Suchsdorf

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Suchsdorf
Stadt Kiel
Koordinaten: 54° 21′ N, 10° 5′ OKoordinaten: 54° 21′ 30″ N, 10° 4′ 49″ O
Höhe: 15 m
Fläche: 8,04 km²
Einwohner: 9262 (31. Dez. 2020)
Bevölkerungsdichte: 1.153 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. April 1958
Postleitzahl: 24107
Vorwahl: 0431
Karte
Lage von Suchsdorf in Kiel

Suchsdorf [ˈzuːksdɔɐ̯f] (nds. Suchsdörp [ˈzuːksdœːp][1]) ist ein Stadtteil im Nordwesten von Kiel, etwa fünf bis zehn Kilometer vom Stadtzentrum entfernt. Die früher eigenständige, dem Kreis Rendsburg angehörige Gemeinde wurde 1958 in das Kieler Stadtgebiet eingemeindet. Suchsdorf hat rund 9300 Einwohner.[2]

Durch den Stadtteil fließt die Kronshagen-Ottendorfer Au, die früher übrigens Schwartenbek genannt wurde (d. h. niederdeutsch Schwarzer Bach). Nach ihr wurde auch das Wohngebiet Suchsdorf an der Au benannt, dessen Arbeitstitel war in der Planungsphase um 1990 noch Suchsdorf-West. Die höchste Erhebung ist der 26 Meter hohe Lehmberg, der sich südwestlich des Gutes Schwartenbek und westlich des Umspannwerkes Kiel-West befindet.[3] Die westliche Hälfte des Stadtteils ist wenig bebaut und besteht hauptsächlich aus Höfen und ihren Äckern sowie aus Wald. Nur an der Schwartenbeker Kanalweiche wird dies durchbrochen durch eine für Kanalbeamte erbaute Häusergruppe. Der mittlere Teil Suchsdorfs zwischen der Kronshagen-Ottendorfer Au im Westen, dem Nord-Ostsee-Kanal im Norden, der Bundesstraße 76 im Osten und dem Steenbeker Weg im Süden besteht dagegen aus dichter Wohnbebauung. Östlich der Bundesstraße gehört ein Teil des Projensdorfer Gehölzes zu Suchsdorf und südlich des Steenbeker Wegs schließt sich ein weitläufiges Industrie- und Gewerbegebiet an. Das Stadtteilgebiet ist durch mehrere Wanderwege erschlossen. Zum einen durch den Kanalwanderweg, zum anderen durch den Wanderweg an der Kronshagen-Ottendorfer Au, den Wanderweg Suchsdorfer Holm und den Wanderweg Lehmberg zum Lehmberg. Die letzteren drei Wanderwege verbinden Suchsdorf auf dem Landweg mit den Nachbarorten Ottendorf und Kronshagen; der Kanalwanderweg gehört zum Wanderweg am Nord-Ostsee-Kanal von Brunsbüttel nach Kiel und verbindet Suchsdorf mit Quarnbek und Kiel-Wik.

Der Stadtteil Suchsdorf liegt am nordwestlichen Stadtrand von Kiel, südlich des Nord-Ostsee-Kanals.

Stadtteilgliederung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Stadtteil gliedert sich in den am Nienbrügger Weg gelegenen Ortsteil Nienbrügge, den am südlichen Abschnitt des Holmredders gelegenen Ortsteil Viedamm, den historischen Dorfkern des ehemaligen Rundlingsdorfes Suchsdorf um den Dorfteich zwischen den Straßen Alte Dorfstraße, An Dörpdiek und Buernkrog; den nördlich des Nord-Ostsee-Kanals gelegenen, nach dem Fluss benannten Ortsteil Levensau und den nach dem Gutshof benannten Ortsteil Schwartenbek. Zum Stadtteil gehören außerdem das Neubaugebiet Suchsdorf an der Au und die beiden Wohngebiete nordwestlich und südöstlich des historischen Ortskerns sowie der nördliche bzw. westliche Teil des zwischen Eckernförder Straße im Westen, Steenbek-Projensdorf im Nordosten, dem Universitätsgelände im Südosten und dem Kronshagener Ortsteil Kopperpahl im Süden gelegenen Wohngebietes Klausbrook.

Nachbargemeinden/-stadtteile

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Suchsdorf grenzt im Westen und Südwesten an die Gemeinde Ottendorf, im Süden an die Gemeinde Kronshagen sowie im Osten und Südosten an den Kieler Stadtteil Wik; im Osten an dessen Ortsteil Steenbek-Projensdorf und im Südosten an das Wohngebiet Klausbrook.

Suchsdorf wurde erstmals im Jahre 1269 als Sukestorpe (= das Dorf des Suko) urkundlich erwähnt. Die Anfänge des Dorfes werden jedoch schon im 9. Jahrhundert vermutet. Im Zweiten Weltkrieg wurde Suchsdorf, vor allem wegen seiner strategisch wichtigen Brücke über den Nord-Ostsee-Kanal, der Levensauer Hochbrücke, zu etwa 80 % durch die Luftangriffe auf Kiel zerstört. Eine Vermutung, weshalb das zivile Suchsdorf zerstört wurde, geht auch dahin, dass die alliierten Bomberpiloten die beiden Kieler Kanalbrücken, die zur Orientierung aus der Luft dienten, verwechselten und daher Suchsdorf anstelle der militärisch wichtigen Walterwerke in Kiel-Wik bombardierten.

Muschelkalkskulptur Neunlinge (1967), Rungholtplatz
Margaretental (2021)

1925 baute Ludwig Stapf am Kanal das Restaurant „Margaretental“, das seinerzeit ein beliebtes Ausflugsziel der Kieler war. Das Gebäude stand seit 2001 leer und wurde 2021 wieder eröffnet.[4]

Backsteinblock im Sukoring

Ab den 1930er Jahren wurde das Gebiet zwischen Eckernförder Straße im Westen, dem alten Dorfkern im Norden, dem heutigen Steenbeker Weg im Süden und der Bahnstrecke im Osten mit eingeschossigen Reihenhäusern und freistehenden verputzten Einfamilienhäusern bebaut.

In den 1950er und 1960er Jahren wurde zwischen der Schule und dem Rungholtplatz eine Reihe mehrgeschossiger Backsteinblocks gebaut. 1958 wurde Suchsdorf nach Kiel eingemeindet. Daraufhin wurde rechts und links der Eckernförder Straße eine Siedlung mit bescheidenen Reihenhäusern angelegt. Suchsdorf entwickelte sich dadurch zu einer Schlafstadt.[4]

Ab Ende der 1970er Jahre wurde dann auch das Gebiet zwischen Nienbrügger Weg und Steenbeker Weg im selben Baustil wie das Baugebiet aus den 1930er Jahren bebaut. Die Ausgestaltung der Reihenhäuser war jedoch aufwändiger als die der bisher angelegten Siedlungen.[4]

Um 1990 wurde am Rungholtplatz ein Ortszentrum angelegt.[4]

Der Stadtteil Suchsdorf wurde seit ungefähr Anfang des Jahres 2000 von der Landesentwicklungsgesellschaft um das Neubaugebiet Suchsdorf An der Au erweitert. Die Gesamtplanung umfasst rund 650 Wohneinheiten, hauptsächlich Doppel- und Einzelhäuser sowie Reihenhäuser. Im Jahr 2002 wurde mit dem Hochbau begonnen,[5] der 2009 abgeschlossen werden soll. Am Steinberg wurden Satteldächer verwendet, in der Schmiedekate Pultdächer mit Holzverschalung.[4]

Bereits seit 1972 verfügt der Stadtteil über ein monatlich erscheinendes Mitteilungsblatt. Der unparteiische „Suchsdorfer“ wird kostenfrei an alle Haushalte im Einzugsgebiet ausgeliefert.[6]

Im Ortsbeirat sitzen drei Mitglieder der SPD, drei Mitglieder der CDU, zwei Mitglieder von Bündnis 90/Die Grünen, ein Mitglied der FDP sowie ein beratendes Mitglied des SSW. Der Vorsitzende ist Lewe Bendix Jannsen von der CDU. Geschäftsführer ist Peter Anders.[7]

Direkt gewählter Ratsherr für den Wahlkreis 7 Suchsdorf ist Andreas Arend (SPD).[8] Der Suchsdorfer Ralph Roick (CDU) ist über einen Listenplatz ebenfalls Ratsherr, er gehört der Ratsversammlung seit 2008 an. Der Ortsteil Klausbrook gehört zum Wahlkreis 6 (Projensdorf). Direkt gewählte Ratsfrau ist Anna-Lena Walczak (SPD), außerdem über die Liste Wolfgang Homeyer (CDU). Ferner gehört seit 2018 Ingmar Soll (FDP) aus Suchsdorf an der Au der Ratsversammlung an.

Im Stadtteil aktiv sind der SPD-Ortsverein Suchsdorf (etwa 140 Mitglieder) und der CDU-Ortsverband Suchsdorf. Die anderen Parteien haben keine Stadtteilgliederung.

Prominente Politiker aus Suchsdorf

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Suchsdorf leben der frühere SPD Landesvorsitzende von Schleswig-Holstein Claus Möller (SPD), der frühere Leiter der Staatskanzlei Arne Wulff (CDU) und der frühere Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Kiel Karl-Heinz Luckhardt (SPD). Der ehemalige Ministerpräsident Torsten Albig lebte bis Anfang 2016 ebenfalls in Suchsdorf.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Matthias-Claudius-Kirche
  • Levensauer Hochbrücke. Während der Wintermonate (November–März) beherbergt der südliche Brückenpfeiler eine der größten Fledermauskolonien in Nordeuropa.[9] Etwa 5000 Abendsegler halten dort ihren Winterschlaf.
  • Matthias-Claudius-Kirche (evangelisch-lutherisch)
  • Grundschule Suchsdorf: Das von dem bekannten Kieler Architekten Ernst Prinz (1878–1974) entworfene Hauptgebäude steht unter Denkmalschutz.[10]
  • Wildgehege Suchsdorf[11]
  • Quartierspark[12]

Der Suchsdorfer SV von 1921 e. V. ist im Stadtteil ansässig. Es werden Badminton, Basketball, Fußball, Gesundheitssport, Handball, Kampfsport, Nordic Walking, Tanzen, Tennis, Tischtennis, Turnen und Volleyball angeboten.[13] Darüber hinaus unterhält Holstein Kiel hier am Rande des Projensdorfer Gehölzes ein Trainingszentrum.[14] Mit Tanzen in Kiel e. V. ist Deutschlands drittgrößter Tanzsportverein im Stadtteil ansässig. Der gemeinnützige Verein bietet ein vielfältiges Angebot über fast alle Tanzsportarten für Kinder, Jugendliche, Erwachsene und Senioren.

Wirtschaft und Infrastruktur

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Bahnhof Suchsdorf

Durch den Stadtteil verlaufen die Bundesstraße 76 und die beiden Levensauer Hochbrücken. Suchsdorf ist mit mehreren Buslinien an die Kieler Innenstadt angebunden.

Suchsdorf liegt an der Bahnstrecke Kiel–Flensburg. Bis zum 30. Mai 1981 hielten und seit dem November 2000 halten hier Personenzüge. Tagtäglich halten hier mindestens von 7 bis 21 Uhr halbstündlich Züge nach Eckernförde und Kiel (Stand 29. Februar 2020).

Bis Sommer 2018 stellte ein vor Ort in Suchsdorf anwesender Bahnmitarbeiter die Form-Signale, Weichen und Schranken durch Kurbeln per Hand durch Bewegung langer Stahlseile. Nach Umbau auf Lichtsignale und Abbau der Stahlseile erfolgt dies nun durch das Elektronische Stellwerk Schleibrücke Lindaunis aus der Ferne.[15]

Seit 1918 zweigt in Suchsdorf die Güterzugstrecke nach Kiel–Wik ab, die aus der Kleinbahn Suchsdorf-Wik entstand.

Für Erläuterungen zu der Namensgebung und Geschichte der Straßen siehe Liste der Straßen und Plätze in Kiel.

Ansässige Unternehmen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

An der Eckernförder Straße befindet sich eine Automeile, die sich in Richtung Innenstadt fortsetzt. Am Bahnhof Suchsdorf unterhält Heidelberger Druckmaschinen eine Niederlassung. Bis 1996 befand sich an dieser Stelle die Linotype-Hell AG des Erfinders Rudolf Hell, die in diesem Jahr von Heidelberger Druckmaschinen übernommen wurde. Daneben sowie gegenüber, auf der anderen Seite der Eckernförder Straße, befindet sich ein Gewerbegebiet mit Filialen der Ketten Bauhaus und Dänisches Bettenlager sowie Tasbasi Reisen und anderer Einzelhandelsketten. Außerdem baut der Wehrtechnikkonzern Rheinmetall aufgrund guter Auftragslage sein Werk an der Dr. Hell-Straße in Suchsdorf aus. Das komplette Fahrzeugdesign für den neuen Schützenpanzer 'Lynx' kommt z. B. aus Suchsdorf, wo auch Prototypen und Erprobungsfahrzeuge des Panzers gebaut werden.[16][17]

Im Stadtteil gibt es eine Grundschule sowie einige Kindergärten. Weiterführende Schulen befinden sich im Nachbarort Kronshagen und in Steenbek-Projensdorf.

Energieversorgung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Südlich des Gutes Schwartenbek befindet sich das Umspannwerk Kiel-West.

Commons: Suchsdorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Institut für niederdeutsche Sprache: De plattdüütsche Landkoort (Memento des Originals vom 10. November 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ins-bremen.de
  2. Quartalsdaten aus den Stadtteilen IV 2020. (PDF) Abgerufen am 17. März 2021.
  3. Stadtplan Kiel
  4. a b c d e Kieler Stadtteile. Band 5: Der Kieler Stadtrand im Westen und Süden. Borchard & Wegner, Kiel 2009, ISBN 978-3-00-029094-7, S. 12, Text von Ekkehard Buchhofer.
  5. Suchsdorf An der Au (Memento vom 13. Oktober 2012 im Internet Archive)
  6. Der Suchsdorfer Der Suchsdorfer, aufgerufen am 31. Oktober 2021
  7. Infosystem Kommunalpolitik: Sitzungsinfos der Landeshauptstadt Kiel. Abgerufen am 5. Oktober 2024.
  8. Stadt Kiel: Stadt Kiel. (PDF) Abgerufen am 18. September 2018.
  9. Grüne Stationen in Kiel: Fledermäuse
  10. Schulgebäude und Hallen, auf kiel.de, abgerufen am 16. Dezember 2020
  11. Grüne Stationen in Kiel
  12. Spielplatztreff GbR: Spielplatz Quartierspark in Kiel. Abgerufen am 17. März 2021.
  13. Suchsdorfer SV von 1921 e. V.
  14. Königsweg zum Leistungszentrum. In: Kieler Nachrichten. Abgerufen am 16. Dezember 2020.
  15. DWK vom 15. August 2018
  16. Behling, Frank (2019): Rheinmetall stärkt den Standort Kiel. Kieler Nachrichten, 13. März 2019
  17. Behling, Frank (2020): Rheinmetall stockt Belegschaft in Kiel auf. Kieler Nachrichten, 19. September 2020