größe von 2'500 - 4'000 Einwohnern. Die lokale Bevölkerung unterstützte im israelischen Unabhängigkeitskrieg 1948 die Truppen der Arab Liberation Army und der Ort wurde im Rahmen der Operation Dekel am 15.7.1948 von den israelischen Truppen erobert. Die Einwohnerschaft flüchtete teils in den Libanon und teils ins nahe Nazareth. Die Ruinen des arabischen Orts Saffuriyyah wurden in den Sechziger Jahren beseitigt. Etwas nördlich der antiken Stadt wurde 1949 der Moshav Zippori (hebr.: ציפורי) gegründet.

Im Jahre 1931 wurden unter Leroy Waterman von der Universität Michigan erste Ausgrabungen in der Umgebung der Festung durchgeführt. Um 1975, 1993/4 und erneut ab 2005 wurde das Wasserversorgungssystem erforscht. Um 1983/2011 erfolgten Ausgrabungen unter James Strange der Universität Tampa im Bereich des Forums und des Theaters. Ab 1985 arbeiteten Teams aus der Duke University und der Hebrew University, Jerusalem, im Bereich der Oberstadt mit dem Dionysos Haus und legten die Unterstadt mit den Hauptstraßen Cardo und Decumanus und verschiedenen Gebäuden frei, u.a. das Nil-Fest Haus und die Synagoge.

Geschichte

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Unterstadt

Keramikfunde sprechen für eine Besiedlung des Hügelzugs bereits in der Steinzeit. Erstmals wird von der Stadt von Flavius Josephus berichtet, dass sich die jüdischen Einwohner im Reich von Alexander Jannäus um 104/3 v.Chr. erfolgreich gegen Belagerer zur Wehr setzten. Später wurde die Stadt unter Herodes d. Großen eingenommen und zum römischen Verwaltungssitz in Galiläa ausgebaut. Nach seinem Tod um 4. v.Chr. gelangte sie in die Hand jüdischer Rebellen. Nach der Eroberung und Zerstörung der Stadt durch den römischen Feldherrn Varus wurde die Stadt unter Herodes Antipas (einem Sohn Herodes d.Grossen) als Autocratoris zum Verwaltungssitz der Provinz prunkvoll wieder aufgebaut. In der Mitte des 2. Jhdt. erhielt sie den Namen Diocaesarea.

Die Stadt hatte stets eine gemischte Bevölkerung von Römern und teils griechisch-sprechenden jüdischen Einwohnern. Im Zeitraum der ersten jüdischen Revolte um 66 n.Chr., in deren Rahmen es zur Zerstörung des zweiten Tempels in Jerusalem und der Vertreibung der jüdischen Bevölkerung aus Jerusalem kam, hatten die Bewohner der Stadt mit den Römern einen Friedensvertrag geschlossen, was der Stadt die Zerstörung ersparte. Viele der aus Jerusalem vertriebenen Juden konnten sich hier niederlassen. In der Koexistenz mit den Römern erlebte die Stadt eine Blütezeit. Um 220 n.Chr. verfasste Rabbi Judah Hanasi, der mit der Verlegung des Sanhedrin (des jüdischen Rats) in die Stadt gekommen war, hier die Mischna. Diese bedeutende rabbinische Schrift umfasst einen Kommentar zur Thorah und eine Sammlung des mündlich überlieferten jüdischen Gesetzes. Als jüdische Stadt mit 18 Synagogen wurde die Stadt Zippori mehrfach im Talmud erwähnt.

Mit dem Toleranzedikt von Mailand, in dem von Kaiser Konstantin die Verfolgung des Christentums beendet wurde, und der Verlegung der Reichshauptstadt nach Byzanz begann für die Stadt mit dem griechischen Namen Sepphoris (Σέπφωρις) die byzantinische Zeit. Es wurden Kirchen gebaut. Speziell verehrt wurde der Ort als Wohnort von Anna und Joachim, der Eltern von Maria, der die S.Anna-Kirche geweiht ist. Als Verkehrsknotenpunkt und Handelszentrum hatte die Stadt mit ca. 30'000 in Koexistenz lebenden jüdischen und christlichen Einwohnern eine längere florierende Zeit, bis mit der Eroberung der Region von Palästina durch die muslimischen Araber unter den Ummayadenkalifen der Niedergang einsetzte.

Die Kreuzfahrer eroberten die Stadt und errichteten in La Saphourie eine Festung. Von hier aus setzte sich das Heer der Kreuzritter in Marsch, das 1187 bei den Hörnern von Hattin von Saladin vernichtend geschlagen wurde. Nach der Eroberung durch Saladin konnten die Kreuzfahrer die Stadt nochmals einnehmen, unterlagen aber um 1265 dem Truppen des Mamlukensultans Baybar. In der Folge verblieb Saffuriya unter der Herrschaft der Mamluken und ab 1516 der Osmanen. Daher el-Omar befestigte den Ort und baute die alte Kreuzfahrerfestung für seine Zwecke um, bis später darin die Grundschule des Orts eingerichtet wurde, in deren Schulhof Archäologen 1931 die ersten Spuren der antiken Stadt ans Licht brachten.

Landschaft

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Das Nationalparkgelände liegt auf einem Hügelzug ca. 5km nordwestlich von Nazareth zwischen den Ebenen des Zippori Stream und dem Bet Netofa Valley.

Flora und Fauna

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Der Baumbestand besteht im wesentlichen aus Tabor Eiche (Quercus ithaburensis). Im Bereich des ehem. arabischen Dorfs wurde mit Nadelbäumen aufgeforstet. Ölbäume prägen seit Jahrhunderten die Umgebung. Daneben finden sich Palästinaeiche, Tamariske und weitere Gehölze.

In den letzten Monaten des israelischen Winters, Februar - März, blühen hier rote Kronenanemonen, daneben Breitwegerich, Knöterich, Labkraut, etc. Seltenheiten sind die gelbblühende Grant Duff's oder Jaffa Iris, Scrophularia hierochuntina (Braunwurz) und Myagrum perfoliatum (Hohldotter).

In dem ökologischen Korridor, der das Bet Netofa Valley im Osten, Gush Alonim im Westen, den Shefar'am-Wald im Norden und die Shimshit- und Solelim-Wälder im Süden verbindet, können Wild- und Stachelschweine, Fuchs und Dachs und Kleinsäuger sowie Reptilien (Geckos, Skinks, verschiedene Eidechsen) gesehen werden. Die Kohlmeise nistet in Höhlen in alten Ölbäumen.

In Untergaliläs herrscht Mittelmeerklima. In den Wintermonaten Nov. - März fallen Regenmengen ähnlich wie im Süden Europas. Die Sommermonate sind trocken und heiß, so dass sich eine Besichtigung am besten in den Monaten Feb. oder März empfiehlt.

Von der Straße 79 zwischen Kirjat Jam und Nazareth zweigt die mit einem brauen Wegweiser beschilderte Zufahrtsstraße nach Norden ab, die 1 Zufahrt zum Nationalpark erfolgt auf einem asphaltierten Sträßchen, das vor dem Zugang zum Moshav Tzippori nach rechts abgeht.

Gebühren/Permits

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1 Tzipori National Park. Tel.: +972 4-6568272, Fax: +972 4-6568273, E-Mail: Archäologische Stätte um die Ruinen des antiken Zippori / Sepphoris. Geöffnet: Sommer Sa-Do 8:00-17:00, Fr 8:00-16:00; Winter Sa-Do 8:00-16:00, Fr 8:00-15:00. Preis: 28/14 NIS.

Mobilität

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Das Parkgebiet kann zu Fuß erkundet werden. Für eine Besichtigung ist mit 2 - maximal 4 Stunden (für archäologisch überdurchschnittlich Interessierte) zu rechnen. Die Gehdistanzen sind bequem. Bei Gehbehinderung kann man mit dem Privatfahrzeug zu Parkplätzen nahe an den Ausgrabungsstätten gelangen. Die Rollstuhlgängigkeit ist nur bedingt gegeben. Die Gebäude mit den Mosaiken können mit dem Rollstuhl nicht erreicht werden eingeschränkt barrierefrei.

Sehenswürdigkeiten

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Amazonendarstellung
Theater
Synagoge
Wasserversorgung
S.Anna Kirche
  • Zunächst gelangt man zur Unterstadt mit dem rechtwinklig angelegten römischen 2 Straßensystem . Hier kreuzen sich die mit Steinplatten gepflasterten Hauptstraßen Decumanus (Ost-West) und Cardo (Nord-Süd). Die Straßen sind teils von Gehwegen mit Mosaiken gesäumt.
  • Das überdachte 3 Nile House war wohl ein öffentliches Gebäude mit einem großen Mosaik, welches Festlichkeiten aus Anlass des Nilhochwassers in Ägypten (mit Wildtieren) zeigt, dazu kriegerische Amazonen.
  • Das 4 Orpheus House mit einem Bodenmosaik mit einer Darstellung von Orpheus und weiteren geometrischen Mustern wurde später mit dem Gebäudekomplex der byzantinischen West-Kirche überbaut.
  • Ein weiteres 5 öffentliches Gebäude im Bereich der Agora mit Mosaiken mit geometrischen und Tiermotiven.
  • Der Fußweg schlängelt sich zwischen Feigenkakteen auf die Anhöhe mit der 6 Festung (Fortress) mit Fundamenten aus der Kreuzfahrerzeit, die in der osmanischen Zeit umgebaut wurde. Vom Dach ergibt sich eine schöne Rundsicht bis hinüber nach Nazareth.
  • Rechts / östlich liegt das überdachte 7 Dionysos Haus , ein beim Erdbeben 363 n.Chr. beschädigtes Privathaus mit Darstellung des römischen Gottes des Weins Dionysos und Festlichkeiten zu seiner Ehre. Ein Medaillon mit einer Frauendarstellung gilt als Mona Lisa von Zippori.
  • Der Fußweg führt zu 8 Wohngebieten aus talmudischer Zeit. Von einer Terrasse blickt man auf die Ruinen der 9 Kreuzfahrerkirche S. Anna und den 10 Konvent der Schwestern der Hl. Anna , die eine arabisch-christliche Schule führen.
  • Der Fußweg führt hinab zum 11 Theater aus dem 1./2. Jhdt.. Die Ausmaße der Bühnenwand werden durch eine Rekonstruktion dargestellt. Vorbei an einem überdachten Gebäude aus byzantinischer Zeit mit Mosaiken gelangt man zum Parkplatz.
  • Ein Fußweg führt zur 1 Synagoge aus dem frühen 5. Jhdt., die für die jüdischen Besucher ein besonderer Höhepunkt ist. In einem beeindruckenden Mosaikboden finden sich Darstellungen des Tierkreises, einer Menorah, von Kultgegenständen (Schofar und Korb mit Früchten) und des Besuchs der Engel bei Abraham.

Im Bereich des Besucherzentrums, in dem ein Film über die Geschichte von Sepphoris informiert (auf Wunsch auch in deutsch), finden sich zwei 12 Zisternen . Diesen wurde das Wasser in teils in Tunneln geführten Kanälen aus einem großen 13 Reservoir auf einer leichten Erhebung im Osten des Hügelzugs zugeführt. Dieses wurde mit Aquädukten aus Quellen im Bereich der heutigen Orte Mashdad und Reineh gespeist.

Aktivitäten

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  • Besichtigung des archäologischen Geländes (wichtigste Sehenswürdigkeiten 1 - 2 Stunden, extensiv ca. 4 Stunden)
  • Zippori liegt am Jesus Trail. Vom Park werden Führungen "auf den Spuren von Maria" angeboten. Auf dem Weg erlebt man die Umgebung, in der Maria ihre Kindheit erlebt haben soll.

Einkaufen

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  • Im Nationalparkshop werden Souvenirs, Kaffee und Snacks und Informationsschriften angeboten.

Unterkunft

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Vor Ort besteht kein Unterkunftsangebot. Reichhaltig ist dies im nahen Nazareth

Sicherheit

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Die Sicherheitslage ist unproblematisch.

Ausflüge

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Literatur

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  • Ein Flyer (hebr., engl.) wird an Besucher abgegeben
  • Sepphoris - Capital of the Galilee, Zeev Weiss, engl., bebilderte Broschüre erhältlich im Parkshop
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