Sao-Kultur
Sao war eine vorislamische, eisenzeitliche Kultur in Afrika, die in Nordost-Nigeria, im Norden von Kamerun und im westlichen Tschad nachweisbar ist.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Name "Sao" bezeichnet eine stadtstaatliche Kultur südlich und westlich des Tschadsees, deren Ursprung im Zusammenhang mit der Entstehung und Expansion des Reiches Kanem-Bornu steht. Es wurde vermutet, dass die Sao-Kultur im Zusammenhang mit dem Volk der Hyksos steht, welche Ägypten eingenommen haben und dann unter Druck von weiteren Eindringlingen von Ägypten aus den Nillauf hinauf nach Süden wanderten.[1] Die meistverbreitete Ansicht ist jedoch, dass die Sao-Kultur sich im Tschadgebiet bzw. südlich davon entwickelte.[2] Laut Deirk Lange sind die Träger der Staats- und Stadtkultur Einwanderer aus Syrien-Palästina gewesen zu sein, die beim Zerfall des assyrischen Weltreiches am Ende des siebten Jahrhunderts v. Chr. ins subsaharanische Afrika abwanderten.[3] Von Anbeginn schufen die Einwanderer unabhängige Stadtstaaten, deren unterschiedliche Herkunftstraditionen auf Ursprünge aus dem alten Vorderen Orient hindeuten.[4] In der frühen Neuzeit wurden die bis heute fortbestehenden Stadtstaaten der Sao-Kotoko von Baguirmi bedroht und von Kanem-Bornu erobert.
Archäologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Sao-Kultur südlich des Tschadsees wurde archäologisch intensiv erforscht. Nach den bisher vorliegenden Ergebnissen begann sie um 500 v. Chr. und erreichte ihren Höhepunkt vom 10. bis 16. Jahrhundert. Typisch für die Kultur ist die Produktion von großen Urnen und kleinen Terrakottafiguren. Die als Sao-Töpfe bezeichneten, zum Teil mehr als ein Meter hohen Urnen, dienten zur Bestattung, Bierherstellung und Vorratsspeicherung.[5] Als Beigaben der Totenbestattungen finden sich Bronzeschmuck und Keramikgefäße. Die meist stark stilisierten Figuren stellen Menschen und Tiere dar. Die Nachkommen der Sao südlich des Tschadsees werden von den Kanuri Makari und von den Schoa-Arabern Kotoko genannt.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Verkijika G. Fanso: Cameroon History for Secondary Schools and Colleges. Macmillan, 1989, ISBN 978-0-333-47121-0 (google.ch [abgerufen am 11. Januar 2023]).
- ↑ Verkijika G. Fanso: Cameroon History for Secondary Schools and Colleges. Macmillan, 1989, ISBN 978-0-333-47121-0 (google.ch [abgerufen am 11. Januar 2023]).
- ↑ Lange, "Immigration of the Chadic-speaking Sao", (PDF; 7,3 MB) 101-4.
- ↑ Lebeuf, Principautés, 53-102; Lange, "Immigration of the Chadic-speaking Sao", (PDF; 7,3 MB) 87-104.
- ↑ Lebeuf, Archéologie, 39-40; 121-2; Connah, Three Thousand Years, 55-57, 179, 239.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Connah, Graham: Three Thousand Years in Africa: Man and his Environment in the Chad Region of Nigeria, London 1981.
- Forkl, Hermann: Die Beziehungen der zentralsudanischen Reiche zu ihren Nachbarn mit besonderer Berücksichtigung des Sao-Problems, München 1983.
- Holl, Augustin: The Land of Houlouf: Genesis of a Chadic Polity (1900 BC – AD 1800), Ann Arbor 2002.
- Lange, Dierk: "Préliminaires à une histoire des Sao", in: Journal of African History, 30 (1989), 189–210.
- -- "The Emergence of social complexity in the southern Chad Basin towards 500 BC: Archaeological and other evidence," (PDF; 660 kB) Borno Museum Society Newsletter, 68–71 (2007), 49–68.
- -- "Immigration of the Chadic-speaking Sao towards 600 BCE", (PDF; 7,3 MB) Borno Museum Society Newsletter, 72–75 (2008), 84–106.
- Lebeuf, Annie: Les principautés kotoko, Paris 1969.
- Lebeuf, Jean-Paul: Archéologie tchadienne: Les Sao du Cameroun et du Tchad, Paris 1962.
- Lebeuf, Annie und Jean Paul: Les arts des Sao. Cameroun, Tchad, Nigeria, Paris 1977.