Haynrode

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 17. November 2011 um 17:51 Uhr durch Haubi (Diskussion | Beiträge). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Wappen Deutschlandkarte
Haynrode
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Haynrode hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 51° 27′ N, 10° 27′ OKoordinaten: 51° 27′ N, 10° 27′ O
Bundesland: Thüringen
Landkreis: Eichsfeld
Verwaltungs­gemeinschaft: Eichsfeld-Wipperaue
Höhe: 345 m ü. NHN
Fläche: 15,07 km2
Einwohner: 681 (31. Dez. 2023)[1]
Bevölkerungsdichte: 45 Einwohner je km2
Postleitzahl: 37339
Vorwahl: 036077
Kfz-Kennzeichen: EIC, HIG, WBS
Gemeindeschlüssel: 16 0 61 044
Adresse der Verbandsverwaltung: Weststr. 2
37339 Breitenworbis
Website: www.eichsfeld-wipperaue.de
Bürgermeister: Alfred Gremler (CDU)
Lage der Gemeinde Haynrode im Landkreis Eichsfeld
KarteNiedersachsenHessenKyffhäuserkreisLandkreis NordhausenUnstrut-Hainich-KreisAm OhmbergAm OhmbergAm OhmbergArenshausenAsbach-SickenbergBerlingerodeBodenrode-WesthausenBornhagenBrehmeBreitenworbisBüttstedtBuhlaBurgwaldeDieterodeDietzenrode/VatterodeDingelstädtEcklingerodeEffelderFernaFreienhagen (Eichsfeld)FretterodeGeisledenGeismarGerbershausenGernrode (Eichsfeld)GroßbartloffHaynrodeHeilbad HeiligenstadtHeuthenHohengandernKellaKellaKirchgandernKirchworbisKrombach (Eichsfeld)KüllstedtLeinefelde-WorbisLindewerraMarthNiederorschelPfaffschwendeReinholterodeRohrberg (Eichsfeld)RustenfeldeSchachtebichSchimbergSchwobfeldSteinbach (Eichsfeld)Sonnenstein (Gemeinde)TastungenTeistungenUderVolkerodeWachstedtWahlhausenWehndeWiesenfeld (Eichsfeld)Wingerode
Karte

Haynrode ist eine Gemeinde in der Verwaltungsgemeinschaft Eichsfeld-Wipperaue im thüringischen Landkreis Eichsfeld. Haynrode ist eines der wenigen Dörfer im Landkreis Eichsfeld, die nicht zum historischen Eichsfeld gehören.

Geschichte

Der Ort Haynrode wurde im Jahr 1495 erstmals als Heigenrode und 1506 als Heygenrode erwähnt. Andere Quellen sprechen von einer ersten nachweisbaren Erwähnung im Jahr 1515. Die Nähe des Ortes zur Hasenburg und zur Harburg lassen jedoch vermuten, dass das Dorf schon eher gegründet wurde. So überschrieb Buchardus de Asenberg im Jahre 1124 dem Benediktinerkloster Gerode das nahe der Harburg gelegene Gut Herdigrot.

Am 1. Mai 1515 wurden Rudolf von Bültzingslöwen, Hauptmann zu Mühlhausen, sein Bruder Heinrich sowie ihr Vetter Rudolf von Bültzingslöwen durch Graf Ernst von Hohnstein mit der großen Gemarkung Haynrode belehnt. Sie errichten in Haynrode vier Herrensitze, den Oberhof, Mittelhof, Hinterhof und den Unterhof sowie die Kirche St. Anna.[2]

Die Struktur des von Rudolf und Heinrich gegründeten Mittelhofes lässt sich noch heute gut nachvollziehen. Hier befindet sich ein Herrenhaus, das von den Dorfbewohnern „Steinernes Haus“ genannt wird und trotz abgebrannter oberer Stockwerke in seiner Anlage erhalten geblieben ist. Einzelne Teile des Langhauses entstammen dem ausgehenden 16. Jahrhundert. Zwei hochgesetzte repräsentative Rundbogentüren an der westlichen Außenwand sind der Epoche der Spätgotik zuzuordnen [3] Dieses Gebäude wurde in DDR-Zeiten als Lebensmittelspeicher genutzt. Heute ist es Besuchern regelmäßig am Tag des offenen Denkmals geöffnet, allerdings sind einige Bereiche wegen Verfalls unzugänglich.

Auch der Hinterhof im nördlichen Ortsbereich wurde von den beiden Brüdern errichtet. Vetter Rudolf wurde Besitzer des Oberhofes in Haynrode, welcher östlich der Kirchgasse lag und im 18. Jahrhundert abbrannte. Als Erbauer des Unterhofes wird Caspar von Bültzingslöwen genannt.

Die Geschichte Haynrodes ist damnach eng mit dem Geschlecht der von Bültzingslöwen verknüpft. Sie waren ab 1381 Pfandinhaber der Harburg und Haynrodes einschließlich aller Waldungen und Güter und lebten nach der Zerstörung derselben im Bauernkrieg 1525 in Haynrode.

Da den Bültzingslöwen zugleich geistliche Befugnisse oblagen, und das lange Zeit vor der Reformation, waren sie ohne Zweifel auch die Kirchengründer in Haynrode. Die Grundsteinlegung zur ersten Kirche dürfte auf die Zeit der Höfeherausbildung zurückgehen. Im Zuge der Reformation wurde Haynrode unter dem Einfluss der Bültzingslöwen evangelisch. Die noch heute existierende und genutzte evangelische Pfarrkirche St. Anna wurde 1590 wahrscheinlich unter Verwendung von Abbruchstücken der Harburg von Hans Killian aus Sollstedt erbaut und war ursprünglich dem heiligen Bonifatius geweiht. Fast deckungsgleich zu den bereits benannten Rundbogentüren des Steinernen Hauses befindet sich eine Langzettbogen-Eingangstür am Langhaus der Ortskirche wieder[3] Dort ist folgende Inschrift zu lesen:

ANNO DOMINI 1590
WER GOTT VERTRAVT
HAT WOHL GEBAWT
ZV SOLSTATT
HANS KILLIAN

Optisch wird die Renaissancekirche durch epochale Überlagerungen des Barock und Klassizismus bestimmt. Innerhalb der einfachen Saalkirche zeigen insbesondere die Holzarbeiten mit dem geschnitzten runden Taustabprofil typische Renaissanceformen an.

In der Dorfkirche Haynrodes erinnern ein Ritterepitaph mit Bildsymbolen, ein Wappen sowie die Jahreszahl „1526“ an Bültzingslöwensches Patronat. Im Kirchturm hängt eine Glocke aus der genannten großen Zeit, als sie noch auf Harburg saßen. Die Glocken-Umlaufinschrift lautet:

ANNO DO. 1502 hoc opus completum per Paulum
Maes. Hilf Gott Maria berath

Im Jahr 1690 wurde zum Einbau eines geschnitzten Kanzelaltares die Konstruktion des Daches verändert. Die ehemalige Sparrendachkonstruktion wurde zerstört, um eine hölzerne Tonne anstelle der alten Holzbalkendecke einzuziehen. Auch auf das Jahr 1690 wird der Turmaufsatz, eine so genannte Eichsfelder Haube, datiert.

Im Innenraum befinden sich weiterhin an drei Seiten doppelte Emporen, welche vermutlich aus dem Jahr 1858 stammen und über die man zur Orgel gelangt.

1632 erhielten die Grafen von Schwarzburg und Stolberg Haynrode einschließlich aller Nutzungsrechte zurück, nachdem die Bültzingslöwen es von den Hohensteiner Grafen zu Lehen erhalten hatten. 50 Jahre später, also 1682 wütete in Haynrode die Pest, bei der 300 Einwohner zu Tode kamen.

Nahe Haynrode, am Westfuß der Hasenburg, in der Nähe der dortigen Salmeröder Mühle, befand sich eine weitere mittelalterliche Siedlung, die dem Kloster Gerode am 2. Februar 1293 übereignete Ortschaft Salmenrode.[4]

Südlich der Salmeröder Mühle und der Wüstung Salmerode hat die Natur durch Auslaugen von Gips eine natürliche Brücke geformt. Zwei alte Linden markieren diesen Platz. In der Umgegend fand man wellenbandverzierte Keramik und Kugelbodenware. Vorgeschichtliche Funde gab es nördlich der Wüstung im Osterfeld und westlich des Großen Teiches.[5]

Um 1515 bereits eine Wüstung, entzündete sich um den Besitz ein jahrzehntelanger Streit zwischen den Grundherren von Bültzingslöwen und ihren Nachbarn - Graf Ernst von Hohnstein. Ob diese kleine Siedlung bei einer Pestepedemie ausstarb, konnte nie geklärt werden.[6] Im 18. und 19. Jahrhundert war die Hausweberei ein bedeutender Wirtschaftszweig für Haynrode. Mehr darüber kann man im Dorfmuseum erfahren, welches eines der schönsten des Eichsfeldes ist. Es beherbergt viele Sachzeugnisse der Vergangenheit, unter anderem auch Überreste der 1913 erbauten Dorfschule.

In der Mitte des Dorfes Haynrode befindet sich der Anger, auf dem eine über 300 Jahre alte Linde steht.

Während des Zweiten Weltkrieges mussten seit 1940 mehr als 40 Frauen und Männer aus Polen und der Ukraine auf dem Gut Obermühle, dem Rittergut derer von Klüchtzner und bei verschiedenen Bauern Zwangsarbeit leisten. Polnische Zwangsarbeiter wurden ausgepeitscht, weil sie den Sonntagsgottesdienst im Dorf besuchen wollten[7].

Wappen

Blasonierung: „In Grün ein silberner Löwe mit einem goldenen Helm, der über einer rot-silbernen Wulst mit silbern und rot geteilten Fähnchen besteckt ist und eine goldene Rodehacke in den Pranken hält.“

Einwohnerentwicklung

Entwicklung der Einwohnerzahl (31. Dezember):

  • 1994: 796
  • 1995: 791
  • 1996: 786
  • 1997: 770
  • 1998: 783
  • 1999: 770
  • 2000: 767
  • 2001: 746
  • 2002: 735
  • 2003: 743
  • 2004: 731
  • 2007: 715
Datenquelle: Thüringer Landesamt für Statistik

Politik

Gemeinderat

Der Gemeinderat von Haynrode setzt sich aus acht Gemeinderatsmitgliedern zusammen.

(Stand: Kommunalwahl am 7. Juni 2009)[8]

Bürgermeister

Der ehrenamtliche Bürgermeister Alfred Gremler (CDU) wurde am 6. Juni 2010 wiedergewählt.[9]

Persönlichkeiten

  • Robert Klemm (1857–1930), Geheimer Regierungsrat, Landrat des Kreises Mühlhausen von 1888 bis 1922
  • Wilko Freiherr von Klüchtzner (1877–1956), thüringischer Finanzminister

Literatur

  • Carola von Ehrenkrook: Stammtafel der Herren von Bültzingslöwen. im Auftrag von Generaloberarzt Curt von Bültzingslöwen, Verlag für Sippenforschung und Wappenkunde, C. A. Starke, Görlitz 1942
  • Herbert Hartmann: Das Steinerne Haus, ein Landsitz der von Bültzingslöwen, hrsg. vom Verein für Eichsfeldische Heimatkunde, 1999, Band 43, Heft 7-8, S. 267
  • Wolfgang Trappe;: Die Bültzingslöwen zu Harburg und Haynrode, hrsg. vom Verein für Eichsfeldische Heimatkunde, 1993, Heft 3, S. 26-36
Commons: Haynrode – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Klüchtzner family – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bevölkerung der Gemeinden vom Thüringer Landesamt für Statistik (Hilfe dazu).
  2. Chronik von Haynrode
  3. a b [1].
  4. Levin Freiherr von Wintzingeroda-Knorr: Die Wüstungen des Eichsfeldes. Verzeichnis der Wüstungen, vorgeschichtlichen Wallburgen, Bergwerke, Gerichtsstätten und Warten innerhalb der landräthlichen Kreise Duderstadt (Provinz Hannover), Heiligenstadt, Mühlhausen (Land und Stadt) und Worbis (Provinz Sachsen). Hrsg.: Historische Commission für die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt. Halle/Saale 1903.
  5. Michael Köhler: Heidnische Heiligtümer. Jenzig Verlag, 2007, ISBN 978-3-910141-85-8, S. 231.
  6. Die Wüstung Salmerode bei Haynrode. In: Pädagogisches Kreiskabinett Worbis (Hrsg.): Eichsfelder Heimathefte. Heft 4. Worbis 1980, S. 367–371.
  7. Thüringer Verband der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschisten und Studienkreis deutscher Widerstand 1933-1945 (Hrsg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945, Reihe: Heimatgeschichtliche Wegweiser Band 8 Thüringen, Erfurt 2003, S. 35, ISBN 3-88864-343-0
  8. Kommunalwahlen in Thüringen am 7. Juni 2009. Wahlen der Gemeinde- und Stadtratsmitglieder. Vorläufige Ergebnisse. Der Landeswahlleiter, abgerufen am 10. März 2010.
  9. Kommunalwahlen in Thüringen am 6. Juni 2010. Wahlen der Gemeinde- und Stadtratsmitglieder. Vorläufige Ergebnisse. Der Landeswahlleiter, abgerufen am 6. Juni 2010.