Styrol-Acrylnitril-Copolymer

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Styrol-Acrylnitril)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Strukturformel
Allgemeines
Name Styrol-Acrylnitril-Copolymer
Andere Namen
  • Poly(acrylnitril-co-styrol)
  • Styrol-Acrylnitril
CAS-Nummer 9003-54-7
Monomere/Teilstrukturen Styrol, Acrylnitril
Qualitative Summenformel

(C8H8)n-(C3H3N)m

PubChem 62696
Art des Polymers

Thermoplast

Eigenschaften
Dichte

1,09 g·cm−3 (15 Gew.-% Acrylnitril)[1]

Glastemperatur

108 °C[2]

Bruchdehnung

2,5 %[3]

Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung[4]
keine GHS-Piktogramme
H- und P-Sätze H: keine H-Sätze
P: keine P-Sätze[4]
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Styrol-Acrylnitril-Copolymere (Kurzzeichen SAN) sind Copolymere, die aus Styrol und Acrylnitril hergestellt werden.

Styrol-Acrylnitril-Copolymere haben ähnliche Eigenschaften wie Polystyrol und sind transparente und steife Polymere. Eine typische Zusammensetzung besteht zu 70 % aus Styrol- und zu 30 % aus Acrylnitrilanteilen. Auf dem europäischen Markt erhältlich sind Produkte mit 19–35 % Acrylnitrilgehalt sowie jeweils unterschiedlichen molaren Massen. SAN weist eine höhere Festigkeit, thermische und Kratzbeständigkeit als Polystyrol auf und ist chemisch beständiger, beispielsweise gegenüber Aminen, die wiederum ein häufiger Bestandteil von Weichmachern sind.

SAN kann in der Montage nur geschraubt werden, es ist nicht zum Klipsen geeignet. SAN ist weitgehend spülmaschinengeeignet, aber nur bedingt UV-resistent. Die meisten SAN-Typen haben eine Lebensmittelzulassung durch das Bundesinstitut für Risikobewertung, BfR. Aufgrund der gelblichen Eigenfarbe (nicht qualitätsbeeinträchtigend) sind verschiedene mit blau/grau geschönte Farbtöne verfügbar. Es sind auch opake Einfärbungen erhältlich, bei denen der hohe E-Modul des Produktes und die hohe Kratzfestigkeit besonders zur Geltung kommen. Für besonders hohe Steifigkeit sind auch glasfaserverstärkte Typen erhältlich.

Durch Zugabe von Polyvinylcarbazol (PVK) erreicht man eine höhere Wärmeformbeständigkeit. Kunststoffe mit PVK sind jedoch giftig und deshalb nicht für den Kontakt mit Lebensmitteln zugelassen.

Da Styrol-Acrylnitril-Copolymere spröde sind, wird für Anwendungen, bei denen eine hohe Schlagzähigkeit nötig ist, die Synthese zusammen mit Polybutadien (Pfropfpolymerisation) gestartet. Dieses Produkt ist dann ein Acrylnitril-Butadien-Styrol-Terpolymer (ABS).

Die Synthese verläuft als radikalische Kettenpolymerisation und führt zu ataktischen, statistischen Copolymeren. Zwei Verfahren sind üblich:[5]

Die Copolymerisationsparameter der Monomerpaarung Acrylnitril/Styrol sind 0,01 und 0,4[6], was zu einer Anordnung führt, bei der sich sehr kurze PS- mit einzelnen Acrylnitril-Einheiten abwechseln.

Styrol-Acrylnitril-Polymerisate werden, wie alle Styrol-Polymerisate, zum überwiegenden Teil durch Spritzguss, seltener durch Extrusion (für Folien) verarbeitet. Heizelement- und Rotationsreibschweißen sind möglich, weniger jedoch das Ultraschall- und Hochfrequenzschweißen.[7]

  • DIN EN ISO 4894-1 Kunststoffe – Styrol/Acrylnitril (SAN)-Formmassen – Teil 1: Bezeichnungssystem und Basis für Spezifikationen (ISO 4894-1:1997); Deutsche Fassung EN ISO 4894-1:1999
  • DIN EN ISO 4894-2 Kunststoffe – Styrol/Acrylnitril (SAN)-Formmassen – Teil 2: Herstellung von Probekörpern und Bestimmung von Eigenschaften (ISO 4894-2:1995); Deutsche Fassung EN ISO 4894-2:1999

Der Markt für SAN ist stark diversifiziert. Große Anbieter in Deutschland sind:

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Marcos Perez-Blanco, Jeffrey R. Hammons, Ronald P. Danner: Measurement of the solubility and diffusivity of blowing agents in polystyrene. In: Journal of Applied Polymer Science. Band 116, Nr. 4, 2010, S. 2359–2365, doi:10.1002/app.31740.
  2. Abdelkarim Mohamed Abo El Wafa, Shuji Okada, Hachiro Nakanishi: Poling and its relaxation studies of polycarbonate and poly(styrene-co-acrylonitrile) doped by a nonlinear optical chromophore. In: Dyes and Pigments. Band 69, Nr. 3, 2006, S. 239–244, doi:10.1016/j.dyepig.2005.03.014.
  3. V. Realinho, M. Antunes, D. Arencón, A. I. Fernández, J. I. Velasco: Effect of a dodecylsulfate-modified magnesium-aluminum layered double hydroxide on the morphology and fracture of polystyrene and poly(styrene- co -acrylonitrile) composites. In: Journal of Applied Polymer Science. Band 111, Nr. 5, 2009, S. 2574–2583, doi:10.1002/app.29288.
  4. a b Datenblatt Poly(styrene-co-acrylonitrile), average M bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 18. Dezember 2020 (PDF).
  5. Bernd Tieke, Makromolekulare Chemie, 3. Auflage, Wiley-VCH, Weinheim, 2014, S. 173.
  6. Cowie, Chemie und Physik der synthetischen Polymeren, Vieweg 1997, S. 119
  7. Christian Bonten: Kunststofftechnik Einführung und Grundlagen, Hanser Verlag, 2014