Illustrirte Zeitung

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 9. August 2017 um 07:51 Uhr durch Pantisokratischer Pirat (Diskussion | Beiträge) (Illustratoren). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
1844: gegenüber der Erstausgabe ist der Kopf der Illustrirten Zeitung noch nahezu unverändert

Die Illustrirte Zeitung erschien vom 1. Juli 1843 bis zum September 1944 im Verlag J. J. Weber in Leipzig. Verleger und Herausgeber war Johann Jacob Weber. Mitbegründer, technischer Leiter und Verbindungsmann zu den Holzschnittkünstlern in Leipzig und Berlin war von 1843 bis 1845 der Leipziger Buchhändler und Verleger Carl Berendt Lorck.

Geschichte

Erstausgabe der Illustrirten Zeitung vom 1. Juli 1843
1856: Der veränderte Kopf berücksichtigt auch die baulichen Veränderungen der Stadt
1861: Im Vordergrund links ist ein neues Gebäude zu erkennen – das Museum der bildenden Künste.
Typische doppelseitige „Vogelschau“, hier am Beispiel der Stadt Hannover im Jahr 1872 nach Vorlage von Carl Grote
Titel vom 20. April 1911 mit einem von Hermann Schaper entworfenen Herold mit den Wappen von Hannover, dem Sachsenross und dem Reichsadler. Das Heft war im „Einzelverkauf nur durch den Hannoverschen Anzeiger“ der Verlagsgesellschaft Madsack zu haben.

Zunächst als Lizenzausgabe der 1842 in England gegründeten Zeitschrift The Illustrated London News herausgegeben war sie nach deren Vorbild und dem der L’Illustration (Paris) die erste illustrierte Zeitschrift in Deutschland.

Die Zeitschrift war das „Flaggschiff“ des Unternehmens und kann zugleich als Urmutter aller späteren „Bilderblätter“ angesehen werden. Zudem war diese neue Art Zeitschrift in Bezug auf die für solch kostspielige Experimente eher ungünstige Zeit ein wagemutiger, aber erfolgreicher Versuch, der sich in hervorragenden Verkaufserfolg entwickelte.[1]

Die Technik der Holzstich-Illustrationen für damalige Verhältnisse zur Perfektion zu entwickeln, war für den Verleger J. J. Weber im Jahr 1843 der eigentliche Anreiz zur Gründung einer illustrierten Zeitschrift. Im Laufe der folgenden Jahre gliederte er ein xylographisches Atelier an, das 1849 bis 1857 von Robert Kretschmer, 1857 bis 1860 von dem Maler Ernst Hartmann aus Berlin, 1860 bis 1870 von dem Maler Anton Muttenthaler aus München und 1870 bis 1901 von Fritz Waibler geleitet wurde.

Weber erwarb 1858 nach Kretschmers Tod dessen Atelier. 1860 gründete er für seine Verlagswerke eine eigene Druckerei – den Druck der Illustrirten Zeitung behielt allerdings bis zum Jahrhundertende F. A. Brockhaus.

Ihr enormer Einsatz an Bildern und Bildreportagen, die durch den Einsatz eigener Bildkorrespondenten möglich wurde, macht die Illustrirte Zeitung durch ihre lange Laufzeit von einem Jahrhundert zu einer wichtigen Quelle an Materialien zur Geschichte und Kultur, sowie der Politik und des Alltagslebens. Sie bietet damit ein einmaliges Bildarchiv mit über 300.000 Illustrationen, die eindrucksvoll Berichte über das zeitgenössische politische, wissenschaftliche, kulturelle und literarische Leben dieser Zeit liefern.

Mit der in der Illustrirten Zeitung erstmals eingeführten Eingliederung des Bildes in die Textseite erhöhte sich die Aussagekraft der bisher nur sprachlich vermittelten Inhalte oder Informationen.

Sechs Monate nach Erscheinen betrug die Auflage 7.500 Exemplare, drei Jahre nach ihrer Gründung stieg sie auf 11.000 Exemplare, die Rekordauflage lag bei etwa 100.000.

„1868 konterte die Leipziger Illustrierte Zeitung zu ihrem 25-jährigen Bestehen im Rückblick auf die Vorbehalte der Verdummung durch Illustrationen mit einer Gegendarstellung unter der Überschrift ‚Illustration als Hebel der Volksbildung‘, daß das Interesse und die Aufmerksamkeit der Leser erst durch die Abbildungen auf den Text gelenkt würden.“

Bernd Weise: Aktuelle Nachrichtenbilder „Nach Photographien“[2]

Die Illustrirte Zeitung veröffentlichte 1883 das erste gedruckte Foto, die Darstellung eines Gralsbechers, in einem deutschen Presseorgan. Es war eine gerasterte Fotografie (Autotypie), die nach dem Verfahren von Georg Meisenbach hergestellt wurde.

Der Aufstieg und Erfolg des Nationalsozialismus wurde mit einem positiv ästhetisierenden Bildmaterial durch die Illustrirte Zeitung begleitet.

Die Zeitschrift brachte es im Laufe ihres Erscheinens auf mehr als 5.000 Ausgaben, die über einen Zeitraum von 100 Jahren kultur- und literaturhistorische, sowie gesellschaftspolitische Informationen und Entdeckungen und Erkenntnisse aus Wissenschaft und Technik archivierten.

Sie stellte im September 1944 mit der 5041. Nummer ihr Erscheinen ein. Im Dezember desselben Jahres erschien ein letztes Sonderheft mit dem Titel Der europäische Mensch.

Schachkomposition

Die Illustrirte Zeitung war von großer Bedeutung für die Entwicklung der modernen Schachkomposition in Deutschland, da die durch Karl Julius Simon Portius betriebene Schachspalte als damals einziges Organ des deutschen Schachlebens weithin beachtet wurde. Mehrere theoretisch bedeutende Schachprobleme wurden hier besprochen oder erschienen hier erstmals, beispielsweise 1854 das Nowotny-Thema. In der Schrift Das Indische Problem stellten Johannes Kohtz und Carl Kockelkorn 1903 die Bedeutung von Portius' Arbeit heraus.

Mitarbeiter

Bekannte Autoren

Auch einige namhafte Politiker schrieben Artikel für die Illustrirte Zeitung. Unter ihnen befinden sich:

Illustratoren

Das Nachrichtenwesen im Deutschen Heere, Titel der Illustrirten Zeitung von 1918,
signiert von Karl Albrecht;
Nr. 3911 vom 13. Juni 1918, Kriegsnummer 202

Literatur

  • Wolfgang Weber: Johann Jakob Weber, Der Begründer der illustrierten Presse in Deutschland. Lehmstedt, Leipzig 2003, ISBN 3-937146-03-2.
  • Joachim Wachtel (Hrsg.): Facsimile Querschnitt durch die Leipziger Illustrirte Zeitung. Scherz Verlag, München, Bern, Wien 1969.
Commons: Illustrirte Zeitung – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Illustrirte Zeitung – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

  1. Harald Fischer Verlag – Illustrirte Zeitung (Memento vom 9. Juli 2004 im Internet Archive)
  2. In: Charles Grivel u. a. (Hrsg.): Die Eroberung der Bilder. Photographie in Buch und Presse 1816–1914, München 2003, S. 98