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Bruttoinlandsprodukt

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Datei:Inlandsprodukt DE.svg
Abb. 1:Brutto- und Nettoinlandsprodukt in der Bundesrepublik Deutschland von 1970 bis 2007 (Bis 1991 nur Westdeutschland, Angaben in Milliarden Euro)

Das Bruttoinlandsprodukt (Abk.: BIP) gibt den Gesamtwert aller Güter (Waren und Dienstleistungen), die innerhalb eines Jahres innerhalb der Landesgrenzen einer Volkswirtschaft hergestellt wurden und dem Endverbrauch dienen. Werden Güter nicht direkt weiterverwendet, sondern auf Lager gestellt, gelten sie ebenfalls als Endprodukt (Vorratsveränderungen).

Im Unterschied zum Bruttonationaleinkommen werden bei der Berechnung des BIP die Leistungen von In- und Ausländern erfasst (sogenanntes Inlandsprinzip). Werden vom BIP die Abschreibungen abgezogen, ergibt sich das Nettoinlandsprodukt.

Das BIP ist ein Maß für die wirtschaftliche Leistung einer Volkswirtschaft in einem bestimmten Zeitraum. Die Veränderungsrate des realen BIP dient als Messgröße für das Wirtschaftswachstum der Volkswirtschaften. Das BIP gilt damit als die wichtigste Größe der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung. [1]

Nominales und reales BIP

Datei:BIPBRD5004.PNG
Abb. 2:reales BIP-Wachstum in der Bundesrepublik Deutschland

Das nominale BIP gibt die Summe der inländischen Wertschöpfung bzw. der Wertschöpfung von Regionen in aktuellen Marktpreisen an. Dadurch ist das BIP abhängig von Veränderungen des Preisindex der betrachteten Volkswirtschaft. Das nominale BIP steigt bei Inflation und daraus folgenden steigenden Marktpreisen. Umgekehrt sinkt das nominale BIP bei Deflation und daraus folgenden sinkenden Marktpreisen. So führt eine Inflationsrate von zum Beispiel fünf Prozent bei gleich bleibender Warenproduktion zu einem nominalen BIP-Anstieg von ebenfalls fünf Prozent.

Um das BIP unabhängig von Veränderungen der Preise betrachten zu können, verwendet man das reale BIP (siehe Abbildungen 2, 3 und 7), in dem alle Güter und Dienstleistungen zu den Preisen eines Basisjahres bewertet werden (BIP zu konstanten Preisen). Neuerdings werden Kettenindizes verwendet.

Wenn man die Preissteigerung seit dem Basisjahr kennt, lässt sich das reale BIP mittels folgender Formel aus dem nominalen BIP errechnen:

Der BIP-Deflator ist der Quotient aus nominalem und realem BIP eines Jahres. Er wird als impliziter Preisindex des BIP bezeichnet.

Arten der Berechnung

Die Berechnung des BIP kann nach verschiedenen Verfahren erfolgen, je nachdem ob Entstehung, Verwendung oder Verteilung betrachtet werden. Für eine konkrete Volkswirtschaft ergeben sich im selben Zeitraum der Betrachtung identische Ergebnisse.

  • Entstehungsrechnung: Nach der so genannten Entstehungsrechnung ergibt sich das BIP, indem zunächst vom Produktionswert die Vorleistungen (im Produktionsprozess verbrauchte oder umgewandelte Güter) abgezogen werden, um zur Bruttowertschöpfung zu gelangen. Durch Addition der Gütersteuern und Subtraktion der Subventionen ergibt sich das Bruttoinlandsprodukt. Die folgende Übersicht zeigt ein Beispiel für das Jahr 2000 mit den Werten für Deutschland:
+ Produktionswert 3.680,60 Mrd. €
Vorleistungen 1.824,40 Mrd. €
= Bruttowertschöpfung 1.856,20 Mrd. €
+ Gütersteuern abzüglich -subventionen 206,30 Mrd. €
= Bruttoinlandsprodukt 2.062,50 Mrd. €
  • Verwendungsrechnung: Nach der sog. Verwendungsrechnung ergibt sich das BIP als Summe der Bruttoinvestitionsausgaben (einschließlich der Lagerveränderungen), der Konsumausgaben (Ausgaben privater Haushalte und privater Organisationen ohne Erwerbszweck) und der Staatsausgaben, sowie dem Außenbeitrag (ExporteImporte). Beispiel für das Jahr 2000:
+ Bruttoinvestitionen 449,18 Mrd. €
+ Konsumausgaben 1.214,16 Mrd. €
+ Staatsausgaben 391,91 Mrd. €
+ Außenbeitrag 7,25 Mrd. €
= Bruttoinlandsprodukt 2.062,50 Mrd. €
  • Verteilungsrechnung: Ansatz ist das bei der Produktion der Güter und Dienstleistungen entstandene Volkseinkommen der Staatsbürger im Jahr 2000:
+ Arbeitnehmerentgelt 1.100,06 Mrd. €
+ Unternehmens-/Vermögenseinkommen 424,37 Mrd. €
= Volkseinkommen 1.524,43 Mrd. €
+ Produktions- und Importabgaben inklusive Subventionen 210,25 Mrd. €
= Nettonationaleinkommen zu Marktpreisen 1.734,68 Mrd. €
+ Abschreibungen 308,48 Mrd. €
= Bruttonationaleinkommen zu Marktpreisen 2.043,16 Mrd. €
− Saldo der Primäreinkommen aus der übrigen Welt −19,34 Mrd. €
= Bruttoinlandsprodukt 2.062,50 Mrd. €

Das Statistische Bundesamt weist darauf hin, dass in Deutschland keine eigenständige Berechnung des BIP über die Verteilungsseite vorgenommen wird, weil keine ausreichenden Angaben über die Unternehmensgewinne vorliegen.

Werden vom BIP die Abschreibungen abgezogen, ergibt sich das Nettoinlandsprodukt (Siehe Abbildung 1).

+ Bruttoinlandsprodukt
Abschreibung
= Nettoinlandsprodukt

Die Methoden zur Erhebung der Daten und Berechnung des BIPs werden in unregelmäßigen Abständen revidiert. So werden seit der letzten Revision der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung vom 28. April 2005 beispielsweise die bis dahin nicht erfassten indirekten Entgelte der Banken aus dem Kredit- und Einlagengeschäft berücksichtigt. Um den historischen Vergleich zu gewährleisten, werden die Daten für die vergangenen Jahre entsprechend angepasst.

Berechnung in Deutschland

Abb. 3:Lineares Wachstum des realen BIP in Deutschland von 1950 bis 2000 nach Horst Afheldt

Berechnet wird das BIP in Deutschland vom Statistischen Bundesamt (StBA). Das StBA legt jedes Jahr zweimal Berechnungen für das BIP vor. Im Frühjahr (etwa März/April) den sogenannten Vorbericht und im Herbst (etwa September) den Hauptbericht, in dem dann auch die Berichte der früheren Jahre noch einmal einer Prüfung unterzogen und in der Regel etwas revidiert werden. Für den Jahreswirtschaftsbericht der Bundesregierung im Januar liefert das StBA ebenfalls Zahlen im Dezember, die dann natürlich noch teilweise auf Hinzuschätzungen beruhen.

Laut Thomson Datastream Navigator betrug das BIP von Deutschland zum 15. August 2007 559.040,60 Euro [2]. „In den Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen ergibt sich […]“ nach dem Statistischen Bundesamt Deutschland „[…]das Unternehmens- und Vermögenseinkommen als Restgröße[1].“

- Statistisches Bundesamt Deutschland: Berechnung des Indikators, 2007

Bruttoinlandsprodukt pro Kopf

Abb. 4:Vergleich des Pro-Kopf-BIP in der EU nach Ländern
Abb. 5:Regionen mit dem höchsten Pro-Kopf-BIP in der EU
Abb. 6:Regionen mit dem niedrigsten Pro-Kopf-BIP in der EU

Das BIP pro Kopf wird wie folgt berechnet:

Bruttoinlandsprodukt pro Kopf 2004:[3]

Staat BIP pro Kopf
Welt 6.411 US-Dollar
ökonomisch entwickelte Staaten 33.052 US-Dollar
ökonomisch sich entwickelnde Staaten 1.648 US-Dollar
Luxemburg 69.423 US-Dollar (höchstes BIP pro Kopf)
Schweiz 49.367 US-Dollar
USA 39.650 US-Dollar
Japan 36.501 US-Dollar
Deutschland (16. Rang) 32.708 US-Dollar
Burundi 93 US-Dollar (niedrigstes BIP pro Kopf)

Weltweit lagen im Jahr 2004 15 der 20 Staaten mit dem weltweit niedrigsten BIP pro Kopf in Afrika. Afrika ist auch der Kontinent mit dem niedrigsten BIP pro Kopf.

Welt-Bruttoinlandsprodukt

Bruttoinlandsprodukt 2004: [4]

Kontinent BIP
Nordamerika 12.705 Mrd. US-Dollar
Mittelamerika und Karibik 952 Mrd. US-Dollar
Südamerika 1.176 Mrd. US-Dollar
Europa 13.393 Mrd. US-Dollar
Naher Osten 1.132 Mrd. US-Dollar
Afrika 793 Mrd. US-Dollar
Süd-Osteuropa und GUS 935 Mrd. US-Dollar
Asien 9.128 Mrd. US-Dollar
Ozeanien 746 Mrd. US-Dollar
Abb. 7:reales BIP-Wachstum innerhalb der OECD

Das BIP weltweit lag im Jahr 2004 bei 40.960 Mrd. US-Dollar. Die Industriestaaten haben davon einen Anteil von 77 Prozent, das sind 31.618 Mrd. US-Dollar. 8.408 Mrd. US-Dollar, was etwas 20,5 Prozent entspricht, fallen auf die Entwicklungsländer. Zwei Prozent entfallen auf Süd-Osteuropa und die GUS.

Die Staaten mit den höchsten BIP – USA, Japan, Deutschland, Großbritannien und Frankreich – haben allein einen Anteil vom Welt-BIP von 56,8 Prozent. Dies entspricht 23,3 Billionen US-Dollar. Allein die Staaten in den „TOP ten“ der höchsten BIP haben einen Anteil von 71,5 Prozent des Welt-BIP (29,3 Billionen US-Dollar).

Während im Jahr 2004 auf Europa bzw. die USA und Kanada 32,7 bzw. 31 Prozent des Welt-BIP entfielen, hatte ganz Afrika mit 793 Mrd. US-Dollar lediglich einen Anteil von 1,9 Prozent am Welt-BIP. Ebenfalls gering sind die Anteile Südamerika bzw. Mittelamerika und der Karibik mit 2,9 bzw. 2,3 Prozent. Innerhalb Asiens fielen mit 13,1 Prozent des Welt-BIP auf Japan und Südkorea, wobei 9,2 Prozent auf die anderen Staaten Asiens fielen. In den anderen Staaten Asiens, deren Anteil an der Weltbevölkerung im Jahr 2004 bei über 52 Prozent lag, lebten allerdings neunzehnmal so viele Menschen wie in Japan und Südkorea.

Nicht in das BIP einfließende wirtschaftliche Aktivitäten

Die Aussagekraft des BIPs bezüglich der Wirtschaftsleistung der Menschen in einer Volkswirtschaft ist ungenau, da folgende Faktoren nicht oder nur näherungsweise mitberechnet werden:

Big-Mac-Index

Die Umrechnung nationaler BIPs auf Grundlage nominaler Wechselkurse sind oft irreführend. Ein besseres Maß stellt der Kaufkraftparitäten-Kurs (Purchasing Power Parity, PPP) dar. Der Big-Mac-Index ist ein Wechselkurs, zu dem ein Big Mac in allen Ländern dasselbe kostet wie in den USA. Dieses Maß eignet sich besser als Vergleich, da Big Macs nicht international gehandelt werden. Preise für Big Macs enthalten Informationen über Preise für nicht handelbare Güter. Die durchschnittlichen Preise in armen Ländern (für nicht-handelbare Güter) sind typischerweise niedriger als Preise in entwickelten Volkswirtschaften. Ein offizieller Wechselkurs basiert vorwiegend auf Preisen handelbarer Güter und überschätzt damit das Preisniveau in armen Ländern[5].

Literatur

  • Krugman, Paul R./Obstfeld, M.,: Internationale Wirtschaft: Theorie und Politik der Außenwirtschaft; 7. Auflage, München u. a., S. 39ff., ISBN-10: 3827371996, ISBN-13: 978-3827371997
  • Thomson Datastream Navigator, Advance 4.0 Quarterly National Accounts, Copyright OECD, abgerufen am 18. April 2008, 10:15 (CEST)
Wiktionary: Bruttoinlandsprodukt – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. a b Statistisches Bundesamt: Bruttoinlandsprodukt (BIP) abgerufen am 20. April 2008, 15:57 (CEST)
  2. Thomson Datastream Navigator, Advance 4.0 Quarterly National Accounts, Copyright OECD, abgerufen am 18. April 2008; 10:15 (CEST)
  3. Bundeszentrale für politische Bildung: Wissen: Globalisierung: BIP pro Kopf, abgerufen am 22. April 2008, 17:58 (CEST)
  4. Bundeszentrale für politische Bildung: Wissen: Globalisierung: Welt-BIP, abgerufen am 22. April 2008, 18:39 (CEST)
  5. http://www.wiwi.uni-tuebingen.de/cms/fileadmin/Uploads/Schulung/V3/Lehre/Vergangene_Semester/WS2006_07/MakroI/Big_Mac_Index_2006.pdf, abgerufen am 5. Mai 2008, 22:49 (CEST)