„UR-100N“ – Versionsunterschied

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Anfangs 2021 waren 20 UR-100N UTTCh in [[Swetly (Saratow)|Tatischtschewo]] (zusammen mit [[Topol-M]]) stationiert.<ref name="iiss">The International Institute for Strategic Studies (IISS): "The Military Balance 2021." Routledge, 2021 ISBN 978-1-032-01227-8. S. 191.</ref>
Anfangs 2021 waren 20 UR-100N UTTCh in [[Swetly (Saratow)|Tatischtschewo]] (zusammen mit [[Topol-M]]) stationiert.<ref name="iiss">The International Institute for Strategic Studies (IISS): "The Military Balance 2021." Routledge, 2021, ISBN 978-1-032-01227-8. S. 191.</ref>


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==

Version vom 4. September 2023, 17:22 Uhr

UR-100N
Allgemeine Angaben
Typ Interkontinentalrakete
Heimische Bezeichnung UR-100N, RS-18
NATO-Bezeichnung SS-19 Stiletto
Herkunftsland Sowjetunion Sowjetunion / Russland Russland
Hersteller NPO Maschinostrojenija
Entwicklung 1970
Indienststellung 1975
Einsatzzeit im Dienst
Technische Daten
Länge 21,10 m
Durchmesser 2500 mm
Gefechtsgewicht 92.750 kg
Antrieb
Erste Stufe
Zweite Stufe

Flüssigkeitsraketentriebwerk
Flüssigkeitsraketentriebwerk
Reichweite 10.000 km
Ausstattung
Lenkung Inertiales Navigationssystem
Gefechtskopf 6 MIRV Nukleargefechtsköpfe mit je 550 kt oder 1 RV mit 2,5–5,0 MT
Waffenplattformen Raketensilo
Listen zum Thema

Die UR-100N, von den russischen Streitkräften auch RS-18 genannt, ist eine sowjetische Interkontinentalrakete aus den 1970er-Jahren. Ihr NATO-Codename lautet SS-19 Stiletto. Bei den russischen strategischen Raketentruppen befinden sich noch immer Raketen dieses Typs im Einsatz.

Geschichte

Die Entwicklung begann im Jahre 1970. Bereits drei Jahre später konnten die ersten Tests durchgeführt werden. Die ersten Serienraketen wurden 1975 in Dienst gestellt. Insgesamt wurden ca. 360 Raketen dieses Typs in neugebauten Silos stationiert. Die größte Anzahl wurde auf dem Territorium des heutigen Russlands (ca. 170) aufgestellt, gefolgt von der Ukraine als zweitwichtigstem Standort. Russland plant einen Teil seiner UR-100Ns noch bis ca. 2030 in Dienst zu halten. Dazu wurden 35 noch nie stationierte UR-100N eingesetzt, welche Russland 2002 bis 2004 von der Ukraine gekauft hat. Durch regelmäßige Teststarts konnten die russischen Raketenstreitkräfte die Dienstzeit der UR-100N erhöhen. Unter Umständen werden sie aber auch schon früher durch die RS-24 abgelöst. Im Januar 2016 standen noch 30 UR-100N in Dienst.[1]

Letzte Testflüge:

  • 20. Oktober 2005
  • 15. November 2006
  • 29. Oktober 2007
  • 22. Oktober 2008
  • 27. Dezember 2011

Technik

Die UR-100N ist eine Weiterentwicklung der UR-100. Die UR-100N ist jedoch wesentlich größer und treffsicherer. Die Länge stieg auf 24 m und der Durchmesser um 25 % auf 2,5 m. Wie die UR-100 verwendet auch die UR-100N einen zweistufigen Flüssigtreibstoffraketenantrieb, der mit lagerfähigem Flüssigtreibstoff (UDMH + NTO) betrieben wird. Betankt wiegen die Raketen je nach Version zwischen 103 und 106 Tonnen. Die Reichweite beträgt bei allen Versionen etwa 10.000 km. Eine UR-100N kann bis zu 5 t Nutzlast transportieren. Die 1. Version mit dem GRAU-Index 15A30 trägt 6 Wiedereintrittskörper, die je einen Atomsprengkopf von je 550 kt TNT-Äquivalent enthalten. Die UR-100N UTTCh (15A35) ist eine stationierte Variante mit ebenfalls 6 MIRV pro Rakete. Die Treffgenauigkeit wurde gegenüber der 15A30 verbessert, ebenso die Triebwerke, die Steuerung und Silos. Die Treffergenauigkeit liegt je nach Quelle und Version zwischen 250 und 920 m. Laut des START-II-Abkommens sollten alle Raketen der USA und Russlands nur noch mit einem Sprengkopf bestückt werden. Der Vertrag trat aber nicht in Kraft. Neben den Nukleargefechtsköpfen konnte die UR-100N auch mit einem Gefechtskopf mit chemischem Kampfstoff bestückt werden. Dieser 9-A-707-Gefechtskopf (russisch ПАС-2000СУ , PAS-2000SU) war mit 1945 kg verdicktem VX (russische Bezeichnung VR-33) beladen. Für die UR-100N standen insgesamt 118 dieser Gefechtsköpfe bereit.[2]

Ausgemusterte UR-100N UTTCh werden teilweise als zivile Trägerraketen (Rockot und Strela) verwendet.

Träger für Hyperschallkörper

Teststart der russischen Interkontinentalrakete mit dem Hyperschall-Marschgleitkörper Awangard am 26. Dezember 2018

Laut Quellen im russischen Verteidigungsministerium werden die UR-100N UTTCh während einer Übergangsperiode als Trägerraketen für den Awangard Stratosphären-Gleitflugkörper verwendet.[3] Bereits 2006 wurde vom Kosmodrom Jasny eine UR-100N UTTCh mit dem Hyperschallkörper Awangard gestartet. Im März 2018 teilte der Kommandeur der strategischen Raketentruppen Russlands, Sergej Karakajew, mit, dass einerseits alle Tests erfolgreich beendet wurden und andererseits ein Vertrag über die Serienproduktion des Awangard abgeschlossen wurde. Ende Dezember 2018 testete das russische Verteidigungsministerium erneut vom Kosmodrom Jasny aus den Hyperschallgleiter Awangard, der das Ziel auf dem Raketentestgelände Kura traf.[4]

Als Trägerrakete für den Awangard-Hyperschallkörper dienen 30 fabrikneue Raketen, die von der Ukraine in den 2000er-Jahren als Bezahlung für Gasschulden an Russland übergeben wurden. Damit sei eine Betriebszeit der Trägerraketen von über 20 Jahren möglich.[5]

Versionen

UR-100N-Versionen
  • 15A30: Die Ursprungsversion mit 6 Sprengköpfen von je 550 kt Sprengkraft
  • 15A35: Eine leicht verbesserte Version der 15A30

Status

Anfangs 2021 waren 20 UR-100N UTTCh in Tatischtschewo (zusammen mit Topol-M) stationiert.[6]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Current status - Russian strategic nuclear forces. russianforces.org, 4. Januar 2020, abgerufen am 22. Januar 2020 (englisch).
  2. Сайт Федорова Льва Александровича: Химическое разоружение по-русски (russisch)
  3. Источник: первыми носителями гиперзвуковых блоков „Авангард“ станут ракеты УР-100Н УТТХ. TASS.ru, 20. März 2018, abgerufen am 22. Januar 2020 (russisch).
  4. Russland testet Hyperschall-Rakete: „Avangard“ 2019 einsatzbereit. In: Euronews. 26. Dezember 2018, abgerufen am 22. Januar 2020.
  5. Владимир Тучков: «Авангард»: Страшную «ответку» Америке понесет не только МБР «Сармат», но и «Стилет». svpressa.ru, 22. März 2018, abgerufen am 22. Januar 2020 (russisch).
  6. The International Institute for Strategic Studies (IISS): "The Military Balance 2021." Routledge, 2021, ISBN 978-1-032-01227-8. S. 191.