Radio Beromünster

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Radio-Orchester Beromünster)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Die Sendeanlagen von Radio Beromünster

Radio Beromünster war ein öffentlich-rechtliches Schweizer Radioprogramm, das über den Landessender Beromünster, eine Sendeanlage für Mittelwellenrundfunk, übertragen wurde. Betrieben wurde Radio Beromünster durch die am 24. Februar 1931 gegründete und als Verein organisierte Schweizerische Rundspruchgesellschaft SRG.

Landessender Beromünster, Innenaufnahme, der Sender von Marconi Wireless Telegraph Company (etwa 1930 bis 1935)

Der Sender nahm am 11. Juni 1931 seinen Betrieb auf. Nach einer Erhöhung der Sendeleistung von 60 kW auf 100 kW und Inbetriebnahme des Blosenbergturms 1937 konnte Radio Beromünster in weiten Teilen Europas empfangen werden. Der Landessender als öffentlich-rechtlicher Rundfunk wurde zu einer wichtigen unabhängigen Informationsquelle im Zweiten Weltkrieg. Namensgebend war das Chorherrenstift St. Michael Beromünster. Der Ort Münster LU wurde wegen des Radiosenders in Beromünster umbenannt, um den Sender von der MW-Station Münster in Westfalen zu unterscheiden. Hätte die Gemeinde dem Namenswechsel nicht zugestimmt, wäre der in der Gemeinde Gunzwil gelegene Landessender nach dem nahen Städtchen Sursee benannt worden.

Die NS-Propaganda im benachbarten Deutschland beruhte wesentlich auf dem neuen Medium Radio, dem Volksempfänger, der im Auftrag von Joseph Goebbels entwickelt worden war. Für die Abwehr dieser Propaganda im Rahmen der Geistigen Landesverteidigung war der Landessender nicht nur für die Schweiz, sondern auch für Deutschland, Österreich und bis nach Polen von grosser Bedeutung. Die ausländische «Rundfunkpropaganda» war der NS-Führung ein Dorn im Auge, und entsprechend galten zum Beispiel Radio Moskau und die britische BBC, aber auch Radio Beromünster aus der neutralen Schweiz, als Feindsender, deren Empfang unter Androhung von Haft im Deutschen Reich verboten wurde.[1] Trotzdem wurde Radio Beromünster im Geheimen gehört.[1]

Der Historiker Jean Rudolf von Salis war in den Jahren von 1940 bis 1946 mit seiner Weltchronik,[1] die jeden Freitagabend um sieben Uhr ausgestrahlt wurde, die wichtigste Stimme von Radio Beromünster. Der Landessender blieb aber auch in der Nachkriegszeit eine wichtige unabhängige Informationsquelle, die nicht nur in der Schweiz regelmässig gehört wurde. Aus dem Rundfunk ging das Schweizer Radio DRS hervor.[2][3]

Tonaufnahme des Radioberichts von Heiner Gautschy zur Ermordung von John F. Kennedy, am 22. November 1963

Der Zuger Lehrer Fridolin Stocker war Initiant der populären «Radiowanderungen», die er ab 1961 jeden Freitag auf Radio Beromünster moderierte.[4]

Am 29. Dezember 2008 um 00:00 Uhr MEZ wurde die Übertragung der Musigwälle 531 mit der Schweizer Nationalhymne beendet.[5] Die drei folgenden Tage informierte noch eine aufgeschaltete Ansage, dass der Sender ab Neujahr 2009 nicht mehr senden werde. Am 31. Dezember 2008 um genau 23:59:01 Uhr wurde dann das Trägersignal auf 531 kHz abgeschaltet.

Zwischen zwei Sendungen wurden Pausenzeichen gesendet, welche die Unterbrechung überbrücken sollten und auch der Sendererkennung dienten. Bei den drei Deutschschweizer Radiostudios waren dies:

Die Tonbeispiele sind MIDI-Dateien gemäss der Notation, keine Originalaufnahmen.

Commons: Landessender Beromünster – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b c Die Weltchronik von Professor J. R. von Salis im Zweiten Weltkrieg. In: Schweizer Geschichte. Website von Markus Jud.
  2. Abschied vom Landessender Beromünster. In: Schweiz aktuell. 10. Oktober 2008, abgerufen am 21. August 2011.
  3. Edzard Schade: Faktisches zum Mythos Radio Beromünster. Rückblick auf die Ära einer 77-jährigen Radiogeschichte. In: NZZ Online. 27. Dezember 2008, abgerufen am 20. August 2011.
  4. SRF Archiv 1965: Radiowanderung auf den Homberg (Video)
  5. Radio Beromünster hat ausgesendet. In: 20 Minuten. 28. Dezember 2008, abgerufen am 12. April 2015.
  6. Als das Warten noch geholfen hat. Ein Nachruf auf das Pausenzeichen. In: NZZ. 20. Dezember 2003 (nzz.ch).