Qumran
Qumran | |
Provinz | Palästina |
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Höhe | |
Qumran |
Qumran, gelegentlich auch Kumran, (hebr.: חירבת קומראן „Chirbet Kumran“, arab.: خربة قمران „Khirbet Qumran“) ist eine Ausgrabungsstätte und zugleich ein israelischer Nationalpark in der Judäischen Wüste beim Kibbuz Kalia (Qalya). Diese Region gehört zum Westjordanland, ist also eigentlich palästinensisches Gebiet, allerdings untersteht dieser Teil des Westjordanlands israelischer Verwaltung.
Qumran ist Teil vieler organisierter Reisen ins Heilige Land. Da man sich in der Regel kaum länger als zwei Stunden hier aufhalten wird (es sei denn, man unternimmt noch eine kleine Wanderung in der Umgebung), lässt sich ein Besuch in Qumran gut mit einem Besuch am Toten Meer oder bei anderen Zielen der Umgebung verbinden.
Hintergrund
[Bearbeiten]Qumran ist eine wichtige Ausgrabungsstätte im israelisch besetzten Westjordanland. Die Stätte selbst liegt etwa 100 m über dem Toten Meer auf einem erhöhten Plateau. Um die Zeitenwende (etwa von 100 vor bis 70 nach Christus) war Qumran möglicherweise der Sitz einer jüdischen Sekte, vielleicht der Essener, die dort eine Siedlung unterhielt. Verschiedentlich wurde die These aufgestellt, Jesus oder Johannes der Täufer könnten jener Sekte nahegestanden haben. Inzwischen ist allerdings umstritten, ob es sich bei der Siedlung tatsächlich um eine klösterliche Gemeinschaft gehandelt hat; manche Forscher gehen davon aus, dass Qumran nur ein Gutshof war.
Bekannt ist Qumran vor allem deswegen, weil hier sehr alte Schriftrollen, darunter auch Bibelhandschriften gefunden wurden: Die ältesten entstanden etwa 250 v.Chr.. Gefunden wurden diese Handschriften nach einer populären, aber wahrscheinlich nicht zutreffenden Legende durch Zufall, als ein Hirte 1947 in der Gegend nach einer entlaufenen Ziege suchte und dabei einen Stein in eine Höhle warf. Als er ein Scheppern hörte, soll er die Höhle genauer untersucht und in Tonkrügen die Schriften gefunden haben. Die Rollen wurden verkauft und später von einem Wissenschaftler durch Zufall auf einem Markt entdeckt und aufgekauft. In den 1950er und 1960er wurde das Gebiet erstmals systematisch abgesucht, dabei wurden in verschiedenen Höhlen weitere Rollen und Fragmente entdeckt und es wurde die antike Siedlung ausgegraben.
Die Schriftrollen vom Toten Meer erregten in der Fachwelt Aufsehen, weil sie viele interessante Schriften der dortigen Sekte enthielten und darüber hinaus auch die ältesten Handschriften verschiedener biblischer Bücher; das Klima am Toten Meer war optimal, um die Schriften über viele Jahrhunderte zu erhalten. Vollständig erhalten sind allerdings nur wenige Rollen; von vielen Büchern sind nur noch Fragmente übrig. Nachgewiesen werden konnte durch die Schriften auch, dass die biblischen Bücher trotz des früheren fortwährenden Abschreibens sehr präzise übermittelt wurden und dass sich die Texte über die lange Zeit kaum verändert haben.
In der breiten Öffentlichkeit sind Qumran und seine Schriften unter anderem deswegen bekannt, weil in den 1990er Jahren mehrere pseudowissenschaftliche Bücher erschienen, in denen behauptet wurde, dass der Vatikan viele Schriften aus Qumran in seinen Archiven zurückhalte, weil sie brisante Informationen z. B. über Jesus oder die frühe Christenheit enthielten. Diese Behauptungen waren aber offenbar nicht korrekt.
Einige der in Qumran gefundenen Schriften werden heute im Schrein des Buches im Israel-Museum in Jerusalem ausgestellt oder sind im Archäologischen Museum in Amman zu finden.
Anreise
[Bearbeiten]Mit dem Flugzeug
[Bearbeiten]Der nächstgelegene Flughafen ist der Flughafen Ben Gurion bei Tel Aviv. Dort kann man einen Mietwagen nehmen (man sollte sicherheitshalber nachfragen, ob Beschränkungen beim Befahren des Westjordanlands bestehen). Wenn man öffentliche Verkehrsmittel nutzen will, ist man auf Busse angewiesen, die Anreise erfolgt dann via Jerusalem.
Mit der Bahn
[Bearbeiten]Qumran ist - wie das Tote Meer insgesamt - nicht an das Bahnnetz angebunden und daher mit dem Zug nicht zu erreichen.
Mit dem Bus
[Bearbeiten]Den Nationalpark kann nicht mit dem Zug, aber mit verschiedenen Buslinien erreichen. Die Anreise erfolgt fast immer über Jerusalem; die Buslinien, die von dort ans Tote Meer und weiter fahren - z. B. mit dem Ziel En Gedi, Neve Zohar oder Eilat - kann man zur Anreise nach Qumran nutzen. Von Be'er Scheva gibt es keine direkte Verbindung. Um von dort nach Qumran zu kommen, müsste man einen der wenigen Busse nach En Gedi nehmen (384, dreimal täglich) und dort umsteigen.
Die Bushaltestelle befindet sich nicht direkt auf dem Gelände, sondern an der Hauptstraße 90, wo die Stichstraße nach Qumran bzw. Kalia abzweigt. Von dort muss man ein kurzes Stück (ca. 5 min) bergauf laufen. Man sollte sich nicht darauf verlassen, dass der Busfahrer daran denkt, in Qumran zu halten (auch dann nicht, wenn man bei ihm eine Fahrkarte gekauft hat). Wenn man die Augen offenhält, ist das jedoch kein Problem; es gibt gut erkennbare Wegweiser und die Haltestelle befindet sich knapp hinter der Kreuzung, man hat also genug Zeit zu klingeln. Alternativ kann man auch den Busfahrer noch einmal kurz ansprechen, sobald man in Sichtweite des Toten Meers ist, weil man dann noch einige Minuten fährt.
Grundsätzlich sollte man vor der Anreise die Fahrpläne prüfen oder ausreichend Zeit mitbringen: Die Busse verkehren nur unregelmäßig, manchmal verkehren zwar in der Stunde zwei Busse, es kann am Nachmittag aber auch eine größere Lücke von fast drei Stunden geben und ab den frühen Abendstunden gibt es kaum noch Verbindungen. Wenn man von Qumran aus weiterfährt, sollte man vor der im Fahrplan oder im Internet angegebenen Zeit an der Bushaltestelle stehen: Die Zeiten sind geschätzte Zeiten, wenn die Straßen frei sind, fährt der Bus möglicherweise einige Minuten eher.
Ziel | Buslinien | Verbindungsdichte tagsüber | Dauer ca. | Preis NIS | Hinweise |
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Jerusalem | 421, 444, 486, 487 | unregelmäßig, etwa alle 1-2 Std. | 0:45 | 26,00 | Nach Jerusalem fährt der Bus ca. 30 min länger |
En Gedi | 421, 444, 486, 487 | unregelmäßig, etwa alle 1-2 Std. | 0:30 | 28,00 | 444 hält in En Gedi nur entlang der Hauptstraße, 487 auf dem Weg von Jerusalem nur im Kibbuz |
Masada | 421, 444, 486 | unregelmäßig, etwa alle 1-2 Std. | 0:50 | 31,50 | Busse halten auch in En Bokek (36,00 NIS, 1 Std.) |
Eilat | 444 | ca. 5mal/Tag | 4:00 | 73,00 | |
Hinweise: Teilweise sind hier nicht alle Linien zum Zielort genannt (z. B. bei vielen verschiedenen Linien zwischen zwei Städten oder sehr wenigen Fahrten auf einer Linie). Die angegebene Taktdichte bezieht sich aber auf alle verfügbaren Verbindungen. Links in der Tabelle führen zu den Mobilitätsinformationen des jeweiligen Ortes. Quellen: Egged und Otobusim.co.il; Stand: 08/2010 - * Linien mit Stern werden nicht von Egged, sondern von einer anderen Gesellschaft bedient. |
Auf der Straße
[Bearbeiten]Qumran liegt an der israelischen Straße 90. Diese Straße führt am Westufer von Jordan und Totem Meer in Nord-Süd-Richtung durch Israel und das Westjordanland und dann weiter bis nach Eilat. Von Jerusalem erreicht man die Straße 90 über die Straße 1 in Richtung Jericho; nahe Jericho biegt man auf die kreuzende Straße 90 in Richtung Süden ab. Außer über die Straße 90 und deren Zubringer ist keine Anfahrt möglich.
Eintritte und Öffnungszeiten
[Bearbeiten]Der Nationalpark ist von April bis September von 8.00 bis 17.00 Uhr geöffnet, von Oktober bis März nur bis 16.00 Uhr; letzter Einlass ist eine Stunde vor Schließung. Der Eintrittspreis beträgt 20 NIS für Erwachsene und 9 NIS für Kinder; es gibt verschiedene Ermäßigungen, u.a. für Senioren und Gruppen. (Stand: August 2010)
Mobilität
[Bearbeiten]Innerhalb des Nationalparkgeländes erreicht man die Sehenswürdigkeiten zu Fuß. Teile des Geländes sind auch für Rollstuhlfahrer zugänglich.
Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten]Im archäologischen Gelände von Qumran kann man die ausgegrabenen Reste der Siedlung besichtigen, die hier wahrscheinlich von einer jüdischen Sekte oder klösterlichen Gemeinschaft aufgebaut wurde. Einen guten Überblick über das Gelände hat man vom Wachtturm, interessant sind zudem die verschiedenen Becken für rituelle Waschungen, die Wasserversorgung und verschiedene Räume, z. B. der große Versammlungsraum und die Schreibstube. Am Südende des Geländes hat man Blick auf Höhlen, in denen ein Teil der Schriftrollen gefunden wurden.
Ein grün markierter Weg erreicht nach ca. 500 m im Westen den Felshang mit zahlreichen kleinen Höhlen, die eine oder andere kann mit etwas Kletterei gut erreicht werden (es handelt sich allerdings nicht um die Höhle, in der die Schriftrollen gefunden wurden).
Am Eingang gibt es ein Besucherzentrum; dort kann man auch einen Film über Qumran ansehen - unter anderem in Deutsch.
Aktivitäten
[Bearbeiten]Nach Qumran kommt man in der Regel nur, um die Ausgrabungen und die Höhlen zu sehen. In der Umgebung kann man allerdings auch wandern und es gibt einige Autominuten entfernt offizielle Badestrände am Toten Meer.
Kaufen
[Bearbeiten]Im Zugangsbereich des Parks kann man u.a. Getränke, Eis, Snacks und verschiedene Souvenirs kaufen.
Küche
[Bearbeiten]Im Bereich des Besucherzentrums gibt es ein Restaurant.
Unterkunft
[Bearbeiten]In Qumran gibt es keine Übernachtungsmöglichkeit. Die nächste Übernachtungsmöglichkeit befindet sich im benachbarten Kibbuz Kalia, hier gibt es ein Kibbuzhotel:
Die Stätte kann von Jerusalem in einem Tagesausflug erreicht werden, Übernachtungsmöglichkeiten gibt es auch an den israelischen Küstenabschnitten des Toten Meeres, also z. B. in En Gedi oder En Bokek.
Sicherheit
[Bearbeiten]In Qumran bestehen keine besonderen Sicherheitsrisiken. Die Stätte liegt zwar im israelisch besetzten Westjordanland, sie kann aber in der Regel dennoch ohne Probleme besucht werden.
Im Sommer sollte man eine Kopfbedeckung mitnehmen und ausreichend trinken, weil es am Toten Meer sehr heiß werden kann. Die Parkverwaltung rät von Besuchen an Sommernachmittagen ab.
Ausflüge
[Bearbeiten]- Etwa 20 km nördlich von Qumran liegt die Palästinenserstadt Jericho. Jericho kann in der Regel ebenfalls ohne Probleme besucht werden, sie gilt als eine der ruhigsten palästinensischen Städte in der Westbank, Auseinandersetzungen waren hier auch zu Zeiten der Intifada selten.
- Ein ganzes Stück südlich (knapp 40 km) liegt - bereits wieder auf israelischem Staatsgebiet - die Oase von En Gedi.
- Von En Gedi ist es nicht mehr allzu weit (etwa weitere 20 km) bis zur bekannten Felsenfestung Masada. Diese Festung auf einem Felsplateau geht auf Herodes den Großen zurück und ist vor allem bekannt, weil sich hier der Legende nach eine Schar Juden gegen eine römische Übermacht lange Zeit behaupten konnte.
- Jerusalem mit seinen Sehenswürdigkeiten liegt etwa 40 km nordwestlich von Qumran.