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Sauerland

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Basisdaten Sauerland
Bundesländer: Nordrhein-Westfalen, Hessen
Regierungsbezirke: Arnsberg, Kassel
Höchster Punkt: 843,2 m ü. NN (Langenberg)
Niedrigster Punkt: 106,2 m ü. NN, an der Ruhr bei Iserlohn-Rheinen
Kfz-Kennzeichen: HSK, MK, OE, SO, KB,
alt: AL, AR, BRI, IS, MES, LP, LS, LÜD
Gliederung: mehrere Landkreise
Karte


Das Sauerland ist eine deutsche Mittelgebirgsregion im Südosten von Nordrhein-Westfalen. Kleine Ausläufer des Hochsauerlandes reichen bis in einen nordwestlichen Zipfel von Hessen um Willingen. Die eher dünn besiedelte Gegend weist verhältnismäßig viele Waldgebiete auf.

Geographie

Geographische Lage

Im Westen geht das Sauerland ins Bergische Land über, im Süden in das Siegerland und das Wittgensteiner Land, im Norden in die Hellwegbörden, im Nordosten in das Weserbergland und das Eggegebirge sowie im Osten in das Westhessische Bergland und ins Upland.

Das Sauerland bildet zusammen mit dem Bergischen Land, dem Siegerland und dem Upland die Naturräumliche Haupteinheit D38 bzw. 33 "Süderbergland".

Teilgebirge

Das historische Sauerland wird insbesondere von folgenden Gebirgen und Höhenzügen dominiert:

Berge

Mittelgebirgslandschaft im Sauerland

Die höchsten Berge des Sauerlands sind der Langenberg (843,2 m ü. NN) zwischen Willingen und Niedersfeld, der Hegekopf (842,9 m) südlich von Willingen und der Kahle Asten (841 m) bei Winterberg.

Knapp vorbei am Langenberg-Gipfel, der sich in Westfalen befindet, verläuft die Landesgrenze von Nordrhein-Westfalen und Hessen. Der Hegekopf, der komplett auf hessischem Gebiet liegt, ist die höchste Erhebung in ganz Nordhessen. Der Kahle Asten wird oft fälschlich als der höchste Berg im Sauerland und Rothaargebirge bezeichnet. Tatsächlich aber haben dieses Attribut die oben erwähnten nahezu gleichhohen Berge – Langenberg und Hegekopf – inne, von denen der Langenberg sogar die höchste Erhebung im gesamten Nordwestdeutschland ist.

Fließgewässer

Die wichtigsten Flüsse des Sauerlands sind die Ruhr und die Lenne. Daneben gibt es noch: Alme, Baarbach, Bigge, Diemel, Eder, Ennepe, Fretter, Henne, Hönne, Ihne, Lister, Möhne, Neger, Nuhne, Röhr, Sorpe, Verse, Volme, Wenne und Wupper.

Stauseen

Listertalsperre bei Meinerzhagen mit der katholischen Kirche St. Peter am See

Durch die Industrialisierung nahm vor allem im Ruhrgebiet der Bedarf an Trinkwasser und Wasser für die Industrie zu. Es entstanden an der Ruhr im Unterlauf zahlreiche Wasserwerke, die aber gerade in trockenen Sommern häufig trockenlagen. Zur Regulierung bildete sich 1899 ein Zusammenschluss der Wassererzeuger im Ruhrgebiet und gründeten den Ruhrtalsperrenverein. Vor allem diese Organisation finanzierte den Bau von Stauanlagen an einigen kleineren Flüssen im Sauerland. Diese speichern im Herbst und Winter das Wasser auf und lassen es im Frühjahr und Sommer kontrolliert ablaufen, um so stets einen ausreichenden Wasserstand im Unterlauf der Ruhr zu garantieren. Die größten dieser Seen sind der Biggesee (mit der Listertalsperre), der Sorpesee, die Versetalsperre, der Hennesee und der Möhnesee.

Landkreise und größte Städte

Das Sauerland umfasst die folgenden Kreise bzw. Teile von diesen:

  • Iserlohn ist mit knapp 100.000 Einwohnern die größte Stadt des Sauerlandes. Die zweitgrößte Stadt ist Lüdenscheid; danach folgt Arnsberg.

Bevölkerungsentwicklung und Siedlungsdichte

Bevölkerungsentwicklung der Kreise 1950–2005 (Gebietsstand: 2005)
Gebiet 1950 1961 1970 1987 2004
Hochsauerlandkreis 226.063 237.565 263.920 260.265 277.715
Märkischer Kreis 343.600 399.213 432.405 421.321 451.421
Kreis Olpe 97.831 108.138 119.184 125.142 142.140
Kreis Soest 222.459 231.687 257.030 266.693 309.013

Zwar gilt das Sauerland als ein eher dünn besiedeltes Gebiet, aber abhängig von der wirtschaftlichen Entwicklung gab und gibt es dabei erhebliche Unterschiede.

Insgesamt lässt sich hinsichtlich der Bevölkerungsentwicklung und Siedlungsdichte ein deutliches West-Ost-Gefälle ausmachen. Das früh industrialisierte Gebiet des heutigen Märkischen Kreises erlebte im 19. Jahrhundert auch durch Zuwanderung aus dem übrigen Sauerland ein beachtliches Bevölkerungswachstum. Dies war zwar geringer als im benachbarten Ruhrgebiet, lag aber deutlich höher als in der übrigen Region. Nach 1870 holte der nordwestlichste Teil des heutigen Hochsauerlandkreises (v. a. in Neheim und Hüsten) auf und unterschied sich kaum von der Entwicklung in der Mark.

Siedlungsdichte im Jahr 2004
Kreis Einw. pro km²
Hochsauerlandkreis 141,8
Märkischer Kreis 426,3
Kreis Olpe 200,0
Kreis Soest 232,8
Nordrhein-Westfalen 530,3
Quelle: Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik NRW.: Kreisstandardzahlen Ausgabe 2005. Düsseldorf, 2005.

Dagegen waren die gering industrialisierten Gebiete in den heutigen Kreisen Hochsauerland, Olpe und Soest zeitweise Aus- und Abwanderungsgebiete mit einer entsprechend niedrigen Bevölkerungszunahme. Der Landrat von Brilon schätze zu Beginn der 1870er Jahre, dass allein von 1845 bis 1864 über 500 Personen nach Amerika ausgewandert seien. In der Phase der Hochindustrialisierung verlor die Überseewanderung zu Gunsten der Abwanderung in die benachbarten Industriegebiete an Bedeutung. Bereits zu Beginn der 1860er Jahre zählte man im Kreis Brilon nur etwa 180 Auswanderungen nach Übersee, aber über 600 Umzüge innerhalb des preußischen Staates. Hauptzielgebiete waren die Industrieorte im westlichen Teil des Sauerlandes und das Ruhrgebiet.

Wenngleich im 20. Jahrhundert die wirtschaftlichen Unterschiede abgenommen haben, ist die Bevölkerungsdichte noch immer außerordentlich unterschiedlich. Während der Märkische Kreis nur wenig unter dem Durchschnitt für Nordrhein-Westfalen liegt, ist die Bevölkerungsdichte vor allem im Hochsauerland um ein mehrfaches geringer.

Geologie

Sauerland bei Brilon

Das Sauerland ist Teil des Rheinischen Schiefergebirges. Das meiste Gestein entstand während des Devons, als das ganze Gebiet ein seichtes Meer war. Aus diesem Grund sind Schiefer, Sandstein, Grauwacken und Kalkstein die häufigsten Gesteine. Daneben kommen im östlichen Sauerland vulkanische Gesteine des Devons vor, und an manchen Stellen bildeten sich am Meeresgrund Erze, wie sie etwa in Meggen abgebaut wurden.

Die gebirgsbildenden Kräfte der variszischen Orogenese im Karbon haben die ehemals waagrechten Gesteinsschichten in Falten gelegt, die an vielen Stellen durch Überschiebungen und Verwerfungen gestört sind. Das damals entstandene Gebirge wurde rasch wieder abgetragen, so dass das Gebiet des späteren Sauerlandes lange nahezu eine Ebene war. Die Hügel des Sauerlandes entstanden durch die Hebung des Rheinischen Schiefergebirges seit dem Ende des Miozäns und vor allem im Quartär.[1] Seitdem schneiden sich die Flüsse vor allem von seinen Rändern her in das Schiefergebirge ein. Das Schiefergebirge und mit ihm das Sauerland steigt auch heute noch langsam auf.

Einige Gegenden des Sauerlandes sind wegen des Vorkommens von Kalkstein verkarstet, und es gibt, besonders im Norden, zwischen Iserlohn und dem Hönnetal, sowie im Gebiet um Attendorn und auf der Briloner Hochfläche hunderte Tropfsteinhöhlen, von denen nur wenige (z. B. Dechenhöhle in Iserlohn, Atta-Höhle in Attendorn, Heinrichshöhle am Felsenmeer in Hemer, Reckenhöhle) besichtigt werden können.

Die zahlreichen größeren und kleineren Erzvorkommen haben schon seit dem Mittelalter zur Entwicklung eines traditionsreichen Bergbauwesens geführt. Der Bergbau im Sauerland war früher ein bedeutender Wirtschaftsfaktor; er ist heute gänzlich zum Erliegen gekommen,

Geschichte

Begriffsgeschichte

Der Begriff „Sauerland“ erscheint urkundlich erstmals im Jahr 1266, als in einer Zeugenliste ein „wessel de Suderlande“ verzeichnet wird. [2] Der Ausfall des 'd' von Suderland zu Suerland erscheint erst ab 1400. Aus diesem Grunde kann allein die Deutung Sauerland = südliches Land überzeugen. Sprachlich ist „suder-“ an das altsächsische sûðar (nach Süden hin) anzuschließen. Alle übrigen Deutungen übergehen die sicher überlieferten Altformen des 13. Jahrhunderts, die schließlich in das Plattdeutsche übergegangen sind ("Siuerlänner Platt").

Der Name „Sauerland“ war weder im Mittelalter noch in der Frühen Neuzeit gebräuchlich. Wichtiger waren die Namen der jeweiligen Territorien (v. a. Grafschaft Mark und Herzogtum Westfalen). Caspar Christian Vogt von Elspe (1632-1703) soll 1694 erstmals den Begriff "Süderland" gebraucht haben und damit an der Entwicklung des Begriffes Sauerland beteiligt sein [3]. Im "Atlas portatilis", Nürnberg 1724 wird das Sauerland mit dem Herzogtum Westfalen gleichgesetzt[4]. Nach Ansicht des Verfassers der "Staats- und Reisegeographie" (1755/1757) ist der Begriff Sauerland "sehr üblich" und umfasst die Teile des Herzogtums Westfalen südlich des Haarstanges und Teile der Grafschaft Mark[5]. Erst seit dem 19. Jahrhundert setzte sich der Begriff Sauerland allmählich als Selbst- und Fremdbeschreibung durch. Dabei wurde er zunächst vorwiegend als Synonym für das katholische ehemalige Herzogtum Westfalen verwendet. Während die einheimische Bildungselite den Begriff positiv besetzte, haben ihn Außenstehende gerade aus dem märkischen Raum und dem Ruhrgebiet eher als Bezeichnung für eine wirtschaftlich und kulturell rückständige Region verwendet. Erst seit dem 19. Jahrhundert nahm die Reichweite des Begriffes zu. Die negativ erlebten Folgen der Industrialisierung und die Sehnsucht nach einer natürlichen Lebensweise spielten dabei eine wesentliche Rolle. Mit zunehmender Erreichbarkeit (Erschließung durch Bahnlinien wie die Hönnetalbahn) wurde das Sauerland zu einem Naherholungsgebiet des Ruhrgebietes.

Vor- und Frühgeschichte

Funde, die für eine altsteinzeitliche Besiedlung sprechen, sind im Sauerland relativ selten. Allerdings stieß man in der Nähe von Stockhausen bei Meschede in den frühen 1990er Jahren auf Werkzeuge aus der Altsteinzeit. Aus dem Mittelpaläolithikum wurden u. a. Funde in der Balver Höhle entdeckt.

Ein bedeutender endpaläolithischer Fundplatz ist der Hohle Stein bei Rüthen-Kallenhardt. Ausgrabungen in den 1930er Jahren erbrachten den Nachweis einer Jägerstation der Ahrensburger Rentierjäger vom Ende der letzten Eiszeit, der Weichsel-Eiszeit.

Aus der frühen Mittelsteinzeit stammen Skelettreste von Menschen. Sie wurden in der Blätterhöhle, einer Massenkalkhöhle bei Hohenlimburg, entdeckt. Es handelt sich um die ältesten Nachweise anatomisch moderner Menschen in Westfalen.

Aus der Mittelsteinzeit stammen Werkzeugfunde von zahlreiche Freilandfundstellen (an der mittleren Lenne, insbesondere auf den Hochebenen der Attendorn-Elsper-Kalkdoppelmulde, aus dem Rüthener Raum, dem Ruhrtal und aus dem Warsteiner Raum). „Weiße Flecken“ auf den Fundkarten insbesondere der Mittelsteinzeit resultieren aus dem Waldreichtum der Gegend (relativ kleine Flächenanteile werden für den Ackerbau genutzt, und nur auf diesen Flächen sind normalerweise aussgefähige Funde zu machen) und dem Fehlen ehrenamtlicher Mitarbeiter der Bodendenkmalpflege. Auch die vielen Höhlen des Sauerlandes wurden in der Mittelsteinzeit noch von Menschen aufgesucht. Aus der Bilsteinhöhle stammt auch der älteste Kupferfund des Sauerlandes, ein etwa 4.300 Jahre alter kleiner Griffzungendolch aus der Glockenbecherzeit.

Grabhügel der Bronzezeit zeigen an, dass das Sauerland auch in dieser Phase bewohnt war. Die letzte Phase der Bronzezeit (Urnenfelderzeit) ist nur sehr dünn belegt: ein Zylinderhalsgefäß aus der Bilsteinhöhle und – einer der bedeutendsten Bronzefunde Deutschlands – die Bronzeamphore von Gevelinghausen, die als Bestattungsgefäß diente. Eine C14-Datierung des organischen Materials erbrachte allerdings ein deutlich jüngeres Datum. Vermutlich wurde das Gefäß, das um 800 v.Chr. wohl in Südosteuropa gefertigt wurde, erst etwa 200 Jahre später im Sauerland als Urne benutzt.

In der Eisenzeit wurden die reichen Eisenerzvorkommen im Sauerland abgebaut. In einigen Höhlen im Hönnetal wurden Beweise für die Nutzung als Wohn- und auch als Grabstätte gefunden. Weitere Höhlen mit Funden dieser Epoche sind die Veledahöhle bei Bestwig, der Hohle Stein bei Rüthen-Kallenhardt und die Bilsteinhöhle. Die Funde aus dieser Zeit weisen nach Ansicht einiger Wissenschaftler Spuren von Kannibalismus auf.[6] Diese These erscheint durch neuere Untersuchungen anderer Höhlenfundplätze (z.B. Lichtensteinhöhle bei Osterode im Harz) mittlerweile als relativ abwegig. Die Befunde sprechen eher für Sekundärbestattungen. Bedeutende Spuren einer offensichtlich dichteren Besiedlung während der vorrömischen Eisenzeit sind auch die verschiedenen Wallburgen des Sauerlandes, die teilweise bis in die Eisenzeit zurückreichen (z. B. Bruchhauser Steine, Schiedlike Borg bei Freienohl, Wilzenberg). Westfalens größter Waffenfund (1950) aus der Eisenzeit stammt vom Wilzenberg bei Schmallenberg.

Gegen Ende des 7. Jahrhunderts lebten im Gebiet des Sauerlandes noch nichtsächsische germanische Stämme (teilweise) fränkischer Herkunft wie die Brukterer und die Sugambrer. Durch die Schwäche des merowingischen Königtums wurde die sächsische Expansion in diesen Raum möglich. An ihrem Ende stand die Ausdehnung des sächsischen Gebietes bis an die untere Ruhr (Unterwerfung der Brukterer 693/695).

Siehe dazu auch: Keltische Funde im Sauerland

Mittelalter

Eingliederung ins Frankenreich und Christianisierung

Die fränkische Gegenreaktion auf die sächsische Expansion setzte bereits unter Karl Martell ein und wurde von dessen Nachfolgern fortgesetzt. Im Unterschied zu den christianisierten Franken hielt die Mehrzahl der Sachsen noch an ihrem heidnischen Glauben fest. Die Auseinandersetzungen mit dem sich ausbreitenden Frankenreich unter Karl dem Großen wurden auch in der Region ausgetragen. So wurde die Eresburg beim heutigen Marsberg 772 von Karl erobert. Dabei wurde mit der Irminsul auch eines der wichtigsten sächsischen Heiligtümer zerstört und an ihrer Stelle wenige Jahre später eine Kirche errichtet.

Nach der endgültigen Zerschlagung des sächsischen Widerstands gehörte das Sauerland seit dem Ende des 8. Jahrhunderts n.Chr. dann zum Machtbereich des karolingischen Großreiches. Zwar wurde der sächsische Adel nicht beseitigt, aber seit dem Reichstag in Lippspringe (782) wurde das Land in die Gerichts- und Verwaltungseinheiten der Grafschaften eingeteilt.

Mit der Eroberung durch die Franken begann auch die Christianisierung und der Ausbau der Kirchenorganisation der Region. Am Anfang stand die Einteilung des sächsischen Gebiets in Missionsbezirke. Für das Sauerland und Hellwegraum war danach der Erzbischof von Köln zuständig. Auch Klostergründungen sollten die christliche Religion weiter festigen. Zu den frühen Gründungen gehörte etwa ein Kloster in Meschede. Wichtiger noch war die Gründung von Pfarreien. Zu den ältesten Urpfarreien (gegründet bis 785) gehören Wormbach (bei Schmallenberg) an der Heidenstraße und Eresburg (Marsberg). Bis 800 kamen Menden, Attendorn, Velmede und Medebach hinzu. Es folgten bis 830 Hüsten und Altenrüthen (bei Rüthen).

Territoriumsbildung im Hoch- und Spätmittelalter

Mit dem nach dem Tode Karls des Großen beginnenden Zerfall der kaiserlichen Zentralmacht setzte auch im Sauerland allmählich die Territorialisierung ein. Gemeinsam war der Region weitgehend ihre Zugehörigkeit zum Herzogtum Sachsen. Da der sächsische Herzog gerade im südlichen Bereich seines Herrschaftsgebiets kaum eigene materielle Interessen hatte, konnten sich unterhalb dieser Ebene verschiedene, zunächst vor allem weltliche, später auch kirchliche Territorien ausbilden. Das wichtigste und stärkste Grafenhaus Westfalens im 10. und auch noch im 11. Jahrhundert waren die Grafen von Werl, die auch über weite Teile des Sauerlandes geboten. Im Investiturstreit blieb der westfälische Adel, unter diesem auch die Grafen von Werl-Arnsberg, auf Seiten König Heinrichs IV. Durch das Aussterben der älteren Grafenlinie schrumpfte die Grafschaft Werl-Arnsberg stark zusammen. Dieses Machtvakuum nutzen jüngere Grafengeschlechter wie die der Grafen von Altena-Mark oder die Grafen von Isenberg zur Ausdehnung ihres Herrschaftsbereichs.

Entwicklung der Grafschaft Mark

Knapp 150 Jahre nach dem Tod Karls des Großen gehörte das westliche Sauerland zur Grafschaft Mark, der Norden um Warstein zum kölnischen Herzogtum Westfalen und der östliche Teil zur Grafschaft Arnsberg. Ein kleines Gebiet im unteren Lennetal gehörte zur Grafschaft Limburg. Die politische Geschichte des Sauerlandes im hohen und späten Mittelalter war geprägt von der Konkurrenz dieser und benachbarter Herrschaftsgebiete um die Vorherrschaft in dieser Region.

Nach dem Sturz Heinrichs des Löwen 1180 kam es zur Aufteilung des Herzogtums Sachsen. Große Gebiete des Sauerlandes wurden dabei dem Erzbistum Köln zugesprochen. Der den Erzbischöfen nunmehr zufallende Titel eines Herzogs von Westfalen vergrößerte ihren Einfluss noch. Sie erhielten damit auch das Recht, den Grafen die Anlage von Burgen und die Gründung von Städten zu erlauben oder zu verbieten. Allerdings entschied letztlich die tatsächlich vorhandene Macht, ob der Erzbischof dieses Recht auch durchsetzen konnte. So konnte er nicht verhindern, dass Graf Engelbert I. von der Mark auf die Gründung der grenznahen kölnischen Stadt Menden mit der Stadterhebung Iserlohns antwortete.

Dem Vordringen Kölns widersetzten sich vor allem die Grafschaften Arnsberg und Mark mit wechselnden Erfolg. Zu einem festen Bündnis gegen Köln kam es jedoch nicht; zu groß war der Konkurrenzkampf untereinander. Vor allem gegen die Expansionsversuche des Erzbischofs Siegfried von Westerburg entwickelte sich Widerstand. Abgesehen vielleicht von den Bischöfen von Minden und Münster waren daran fast alle Territorialherren Westfalens beteiligt, unter ihnen auch Graf Eberhard II. von der Mark. Die Entscheidung fiel in der Schlacht von Worringen (1288), in deren Verlauf der Bischof gefangen genommen wurde. Als Ergebnis der Schlacht wurde der weitere Aufstieg Kölns in Westfalen gebrochen. Schwelm und Hagen fielen an die Grafschaft Mark. Die Burgen Volmarstein und Raffenberg wurden zerstört. Der Erzbischof war von nun an nur noch ein Landesherr neben anderen. Dagegen gewannen die Grafen von der Mark deutlich an Einfluss.

Im Laufe der Zeit geriet vor allem die Grafschaft Arnsberg in die Defensive. Als sich im letzten Drittel des 14. Jahrhunderts abzeichnete, dass der Graf Gottfried IV. von Arnsberg kinderlos sterben würde, standen Kurköln und die Grafschaft Mark als Konkurrenten um das Erbe gegenüber. Dabei setzte sich Köln durch. Der Erzstuhl kaufte dem Grafen sein Territorium ab und ermöglichte ihm als einzigem weltlichen Fürsten ein Begräbnis im Kölner Dom.

Mit diesem Erwerb hatte die Expansion Kölns in Westfalen ihren Höhepunkt erreicht. Insbesondere die Grafschaft Mark konnte ihre Unabhängigkeit bewahren. Eine erhebliche Schwächung der Kölner Position war zweifellos der Verlust der reichen Handelsstadt Soest. Diese erkannte im Jahre 1444 die Oberhoheit des Kölner Erzbischofs Dietrich II. von Moers nicht mehr an und unterstellte sich dem Herzog von Kleve, der auch Graf von Mark war. Daraufhin kam es zur Soester Fehde (1444–1449) zwischen dem Erzbischof von Köln und der Stadt Soest. Auf der Seite von Soest standen neben Kleve / Mark auch der Herzog von Burgund und zahlreiche westfälische Städte. Bei dieser Auseinandersetzung ging es nicht mehr nur um die Rechte einer Stadt, sondern um die Machtverteilung im südlichen Westfalen insgesamt. 1447 wurde die Stadt Soest von einem 12.000 Mann starken Söldnerheer belagert, konnte aber nicht eingenommen werden. Soest und sein unmittelbares Umland, die Soester Börde, verblieben beim Herzog von Kleve beziehungsweise der Grafschaft Mark. Dagegen behielt Köln die während des Krieges eingenommen Gebiete um Fredeburg und Bilstein. Damit war die Territorialentwicklung des „Herzogtums Westfalen“ weitgehend abgeschlossen. Aber mit dem Gewinn von Soest war auch für die Grafen der Mark der Höhepunkt ihrer Expansionsphase erreicht.

Die jahrhundertelange Auseinandersetzung zwischen den Erzbischöfen von Köln und den Grafen von der Mark waren seit der Schlacht von Worringen und endgültig nach der Soester Fehde zu Gunsten der Grafschaft Mark entschieden.

Städtegründungen und Hanse

Geht man von einem rechtlichen Städtebegriff (Stadtrechte) aus, gehörten die Grafschaft Mark und das Herzogtum Westfalen im Mittelalter und der frühen Neuzeit zu den Gebieten mit einem dichten Netz von Städten und Freiheiten (Orten mit stadtähnlichen Rechten, meist aber ohne Stadtmauern). Sieht man von Ausnahmen wie der gewachsenen Stadt Medebach ab, handelte es sich um Gründungen der jeweiligen Landesherrn zur Sicherung ihres Gebiets und als Stützpunkt bei den Auseinandersetzungen mit den Nachbarn. Insofern war die Entstehung von Städten ein Ergebnis der Territoriumsbildung in der Region. Für eine gewisse wirtschaftliche Bedeutung spricht, dass einige von ihnen sogenannte „Beistädte“ der Hanse waren. Im kölnischen Sauerland waren dies etwa Brilon, Rüthen, Geseke, Arnsberg, Schmallenberg, Werl oder Attendorn. Im märkischen Sauerland waren dies vor allem Iserlohn, Lüdenscheid, Neuenrade, Altena und Plettenberg.

Frühe Neuzeit

Von einem historischen Sauerland kann insbesondere während der frühen Neuzeit keine Rede sein. Die Reformation und Gegenreformation führte vor allem zwischen kurkölnischen und märkischen Territorien zu einer kaum überbrückbaren kulturellen Kluft. Während die Mark protestantisch wurde, blieb das Herzogtum Westfalen katholisch. Auch verfassungsrechtllich entwickelten sich beide Gebiete unterschiedlich, wie die Darstellung beider Territorien zeigt.

Herzogtum Westfalen in einer Karte Westfalens aus dem 18. Jahrhundert

Wirtschaftlich allerdings gab es durchaus Berührungspunkte, aber auch erhebliche Gegensätze. Die gebirgigen Teile des Herzogtum Westfalen und der Grafschaft Mark bildeten zusammen mit dem Siegerland eine frühe montanindustrielle Verdichtungszone mit einer innerregionalen „Arbeitsteilung“. Freilich waren Ausmaß und Ausrichtung von Erzförderung und -verarbeitung sehr unterschiedlich. Grundlage war in allen drei Territorien die reichlich vorhandene Wasserkraft, Holz zur Kohleerzeugung und Erzgruben. Zwar gab es in allen Regionen Bergbau, Eisenerzeugungs- und Weiterverarbeitungsbetriebe, aber alle Gebieten spezialisierten sich doch auf bestimmte Bereiche. Im Siegerland dominierte die Eisengewinnung und -erzeugung, im kurkölnischen Sauerland wurden diese Produkte zu Stahl und Blechen weiterverarbeitet, die dann im märkischen Sauerland zu Fertigwaren veredelt wurden. Vor allem die immer stärke Abholzung der Wälder hat bereits am Ende des 18. Jahrhunderts die Eisenverarbeitung verteuert. Mit der Ausbeutung der Kohlegruben im Ruhrgebiet verloren die Standortfaktoren Wasser und Holz dann endgültig ihre Bedeutung.

Grafschaft Mark

(siehe auch Hauptartikel Grafschaft Mark)

Durch die Ehe Herzog Johanns III. mit einer Tochter des Herzogs Wilhelm III. von Jülich und Berg kam es 1521 zur Vereinigung der Herzogtümer Kleve, Jülich und Berg sowie der Grafschaften Mark und Ravensberg. Nach dem Tod von Herzog Johann Wilhelm im Jahr 1609 begann der jülich-klevische Erbfolgestreit, der zu gänzlich neuen Territorialverbindungen auch im südlichen Westfalen führte. Ein Ergebnis brachte erst der Vertrag von Xanten im Jahr 1614. Danach fielen Jülich und Berg an Pfalz-Neuburg, während das Herzogtum Kleve sowie die Grafschaften Mark und Ravensberg an Brandenburg übergingen.

Vier Jahre später begann der Dreißigjährige Krieg, der die Wirtschaft zwar in eine Krise führte, die Machtverhältnisse aber kaum änderte.

Der Übergang an Preußen hatte auf längere Sicht allerdings erhebliche Auswirkungen. Ähnlich wie Minden-Ravensberg wurde das märkische Sauerland immer stärker in den vergleichsweise zentralisierten preußischen Staat integriert. Zwar konnten sich einige ständische Relikte behaupten, aber tendenziell setzte sich der preußische Absolutismus durch.

In der frühen Neuzeit nahm im gebirgigen Teil der Mark die Bedeutung der Herstellung von Eisen- und später auch Metallfertigwaren zu. Dagegen verlor die Verhüttung und Herstellung von Halbfertigwaren an Bedeutung. Das märkische Sauerland war im 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts zweifellos eine gewerbliche Verdichtungszone erster Ordnung.

Herzogtum Westfalen

(siehe auch Hauptartikel Herzogtum Westfalen)

Die ehemalige Grafschaft Arnsberg wurde zum eigentlichen Zentrum des Herzogtums Westfalens. Die Stadt Arnsberg war neben Bonn eine der Residenzen des Kurstaates. Politisch war die Entwicklung des Herzogtum geprägt von ständischen Beharrungstendenzen der einheimischen Eliten aus Bildungsbürgertum, Adel und Klerus einerseits und den Versuchen des Kurfürsten einen unmittelbaren Einfluss zu gewinnen andererseits. Im Jahr 1437 kam es nicht nur zur Arnsberger „Reformation der Feme“, sondern eine erste „Erblandesvereinigung“ zwischen Kurköln, den Nebenländern Vest Recklinghausen und dem Herzogtum Westfalen versuchte einen Ausgleich der widerstreitenden Interessen herbeizuführen. Dies war nur bedingt gelungen und 1463 wurde eine zweite Erblandesvereinigung zwischen Kurfürst, Domkapitel und Ständen abgeschlossen. Diese Vereinbarung wurde mehrfach bestätigt. Obwohl die Kurfürsten bis zum Ende des Alten Reiches versuchten, ihren Einfluss auszuweiten, blieb der Erfolg gering. Dazu trug auch bei, dass alle Beamten und Funktionsträger aus dem Herzogtum selber stammen mussten. Gegen den Widerstand der meist in Arnsberg tagenden Landständeversammlung mussten alle Versuche, einen absolutistischen Staatsaufbau durchzusetzen, scheitern. Das Herzogtum Westfalen blieb daher im Kern ein nur teilweise in den Kurstaat integrierter Ständestaat. Während die bildungsbürgerliche Elite im frühen 19. Jahrhundert diesen Zustand gewissermaßen als Anknüpfungspunkt für eine künftige liberale Gesellschaft priesen, sahen die inzwischen an eine straffe preußische Regierung gewöhnten Industriebürger der Mark am Ende des 18. Jahrhunderts die Situation der Nachbarregion als anachronistisch an.

Kurfürst Max Friedrich von Königsegg-Rothenfels

Insbesondere behaupteten Reisende, dass die urtümliche Verfassung das Wirtschaftsleben behinderte. Tatsächlich war die wirtschaftliche Lage im Herzogtum Westfalen nicht mit dem protoindustriellen Aufschwung in der Grafschaft Mark zu vergleichen. Weite Teile der auch landwirtschaftlich wenig ergiebigen Region verfügten nur über eine gering ausgeprägte gewerbliche Entwicklung. Der Versuch der kurfürstlichen Regierung, durch die Einführung von „Industrieschulen“ das Textilgewerbe zu fördern, trug nur an wenigen Orten Früchte. Notdürftig versuchte man sich mit Besenbinden oder der Herstellung von Holzwaren über Wasser zu halten. Auch die große Zahl von Wanderhändlern vor allem in den höher gelegenen Regionen zeugt von fehlenden lokalen Erwerbsmöglichkeiten.

Die Beobachter von außen übersahen allerdings vielfach, dass es daneben auch ganz beachtliche überwiegend eisen- und metallindustrielle Verdichtungsgebiete gab. Verschiedene Bergordnungen regelten und förderten den Abbau von Silber, Kupfer und Blei. Im Unterschied zu den strikt obrigkeitlichen Bergordnungen der Grafschaft Mark stieß ihre Durchsetzung freilich auf erhebliche Probleme.

Die Fertigwarenherstellung war – abgesehen vielleicht von heimgewerblichen Nagelschmieden in einigen Orten – wenig ausgeprägt. Bedeutender war der Bergbau im Sauerland, die Herstellung von Schmiedeeisen durch Hammerwerke und von Halbfertigwaren. Von Bedeutung waren an der Grenze zur Grafschaft Mark die Eisen- und Metallförderung und -verarbeitung bei Balve (Luisenhütte). Hinzu kamen der Bergbau bei Sundern, Warstein, Brilon, Marsberg, Winterberg-Silbach oder Schmallenberg. Das gewerbliche Zentrum des Herzogtums lag jedoch in der Gegend von Olpe. Dort konzentrierte sich vor allem die Herstellung von Blechen. Gemeinsam war den meisten Produktionsstätten, dass sie nicht zuletzt für den Bedarf der bergischen und märkischen Fertigwarenindustrie arbeiteten.

19. und 20. Jahrhundert

Im Zuge der Säkularisierung und der Aufhebung der geistlichen Fürstentümer fiel das kölnische Sauerland zunächst an Hessen-Darmstadt, ehe dann nach den Napoleonischen Kriegen die ganze Gegend durch den Wiener Kongress als Teil der neuen Provinz Westfalen an Preußen kam. Sowohl die ehemalige Grafschaft Mark wie auch das ehemalige Herzogtum Westfalen wurden Teil des Regierungsbezirks Arnsberg .

Wirtschafts- und Sozialgeschichte

Ausschnitt aus Gewerbekarte des Regierungsbezirks Arnsberg von 1855

Im märkischen Sauerland gab es anknüpfend an die vorindustriellen Gewerbetraditionen eine beachtliche frühindustrielle Expansionsphase. Noch 1800 bildete der Raum Iserlohn-Altena-Lüdenscheid mit Galmeibergbau, Draht-, Nadel-, Messing- Bronze- und Seidenindustrie eines der weltweit größten Industriegebiete der damaligen Zeit. Bis weit ins 19. Jahrhundert hinein war z. B. Iserlohn die größte Industriestadt Westfalens und eine der reichsten Handelsstädte Preußens. Wie stark die gewerbliche Verdichtung im märkischen Raum war, zeigt die Tatsache, dass die gewerbliche Beschäftigung mit der Landwirtschaft gleich auf lag, während selbst in anderen frühindustriellen Verdichtungszonen die Landwirtschaft stärker war als das Gewerbe. Dann jedoch geriet das Gebiet gegenüber dem Ruhrgebiet ins Hintertreffen. Noch weitaus tiefgreifender waren die negativen wirtschaftlichen Folgen der Industriellen Revolution für das ehemals kölnische Sauerland. Dort kam es zu einer tiefgreifenden Entindustrialisierung und Agrarisierung von Wirtschaft und Gesellschaft in vielen Orten.

Zunächst überwiegend im Grenzbereich zum Siegerland und märkischen Sauerland kam es zu nennenswerten industriellen Entwicklungen. Dazu zählten insbesondere die Stadt Neheim („Leuchtenindustrie“), Hüsten (SchwerindustrieHüstener Gewerkschaft“), Warstein (Eisenverarbeitung – Achsenherstellung), Olpe (industrielle Blechproduktion). Vor allem in den Kreisen Meschede (Kreis Meschede) und Brilon (Kreis Brilon) blieb die industrielle Entwicklung punktuell. Der Bergbau konzentrierte sich auf Eisenerze (z. B. Sundern, Balve, Warstein, Brilon, Marsberg und Iserlohn) und Metallerze, hier sind vor allem Ramsbeck, Meggen, und Marsberg zu nennen. Der Schieferbergbau hatte nur begrenzte Bedeutung. (Antfeld/Nuttlar/Schmallenberg). Ein Großteil des übrigen Gebiets war im Wesentlichen auf Land- und Forstwirtschaft angewiesen. Sofern man nicht als Pendler oder Saisonarbeiter zusätzlich Geld verdienen konnte, waren insbesondere die unterbäuerlichen Schichten zur Aus- oder Abwanderung gezwungen.

Politische Kultur

Zwar kam es vor allem während des Kaiserreichs gerade im Westen des ehemaligen Herzogtums Westfalens (Neheim, Hüsten, Sundern und Warstein) zu einer Angleichung der Wirtschafts- und Sozialstruktur an die Entwicklung im märkischen Sauerland, allerdings blieben die kulturellen und konfessionellen Unterschiede wirkmächtig. Dies zeigte sich insbesondere im Bereich der politischen Kultur. Im märkischen Sauerland waren der preußische Liberalismus und Konservatismus lange Zeit die stärksten politischen Kräfte. Dies zeigte sich etwa während des „Iserlohner Aufstandes“ im Jahr 1849. Hinzu kam seit den 1860er Jahren bereits die sozialistische Bewegung. Deren Versuch in den 1870er Jahren auch ins ehemals kurkölnische Sauerland vorzustoßen scheiterte allerdings kläglich. Der Grund war, dass dort spätestens mit dem Kulturkampf annähernd alle Bevölkerungsgruppen über Jahrzehnte fast geschlossen die Zentrumspartei wählte. Politische Konflikte zwischen sozialen Gruppen spielten sich dort fast ausschließlich innerhalb des katholischen Milieus ab. Im Wesentlichen erst nach der Jahrhundertwende gelang es den Sozialdemokraten in bescheidenen Ausmaß auch in den Industrieorten des östlichen Sauerlandes Fuß zu fassen.

Die Region im Nationalsozialismus

Reichstagswahl vom 5. März 1933 (in %)
Gebiet NSDAP SPD KPD Zentrum DNVP DVP DDP Sonstige
Kreis Iserlohn 40,35 16,36 16,01 16,58 6,39 0,68 0,46 3,18
Stadt Lüdenscheid 32,75 20,79 22,85 6,87 9,19 1,61 1,63 4,32
Kreis Meschede 23,14 3,06 6,49 60,99 5,68 0,25 0,13 0,28
Kreis Olpe 14,34 6,88 5,83 69,12 3,29 0,24 0,09 0,22
Quelle: Statistik des Deutschen Reiches

Wie im Deutschen Reich insgesamt waren die Erfolgsmöglichkeiten der Nationalsozialisten in den eher protestantisch geprägten Gebieten der Region weit größer als in den katholischen Teilen des Sauerlandes. Während die NSDAP im Kreis Iserlohn bei der Reichstagswahl von 1933 mit etwa 40 % die mit Abstand stärkste Kraft war, blieb sie in den Kreisen Olpe und Meschede deutlich hinter der noch immer dominierenden Zentrumspartei zurück.

Während der nationalsozialistischen Diktatur gehörte das Sauerland zum „Gau Westfalen Süd“ (das im wesentlichen dem Gebiet des Regierungsbezirks Arnsberg entsprach.) Gauleiter war lange Zeit Josef Wagner. Eine Folge der Gleichschaltung in den Jahren von 1933 bis 1945 war, dass regionale historische Aspekte hinter den allgemeinen Entwicklungen deutlich zurückblieben. Gewisse Unterschiede lassen sich vielleicht allenfalls noch im Bereich des Widerstandes ausmachen. Während im märkischen Kreis sich daran vor allem kommunistische und sozialdemokratische Arbeiter beteiligten, kam im östlichen Teil der Region Kritik vor allem aus dem katholischen Lager. Ansonsten unterschied sich die Praxis der Gleichschaltung, politischen und rassischen Verfolgung kaum von den allgemeinen Tendenzen.

Dies betrifft insbesondere auch die Tötung von Behinderten und die Judenverfolgung. In der psychiatrischen Klinik in Marsberg wurden im Zuge der sogenannten „Aktion T4“ zahlreiche behinderte Kinder ermordet, bis der Unmut in der Bevölkerung dem an diesem Ort ein Ende machte. Auch aus dem Sauerland wurde ein Großteil der jüdischen Bevölkerung während des Zweiten Weltkrieges in die Konzentrations- und Vernichtungslager verschleppt. Nur wenige wie Hans Frankenthal haben diese Zeit überlebt, kamen zurück und haben über ihre Erlebnisse berichtet.

Gedenkstätte Stalag VI A

Während des Krieges wurden auch im Sauerland zahlreiche Kriegs- und Zwangsarbeitslager (wie z. B. das Arbeitserziehungslager Hunswinkel oder das Stalag VI A) errichtet.

Verstärkt während der zweiten Kriegshälfte wurde auch das Sauerland von den Kriegseinwirkungen vor allem durch alliierte Bombenangriffe direkt betroffen. Dazu gehört auch die Zerstörung des Möhnestausees im Jahr 1943. Gegen Kriegsende kam es im Zusammenhang mit dem Ruhrkessel auch in der Region zu direkten militärischen Auseinandersetzungen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg

Seit dem Ende des Zweiten Weltkrieg gehörte der Regierungsbezirk Arnsberg zum neuen Bundesland Nordrhein-Westfalen. Zunächst änderte sich an der seit 1816 fast unveränderten Kreiseinteilung nichts Wesentliches. Dies änderte sich mit der großen Gemeindegebietsreform. Das Gesetz für den Bereich des Sauerlandes (Sauerland/Paderborn-Gesetz) trat 1975, für die sauerländischen Teile des Kreises Soest schon 1969 in Kraft. Zum Teil gegen den Widerstand von Bürgern und Kommunalpolitikern wurden zahlreiche zuvor selbstständige Orte zu größeren Gemeinden zusammengelegt. Hier seien nur die größten erwähnt: Neheim-Hüsten, Hohenlimburg und Letmathe. Ähnliches geschah auch auf der Ebene der Kreise. Relativ ungeschoren kam der Kreis Olpe davon. Der heutige Märkische Kreis setzt sich weitgehend aus einem Großteil des ehemaligen Kreises Iserlohn, der vormals kreisfreien Stadt Iserlohn und dem ehemaligen Kreis Lüdenscheid, in dem zuvor schon der Kreis Altena aufgegangen war, zusammen. Aus den Kernbestandteilen der Kreise Arnsberg, Meschede und Brilon entstand der Hochsauerlandkreis. Die Ortschaften Neuastenberg, Langewiese, Mollseifen und Hoheleye, vormals zum Kreis Wittgenstein gehörig, wechselten in den neuen Hochsauerlandkreis.

Wirtschaft

Wie der historische Überblick zeigt, war das Sauerland in unterschiedlichen Ausmaß eine alte Gewerberegion. Auch auf den Strukturwandel im 19. Jahrhundert wurde hingewiesen. Erhebliche Veränderungen vollzogen sich auch im 20. Jahrhundert und insbesondere nach dem Zweiten Weltkrieg.

Allen sauerländer Kreisen gemeinsam ist die mittelständische Wirtschaftsstruktur. Diese ließ sie im 19. und frühen 20. Jahrhundert gegenüber den Großbetrieben des Ruhrgebiets zwar deutlich ins Hintertreffen geraten, auf lange Sicht erwiesen sich mittelbetrieblichen Strukturen aber als anpassungsfähig. Die Industrie- und Handelskammer in Arnsberg meldete etwa an der Wende zum neuen Jahrtausend, dass der Kammerbezirk einen stärkeren Anteil gewerblicher Arbeitskräfte aufweise als das Ruhrgebiet. Negativ schlägt insbesondere im Hochsauerlandkreis zu Buche, dass der wissensbasierte Dienstleistungssektor relativ schwach ausgeprägt ist. Dieser wird im Wesentlichen nur von einigen Fachbereichen der Fachhochschule Südwestfalen vertreten.

Produzierendes Gewerbe

Ehemalige Silberschmiede „Holländer“ in Altena

Heute gibt es nur noch wenige Überbleibsel der frühen Industrie, von Bedeutung sind noch die Drahtproduktion in Altena und die Kettenproduktion im Iserlohner und Esloher Raum. Im Märkischen Sauerland bestehen zahlreiche kleinere und mittlere Betriebe der metallverarbeitenden Industrie. In Iserlohn sind die pharmazeutische und die chemische Industrie vertreten. Bekannt ist das Sauerland auch für namhafte Produzenten von Leuchten im Arnsberger, Lüdenscheider und Iserlohner Raum sowie für sanitäre Armaturen insbesondere in und um Hemer. Im Schmallenberger Raum existieren noch immer bedeutende Unternehmen der Sauerländer Textilindustrie, so etwa die Firma Falke. Der Bergbau im Sauerland existiert heute noch als Schieferbergbau in Bad Fredeburg (Magog-Schiefer) und mit der Schwerspatgrube in Dreislar.

Während das märkische Sauerland seit jeher mehrere wirtschaftliche Zentren aufzuweisen hatte, lag der wirtschaftliche Schwerpunkt des Hochsauerlandkreises lange Zeit im Gebiet der heutigen Stadt Arnsberg. Zwar haben hier nur wenige ältere Unternehmen (wie die Firma BJB oder Cronenberg) die Wirtschaftsgeschichte der letzten Jahrhunderte überlebt, aber als Nachfolgeunternehmen oder Neugründungen existieren noch zahlreiche Betriebe mit überregionalem Bekanntheitsgrad. Dazu gehören etwa der Leuchtenproduzent Trilux, die Haushaltswarenproduzenten Wesco und Berndes, der Papierhersteller Wepa und der Gurthersteller Schroth.

Weitere gewerbliche Schwerpunkte sind Sundern (Severin Elektrogeräte) und Meschede (Honselwerke) sowie der Kettenproduzent (KettenWulf) in Eslohe. In den ehemals agrarischen Gemeinden haben sich nach dem Zweiten Weltkrieg zahlreiche meist kleinere produzierende Betriebe angesiedelt.

Mit Blick auf den Bekanntheitsgrad sauerländer Produkte spielen die Brauereien eine besondere Rolle. Neben zahlreichen kleinen Brauereien sind vor allem Warsteiner und Veltins im Mescheder Stadtteil Grevenstein überregional bekannt. Damit liegen zwei der größten Brauereien Deutschlands nur wenige Kilometer entfernt voneinander. Erwähnenswert ist auch die Privatbrauerei Iserlohn mit ihren Bierspezialitäten aus dem Grüner Tal in Iserlohn.

Tourismus

Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts wurde vor allem das obere Sauerland Ziel von erholungssuchenden Bewohnern des Industriereviers und der Großstädte. Diese neuen Verdienstmöglichkeiten trugen dazu bei, die hohen Abwandererzahlen dieser Gebiete zu verkleinern. Vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das (obere) Sauerland zu einem Zentrum des Tourismus. Die Wälder und die kleinen Städte machen es zum Wandern sehr attraktiv, und viele Städte sind wegen ihrer guten Luftqualität Kurorte. Die höheren Erhebungen sind zudem beliebte Wintersportgegenden, vor allem für niederländische Touristen. Weltweit bekannt sind die Bob- und Rodelbahn in Winterberg und das Skispringen im hessischen Willingen. Insbesondere nach der Jahrtausendwende wurde in diesem Bereich stark investiert. Es entstand die Wintersportarena Sauerland mit zahlreichen Schneekanonen, eine Mountainbikearena und der 154 Kilometer lange Rothaarsteig, der Sauer-, Siegerland und das Lahn-Dill-Bergland verbindet.

Verkehr

Straßen und Wege

Frühgeschichtliche Wege im südlichen Sauerland

Straßen, Landstraßen, Hohlwege oder Feldwege bestanden vielfach schon vor dem Mittelalter. Dazu gehörten die über 1000 Jahre alte und rund 500 km lange Heidenstraße, die von Leipzig über Kassel nach Köln führte, der Römerweg sowie der Kriegerweg, der Siegen mit Paderborn verband.

Bis ins 19. Jahrhundert führten die bis dahin unbefestigten und kaum unterhaltenen „Verkehrswege“ vorzugsweise über die Höhen, weil die Täler wegen der unregulierten Gewässer häufig unpassierbar waren.[7] Im Sauerland waren die Fuhrleute bis weit ins 19. Jahrhundert hinein ein wichtiger Beruf, der in einigen Gebieten teilweise auch den Mangel an anderen Verdienstmöglichkeiten kompensieren konnte.[8]

Alte Hönnebrücke

Affeln war bekannt als Kreuzungspunkt eines Wegenetzes, das in viele Himmelsrichtungen ging. Auch die damalige Königstraße führte über diesen Ort. Je nach Witterung nur schwer passierbar war die Hönnetalstraße von Menden über Balve nach Werdohl. Neben den Furten waren gut passierbare Brücken .über die Hönne wichtige Übergänge z.B. von Küntrop nach Garbeck, die Brücke vor dem alten Balver Stadttor (abgerissen), die Brücke von Sanssouci nach Beckum, die sehr alte, denkmalgeschützte Brücke in Volkringhausen, sowie die Brücken in Lendringsen und in Menden. Im schwer passierbaren Hönnetal soll es im Mittelalter der Sage nach häufig zu Raubüberfällen gekommen sein; die Burg Klusenstein galt als "Raubritterburg".

Straßen mit befestigtem Oberbau, bzw. einer Packlage aus Schotter, sogenannte Chausseen wurden erst zu Ende des 18. Jahrhunderts gebaut. Die erste im Sauerland war die in dieser Region um 1780 gebaute Holland-Frankfurt-Straße, die von den Niederlanden kommend über Wesel, Essen, Hagen, Halver, Meinerzhagen, Drolshagen, Olpe, Kreuztal, Siegen, Dillenburg und Wetzlar nach Frankfurt führte, im Sauerland allerdings nur Stückwerk blieb. König Friedrich Wilhelm II. (1786–1797) ordnete an, dass „Kunststraßen“ mit gewölbtem Profil gebaut werden sollten, besonders im „Suderlandischen Theile“ der Grafschaft Mark, und zwar wegen der Felsen mit einer Breite von wenigstens 12 bis 16 Fuß.

Bei der Übernahme seiner Amtsgeschäfte fand der Oberpräsident Ludwig von Vincke außer der die Holland-Frankfurt-Straße nur drei teilweise fertiggestellte Chausseen im ehemaligen Herzogtum Westfalen vor: die heutige B7 von Canstein (Marsberg) über Brilon, Meschede und Arnsberg nach Menden, die Straße zwischen Werl und Olpe über Wickede, Neheim, Hüsten und Sundern und die Straße von Meschede nach Grevenbrück. Erst mit dem Bau der Minden-Koblenzer Chaussee in den 1830er Jahren begann eine Erschließung der Region durch ein vollkommen neues Straßennetz mit befestigten Straßen, bei deren Trassierung auch auf eine geringere Steigung geachtet wurde..[9] Gleichzeitig gerieten viele der uralten Fernstraßen und Fuhrmannswege in Vergessenheit und sind heute nur noch als zugewachsene Hohlwege in der Landschaft erkennbar.

Um die Straßen in Ordnung zu halten, wurde an Schlagbäumen Wegegeld erhoben, so in Holzen, Sanssouci, auf der Kuschert bei Blintrop, auf der Wilhelmshöhe, bei Buchholz zwischen Neuenrade und Altena und in Finnentrop an der Lennebrücke.

Die Erschließung durch Autobahnen erfolgte erst sehr spät und auch nicht so flächendeckend, wie in anderen Regionen, weil die schwierige Topographie den Bau sehr verteuert. Am 25. Oktober 1971 wurde die Sauerlandlinie (A45) für den Verkehr freigegeben. Am 7. Dezember 1976 wurde das letzte Teilstück der Autobahn Köln – Olpe (A 4) dem Verkehr übergeben, der Weiterbau über das Kreuz Olpe Süd hinaus durch das Rothaargebirge zum Kirchheimer Dreieck wurde zurückgestellt. Seit dem 1. Dezember 2006 ist allerdings der Anschluss zur Hüttentalstraße bei Krombach in Betrieb. Den Norden des Sauerlandes erschließt die noch nicht ganz fertiggestellte Bundesautobahn 46 Hagen - Iserlohn- Hemer, Arnsberg - Bestwig.


Eisenbahnen

Bahnhof Letmathe in Iserlohn-Genna

Bergisch-Märkische Eisenbahn-Gesellschaft

Das Sauerland wurde trotz der bis 1833 zurückreichenden Planungen erst relativ spät vom Eisenbahnverkehr erschlossen. Entscheidende Bedeutung für diese Entwicklung kommt der 1843 gegründeten Bergisch-Märkischen Eisenbahn-Gesellschaft (BME) zu. Dieses Unternehmen war im 19. Jahrhundert die zweitgrößte (nominell private) Eisenbahngesellschaft im Königreich Preußen und darüber hinaus in Deutschland. Sie schuf in rund zwei Jahrzehnten den Kern des Schienennetzes, wie es bis auf den heutigen Tag im Sauerland noch besteht.

Den Anfang machte im Jahre 1859 die Ruhr-Sieg-Strecke von Hagen, das schon seit 1848 an den Eisenbahnverkehr angeschlossen war, bis nach Letmathe bei Iserlohn.[10]

Diese Bahnlinie, von der 1864 in Letmathe die Iserlohner Bahn nach Iserlohn – damals „eine der bedeutendsten Fabrikstädte Westphalens“ (Baedeker 1846) – abzweigte, erreichte im Lennetal weiter aufwärts 1860 Altena. Im Jahre 1861 wurde von dort der Hauptanteil der Ruhr-Sieg-Strecke über Werdohl, Plettenberg, Finnentrop und Altenhundem bis zum Endpunkt in Siegen vollendet.

Von Finnentrop aus wurde das Biggetal durch die Biggetalbahn 1874 bis Attendorn und 1875 bis zur Kreisstadt Olpe erschlossen. Ab 1880 war Rothemühle im Süden des Kreises Endpunkt dieser Bahn.

Die bedeutende Stadt Lüdenscheid wurde 1874 ebenfalls von Hagen durch die Volmetalbahn erschlossen, die zunächst Brügge, dann 1880 die auf der Höhe liegende ehemalige Beistadt der Hanse erreichte.

In den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts erschloss die BME auch den Norden des Sauerlandes durch die Obere Ruhrtalbahn. Von Schwerte her führte der Schienenstrang 1870 bis zur Bezirkshauptstadt Arnsberg mit einer 1872 eröffneten Zweigbahn von Fröndenberg nach Menden. Entlang der Ruhr konnten die Eisenbahnzüge 1871 bis zur Kreisstadt Meschede fahren, 1872 bis Bestwig und im Jahr 1873 jenseits des Gebirgszuges im Diemeltal abwärts über Marsberg weiter in Richtung Warburg. Die letzte Bahnstrecke im Sauerland, die noch von der BME geplant worden war, wurde 1882 von Menden bis Hemer in Betrieb genommen und 1885 über den neu errichteten Iserlohner Ostbahnhof bis Iserlohn weitergeführt.

Als die preußische Verkehrspolitik die Verstaatlichung der großen Privatbahngesellschaften betrieb, konnte auch die BME nicht mehr länger selbständig bleiben. Mit Beginn des Jahres 1882 übergab sie die Betriebsführung an die Preußische Staatsbahn, die ab 1. Januar 1886 auch Eigentümerin geworden ist. Die Strecken unterstanden nunmehr der Eisenbahndirektion in Elberfeld.

Staatliche Nebenbahnen

Güterabfertigung des Bahnhofs Iserlohn (2006 abgerissen)

Den Anfang machte die in Altenhundem von der Ruhr-Sieg-Strecke abzweigende Bahn über Schmallenberg nach Fredeburg, die zwischen 1886 und 1889 dem Verkehr übergeben wurde. In den Jahren 1891/92 verlängerte man die Volmetalbahn von Brügge über Meinerzhagen in Richtung Marienheide und Gummersbach.

Nach einer Pause im Bahnbau verdichtete die Preußische Staatsbahn in der Zeit von der Jahrhundertwende bis zum Ersten Weltkrieg das Schienennetz im Sauerland durch folgende Querverbindungen: 1900/01 wurde vom Bahnhof Brilon Wald an der Bahn im Hoppecketal die 7 km entfernte Stadt Brilon angeschlossen und eine Verbindung über Büren nach Paderborn hergestellt. 1902–08 folgte die Querverbindung von Nuttlar an der Oberen Ruhrtalbahn nach Winterberg und weiter ins hessische Edertal. 1903 erhielt Olpe eine Strecke nach Westen über Drolshagen nach Bergneustadt. 1907 wurde die Strecke Olpe–Rothemühle nach Süden in Richtung Freudenberg und Betzdorf verlängert. 1910 erhielt Iserlohn eine dritte Bahnlinie, nämlich von Dortmund über Schwerte; ferner wurde Oberbrügge über Halver und Anschlag, wo es eine Abzweigung nach Radevormwald gab, mit Wipperfürth verbunden. 1911 wurden Obere Ruhrtalbahn und Ruhr-Sieg-Strecke durch die Strecke von Wennemen nach Finnentrop verbunden; eine Abzweigung führte von Wenholthausen nach Fredeburg, wo bereits seit 1889 ein Anschluss nach Altenhundem vorhanden war. 1914 konnte man von Brilon Wald durchs Waldeckische Upland nach Korbach und von Altenhundem nach Birkelbach bei Erndtebrück fahren.

Außerdem führten Stichbahnen seit 1912 im Hönnetal von Menden über Balve nach Neuenrade (Hönnetalbahn) und seit 1915 von Plettenberg nach Herscheid. Die Strecke Meinerzhagen–Krummenerl entstand erst 1927 unter der Regie der Deutschen Reichsbahn.

Privat- und Kleinbahnen

Trotz der Bestrebungen der Preußischen Staatsbahn, ihr Netz durch den Erwerb von Privatbahn-Gesellschaften zu vergrößern und zu vereinheitlichen, blieb kleineren Unternehmungen auch in den folgenden Jahren die Chance eröffnet, ihre Selbständigkeit zu bewahren.

Von der parallel zu der uralten Handelsstraße des „Hellwegs“ im Norden des Sauerlandes im Jahre 1850 durch die Preußischen Staatsbahn in Betrieb genommenen Bahnlinie Hamm – Soest – Lippstadt – Paderborn führte seit 1883 die „Warstein-Lippstadter Eisenbahn-Gesellschaft“ ins Bergland hinein. Nach der Umbenennung in Westfälische Landes-Eisenbahn AG kam in den Jahren 1898/99 die Strecke Brilon Stadt – Soest hinzu, die mit der Warsteiner Bahn in Belecke kreuzte.

Die Kreis Altenaer Schmalspur-Eisenbahn AG (KAS) eröffnete 1887 von der Ruhr-Sieg-Strecke her zwei Schmalspurbahnen nach Lüdenscheid, die „Rahmedetalbahn“ von Altena und die „Versetalbahn“ von Werdohl, deren letztes Stück ab Augustenthal erst 1905 vollendet wurde. Im Jahre 1888 hatte die KAS noch die „Hälvertalbahn“ Halver – Schalksmühle in Betrieb genommen.

Eine weitere Verdichtung des Eisenbahnnetzes brachte das Preußische Kleinbahngesetz von 1892, das den Bau von Klein- und Straßenbahnen erheblich vereinfachte und verbilligte:

Die seinerzeit noch selbständige Stadt Neheim-Hüsten wurde Bahnknotenpunkt, als die AG Ruhr-Lippe-Kleinbahnen 1898 von hier eine Schmalspurbahn nach Soest mit einer Abzweigung (1908) zum Möhnesee und 1907 eine dreischienige Linie parallel zur Hauptbahn im Ruhrtal nach Arnsberg Jägerbrücke in Betrieb nahmen. Später wurden die Strecken umgespurt; die verbliebenen Abschnitte gehören heute zur Regionalverkehr Ruhr-Lippe GmbH (RLG). Als dritte von Neheim-Hüsten ausgehende Kleinbahnstrecke wurde im Jahre 1900 durch die Westdeutsche Eisenbahn-Gesellschaft AG die Röhrtalbahn nach Sundern eröffnet.

Doppelstockbrücke für Straße und Schiene über den Biggesee

Im Osten der Winterberger Hochfläche führte ab 1902 als weitere Schmalspurbahn die Kleinbahn Steinhelle-Medebach GmbH von Steinhelle zur Stadt Medebach. Bemerkenswert waren die zwei Spitzkehren, mit deren Hilfe die Höhendifferenz von mehr als 300 m überwunden wurde.

Den Anschluss der Stadt Plettenberg mit vielen Industriebetrieben an den Staatsbahnhof im Lennetal besorgte ab 1896 die meterspurige Plettenberger Straßenbahn AG, die 1902/03 noch Zweiglinien in die Seitentäler folgen ließ; jedoch wurde die Bahn auch in späteren Jahren nicht elektrifiziert .

In Stadt und Kreis Iserlohn entstand zwischen 1901 und 1927 ein ausgedehntes Netz elektrischer Klein- und Straßenbahnen, das auch die Städte Altena, Hemer und Hohenlimburg berührte. Bauherr und Betreiber war die Westfälische Kleinbahnen AG, die sich ab 1942, nachdem der Kreis Iserlohn mehr als 50 % des Kapitals übernommen hatte, Iserlohner Kreisbahn AG nannte.

Stilllegungen

In den Jahren nach der Währungsreform von 1948 begannen sowohl die Deutsche Bundesbahn als auch die Privatbahn-Gesellschaften, zunächst den Personenverkehr auf den Nebenstrecken auszudünnen und schließlich durch Omnibuslinien zu ersetzen. Auch der vielfach noch bestehende Güterverkehr wurde nach und nach ein Opfer der Rationalisierungsbemühungen. So wurde mehr als die Hälfte des Schienennetzes überflüssig und abgebaut. Nur auf wenigen Strecken verkehren heute noch ausschließlich Güterzüge.

So existiert heute unter der Regie der DB Regio NRW GmbH und der Abellio Rail NRW nur noch ein Grundnetz. Die Feinverteilung im ÖPNV in der Fläche des ländlichen Raumes obliegt in weiten Teilen dem Omnibusverkehr bzw. findet nicht statt.

Kultur

Winter im Sauerland bei Brilon

Die Kultur im Sauerland ist stark geprägt durch den fest verwurzelten Katholizismus seiner Bewohner. Als Teil des Kulturraumes Westfalen ist die Kultur des Sauerlandes mit der Aufteilung in Hochsauerland und dem eher protestantisch geprägten Märkischen Sauerland jedoch nicht einheitlich ausgeprägt.

Volksfeste und Brauchtum

Zum kulturellen Leben fast jeder sauerländischen Gemeinde gehören in erster Linie die jährlichen Schützenfeste. In nahezu jedem Dorf lässt sich ein Schützenverein (vor allem in der ehemaligen Grafschaft Mark) oder eine -brüderschaft (vor allem im ehemaligen Kurköln) finden.

In den ehemals kurkölnischen Gebieten ist Karneval ein weiteres beliebtes Volksfest. Höhepunkt einer jeden Session sind die Rosenmontagszüge (teilweise finden die Umzüge, wie zum Beispiel in Menden, auch am Tulpensonntag statt). Einer der längsten Rosenmontagszüge des Sauerlandes ist der in Warstein-Belecke.

Auch Heimatvereine engagieren sich meist auf lokaler Ebene stark in der Brauchtumspflege und sind im ehemals kurkölnischen Sauerland im Sauerländer Heimatbund und im märkischen Sauerland im Heimatbund Märkischer Kreis zusammengefasst. Diese sind wiederum im Dachverband des Westfälischen Heimatbundes integriert.

Bühnen und Theater

Die Karl-May-Festspiele auf einer Freilichtbühne in Elspe finden jährlich von März bis Oktober statt. Diese wurden durch Pierre Brice, den Hauptdarsteller in den Winnetou-Filmen, berühmt, als er für mehrere Spielzeiten die Hauptrolle in Elspe übernahm. Weitere Freilichtbühnen gibt es in Herdringen bei Arnsberg und Hallenberg. Bekannt als Theaterspielstätte und Veranstaltungsort für Konzerte jeder Art ist die Balver Höhle. Im Arnsberger „Sauerlandtheater“, im Iserlohner „Parktheater“ und im Lüdenscheider „Kulturhaus“ gastieren vor allem auswärtige Ensembles. Dagegen ist die Arnsberger neue „Kulturschmiede“ ständiger Spielort des Experimentaltheaters „Teatron“ von Yehuda Almagor.

Kunst und Musik

Regelmäßige kulturelle Veranstaltungen sind unter anderem der „Kunstsommer“ in Arnsberg mit einem breiten Spektrum zwischen bildender und darstellender Kunst. Über die Region hinaus bekannt sind die „Drüggelter Kunststückchen“ als das kleinste Musikfestival Westfalens. An verschiedenen Spielstätten im Hochsauerlandkreis findet ebenso regelmäßig das Festival „Sauerland-Herbst“ statt. Auf der Burg Altena findet jährlich der „Burgrock“ statt, bei dem schon Fury in the Slaughterhouse oder MIA, aber auch Nachwuchsbands aus der Region spielen. Ein weiteres bekanntes Rockfestival ist das Under the bridge in Neheim. Jährlich finden sich zu den Meisterkursen bedeutender internationaler Solisten im Rahmen der „Iserlohner Herbsttage für Musik“ sowie zum international beachteten „Iserlohner Gitarrensymposion“ Musiker aus ganz Deutschland und darüber hinaus ein.

Einzelne Teile des Sauerlandes wurden schon im 19. Jahrhundert von Musikern besungen. Seit den 1980er Jahren gehört das Lied „Sauerland“ von „Zoff“ zum musikalischen Gemeingut der gesamten Region. Auch die Band „Foyer des Arts“ hat das Sauerland in einem ihrer Lieder genarrt; so werden Aussagen über die Stadt Iserlohn getroffen, wie z. B. „Also die gastfreundlichsten Leute wohnen immer noch in Iserlohn“ sowie „Und die Stadt ist so sauber, und die Jugendlichen so gepflegt und ordentlich.“ Außerdem veröfffentlichte die Punkband „die Kassierer“ das (für ihre Verhältnisse sehr wenig vulgäre) „Sauerlandlied“.

Von den lokalen und regionalen Bands hat vor allem die politische Hip-Hop-Band der ersten Stunde Anarchist Academy aus Lüdenscheid und Iserlohn deutschlandweit für Aufmerksamkeit gesorgt, deren Haupttexter Hannes Loh später mit mehreren Büchern über die Entstehung der deutschen Hip-Hop-Szene reüssierte und regelmäßig Beiträge für die größte deutsche Musikzeitschrift Intro verfasste.

Sprache und Literatur

Im Gegensatz zu anderen westfälischen Regionen wie dem Ruhrgebiet konnte sich im ländlichen Sauerland das Westfälische noch bis in die 1960er Jahre als dominierende Verkehrssprache behaupten. Mittlerweile wird Niederdeutsch jedoch hauptsächlich nur noch von der älteren Bevölkerungsgruppe „'eküert“, da eine Weitergabe an nachfolgende Generationen nicht erfolgt ist. Auch die passive Sprachkompetenz ist vor allem im Märkischen Sauerland stark rückläufig. Trotz Engagements von Vereinen und Schulen kann das Westfälische im Sauerland als moribund betrachtet werden. Man geht davon aus, dass in der nächsten Generation das Niederdeutsch ausgestorben sein wird. Die heutige hochdeutsche Umgangssprache im Sauerland enthält jedoch oft noch plattdeutsche Elemente, wie das „dat“ und „wat“. Charakteristisch für das Sauerland ist das westfälische „woll?“ (verneinend „wonich?“), das an das Satzende gestellt wird, um die Zustimmung des Zuhörers zu erfragen. Bei der jüngsten Generation wird es durch das Rheinische „ne?“ verdrängt.

Im 19. und frühen 20. Jahrhundert wurden die niederdeutschen Sprachformen wissenschaftlich erforscht (z. B. Friedrich Leopold Woeste) und von einigen Schriftstellern (z. B. Christine Koch, Friedrich Wilhelm Grimme) auch für Lyrik- und Prosaarbeiten, oft mit regionalen Handlungsbezügen verwendet. Die „Christine-Koch-Gesellschaft“ unterhält in Schmallenberg ein „Sauerländer Literaturarchiv“ mit rund 2.000 Periodika und Büchern. Die Bibliothek ist in Schmallenberg im „Schmalen Haus“ neben dem Rathaus untergebracht. Als eine moderne Art, sich der Region schriftstellerisch zu nähern, stoßen verschiedene Sauerlandkrimis (z. B. von Kathrin Heinrich, Friedel Thiekötter) seit einigen Jahren auf wachsendes Interesse. Im Jahr 2005 fand die Criminale daher im Sauerland statt.

Jugendherbergswesen

Sauerland bei Meinerzhagen

In der Burg Altena eröffnete Richard Schirrmann 1912 die erste ständige Jugendherberge der Welt. Nach einer mehrtägigen Wanderung mit seinen Schülern, bei der die Gruppe während eines Unwetters mangels Alternativen spontan ein Behelfsquartier in der Dorfschule in Bröl (Hennef) einrichten musste, entwickelte Schirrmann die Idee eines flächendeckenden Netzwerkes derartiger Jugendherbergen, die schnell in ganz Deutschland Unterstützung fand. Schirrmann fungierte als erster Herbergsvater in Altena. Diese Herberge ist bis heute museal erhalten. Weitere sauerländische Jugendherbergen existieren in Altena (Stadt), Bilstein, Brilon, Meinerzhagen, Meschede, Olpe-Stade, Finnentrop-Heggen, Finnentrop-Bamenohl (privat), Neuastenberg und Schmallenberg. Die Jugendherberge in Kirchhundem-Oberhundem wurde zum 31. Oktober 2006 aufgegeben. Früher existierten auch Häuser in Attendorn, Iserlohn, Olpe und Arnsberg.

Kulinarische Spezialitäten

Die Potthucke ist ein mit Mettwurst gefüllter Kartoffelauflauf. Allgemein gelten deftige Speisen wie Bockwurst und Pumpernickel als typisch sauerländisch. Im Sauerland weit verbreitet ist auch die sogenannte Rinderwurst; aus Rindfleisch wird ebenfalls die Pfefferwurst hergestellt.

Aus dem Sauerland stammen die bekannten und umsatzstarken Biersorten Warsteiner und Veltins. Erwähnenswert ist auch die überregional aktive Privatbrauerei Iserlohn, die über Produktionsstättten in Iserlohn und Gießen verfügt. Daneben existieren weitere kleinere auf dem regionalen Markt agierende Brauereien.

Sport

Sportlich bedeutend ist im Sauerland vor allem der Wintersport. Im Hochsauerland, zum Beispiel in Winterberg, befinden sich Ski- und Rodelhänge. Die Rodel- und Bobbahn Winterberg ist Standort im Weltcup, die Mühlenkopfschanze Willingen bildet jährlich einen der stimmungsvollsten Skisprung-Wettbewerbe. Eine Sommersprungschanze gibt es in Meinerzhagen. Iserlohn ist Standort der in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) spielenden Iserlohn Roosters, Spielstätte ist hier die Eissporthalle am Seilersee. In Iserlohn beheimatet sind ebenfalls der Rollhockey-Erstligist ERG Iserlohn, der Basketball-Zweitligist Iserlohn Kangaroos und der Fußball-Oberligist SF Oestrich-Iserlohn, in Lüdenscheid ist der ehemalige Fußball-Zweitligist Rot-Weiß Lüdenscheid ansässig. Im Handballsport ist das Sauerland höherklassig durch die SG Schalksmühle-Halver (Regionalliga) vertreten.

Einer der mitgliederstärksten Sportvereine im Sauerland ist der TuS Iserlohn, der über 3.000 Mitglieder besitzt.

Reitzentren im Sauerland sind Balve, in dem mit dem Balve Optimum jährlich ein international bedeutendes Reitturnier stattfindet und das Heimat des Ehrenvorsitzenden der Deutschen Reiterlichen Vereinigung, Dieter von Landsberg-Velen, geworden ist, und Warstein, dessen Brauerei die Warsteiner Champions Trophy austrägt und das den erfolgreichen Springreiter Alois Pollmann-Schweckhorst hervorgebracht hat. Das Springreiten ist dabei die Haupt-Pferdesportart in diesen Orten.

Weitere Sporteinrichtungen zur Freizeitgestaltung sind unter anderem Erlebnisbäder in Arnsberg-Hüsten, Bad Fredeburg („Sauerlandbad“), Finnentrop, Iserlohn („Seilerseebad“), Olpe, Plettenberg, Warstein („Allwetterbad“) und Winterberg sowie Sommerrodelbahnen auf der Sackpfeife, in Winterberg, Bestwig (Fort Fun) und Olsberg-Bruchhausen (Sternrodt).

Der Sauerländer Gebirgsverein ist der größte Verein der Region mit über 50.000 Mitgliedern. Der SGV für Wandersport und Nordic Walking organisiert Veranstaltungen und engagiert sich im Naturschutz.

Sehenswürdigkeiten

Natur

Sorpesee (Ausgleichsweiher)
Damwild im Sauerland
Wald bei Scharfenberg

Das Sauerland ist geprägt durch eine Mittelgebirgslandschaft mit Misch- und Nadelwäldern. Daher wird es manchmal auch als Land der tausend Berge bezeichnet. In den Jahren 1961 bis 1965 wurden mehrere Landstriche als Naturparks ausgewiesen. Im Norden zwischen Ruhr und Möhne liegt der Naturpark Arnsberger Wald. Der Naturpark Rothaargebirge breitet sich über das Hochsauerland, Wittgenstein und Teile von Südsauerland und Siegerland aus. Im Dreieck von Sorpe, Henne und sauerländischem Lennegebirge findet man den Naturpark Homert. Südwestlich hiervon schließt sich der Naturpark Ebbegebirge an. Zwischen Brilon und Marsberg befindet sich der Naturpark Diemelsee im Grenzgebiet zu Waldeck.

Der Orkan Kyrill vom Januar 2007 hat vor allem in den Nadelwäldern erhebliche Zerstörungen durch Windbruch hinterlassen.

In den Kalksteingebieten des nördlichen Sauerlandes gibt es zahlreiche Karsthöhlen, von denen einige zu Schauhöhlen ausgebaut wurden und besichtigt werden können. Eine der größten in Deutschland ist die Atta-Höhle in Attendorn. Weitere Schauhöhlen sind die Dechenhöhle in Iserlohn, die Heinrichshöhle in Hemer, die Reckenhöhle in Balve und die Bilsteinhöhle bei Warstein. Andere bedeutende Geotope sind die Bruchhauser Steine und das Felsenmeer in Hemer.

Südlich von Bestwig befindet sich die Plästerlegge, der höchste Wasserfall in Nordrhein-Westfalen.

Für die Tier- und Pflanzenwelt hat das Sauerland überregionale Bedeutung. Das Rothaargebirge hat im Raum Winterberg, Olsberg und Brilon seine höchsten Erhebungen mit dem Kahlen Asten und der Umgebung der Niedersfelder Hochheide, der Plästerlegge (Wasserfall bei Elpe) und der Bruchhauser Steine. Hier sind auf Grund der besonderen Klimalage und der Höhenlagen von über 800 Meter von einigen Tier- und Pflanzenarten die einzigen Vorkommen in NRW. Alpen-Milchlattich (Cicerbita alpina), Alpen-Bärlapp (Diphasiastrum alpinum) und Zweiblütiges Veilchen (Viola biflora) sind hier zu erwähnen. Auch das Kalkgebiet der Briloner Hochfläche mit den Magerrasen an den Kalkkuppen weisen eine einzigartige Vegetation auf. Als Besonderheiten seien Quendel-Sommerwurz (Orobanche alba) und Steppenfenchel (Seseli annuum) genannt. Eine weitere Besonderheit sind die Karstquellen der Alme mit seiner einzigartigen Vegetation und dem Vorkommen des Pryenäen-Löffelkraut (Cochlearia pyrenaica). Die Medebacher Bucht ist als Europäisches Vogelschutzgebiet (Important Birdarea) ausgewiesen. Insbesondere die bedeutenden Vorkommen des Raubwürger, Neuntöter und Braunkehlchen haben dazu beigetragen. Der Marsberger Raum mit dem Diemelgebiet ist durch die ausgedehnten Kalkmagerrasen aus Zechsteinuntergrund über die Grenzen bekannt. Bekannt ist auch das Felsenmeer in Hemer, das dadurch entstand, dass die dort vorher vorhandene Höhlenlandschaft einstürzte.

Als Ausflugziele auch für Einwohner des Ruhrgebiets und aus den Niederlanden beliebt sind die vielen Stauseen, die in erster Linie für die Wasserversorgung der Großstädte gebaut wurden. Der Sorpesee auf Sunderner Stadtgebiet und der Biggesee zwischen dem Märkischen Kreis und dem Kreis Olpe gelten dabei als die beliebtesten. Nach dem Möhne- und dem Diemelsee sind sogar anliegende Gemeinden benannt. Um diese Seen hat sich größtenteils eine gute Tourismus-Wirtschaft mit Gastronomie und Freizeitmöglichkeiten zur Naherholung gebildet.

Für den Erhalt der Kulturlandschaft mit der hohen Artenvielfalt setzt sich im Hochsauerlandkreis insbesondere der Verein für Natur- und Vogelschutz im HSK (VNV) ein. Weiterhin bestehen in den einzelnen Landkreisen Biologische Stationen, die durch das Land gefördert werden.

Historische Bauwerke

Vor allem im ehemaligen Grenzgebiet zwischen der Grafschaft Mark und dem Erzbistum Köln bestehen noch heute einige Burgen. Als Stammburg der Grafen von der Mark fungierte die Burg Altena, nach der auch die benachbarte Stadt benannt wurde. In der Burg wurde die weltweit erste Jugendherberge eröffnet. Direkt an der Grenzlinie angelegt war die Burg Klusenstein auf einem Felsen des Hönnetals. Die Burg Eversberg, die heute nur noch in Ruinen erhalten ist, sollte den Besitz des Grafen von Arnsberg gegen Kurköln schützen. Die Burg Schnellenberg in Attendorn stand unter kölnischer Lehnshoheit und wird 1222 erstmals urkundlich erwähnt. Über 800 Jahre alt ist die Burg Bilstein, die seit 1927 als Jugendherberge dient. Auch im Grenzgebiet zur Grafschaft Waldeck erbaute Kurköln Burgen, so Padberg und die Burg Canstein.

Eine weiteres historisch bedeutsames Bauwerk, von dem seit dem Siebenjährigen Krieg allerdings nur noch die Ruinen stehen, ist das Schloss Arnsberg, die letzte Heimstatt der Grafen von Werl.

Burg Altena

Das Haus Letmathe im gleichnamigen Iserlohner Ortsteil ist ein Beispiel für einen der vielen Herrensitze im Sauerland. Im Gegensatz dazu ist das Rittergut Listringhausen in Meinerzhagen nicht zu besichtigen. Dennoch gelten beide Gebäude als Wahrzeichen ihrer Stadt. Aus dem ersten Jahrtausend nach Christus ist das Gut Stockhausen in Meschede.

Neben Burgen gibt es im Sauerland auch einige Schlösser. Einige Beispiele besonders bekannter Schlösser: Schloss Bruchhausen in Olsberg, Schloss Dahlhausen in Menden, Schloss Herdringen in Arnsberg, Schloss Körtlinghausen in Rüthen, Schloss Laer in Meschede, Wasserschloss Melschede in Sundern, Schloss Wocklum in Balve und Schloss Neuenhof in Lüdenscheid.

Weitere nicht nur kulturhistorisch interessante Bauwerke sind auch im Sauerland die Kirchen, unter denen die St. Blasiuskirche in Balve als eine der schönsten romanischen Hallenkirchen Westfalens gilt.

Museen

Das einzige Science Center in Nordrhein-Westfalen befindet sich mit der Phänomenta in Lüdenscheid. Auch das historische Museum in dieser Stadt erreicht vor allem mit seinen verschiedenen Wechselausstellungen ein überregionales Publikum. Dasselbe gilt auch für das Sauerlandmuseum in Arnsberg und das Deutsche Höhlenmuseum Iserlohn. Das Deutsche Drahtmuseum in Altena ist weltweit das einzige seiner Art. In Bödefeld existiert im Rahmen der Biologischen Station Hochsauerlandkreis ein naturkundlich orientiertes Erlebnismuseum.

Kulturdenkmäler

Zahlreiche Einrichtungen erinnern in der Region an die alte gewerbliche und industrielle Vergangenheit. Besucherattraktionen sind zweifellos das Erlebnisbesucherbergwerk Ramsbeck in Bestwig und die Historische Fabrikenanlage Maste-Barendorf in Iserlohn. Mit der Wendener Hütte und der Luisenhütte Wocklum sind einige der ältesten Hochofenanlagen Deutschlands zu besichtigen. Für Besucher ist auch der Kilianstollen in Marsberg geöffnet. Zwischen Herscheid und Plettenberg verkehrt zudem die Märkische Museums-Eisenbahn.

Freizeitparks

Sauerland bei Voßwinkel

Bedeutende touristische Zentren sind die großen Freizeitparks, der Panorama-Park in Kirchhundem, der 800.000 m² groß ist, das Fort Fun Abenteuerland in Bestwig mit 400.000 Besuchern jährlich und der 200 ha große Wildwald Voßwinkel mit 120.000 Besuchern jährlich.

Siehe auch

Literatur

Monographien

  • Stefan Baumeier, Christoph Köck (Hrsg.): Sauerland – Facetten einer Kulturregion. Schriften des Westfälischen Freilichtmuseums Detmold – Landesmuseum für Volkskunde. Detmold, 1994. ISBN 3-930271-20-6. Darin Beiträge zu: Symbolik der Region (Ch. Köck), Hausbau (J. Kleinmanns), Heimatschutzbewegung (S. Falk), Freiräume (R. Kirsch-Stracke), Wald und Forst (B. Selter), Möbel (H.-D. Joosten) und Frommes Wohnen (Ch. Aka).
  • Rudolf Brüschke, Norbert Föckeler (Hg.): Jüdisches Leben im Hochsauerlandkreis (=Hochsauerlandkreis Schriftenreihe Bd.III). Fredeburg 1994, ISBN 3-930-27118-4
  • Ernst Dossmann: Auf den Spuren der Grafen von der Mark. Wissenswertes über das Werden und Wachsen der ehemaligen Grafschaft Mark und über den Märkischen Kreis. Iserlohn 1983, ISBN 3-922-88514-4
  • Ernst Dossmann: Papier aus der alten Grafschaft Mark: Papierherstellung und Verarbeitung im Wirtschaftsraum zwischen Volme, Ruhr und Hönne: eine wirtschaftsgeographische und familiengeschichtliche Studie zur Entwicklung eines bedeutsamen südwestfälischen Wirtschaftszweiges im Umkreis der Städte Hagen, Iserlohn, Hemer, Menden, Fröndenberg und Plettenberg. Iserlohn 1987, ISBN 3-922885-33-0
  • Karl-Peter Ellerbrock, Tanja Bessler-Worbs (Hrsg.): Wirtschaft und Gesellschaft im südöstlichen Westfalen. Dortmund 2001, ISBN 3-87023-192-0
  • Jens Friedhoff: Sauerland und Siegerland. 70 Burgen und Schlösser. Stuttgart 2002.
  • Richard Götte: Flora im östlichen Sauerland. Verein für Natur- und Vogelschutz im HSK e.V., 600 Seiten, Verbreitungskarten für alle Farn- und Blütenpflanzen auf dem Gebiet der Städte Brilon, Marsberg, Olsberg, Winterberg, Medebach, Marsberg und der Gemeinde Bestwig, 2007, ISBN 978-3-00-021099-0
  • Friedrich Albert Groeteken: Die Sagen des Sauerlandes, Dortmund, Lensing, 1921
  • Der Hochsauerlandkreis: Entwicklung und Wandel einer Region. Arnsberg 1996, ISBN 3-930264-12-9
  • Albert K. Hömberg: Siedlungsgeschichte des oberen Sauerlandes, Thiele, Güterloh, 1938
  • Peter Kracht: Sauerland, Siegerland und Wittgensteiner Land. Regionen in NRW Bd. 1. Münster 2005.
  • Georg Mieders: Flora des nördlichen Sauerlandes. Balve 2006, ISBN 3-89053-104-0
  • Herbert Nicke: Vergessene Wege. Das historische Fernwegenetz zwischen Rhein, Weser, Hellweg und Westerwald, seine Schutzanlagen und Knotenpunkte. = Geschichte zwischen Berg, Wildenburg und Südwestfalen Band 9. Nümbrecht 2001, ISBN 3-931251-80-2
  • Horst Nieder: Zeitreise durch das Sauerland. Ausflüge in die Vergangenheit. Gudensberg-Gleichen 2006, ISBN 3-8313-1515-9
  • Achim Walder: Sehenswertes im Sauerland. Märkisches-, Südliches- und Hochsauerland, Walder Verlag 2005, ISBN 3-936575-16-9
  • Johannes Wolburg: Das Devon im Gebiet der oberen Lenne. Abhandlungen der Preußischen Geologischen Landesanstalt, Nr. 151, Berlin 1933
  • Der Kreis Iserlohn. Ein dynamischer Lebensraum im Sauerland (mit einführenden Texten von Wulf-Dietrich von Borcke). Sauerland-Verlag, Iserlohn 1972, ISBN 3-87695-011-2

Zeitschriften

  • Südsauerland – Heimatstimmen aus dem Kreis Olpe. Vierteljährlich erscheinende Zeitschrift des Kreisheimatbundes Olpe. ISSN 0177-2899
  • SüdWestfalen Archiv. Landesgeschichte im ehemals kurkölnischen Herzogtum Westfalen und der Grafschaft Arnsberg. Jährlich erscheinende historische Zeitschrift eines Arbeitskreises der Archivare der Region. ISSN 1618-8934
  • Sauerland. Zeitschrift des Sauerländer Heimatbundes. Erscheinungsweise vierteljährlich. ISSN 0177-8110
  • Jahrbuch Hochsauerlandkreis. Hrsg. Hochsauerlandkreis. Erscheinungsweise jährlich.

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Walter, Roland et al.: Geologie von Mitteleuropa. 5. Auflage, Schweizerbarth’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1992. ISBN 3-510-65149-9
  2. Westfälisches Urkundenbuch VII, Nr. 1243
  3. Wolf-Dieter Grün, Sebastian Post: Das Herzogtum Westfalen in der "Neuen Europäischen Staats- und Reisegeographie" (Dresden/Leipzig 1755/57) In: SüdWestfalen Archiv 7. Arnsberg 2007. S. 155 Anmerkung 16 und Harm Klueting: Caspar Christian Voigt von Elspe. In: Westfälische Lebensbilder Band 16 = Veröffentlichungen der historischen Kommission des Provinzialinstitutes für Westfälische Landes- und Volkskunde. Münster 2000. S. 108 ff.
  4. Johann Gottfried Gregorii: Atlas Portatilis oder Compendieuse Vorstellung der gantzen Welt ... , 2. Auflage, Nürnberg 1724 S. 137
  5. Neue Europäische Staats- und Reisegeographie. 8. Band. Dresden/Leipzig ohne Jahr (1755/1757) S.46,50, 87, 697 und Wolf-Dieter Grün, Sebastian Post: Das Herzogtum Westfalen in der "Neuen Europäischen Staats- und Reisegeographie" (Dresden/Leipzig 1755/57) In: SüdWestfalen Archiv 7. Arnsberg 2007. S. 120 ff.
  6. Thomas Hülsken, Jörg Niemeyer u. Hartmut Polenz: Höhlen: Wohn- und Kultstätten des frühen Menschen im Sauerland. Münster, 1991. ISBN 3-927204-07-2
  7. Carl Josef Müller: Vom Verkehrsrecht zu Zeiten der Fuhrleute. In: Michael Senger (Red.): Kiepe, Pflug und Schraubstock. Arnsberg 1999. S. 163–170.
  8. Werner Cordes: Georg Büchner und die Sauerländer Fuhrleute. In: Kiepe, Pflug und Schraubstock, S. 171–174
  9. Alfred Bruns: Straßen und Verkehr im südlichen Westfalen. In: Kiepe, Pflug und Schraubstock, S. 149–183
  10. Wolf-Dieter Grün: Der Bau der Ruhr-Sieg-Strecke vor 140 Jahren. In: An Bigge, Lenne und Fretter., Finnentrop 2001, Heft 13
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