Kloster Schlehdorf

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Kloster Schlehdorf
Pfarrkirche St. Tertulin
Das Kloster auf einem Gemälde von Simon Warnberger
Michael Wening: Closter Schlehdorff, um 1700

Das Kloster Schlehdorf ist ein Kloster der Missions-Dominikanerinnen von Qonce (ehemals King William’s Town) in Südafrika.

Es liegt am Ostrand von Schlehdorf am nördlichen Rand der Bayerischen Alpen und in unmittelbarer Nähe des Kochelsees. Das auf dem Areal befindliche Klostergebäude mit Gästehaus und Klosterladen wurde 2020 von der Ordensgemeinschaft veräußert. Der Verkauf betraf nicht die Klosterkirche und die Realschule der Diözese München und Freising.[1]

Das St. Dionysius und später St. Tertulin geweihte Kloster wurde 763/772 durch die Huosi, ein in der Region ansässiges Adelsgeschlecht, gegründet. Es gilt als Nachfolgekloster von Scharnitz, das vermutlich zwischen 769 und 772 abgebrannt ist. Erster Abt ist Arbeo, der spätere Abt von Freising, sein Nachfolger war Atto von Freising, ebenfalls den Huosi zugehörig.[2] Daraus wurde geschlossen, dass dieses Kloster quasi als „Hauskloster“ der Huosi gedacht war. Der Huosi Gaio, Sohn des Poapos, schenkte 799 seinen Besitz im Inntal im pagus Poapintal sowie in Langenpettenbach an das Kloster Schlehdorf.[3]

Bis ins 10. Jahrhundert war es ein Benediktinerkloster, dann ein Kollegiatstift, und zwar ab 1140 ein Augustiner-Chorherrenstift. Von 1717 bis 1725 wurde das Kloster zu einer barocken, dreigeschossigen Dreiflügelanlage erweitert und umgebaut. Die zwischen 1773 und 1780 erbaute Stiftskirche wird dem Münchner Baumeister Balthasar Trischberger zugeschrieben.

1803 wurde das Kloster Schlehdorf im Zuge der Säkularisation aufgelöst. Die Klostergebäude wurden verkauft.

Seit 1904 gehörte das Kloster Schlehdorf den Missionsdominikanerinnen von King William’s Town. Die Klostergebäude wurden 1926/1927 nach Plänen Hans Schurr erweitert. Ab 1960 war das Kloster der Sitz der deutschen Ordensprovinz der Missionsdominikanerinnen.

Die Hofstelle der Dominikanerinnen am Kloster wurde Ende 2020 an die Öko-Genossenschaft Klostergut Schlehdorf e.G. verkauft.[4] Die landwirtschaftlichen Flächen kaufte die Öko-Genossenschaft Ende 2021. Diese landwirtschaftlichen Flächen waren schon ab 2012 von der Öko-Genossenschaft bewirtschaftet worden. Anfang 2023 kaufte die Genossenschaft vom Kloster auch den Karpfsee.[5]

Reihe der Pröpste der Augustiner Chorherren

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Liste ist wegen fehlender Urkunden sehr unvollständig.[6]

  1. Heinrich I., um 1150
  2. Heinrich II.
  3. Conrad I.
  4. Heinrich III., 1206
  5. Conrad II., 1271
  6. Bernhard I., 1296
  7. Conrad III., 1298
  8. Hermann I.
  9. Conrad IV.
  10. Berthold, 1403
  11. Johann I.
  12. Conrad V., 1425
  13. Hermann II., † 1451
  14. Oswald I.
  15. Ulrich
  16. Oswald II. (unsicher)
  17. Johann II., † 1473
  18. Matthias Mayr, 1473
  19. Johann III. Hyr, 1490, 1493
  20. Johann IV. Coci
  21. Gabriel Kramer, 1503–1507
  22. Caspar Haeglin, 1507
  23. Anton
  24. Melchior
  25. Augustin I. Hohenleitner
  26. Achaz
  27. Georg Sedlmayr, 1558, 1561
  28. Augustin II. Wimpassinger
  29. Wolfgang Bucher, 1571–1608
  30. Christoph Ellwanger, † 1631
  31. Virgil Eisenschmied, 1631–1663
  32. Bonifaz Buchner, 1663–1667
  33. Felician Weinmüller, 1667–1673
  34. Bernhard II. Bogner, 1674–1724
  35. Augustin III. von Schlechten, 1724–1726
  36. Constanz Schroeller, 1726–1735
  37. Corbinian Gschwendtner, 1735–1755
  38. Innocenz Strasser, 1755–1788
  39. Tertulin Salcher, 1788–1803, † 13. Januar 1829[7]

Klosterkirche St. Tertulin

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Schlehdorfer Kreuz in der Heilig-Kreuz-Kapelle mit einer lebensgroßen Figur des Christus ist um das Jahr 970 entstanden und gehört damit zu den ältesten Monumental-Kruzifixen der Christenheit.

Panoramabild Kloster Schlehdorf mit Kochelsee

Cohaus Kloster Schlehdorf

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Missions-Dominikanerinnen haben am 28. November 2019 das historische Gebäude für 4,2 Millionen Euro an die Wohnungsbaugenossenschaft (Wogeno) München veräußert. Die Wogeno hat für den Kauf die Tochtergesellschaft „Cohaus Kloster Schlehdorf GmbH“ mit Sitz in Schlehdorf gegründet, die als neue Eigentümerin eine Umgestaltung und Neuausrichtung des Gebäudes im Inneren durchführt mit dem Ziel, Wohnen, Arbeiten und öffentliche Veranstaltungen ab September 2020 anzubieten. Die Klosterkirche und die Realschule sind nicht tangiert. Die Ordensgemeinschaft ist in einen Neubau gezogen.[8][9]

Commons: Kloster Schlehdorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Christiane Mühlbauer: „Kloster Schlehdorf ist verkauft“ auf merkur.de vom 9. Dezember 2019, abgerufen am 29. Juli 2020
  2. Joachim Jahn: Ducatus Baiuvariorum. Das bairische Herzogtum der Agilolfinger. Hiersemann, Stuttgart 1991, ISBN 3-7772-9108-0, S. 273.
  3. Wilhelm Störmer: Adelsgruppen im früh- und hochmittelalterlichen Bayern. Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1972, ISBN 3-7696-9877-7, S. 96.
  4. Eva-Maria Werner: Neues Leben in alten Gemäuern. In: kontinente, Jg. 58 (2023), Heft 1 (Januar / Februar), Beilage mittendrin, S. II–V, hier S. III.
  5. Schlehdorf: Der Karpfsee ist verkauft. Merkur, 8. März 2023, abgerufen am 9. März 2023.
  6. Michael Hartig: Die oberbayerischen Stifte, Band I: Die Benediktiner-, Cisterzienser- und Augustiner-Chorherrenstifte. Verlag vorm. G. J. Manz, München 1935, DNB 560552157, S. 236 f.
  7. Franz Besnard: Literaturzeitung für die katholische Geistlichkeit, 25. Jahrgang: Dritter Band: Juli, August, September. Druck und Verlag von Joseph Thomannn, Landshut 183, S. 128.
  8. Rudolf Stumberger: „Nach Verkauf: Neues Leben in alten Klostermauern “ auf katholisch.de vom 10. Juli 2020, abgerufen am 29. Juli 2020.
  9. „Cohaus Kloster Schlehdorf“ auf wogeno.de, abgerufen am 29. Juli 2020.

Koordinaten: 47° 39′ 28″ N, 11° 19′ 5″ O