Katzelmacher (Drama)
Daten | |
---|---|
Titel: | Katzelmacher |
Gattung: | Drama |
Originalsprache: | Deutsch |
Autor: | Rainer Werner Fassbinder |
Erscheinungsjahr: | 1968 |
Uraufführung: | 7. April 1968 |
Ort der Uraufführung: | Action-Theater, München |
Ort und Zeit der Handlung: | Dorf bei München um Ostern, Gegenwart |
Personen | |
|
Katzelmacher ist das erste eigenständige Bühnenstück des deutschen Regisseurs, Autors und Darstellers Rainer Werner Fassbinder aus dem Jahr 1968.[1] Die Uraufführung im Münchener Action-Theater stand unter der Regie des Verfassers Fassbinder und des Komponisten Peer Raben. Ein Jahr später gelang Fassbinder mit der gleichnamigen Filmversion der künstlerische Durchbruch.[2]
Handlung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In einem Münchner Vorort geht alles seinen gewohnten Gang. Bruno arbeitet für Elisabeth in einem Betrieb, der Wundertüten herstellt. Er hat es satt, von ihr kommandiert zu werden, lässt sich aber doch von ihr aushalten. Franz bezahlt Ingrid für Liebesdienste, sie aber träumt von einer Karriere als Schlagersängerin. Marie geht mit Erich. Paul ist mit Helga zusammen, und Gunda wird gehänselt, weil sie keinen kriegt. Langeweile und Frustration bestimmen den Alltag der Jugendlichen.
Als Elisabeth in ihrem Betrieb neben Bruno den kostengünstigen griechischen Gastarbeiter Jorgos einstellt, wird er bald das Opfer des allgemeinen Verdrusses über die eigene Lebenssituation. Die Frauen hoffen auf ein Liebesabenteuer, die Männer sehen in dem Griechen eine unliebsame Konkurrenz. Da er ursprünglich für einen Italiener gehalten wird, bleibt das entsprechende Schimpfwort Katzelmacher an ihm haften.
Jorgos’ Zimmergenosse Bruno wirft Elisabeth vor, sie habe mit ihm etwas gehabt. Gunda, die von ihm zurückgewiesen wird, erzählt, Jorgos habe versucht, sie zu vergewaltigen. Das zärtliche Verhältnis, das zwischen Marie und ihm entsteht, bringt das Fass zum Überlaufen: Maries früherer Liebhaber Erich und Paul gründen eine zehnköpfige Bande, um den Außenseiter loszuwerden. Die Pläne reichen von Kastration bis zu Mord. Jorgos wird zusammengeschlagen, aber nur leicht verletzt.
Trotz der Belästigungen schmiedet er mit Marie Pläne über eine gemeinsame Fahrt nach Griechenland. Als ihn Marie wegen seiner Frau und seiner zwei Kinder befragt, gerät er jedoch in Verlegenheit. Schließlich reagiert er auf Elisabeths Ankündigung, neben ihm einen Türken einzustellen, indem er in eine andere Stadt ziehen will.
Zum Werk
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Titel bezieht sich auf das Schimpfwort Katzelmacher, das vorwiegend in Österreich, aber auch in der Schweiz und in Bayern verwendet wird. Mit ihm wurden abschätzig südeuropäische Musikanten, fahrende Händler und in den 1960er Jahren auch Gastarbeiter bezeichnet.
Fassbinder hatte kurz zuvor in seinem Action-Theater erfolgreich das Volksstück Pioniere in Ingolstadt von Marieluise Fleißer unter dem Titel Zum Beispiel Ingolstadt aufgeführt. Bei Katzelmacher orientierte sich Fassbinder sprachlich an der Dialektdiktion von Fleißer und widmete ihr sein Stück.
Katzelmacher, geschrieben für ein extrem enges Kellertheater, verzichtet auf Umbauten und Szenenwechsel. Umso stärker wird der dynamische Prozess von Konfrontationen akzentuiert.
Auszeichnungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1969 erhielt Fassbinder für sein Stück den Gerhart-Hauptmann-Preis.
Aktuelle Aufführungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Stadttheater Bern – Schauspiel (Regie: Claudia Meyer), Spielzeit 2016/17; Kritik in Der Bund vom 30. Oktober 2016.
- Deutsches Theater – Kammerspiele (Regie: Jessica Glause), Berlin 2017.[3]
- Münchner Volkstheater – Große Bühne (Regie: Abdullah Kenan Karaca), München 2016.[4]
- Landestheater Schwaben – Großes Haus des Stadttheaters (Regie: Peter Kesten), Memmingen, 2013.[5]
- Bad Wörishofener Theatertage (Regie: Peter Kesten) – Kurhaus, Bad Wörishofen (Fassbinders Geburtsort), 10.–13. Mai 2013.[6]
- Staatstheater Mainz – Studiobühne (Regie: Hakan Savaş Mican), Mainz, 2012/2013.[7]
Verfilmung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1969 entstand der Film Katzelmacher mit Fassbinder als Regisseur, Drehbuchautor und Hauptdarsteller. Es spielen die Schauspieler des ebenfalls 1969 gegründeten antiteaters, das auf Initiative von Fassbinder und Peer Raben nach dem Zerfall des Action-Theaters entstanden war.
Opernfassung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Am 1. Juni 2003 wurde in Wuppertal Kurt Schwertsiks gleichnamige Oper uraufgeführt.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Katzelmacher / Preparadise sorry now. 6. Auflage. Theaterbibliothek, Verlag der Autoren, Frankfurt am Main 1992, ISBN 3-88661-065-9.
- Katzelmacher / Preparadise sorry now. Nachwort von Dieter Krebs. Henschelverlag, Berlin 1988, ISBN 3-362-00326-5.
- Katzelmacher in: Rainer Werner Fassbinder – Sämtliche Stücke. Verlag der Autoren, Frankfurt am Main 1991, ISBN 3-88661-121-3.
- Hans-Jürgen Greif: Zum modernen Drama. Bouvier, Bonn 1973, S. 56 ff.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Da hab ich das Regieführen gelernt. Rainer Werner Fassbinder im Gespräch mit Corinna Brocher. In: Rainer Werner Fassbinder: Die Anarchie der Phantasie. Hrsg. von Michael Töteberg. Fischer, Frankfurt am Main 1986, S. 23.
- ↑ Rainer Werner Fassbinder: Dichter, Schauspieler, Filmemacher – Werkschau 28. Mai – 19. Juli 1992. Argon Verlag, Berlin 1992, ISBN 3-87024-212-4.
- ↑ Programminformation zu Katzelmacher. DeutschesTheater.de; abgerufen am 23. Dezember 2016
- ↑ Was ein 50 Jahre altes Fassbinder-Stück über Fremdenhass sagt. Christiane Lutz, Süddeutsche Zeitung, 12. März 2016, Zugriff am 23. Dezember 2016
- ↑ Katzelmacher. Landestheater-Schwaben.de; abgerufen am 31. Januar 2013
- ↑ Pressenotiz zu Katzelmacher. ( vom 22. Februar 2013 im Internet Archive) FassbinderFoundation.de; abgerufen am 31. Januar 2013
- ↑ Katzelmacher. Staatstheater-Mainz.com; abgerufen am 31. Januar 2013