Quelltext der Seite Jewgeni Wiktorowitsch Prigoschin

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[[Datei:Yevgeny Prigozhin (13-06-2023).jpg|mini|hochkant|Jewgeni Prigoschin (2023)]]

'''Jewgeni Wiktorowitsch Prigoschin''' ({{ruS|Евге́ний Ви́кторович Приго́жин}}, wiss. [[Transliteration]] Evgenij Viktorovič Prigožin; *&nbsp;[[1. Juni]] [[1961]] in [[Sankt Petersburg|Leningrad]], [[Russische Sozialistische Föderative Sowjetrepublik|Russische SFSR]], [[Sowjetunion]]; † [[23. August]] [[2023]] bei [[Kuschenkino]], [[Oblast Twer]]) war ein russischer [[Oligarch]] und Anführer der [[Gruppe Wagner]], einer [[Privates Sicherheits- und Militärunternehmen|Privatarmee]] im Dienste des russischen Staates.

In der Sowjetzeit saß Prigoschin als Krimineller mehrjährige Haftstrafen ab. Nach seiner Entlassung 1990 betätigte er sich in der [[Sankt Petersburg]]er Gastronomie und lernte den späteren russischen Präsidenten [[Wladimir Wladimirowitsch Putin|Wladimir Putin]] kennen, durch dessen [[Patronage]] er zu wirtschaftlichem Erfolg und politischem Einfluss gelangte. Unter anderem wurde ihm die Verstrickung in [[Troll-Armee|verdeckte Propagandaaktivitäten der russischen Regierung]] vorgeworfen. Seit 2014 war er der Kopf der Gruppe Wagner, die in mehreren Ländern Afrikas aktiv ist, die sich am [[Russischer Überfall auf die Ukraine seit 2022|russischen Überfall auf die Ukraine]] beteiligte und der zahlreiche Kriegsverbrechen vorgeworfen werden. Während des [[Russisch-Ukrainischer Krieg|russisch-ukrainischen Krieges]] geriet er in Konflikt mit dem [[Verteidigungsministerium der Russischen Föderation|russischen Verteidigungsministerium]] und rief am 23.&nbsp;Juni 2023 zum [[Aufstand der Gruppe Wagner in Russland|Aufstand]] auf. Er marschierte mit seiner Truppe auf [[Moskau]] zu, übernahm kampflos Militäreinrichtungen in [[Rostow am Don]], brach den Aufstand aber schon am folgenden Tag nach Vermittlung des [[belarus]]sischen Diktators [[Aljaksandr Lukaschenka]] ab. Zwei Monate später kamen Prigoschin sowie der militärische Leiter [[Dmitri Walerjewitsch Utkin|Dmitri Utkin]] und weitere Wagner-Leute bei einem bisher ungeklärten [[Absturz einer Embraer Legacy 600 der Gruppe Wagner|Flugzeugabsturz]] ums Leben.

== Leben ==
=== Werdegang ===
==== Familie, kriminelle Aktivitäten und Begegnung mit Putin ====
Prigoschin wurde am 1. Juni 1961 in Leningrad geboren. Seine Mutter arbeitete in einem Krankenhaus,<ref name="Shaun" /> sein Vater starb, als er ein Jahr alt war. Sein Stiefvater war wie sein Vater [[Geschichte der Juden in Russland|Jude]].<ref>{{Internetquelle |url=https://www.juedische-allgemeine.de/politik/vom-vertrauten-zum-aufstaendischen/ |titel=Vom Vertrauten zum Aufständischen |werk=juedische-allgemeine.de |datum=2023-06-24 |abruf=2023-09-19}}</ref> Später besuchte Jewgeni Prigoschin eine Sportakademie.<ref name="Shaun">{{Literatur |Autor=Shaun Walker, Pjotr Sauer |Titel=Yevgeny Prigozhin: the hotdog seller who rose to the top of Putin’s war machine |Sammelwerk=The Guardian |Datum=2023-06-24 |ISSN=0261-3077 | |Abruf=2023-06-24}}</ref> 1979 wurde Prigoschin wegen [[Diebstahl]]s von einem Gericht der [[Sowjetunion]] zu einer Bewährungsstrafe und zwei Jahre später wegen [[Raub]]überfalls, Wohnungseinbrüchen und anderer Delikte, darunter Prostitution Minderjähriger,<ref>{{Internetquelle |titel=Der Ex-Häftling hinter dem Aufstand – Wagner-Chef will Putin stürzen |url=https://www.focus.de/politik/jewgeni-prigoschin-der-mann-hinter-dem-aufstand-wagner-chef-will-putin-stuerzen_id_197274616.html |werk=Focus |abruf=2023-10-01}}</ref> zu 13 Jahren Haft verurteilt.<ref>[https://meduza.io/en/feature/2021/06/29/prigozhin-s-criminal-past-straight-from-the-source ''Prigozhin’s criminal past, straight from the source A complete translation of one of the court documents from the case that sent ‘Putin’s chef’ to prison, four decades ago.''] In: ''[[Meduza]]'', 29. Juni 2021.</ref><ref name=":8" /><ref name=":10">{{Literatur |Autor= |Titel=Jewgenij Prigoschin: Absturz eines Killers |Sammelwerk=Der Spiegel |Datum=2023-08-25 |ISSN=2195-1349 | | url=https://www.spiegel.de/ausland/jewgenij-prigoschin-absturz-eines-killers-a-3f7d89a5-c6d2-45c9-9f20-926985d72f70 | archive-is=20230825074615 | text=Jewgenij Prigoschin: Absturz eines Killers}} |Abruf=2023-08-25}}</ref> Er verbüßte neun Jahre seiner Strafe in einem russischen Straflager und wurde 1990 aus der Haft entlassen.<ref>{{Literatur |Autor=Luke Harding |Titel=Yevgeny Prigozhin: who is the man leading Russia’s push into Africa? |Sammelwerk=The Guardian |Datum=2019-06-11 | |Abruf=2020-10-15}}</ref> Nach seiner Haftentlassung stieg er vom Hotdogverkäufer zum Betreiber des ersten Edelrestaurants in [[Sankt Petersburg]] auf.<ref name=":8" /><ref name=":10" /> In einem Interview beschrieb er, sein Kontakt zu [[Wladimir Wladimirowitsch Putin|Wladimir Putin]] habe bei einem Essen begonnen, bei dem er 2001 Putin und den französischen Präsidenten [[Jacques Chirac]] bewirtet hatte und dem russischen Präsidenten positiv aufgefallen war. Journalisten vermuten jedoch, dass Prigoschin schon früher, in den 1990er Jahren, als er sich in der Sankt Petersburger [[Glücksspiel]]szene betätigt hatte, auf Wladimir Putin getroffen war, der eine Kommission zur Regulierung des Glücksspiels leitete.<ref name="OD310714">[https://www.opendemocracy.net/od-russia/alexandra-garmazhapova/yevgeny-prigozhin-%D1%81aterer-to-kremlin Alexandra Garmazhapova: “Yevgeny Prigozhin: caterer to the Kremlin”], opendemocracy, 31. Juli 2014, abgerufen am 20. Juni 2015.</ref> 2023 gab Putin an, Prigoschin seit den frühen 1990er Jahren gekannt zu haben.<ref>{{Internetquelle|autor=Stanislav Pohorilov |url=https://www.pravda.com.ua/eng/news/2023/08/24/7416974/ |titel=Putin comments on Wagner Group Chief’s plane crash for the first time |werk=pravda.com.ua | sprache=en |datum=2023-08-24 |abruf=2023-08-24}}</ref>
[[Datei:Vladimir Putin 25 May 2002-15.jpg|mini|Prigoschin (im Hintergrund) bewirtet Staatspräsident Wladimir Putin und US-Präsident George W. Bush im Mai 2002]]

==== Prigoschin als Unternehmer ====
Prigoschin war Inhaber eines komplexen Firmen- und Beteiligungsgeflechts, dessen Anteile häufig zwischen seinen Familienmitgliedern hin- und herbewegt wurden. Die Geschäfte seiner Unternehmen wurden von der in [[Sankt Petersburg]] registrierten Firma ''Accent'' überwacht. Diese kontrollierte auch die Kunstgalerie seiner Mutter Violetta, seine Immobilien und die Firmen ''M Invest'', an der Prigoschin den Hauptanteil besaß, und ''M Finans'', die wegen ihrer Verbindungen zur ''Gruppe Wagner'' unter Sanktionen steht. Beide Firmen waren in Operationen der Gruppe in Afrika verwickelt. ''Accent'' selbst gab 2022 lediglich einen Jahresumsatz von umgerechnet 200.000 US-[[Dollar]] und fünf Angestellte an.<ref name="ft_2023-04-26">{{Internetquelle | url=https://www.ft.com/content/03137d7f-6ea0-45eb-9284-d8957a650ba4 | titel=Horses, art and private jets: the charmed life of Russian warlord’s family | autor=Miles Johnson |werk=[[Financial Times]] | datum=2023-04-25 | abruf=2023-10-07 }}</ref>

In den 2000er Jahren begann Prigoschin mit dem Aufbau einer Kette von [[Schnellrestaurant]]s. Das Unternehmen scheiterte; das letzte Restaurant wurde 2011 geschlossen. Mit der Catering-Sparte seiner Firma ''Konkord'' bekam Prigoschin jedoch zahlreiche öffentliche Aufträge, darunter die Lieferung von Essen an Schulen und Kindergärten in Sankt Petersburg<ref name="OD310714" /> sowie an die [[Russische Streitkräfte|russischen Streitkräfte]].<ref name=":8" /><ref name=":10" /> Außerdem begann Prigoschin [[Bankett (Festessen)|Staatsbankette]] auszurichten.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.tagesschau.de/ausland/russland-prigoschin-wagner-101.html |titel=Russland – Wie mächtig ist Prigoschin? |werk=tagesschau.de |datum=2023-01-07 |abruf=2023-01-07}}</ref> Er wurde daher auch als „Putins Koch“<ref>[https://www.sueddeutsche.de/politik/propaganda-aus-russland-putins-trolle-1.1997470-2 ''„Obama wird in der Hölle brennen“.''] ''Süddeutsche Zeitung'', 13. Juni 2014, abgerufen am 15. Juni 2015.</ref> oder „der Koch des Kreml“ bezeichnet.<ref name="NYT050717" /> Prigoschin selbst wies die vor allem im Westen verwendeten Übernamen zurück: „Ich bin nicht Putins Koch, ich kann überhaupt nicht kochen!“<ref>Zita Affentranger: [https://www.tagesanzeiger.ch/prigoschin-prahlt-tobt-und-dann-lobt-er-die-ukrainer-946884311363 ''Prigoschin prahlt, tobt – und dann lobt er die Ukrainer.''] In: ''[[Tages-Anzeiger]]'', 1. Juni 2023.</ref>

Neben der Catering- existierte auch eine weniger bekannte „Management und Consulting“-Sparte von ''Konkord''. Prigoschins Mutter Violetta Kirovna Prigoschina und deren inzwischen verstorbener Ehemann Samuil Fridmanowitsch Tscharkoi bekleideten innerhalb der ''Konkord''-Gruppe verschiedene Positionen.<ref name="ft_2023-04-26" /><ref name="nacp_pp">[https://sanctions.nazk.gov.ua/en/sanction-person/836/ PRIGOZHINA Violetta Kirovna], Національного агентства з питань запобігання корупції (National Agency on Corruption Prevention), abgerufen am 24. Oktober 2023</ref>

[[Datei:Vladimir Putin tours Yevgeny Prigozhin's Concord food catering factory 08.jpg|mini|Wladimir Putin und Jewgeni Prigoschin (2010)]]

Im Jahr 2016 legte der Oppositionelle [[Alexei Anatoljewitsch Nawalny|Alexei Nawalny]] in einem Bericht dar, dass Prigoschin von den Gesamtaufträgen des Verteidigungsministeriums im Wert von 180&nbsp;Milliarden Rubel Aufträge in Höhe von 23&nbsp;Milliarden Rubel bekommen hatte. Vehikel dazu waren laut Nawalny mehrere Unterfirmen, welche sich formal für die öffentlichen Ausschreibungen bewarben, in Wahrheit aber ein [[Monopol]] bildeten.<ref>[https://fbk.info/blog/post/328/ ''FBK enthüllte und bewies das größte Kartell: Der Koch von Putin und 23 Milliarden''], fbk, 10. Mai 2017.</ref><ref>[https://www.nytimes.com/2018/02/16/world/europe/prigozhin-russia-indictment-mueller.html ''Yevgeny Prigozhin, Russian Oligarch Indicted by U.S., Is Known as ‘Putin’s Cook’''], [[New York Times]], 16. Februar 2018: “concluded in 2016 that significant government contracts were going to clusters of fake companies designed to circumvent federal rules on competitive bidding”.</ref> Prigoschin strengte verschiedene Klagen gegen [[Suchmaschine]]nbetreiber an, weil sie nach seiner Meinung der Verbreitung von „falschen Informationen“ über ihn Vorschub geleistet hätten. Die [[Nowaja gaseta]] vermutete im Jahr 2017, er wolle die Sankt Petersburger Onlinezeitung ''Fontanka'' kaufen, die nach kritischen Veröffentlichungen in finanzielle Not geraten war.<ref>[https://www.novayagazeta.ru/articles/2017/10/31/74391-my-ne-predpolagali-chto-nas-budut-zhech-napalmom ''„Wir haben nicht erwartet, dass wir von Napalm verbrannt werden“.''] Nowaja gaseta, 31. Oktober 2017.</ref> Nach Recherchen von Journalisten erwirtschafteten Prigoschins Firmen, u.&nbsp;a. durch den Bau von [[Kaserne]]n, die Verpflegung von Soldaten sowie die Essensversorgung in Bildungseinrichtungen und Krankenhäusern, im Jahr 2022 umgerechnet etwa 52 Millionen Euro Gewinn.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.n-tv.de/politik/Krieg-in-der-Ukraine-fuellt-Prigoschins-Kassen-article24078515.html |titel=Krieg in der Ukraine füllt Prigoschins Kassen |werk=n-tv Nachrichten |datum=2023-04-25 |sprache=de |abruf=2023-04-30}}</ref>

=== Propagandist für Russland ===
2023 berichteten verschiedene europäische Medien über geleakte Dokumente, dass eine [[Medienunternehmen|Medienholding]] den „Grundstein“ für seine folgenden Aktivitäten gelegt habe. So kontrolliere sie diverse russische Nachrichtenseiten, überregionale Medien, habe Militärblogger auf [[Telegram]] finanziert und umfasse auch den [[Podcast]] ''Federal Agency News'' (FAN).<ref>{{Internetquelle |url=https://www.t-online.de/-/100131050 |titel=Wagner-Gruppe: Das geheime Imperium von Putins Söldner-Boss |werk=t-online |datum=2023-02-19 |abruf=2023-02-21}}</ref>
Prigoschin wird die Verantwortung für mehrere Propagandaaktionen zugeschrieben, die allesamt zum Ziel hatten, die Regierung von Präsident Putin in einem positiven Licht darzustellen. So wird Prigoschin als Eigentümer mit der „[[Internet Research Agency|Internet-Forschungsinstitut]]“ (IRA) genannten [[Troll-Armee]] in Verbindung gebracht,<ref>[https://www.telegraph.co.uk/news/worldnews/europe/russia/11656043/My-life-as-a-pro-Putin-propagandist-in-Russias-secret-troll-factory.html ''Tom Parfitt: “My life as a pro-Putin propagandist in Russia’s secret ‘troll factory’”.''] ''The Telegraph'', 24. Juni 2015, abgerufen am 24. Juni 2015.</ref> einer Einrichtung, die [[Propaganda der Russischen Föderation|putinfreundliche Propaganda]] im Internet verbreitet und zur [[Diffamierung]] von Putins Feinden beitragen soll. Weiterhin schickte Prigoschin im Jahr 2013 ein Filmteam in die Vereinigten Staaten, um dort nach russischen Auswanderern zu suchen, die vor laufender Kamera ihre Auswanderung als Fehler bereuen sollten. Ebenfalls wird Prigoschin der Aufbau einer Propagandaeinheit in der ukrainischen Stadt [[Charkiw]] vorgeworfen, die 2013 im Internet Äußerungen gegen den [[Euromaidan]] verbreitete, um so die Menschen gegen die damaligen Entwicklungen in der ukrainischen Hauptstadt Kiew einzunehmen.<ref name="OD310714" /><ref name=":0" /><ref>[https://home.treasury.gov/news/press-releases/jy0628 ''Treasury Sanctions Russians Bankrolling Putin and Russia-Backed Influence Actors.''] In: ''Press Releases'' auf ''treasury.gov'', 3. März 2022; [https://www.nytimes.com/2018/09/25/technology/usareally-russian-news-site-propaganda.html ''Is a New Russian Meddling Tactic Hiding in Plain Sight?''] In: [[New York Times]], 25. September 2018, jeweils abgerufen am 12. Juni 2022.</ref>

Am 16. Februar 2018 wurde Prigoschin nach [[Sonderermittlung zur Beeinflussung des Wahlkampfs in den Vereinigten Staaten 2016|Ermittlungen]] des [[Sonderermittler]]s [[Robert Mueller]] in den Vereinigten Staaten von einer [[Grand Jury]] zusammen mit zwölf weiteren Russen wegen [[Russische Einflussnahme auf den Wahlkampf in den Vereinigten Staaten 2016|Wahleinmischung]] anlässlich der [[Präsidentschaftswahl in den Vereinigten Staaten 2016]] angeklagt.<ref>[https://www.faz.net/aktuell/politik/trumps-praesidentschaft/mueller-klagt-13-russen-an-15453247.html ''Sonderermittler Mueller klagt 13 Russen wegen Wahleinmischung an.''] FAZ.net, 16. Februar 2018.</ref><ref name="ANKLAGESCHRIFT">{{Webarchiv | url=https://www.justice.gov/opa/press-release/file/1035562/download | wayback=20220624081301 | text=Anklageschrift}}; ausgefertigt am 16. Februar 2018, unterschrieben von Robert S. Mueller, III, Special Counsel U.S. Department of Justice, abgerufen am 24. Juni 2022.</ref><ref>{{Internetquelle|url=https://www.sueddeutsche.de/politik/muenchner-sicherheitkonferenz-die-antwort-die-trump-allergroesste-probleme-bereiten-koennte-1.3871774 |titel=Die Antwort, die Trump allergrößte Probleme bereiten könnte |werk=sueddeutsche.de |datum=2018-02-17 |abruf=2018-08-02}}</ref> Für Hinweise, die zur Festnahme führen, hat das FBI eine Belohnung von 250.000 US-Dollar ausgesetzt.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.fbi.gov/wanted/counterintelligence/yevgeniy-viktorovich-prigozhin |titel=Yevgeniy Viktorovich Prigozhin |sprache=en |abruf=2023-06-26}}</ref> Ebenfalls wurden dem von Prigoschin gegründeten Konzern ''Konkord'' mehrere Tarnfirmen zugeordnet, die der Troll-Armee [[Patriot Media Group]] (PMG)<ref name="WATTS">[https://bucketeer-e05bbc84-baa3-437e-9518-adb32be77984.s3.amazonaws.com/public/images/0017bc9f-a683-4cf2-bddd-e1e9019a8998_4477x2484.png Übersichtskarte] in: Clint Watts: [https://clintwatts.substack.com/p/russias-propaganda-and-disinformation?s=r ''Russia’s Propaganda & Disinformation Ecosystem – 2022 Update & New Disclosures''], auf clintwatts.substack.com, 15. Februar 2022, abgerufen am 24. Juni 2022.</ref> zugerechnet werden.<ref>[https://www.nytimes.com/interactive/2018/02/16/us/politics/document-The-Special-Counsel-s-Indictment-of-the-Internet.html ''Read the Special Counsel’s Indictment Against the Internet Research Agency and Others.''] In: ''The New York Times'', 16. Februar 2018. Siehe auch [https://www.justice.gov/opa/pr/grand-jury-indicts-thirteen-russian-individuals-and-three-russian-companies-scheme-interfere ''Grand Jury Indicts Thirteen Russian Individuals and Three Russian Companies for Scheme to Interfere in the United States Political System.''] In: ''Justice.gov'' (englisch).</ref> Prigoschin war mutmaßlich in die Unterstützung einer Revolte in Afrika verwickelt.<ref name="DAILY_BEAST">{{Webarchiv | url=https://www.thedailybeast.com/prigozhin-is-using-afric-to-exploit-africas-anti-colonial-political-revolt | wayback=20220624052004 | text=''Russia Is Using Undercover Racists to Exploit Africa’s Anti-Racist Political Revolt.''}} thedailybeast.com, 8. September 2020, abgerufen am 24. Juni 2022.</ref> Anfang November 2022 – in der Endphase der (Halbzeit-)[[Wahlen in den Vereinigten Staaten 2022|Wahlen in den Vereinigten Staaten]] – schrieb Prigoschin auf [[VKontakte|Vkontakte]] bezüglich russischer Einmischung in US-Wahlen: „Wir haben uns eingemischt, wir tun es und wir werden es weiter tun.“<ref name=":0">{{Literatur |Titel=Vor Midterms: »Putins Koch« gibt Einmischung in US-Wahlen zu |Sammelwerk=Der Spiegel |Datum=2022-11-07 | |Abruf=2022-11-07}}</ref> Anfang 2023 gab Prigoschin offiziell die Gründung und Leitung der Trollfabrik IRA zu, nachdem er von vielen internationalen Medien im Rahmen einer gemeinsamen Recherche zu [[Desinformation]], Propaganda und [[Cyberkrieg|Cyberangriffen]] kontaktiert worden war. In seiner Stellungnahme gab Prigoschin außerdem zu, eine weitere Trollarmee zu unterstützen, die sich als „Cyber Front Z“ bezeichnet und im Internet Desinformation über [[Kriegsverbrechen im Russisch-Ukrainischen Krieg]] betreibt.<ref>{{Literatur |Titel=Putin-Verbündeter Prigoschin brüstet sich mit Gründung von Trollfabrik |Sammelwerk=Der Spiegel |Datum=2023-02-15 |ISSN=2195-1349 | |Abruf=2023-02-16}}</ref>

=== Gruppe Wagner ===
[[Datei:YevgenyPrigozhin.jpg|mini|hochkant|Jewgeni Prigoschin (2010)]]
Prigoschin war mit [[Dmitri Walerjewitsch Utkin|Dmitri Utkin]] ab etwa 2012 an der Schaffung der privaten Sicherheits- und Militärorganisation [[Gruppe Wagner]] beteiligt, die als „privates Sicherheits- und Militärunternehmen“ Söldner zur Durchsetzung russischer Interessen in Krisengebieten einsetzt.<ref name="NYT050717">[https://www.nytimes.com/2017/07/05/world/middleeast/russia-syria-oil-isis.html ''Russia Deploys a Potent Weapon in Syria: The Profit Motive.''] New York Times, 5. Juli 2017.</ref><ref>[https://www.novayagazeta.ru/articles/2017/10/05/74081-pervyy-i-posledniy-boy-slavyanskogo-korpusa ''„Die erste und letzte Schlacht des ‚Slawischen Korps‘“'']. ''Nowaja gaseta'', 5. Oktober 2017.</ref> Dabei wurde die Verbindung Prigoschins zu Wagner in der Öffentlichkeit zunächst verschleiert; spätestens aber seit dem Krieg in der Ukraine trat er öffentlich als Kopf der Organisation auf.

==== Syrien und internationale Krisenherde ====
Jewgeni Prigoschin galt als Inhaber eines Firmennetzwerks, zu dem auch die Ölfirma ''Evro Polis'' gehört. ''Evro Polis'' soll im [[Bürgerkrieg in Syrien]] Rechte für Anteile aus der Ausbeutung von Ölquellen in Syrien erhalten haben, deren Vergabe nach Presserecherchen an die Bedingung geknüpft war, die Quellen zunächst mit eigenen Kräften von der Terrormiliz [[Islamischer Staat (Organisation)|IS]] zu erobern und zu sichern. Prigoschin soll mit Evro Polis seit 2016 einen Vertrag mit der syrischen Regierung haben, nach dem 25 % der Gewinne aus Öl- oder Gasfeldern an ''Evro Polis'' fallen, wenn russische Söldner die Anlagen zuvor vom [[Islamischer Staat (Organisation)|Islamischen Staat]] erobert haben.<ref>Ellen Nakashima, Karen DeYoung, Liz Sly: [https://www.washingtonpost.com/f4ef050c-1781-11e8-8b08-027a6ccb38eb_story.html ''Putin ally said to be in touch with Kremlin, Assad before his mercenaries attacked U.S. troops.''] In: ''The Washington Post'', 23. Februar 2018.</ref> Darüber hinaus wird die Gruppe Wagner für verdeckte Operationen in ausländischen Konfliktherden eingesetzt, überwiegend in Asien und in Afrika, um im Ausland russische Interessen militärisch vertreten zu können, ohne dabei mit offiziellen Streitkräften einzugreifen.

Nach dem Nichteingreifen der russischen Armee bei US-amerikanischen Luftangriffen auf Wagner-Söldner im Jahr 2018 in Syrien verstärkte sich Prigoschins Groll gegen den russischen Verteidigungsminister und Armeegeneral [[Sergei Kuschugetowitsch Schoigu|Sergei Schoigu]] und die ihm unterstehende Armeeführung von [[Waleri Wassiljewitsch Gerassimow|Waleri Gerassimow]].<ref name=":8" /><ref name=":10" />

==== Ukraine ====
Die Gruppe Wagner trat ab 2014 verdeckt im Krieg in der Ukraine ein. Ab 2022 rekrutierte Prigoschin persönlich im Namen der Gruppe Wagner in russischen Straflagern Gefangene für den [[Russischer Überfall auf die Ukraine 2022|Kriegseinsatz in der Ukraine]] und bekannte sich damit erstmals offen als deren Befehlshaber.<ref>{{Internetquelle |url=https://orf.at/stories/3285383/ |titel=Video: Wagner-Chef rekrutiert im Gefängnis |hrsg=ORF |datum=2022-09-15 |sprache=de |abruf=2022-09-19}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=Andreas Rüesch |url=https://www.nzz.ch/international/ukraine-und-die-gruppe-wagner-prigoschin-wirbt-gefangene-an-ld.1702960 |titel=«Ich hole euch lebendig raus, aber ich bringe nicht alle lebendig zurück»: Der Chef der Kampfgruppe Wagner spielt Schicksalsgott für russische Gefangene |werk=Neue Zürcher Zeitung |datum=2022-09-16 |sprache=de |abruf=2022-09-16}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Sven Petersen, Paul Svensson |Titel=Moskau schickt Schläger und Mörder an die Ukraine-Front: »Töte im Namen Russlands, und du bekommst die Freiheit« |Sammelwerk=Der Spiegel |Datum=2022-08-19 | |Abruf=2022-09-19}}</ref> Dabei versprach er denjenigen, die sich für den Einsatz entschieden, eine [[Begnadigung]],<ref>{{Internetquelle |autor=Irina Chevtayeva |url=https://www.focus.de/politik/ausland/schwerverbrecher-kehren-aus-krieg-in-russische-heimat-zurueck-ein-albtraum_id_198989689.html |titel=Vom Häftling zum „Helden“ |hrsg=[[Focus]] |datum=2023-07-13 |sprache=de |abruf=2023-11-13}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=Aljoscha Huber |url=https://www.tagesspiegel.de/internationales/mord-raub-sexuelle-ubergriffe-nach-ihrer-begnadigung-begehen-wagner-kampfer-in-russland-offenbar-schwere-straftaten-10134241.html |titel=Von Wagner rekrutiert: Begnadigte Ex-Häftlinge begehen in Russland offenbar Morde und andere Straftaten |hrsg=[[Tagesspiegel]] |datum=2023-07-12 |sprache=de |abruf=2023-11-13}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=Marius Gogolla |url=https://www.merkur.de/politik/moerder-nach-einsatz-in-ukraine-krieg-von-russischen-praesident-wladimir-putin-begnadigt-92665726.html |titel=Putin begnadigt verurteilten Mörder nach Einsatz in Ukraine-Krieg |hrsg=[[Münchner Merkur]] |datum=2023-11-10 |sprache=de |abruf=2023-11-13}}</ref> sofern sie sechs Monate an der Front überlebten. Er stellte auch klar, dass die Entscheidung der Gefangenen endgültig sei, da sich diese, wenn sie sich an der Front befänden, nicht mehr umentscheiden könnten. All jene, die sich an der Front umentscheiden und doch nicht kämpfen wollten, würden als Deserteure von einem Exekutionskommando erschossen werden.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.n-tv.de/mediathek/videos/politik/Video-zeigt-Haeftlings-Rekrutierung-fuer-Wagner-Gruppe-article23590530.html |titel=Video zeigt Häftlings-Rekrutierung für Wagner-Gruppe |werk=n-tv Nachrichten |datum=2022-09-15 |sprache=de |abruf=2022-09-19}}</ref> Um als Mitglieder von Wagner in der Ukraine kämpfen zu können, würden die Verurteilten zuvor von Präsident Putin begnadigt.<ref>Max Seddon: [https://www.ft.com/content/82748bdd-5b34-4204-b3ad-d08da2c58982 ''Russia admits Vladimir Putin pardoning convicts so they can join Wagner in Ukraine.''] In: ''[[Financial Times]]'', 27. Januar 2023.</ref>

Der Strafgefangene und im Sommer 2022 als Wagner-Söldner rekrutierte Russe Jewgeni Nuschin<ref>{{Internetquelle |url=https://www.krone.at/2856255 |titel=„Putins Koch“ witzelt: Wagner-Söldner ermorden Russen mit Vorschlaghammer |werk=[[Kronen Zeitung]] |datum=2022-11-14 |sprache=de |abruf=2022-11-15}}</ref> hatte sich im September 2022 den Ukrainern ergeben und wurde dann nach einer Entführung aus Kiew oder nach einem ukrainisch-russischen [[Agentenaustausch|Gefangenenaustausch]] als Verräter von Wagner-Söldnern mit einem [[Vorschlaghammer]] hingerichtet<ref>{{Internetquelle |autor=Philip Fabian |url=https://www.bz-berlin.de/welt/putins-koch-schickt-blut-hammer-nach-bruessel |titel=Putins Koch schickt Blut-Hammer nach Brüssel |werk=[[Berliner Zeitung]] |datum=2022-11-25 |sprache=de |abruf=2023-01-20}}</ref>. Diesen Vorfall kommentierte Prigoschin im November 2022 mit den Worten: „Ein Hund erhält den Tod eines Hundes […] Nuschin war ein Verräter.“<ref>{{Literatur |Autor=Guy Faulconbridge |Titel=Video shows sledgehammer execution of Russian mercenary |Sammelwerk=Reuters |Datum=2022-11-13 | |Abruf=2022-11-13}}</ref><ref name=":1" /> In einem Brief an den russischen Generalstaatsanwalt bestritt er indessen, dass Wagner etwas mit Nuschins Ermordung zu tun habe, und behauptete, dass US-amerikanische Geheimdienste dahintersteckten.<ref name=":1">{{Literatur |Autor=Christina Hebel |Titel=Hinrichtungsvideo eines »Wagner«-Häftlingssoldaten: Erschlagen vor laufender Kamera |Sammelwerk=Der Spiegel |Datum=2022-11-15 | |Abruf=2022-11-15}}</ref>

Im Februar 2023 ließ Prigoschin mehrere Audiobotschaften von sich veröffentlichen, in denen er dem russischen Verteidigungsminister [[Sergei Kuschugetowitsch Schoigu|Sergei Schoigu]], der eine eigene Söldnertruppe ähnlich der Gruppe Wagner unterhält und im Krieg gegen die Ukraine einsetzt,<ref>''[https://www.n-tv.de/politik/Ukraine-Schoigu-sendet-eigene-Soeldner-an-die-Front-article23810789.html Konkurrenz zur Gruppe Wagner Ukraine: Schoigu sendet eigene Söldner an die Front]'', [[N-tv]] 28. Dezember 2022.</ref><ref>''[https://www.rnd.de/politik/ukraine-krieg-russischer-verteidigungsminister-schoigu-schickt-eigene-soeldner-an-die-front-HDQRKTA6BZCULFNSMC6UUEHIYY.html Konkurrenten der Gruppe Wagner Russischer Verteidigungsminister schickt offenbar eigene Söldner an die Front]'', [[RND Redaktionsnetzwerk Deutschland]] 29. Dezember 2022.</ref><ref>''[https://www.watson.ch/international/russland/628033958-russlands-verteidigungsminister-schoigu-schickt-soeldner-in-die-ukraine Nun schickt auch Russlands Verteidigungsminister Schoigu seine eigenen Söldner los.]'' In: ''[[Watson (Nachrichtenportal)]]'', 29. Dezember 2022.</ref><ref>''[https://www.t-online.de/nachrichten/ukraine/id%20100103462/ukraine-schoigu-schickt-eigene-soeldner-in-den-krieg-konkurrenz-zu-wagner.html Konkurrenz zur Gruppe „Wagner“ Schoigu schickt offenbar eigene Söldner an die Front]'', [[T-online]] 29. Dezember 2022.</ref> und dem Generalstabschef [[Waleri Gerassimow]] unterstellt, den russischen Streitkräften Befehle zu erteilen, die Organisation Wagner nicht mit Munition zu beliefern und ihr keine Luftunterstützung zu geben. Prigoschin beklagte unter anderem, dass ein „direkter Widerstand“ die Zerstörung der Gruppe Wagner plane, was einem „(Hoch)Verrat“ gleichkomme, während Wagner „für [[Bachmut]] kämpft und täglich Hunderte Kämpfer verliert“.<ref name=":3" /><ref name=":4" /><ref name=":5" /><ref name=":322" /> Prigoschin beschwerte sich bei den Audioaufnahmen über fehlende Munitionslieferungen und warf ranghohen Beamten vor, Russland und die in der Ukraine kämpfenden Russen als ihr Eigentum zu betrachten und entschieden zu haben, diese „Menschen sollten sterben, wenn es für sie günstig ist“ und wenn die notwendigen Vorräte fehlten. Er selbst könne keine individuellen Anfragen und Beschwerden mehr schreiben, weil sie niemand lese. Er sei „nicht in der Lage, dieses Problem zu lösen, trotz all meiner Verbindungen und Kontakte“. Er habe keine Optionen und gehe nun bis zum Äußersten.<ref name=":3">{{Internetquelle |url=https://www.rnd.de/politik/soeldnergruppe-wagner-prigoschin-wirft-militaerfuehrung-verrat-vor-Q5QP72NLCIDIRDQF52SRVUYX5M.html |titel=Söldnergruppe Wagner: Prigoschin wirft Militärführung Verrat vor |werk=[[RedaktionsNetzwerk Deutschland]] |datum=2023-02-21 |sprache=de |abruf=2023-02-21 |kommentar=Primärquellen auf [[Telegram]] (Audioaufnahmen in Russisch):<br /> https://t.me/Prigozhin_hat/2694 <br /> https://t.me/Prigozhin_hat/2696 <br /> https://t.me/Prigozhin_hat/2703}}</ref><ref name=":4">{{Internetquelle |url=https://www.fr.de/politik/putins-koch-prigoschin-wagner-soeldner-russland-ukraine-krieg-news-92100919.html |titel=Wagner-Chef Prigoschin rastet wieder aus – Lässt Putin ihn bald fallen? |datum=2023-02-21 |sprache=de |abruf=2023-02-21}}</ref><ref name=":5">{{Internetquelle |url=https://www.aljazeera.com/news/2023/2/21/wagner-mercenary-chief-accuses-russian-army-officials-of-treason |titel=Russia’s military brass accused of ‘treason’ by Wagner chief |werk=aljazeera.com |sprache=en |abruf=2023-02-21}}</ref><ref name=":322">{{Internetquelle |url=https://www.tagesschau.de/newsticker/liveblog-ukraine-dienstag-219.html |titel=Liveblog: + 8000 Zivilisten seit Kriegsbeginn getötet + |werk=tagesschau.de |sprache=de |abruf=2023-02-21}}</ref> Die Söldnerorganisation Gruppe Wagner gab später an, in der [[Schlacht um Bachmut]] 22.000 eigene Mitglieder verloren zu haben.<ref name=":6">{{Literatur |Autor=Thore Schröder |Titel=Kampf um Bachmut: Die Schlacht, die nicht endet |Sammelwerk=Der Spiegel |Datum=2023-08-17 |ISSN=2195-1349 | | url=https://www.spiegel.de/ausland/ukraine-krieg-kampf-um-bachmut-die-schlacht-die-nicht-endet-a-98259fcc-bfde-4eac-b541-0589ca46570f | archive-is=20230818002132 | text=Kampf um Bachmut: Die Schlacht, die nicht endet}} |Abruf=2023-08-25}}</ref> Das russische Verteidigungsministerium bestritt noch am selben Tag in einer Gegendarstellung, Lieferungen von Munition an Freiwillige an der Front zu begrenzen, und erklärte, „Versuche zur Spaltung der verschiedenen russischen Kampfgruppen“ seien „kontraproduktiv und nur im Interesse des Feindes“.<ref name=":322" /> Zeitgleich zum Streit zwischen Prigoschin und Schoigu lobte [[Ramsan Achmatowitsch Kadyrow|Ramsan Kadyrow]] die Gruppe Wagner und erklärte, selbst eine Söldnertruppe gründen zu wollen.<ref>''[https://www.tagesspiegel.de/internationales/lob-fur-wagner-gruppe-putins-bluthund-kadyrow-plant-eine-eigene-soldnertruppe-9375809.html Lob für Wagner-Gruppe: „Putins Bluthund“ Kadyrow plant eine eigene Söldnertruppe]'', Der Tagesspiegel, 20. Februar 2023.</ref><ref>''[https://www.dw.com/en/chechnyas-kadyrov-plans-mercenary-group-praises-wagner/a-64758090 Chechnya’s Kadyrov plans mercenary group, praises Wagner]'', [[Deutsche Welle]], 19. Februar 2023.</ref>

==== Aufstand gegen die Armeeführung ====
{{Hauptartikel|Aufstand der Gruppe Wagner in Russland}}
[[Datei:Sergei Shoigu (2022-01-13).jpg|mini|Der russische Verteidigungsminister [[Sergei Kuschugetowitsch Schoigu|Sergei Schoigu]] war neben dem Chef des Generalstabs, [[Waleri Wassiljewitsch Gerassimow|Waleri Gerassimow]], einer der Erzfeinde Prigoschins]]
Nach der [[Schlacht um Bachmut|Besetzung von Bachmut]] Ende Mai 2023, bei der Prigoschins Wagner-Truppen maßgeblich beteiligt waren, versuchte das Verteidigungsministerium, alle Söldnertruppen in die reguläre Armee zu integrieren, und verschärfte so den bisher schwelenden Konflikt mit Prigoschin.<ref name=":11" /><ref name=":12">{{Internetquelle |url=https://www.tagesschau.de/ausland/europa/ukraine-krieg-prigoschin-100.html |titel=Wagner-Chef Prigoschin widerspricht russischer Kriegsbegründung |werk=tagesschau.de |sprache=de |archiv-url=https://web.archive.org/web/20230624082511/https://www.tagesschau.de/ausland/europa/ukraine-krieg-prigoschin-100.html |abruf=2023-06-23}}</ref><ref name=":13" /> Am 23. Juni 2023 veröffentlichte Prigoschin mehrere Videobotschaften von sich, darunter einen halbstündigen Monolog über den Russisch-Ukrainischen Krieg, in dem er mehreren russischen Propagandaerzählungen widersprach, darunter der, dass sich die Ukraine vor Beginn der russischen Invasion aggressiv gegenüber Russland verhalten hätte. Prigoschin behauptete unter anderem, dass diese Erzählungen vom russischen Verteidigungsministerium ausgingen und damit sowohl der russische Staatspräsident als auch die russische Öffentlichkeit getäuscht wurden.<ref>{{Internetquelle |autor=Jewgeni Prigoschin (Primärquelle) |url=https://t.me/Prigozhin_hat/3790 |titel=Публикуем первую часть большого интервью Евгения Пригожина. |werk=Telegram |abruf=2024-04-24}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=Stanislav Lvovsky |url=https://medium.com/@Halfofthesky/yevvgeny-prigozhins-interview-23-june-2023-43bf86bb7dbb |titel=Yevgeny Prigozhin’s “interview”. 23 June 2023 |werk=Medium |datum=2023-09-09 |sprache=en |archiv-url=https://web.archive.org/web/20230909122314/https://medium.com/@Halfofthesky/yevvgeny-prigozhins-interview-23-june-2023-43bf86bb7dbb |abruf=2024-04-24 |kommentar=Prigoschins Monolog im Wortlaut (auf Englisch)}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://de.euronews.com/2023/06/23/wagner-chef-prigoschin-ukraine-hat-russland-nie-bedroht |titel=Prigoschin zweifelt am Krieg: „Ukraine hat Russland nie bedroht“ |werk=euronews.com |datum=2023-06-23 |sprache=de |abruf=2024-04-24}}</ref><ref name=":12" /> In einer weiteren Videobotschaft rief er die russische Bevölkerung zum Widerstand gegen die Militärführung auf; der [[FSB (Geheimdienst)|russische Geheimdienst]] leitete noch am selben Abend Ermittlungen wegen des Vorwurfs eines bewaffneten [[Aufstand]]s ein.<ref name=":11">{{Literatur |Titel=Nach Droh-Botschaften von Wagner-Chef Prigoschin – russischer Geheimdienst FSB eröffnet Strafverfahren |Sammelwerk=Der Spiegel |Datum=2023-06-23 |ISSN=2195-1349 | |Abruf=2023-06-23}}</ref><ref name=":13">{{Internetquelle |url=https://www.tagesschau.de/ausland/europa/ukraine-krieg-prigoschin-102.html |titel=Prigoschin ruft zum Kampf gegen Russlands Militärführung |werk=tagesschau.de |sprache=de |archiv-url=https://web.archive.org/web/20230624091058/https://www.tagesschau.de/ausland/europa/ukraine-krieg-prigoschin-102.html |abruf=2023-06-23}}</ref>
Prigoschins Truppen marschierten in den frühen Morgenstunden des 24. Juni in die Stadt [[Rostow am Don]] ein und besetzten die dortigen Militäreinrichtungen. Präsident Wladimir Putin wandte sich in einer Fernsehansprache an die Bevölkerung; er sprach von [[Hochverrat]] und bestätigte, dass in Rostow die Arbeit der zivilen und militärischen Verwaltung blockiert sei. Im Laufe des Vormittags waren die Wagner-Truppen bis auf die weiter nördlich gelegene Stadt [[Woronesch]] vorgedrungen und setzten ihren Vormarsch in Richtung Moskau fort.<ref>[https://www.nzz.ch/international/wagner-chef-prigoschin-laesst-machtkampf-mit-moskau-eskalieren-ld.1744217 ''Wagner-Chef Prigoschin wagt den bewaffneten Aufstand gegen die russische Armeeführung – Putin bezichtigt ihn des Hochverrats.''] In: ''Neue Zürcher Zeitung'', 24. Juni 2023.</ref>
Noch am selben Abend wurde nach Vermittlung des belarussischen Präsidenten [[Aljaksandr Lukaschenka]] bekanntgegeben, dass der Aufstand und Vormarsch auf Moskau abgebrochen werde. Zu diesem Zeitpunkt waren die Wagner-Truppen bereits bis etwa 200 Kilometer südlich von Moskau vorgedrungen. Mit der Einigung erlangten die beteiligten Wagner-Söldner und Prigoschin Straffreiheit als Gegenleistung für den Abbruch des Aufstandes.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.tagesschau.de/ausland/europa/russland-wagner-machtkampf-putin-100.html |titel=Machtkampf in Russland: „Ein schwerer Schlag für Putins Image“ |werk=tagesschau.de |datum=2023-06-24 |sprache=de |abruf=2023-06-24}}</ref> Prigoschin sollte in Folge der Vereinbarung nach Belarus ins Exil gehen.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.tagesschau.de/ausland/asien/wagner-abzug-kreml-deal-100.html |titel=Kreml bestätigt Deal mit Prigoschin |werk=tagesschau.de |datum=2023-06-25 |sprache=de |abruf=2023-06-25}}</ref>

Am 27. Juni bestätigte Lukaschenka, dass Prigoschin gemäß der mit der russischen Regierung getroffenen Vereinbarung in Belarus eingetroffen sei.<ref>{{Internetquelle |autor=Angus MacSwan, Alex Richardson |url=https://www.reuters.com/world/europe/putin-pays-tribute-russian-pilots-killed-fighting-mutineers-2023-06-27/ |titel=Mercenary chief Prigozhin starts exile in Belarus, Putin praises Russian troops |werk=Reuters |datum=2023-06-27 |abruf=2023-06-27 |sprache=en}}</ref> Wenige Tage nach dem Aufstand wurde Prigoschin jedoch mit 35 Kommandeuren der Gruppe Wagner vom russischen Staatspräsidenten Putin im Kreml empfangen.<ref name=":10" /> Dieses Treffen wurde vom Sprecher des [[Russische Präsidialverwaltung|russischen Präsidialamts]], [[Dmitri Sergejewitsch Peskow|Dmitri Peskow]], bestätigt. Laut Peskow haben die Wagner-Angehörigen dem russischen Staatspräsidenten „ihre eigene Version vom 24. Juni geschildert“ und ihm zugesichert, dass sie „treue Unterstützer“ des russischen Militärs sowie des „Oberbefehlshabers“ Putin seien. Putin habe den Wagner-Angehörigen angeboten, weiter für Russland in der Ukraine zu kämpfen,<ref>{{Internetquelle |url=https://www.fr.de/politik/nach-wagner-aufstand-in-russland-putin-traf-sich-nur-wenige-tage-danach-mit-prigoschin-zr-92392553.html |titel=Nach Wagner-Aufstand: Putin traf sich nur wenige Tage nach Meuterei mit Prigoschin |werk=Frankfurter Rundschau |datum=2023-07-14 |sprache=de |abruf=2023-07-18}}</ref><ref name=":7">{{Internetquelle |autor=Ann-Dorit Boy |url=https://www.spiegel.de/ausland/jewgenij-prigoschin-der-aufruehrer-war-nur-ein-freak-a-a81a34af-4115-4a22-9633-d362530fb5ac |titel=Jewgenij Prigoschin: Der Aufrührer war nur ein Freak |werk=Der Spiegel |datum=2023-07-06 |abruf=2023-07-18}}</ref> jedoch unter der Bedingung, dem Verteidigungsministerium zu unterstehen. Putin bot dabei an, dass sie dabei dem ehemaligen Wagner-Kommandeur [[Andrei Nikolajewitsch Troschew|Andrei Troschew]] unterstellt sein könnten. Dieser wurde von einem Ex-Söldner der Gruppe Wagner als führungsschwache Persönlichkeit und Alkoholiker beschrieben.<ref name=":10" />

Nach dem Aufstand veröffentlichten mehrere staatliche und private russische Medien von russischen Strafverfolgungsbehörden aufgenommene Bilder von Prigoschins Haus, das im Zuge des Aufstands von russischen Strafverfolgungsbehörden durchsucht worden war. Bei der Durchsuchung fanden die Ermittler den Bildern zufolge unter anderem Dollar- und Rubelbündel, Goldbarren, zahlreiche Waffen, aber auch mehrere Pässe mit unterschiedlichen Namen und einen Schrank voller Perücken, die Prigoschin [[Selfie]]s zufolge zur Tarnung bei Auslandsreisen mitnahm.<ref>{{Literatur |Titel=Russische Medien veröffentlichen Bilder von Hausdurchsuchung bei Prigoschin |Sammelwerk=Der Spiegel |Datum=2023-07-06 | |Abruf=2023-07-18}}</ref> Die russische Onlinezeitung ''Fontanka'' berichtete knapp zwei Wochen nach dem Aufstand, dass Prigoschin seine konfiszierten Waffen und beschlagnahmtes Geld und Gold im Wert von umgerechnet 100 Millionen Euro vom russischen Inlandsgeheimdienst [[FSB (Geheimdienst)|FSB]] zurückererhalten hatte.<ref name=":72">{{Internetquelle |autor=Ann-Dorit Boy |url=https://www.spiegel.de/ausland/jewgenij-prigoschin-der-aufruehrer-war-nur-ein-freak-a-a81a34af-4115-4a22-9633-d362530fb5ac |titel=Jewgenij Prigoschin: Der Aufrührer war nur ein Freak |werk=Der Spiegel |datum=2023-07-06 |abruf=2023-07-18}}</ref><ref name=":10" />

=== Tod bei Flugzeugabsturz ===
Am 23. August 2023 stürzte ein auf die Wagner-Gruppe gemeldetes Geschäftsflugzeug auf dem Flug von Moskau nach St. Petersburg mit zehn Personen an Bord unter ungeklärten Umständen ab (siehe [[Absturz einer Embraer Legacy 600 der Gruppe Wagner]]).<ref name=":2">{{Internetquelle |url=https://www.tagesschau.de/ausland/asien/prigoschin-russland-flugzeugabsturz-100.html |titel=Prigoschin offenbar bei Absturz getötet – was wir wissen und was nicht |werk=[[Tagesschau (ARD)]] |datum=2023-08-24 |abruf=2023-08-24}}</ref> Laut russischen Regierungsstellen stand Prigoschins Name auf der Passagierliste des Fluges;<ref name=":2" /> eine staatliche Ermittlungsstelle bestätigte die Identität der Opfer nach einem [[Desoxyribonukleinsäure|DNA]]-Abgleich. Auch Prigoschins Vertrauter [[Dmitri Utkin]] befand sich unter den Opfern.<ref>{{Internetquelle |url= https://www.welt.de/politik/ausland/article247137130/Prigoschin-DNA-Test-bestaetigt-Tod-von-Wagner-Chef-nach-Flugzeugabsturz.html |titel=DNA-Test bestätigt Tod von Wagner-Chef Prigoschin |werk=Die Welt |datum=2023-08-27 |abruf=2023-08-28}}</ref>

Wenige Tage vor seinem Tod hatte sich Prigoschin mit einem Video gemeldet, in dem er behauptete, im Rahmen eines Wagner-Einsatzes in Afrika zu sein.<ref name=":10" /><ref>{{Internetquelle |url=https://www.tagesschau.de/ausland/prigoschin-wagner-afrika-100.html |titel=Neues Video: Wagner-Chef Prigoschin spricht von Einsatz in Afrika |werk=tagesschau.de |datum=2023-08-22 |sprache=de |abruf=2023-08-24}}</ref> Dort machte er nach Angaben westlicher Geheimdienste in Libyen, der Elfenbeinküste und Mali halt, um laufende Wagner-Einsätze zu managen und im Falle der Elfenbeinküste einen geplanten Einsatz vorzubereiten.<ref name=":10" /> Nach Angaben des Investigativjournalisten [[Christo Grosew]] war Prigoschin auch in Afrika gewesen, um zu verhindern, dass der [[Glawnoje Raswedywatelnoje Uprawlenije|russische Militärgeheimdienst GRU]] den Aufgabenbereich der Gruppe Wagner in Afrika übernimmt.<ref>{{Literatur |Titel=Wagner-Kanal vermeldet Prigoschins Tod |Sammelwerk=Der Spiegel |Datum=2023-08-24 |ISSN=2195-1349 | |Abruf=2023-08-24}}</ref> Wagner-Kommandeure erklärten, dass Prigoschin unter dem Vorwand nach Russland bestellt wurde, Afrika-Verträge zwischen der Gruppe Wagner und dem russischen Staat abzuschließen. Mehrere westliche Geheimdienste bestätigten, dass für Prigoschin Termine in Moskau mit Vertretern des russischen Sicherheitsapparates nach seiner Afrikareise anstanden. Dem Russlandexperten [[Mark Galeotti]] zufolge wähnte sich Prigoschin vor Attentaten in Sicherheit, da er glaubte, aufgrund seines in Afrika aufgebauten Netzwerkes noch nützlich für den von Wladimir Putin geführten russischen Staatsapparat zu sein.<ref name=":10" />
[[Datei:Вид Пороховского кладбища с Рябовского шоссе.jpg|mini|Grab mit Bronzestatue]]
Prigoschin war einer von mehreren einflussreichen russischen Geschäftsleuten, die 2022 und 2023 unter mysteriösen Umständen ums Leben kamen.<ref>{{Literatur |Titel=Bizarre Therapien, Suizide, Unfälle: Der Fenstersturz des Lukoil-Chefs – und andere mysteriöse Todesfälle russischer Topmanager |Sammelwerk=Der Spiegel |Datum=2022-09-02 |ISSN=2195-1349 | |Abruf=2022-09-02}}</ref><ref>Cristina Cöllen: ''So ein Zufall: [https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/russland-die-mysterioesen-todesfaelle-der-oligarchen-19127569.html Seit 2022 sterben viele Vertreter der russischen Elite unter mysteriösen Umständen. Eine unvollständige Liste.]'' In: ''Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung'', 27. August 2023.</ref>

Laut westlichen Geheimdiensten und einem ehemaligen russischen Geheimdienstmitarbeiter hat der [[Sicherheitsrat der Russischen Föderation|russische Sicherheitsrat]] unter Führung von [[Nikolai Patruschew]] die Tötung von Prigoschin angeordnet. Der russische Staatspräsident [[Wladimir Putin]] sei vorab über die Attentatspläne informiert worden und habe keine Einwände dagegen erhoben.<ref>{{Literatur |Titel=Prigoschins Tod: Putin-Vertrauter soll für Attentat auf Wagner-Chef verantwortlich sein |Sammelwerk=Der Spiegel |Datum=2023-12-22 |ISSN=2195-1349 | |Abruf=2023-12-22}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=Thomas Grove, Alan Cullison and Bojan Pancevski |url=https://www.wsj.com/world/russia/putin-patrushev-plan-prigozhin-assassination-428d5ed8 |titel=WSJ News Exclusive {{!}} How Putin’s Right-Hand Man Took Out Prigozhin |datum=2023-12-22 |sprache=en-US |abruf=2023-12-22}}</ref>

Auf dem Porochowskoje-Friedhof in [[Sankt Petersburg]] befindet sich Prigoschins Grab, mit lebensgroßer Bronzestatue von ihm.<ref>{{Literatur |Autor=Christina Hebel |Titel=(S+) Am Grab des Wagner-Chefs: Prigoschin ist auferstanden – als Bronzefigur |Sammelwerk=Der Spiegel |Datum=2024-06-02 |ISSN=2195-1349 | |Abruf=2024-06-02}}</ref>

== Familie ==
Jewgeni Prigoschin war mit Ljubow Walentinowna Prigoschina (*&nbsp;1970) verheiratet, mit der er zwei Töchter und einen Sohn hatte.<ref name="Fam">{{Internetquelle |url=https://www.themoscowtimes.com/2023/06/01/wagner-head-prigozhins-past-life-as-a-childrens-author-and-illustrator-a81358 |titel=Wagner Head Prigozhin’s Past Life as a Children’s Author and Illustrator |werk=[[The Moscow Times]] |datum=2023-06-01 |abruf=2023-06-25 |sprache=en}}</ref><ref name="Molfar">{{Internetquelle |url=https://www.molfar.global/en-blog/yevgeny-prigozhin |titel=Yevgeny Prigozhin: the way from prison to Russian state-building |werk=Molfar (ukrainische [[Open Source Intelligence|OSINT]]) |datum=2023-01-17 |abruf=2023-06-26 |sprache=en}}</ref> Seine Tochter Polina Jewgenjewna Prigoschina (*&nbsp;1992) ist im Hotelgeschäft und im Pferdehandel tätig. Mit der Teilnahme an den Europameisterschaften der Nachwuchsspringreiter in [[Comporta]] (Portugal) 2011 begann sie eine sportliche Karriere im Springreiten.<ref name="Comporta">{{Internetquelle |autor=Micael Pereira |url=https://expresso.pt/sociedade/2023-06-30-Filhas-de-Prigozhin-lider-do-grupo-Wagner-foram-a-Vilamoura-43be7aff |titel=Filhas de Prigozhin, líder do grupo Wagner, foram a Vilamoura |werk=[[Expresso (Portugal)|Expresso]] |datum=2023-06-30 |abruf=2023-06-30 |sprache=pt}}</ref> Zwischen 2012 und 2014 führte sie einen [[Pferdesportanlage|Reitstall]] in [[Winsen (Aller)]] in der [[Lüneburger Heide]].<ref>''[https://www.northdata.de/Polina+Prigozhina+sporthorses+Management+GmbH,+Mei%C3%9Fendorf/Amtsgericht+L%C3%BCneburg+HRB+203780 Polina Prigozhina sporthorses Management GmbH, Winsen.]'' [[Amtsgericht Lüneburg]], HRB&nbsp;203780 bei ''Northdata'', abgerufen am 25. Juni 2023.</ref> Seit 2022 unterliegt sie internationalen Sanktionen verschiedener Länder.<ref>''[https://www.opensanctions.org/entities/Q117874377/ Polina Evgenievna Prigozhina]'' auf ''opensanctions.org'', Stand: 24. Juni 2023.</ref> Sein Sohn [[Pawel Jewgenjewitsch Prigoschin]] (*&nbsp;1996) ist Eigentümer des Hotelkomplexes ''Lachta Plaza'' sowie der auch unter dem Namen „Versailles des Nordens“ vermarkteten Prominentensiedlung ''Lachta Park'',<ref name="ABl42">''{{EU-Verordnung|2022|878|typ=Durchführungsverordnung|titel=des Rates vom 3. Juni 2022 zur Durchführung der Verordnung (EU) Nr. 269/2014 über restriktive Maßnahmen angesichts von Handlungen, die die territoriale Unversehrtheit, Souveränität und Unabhängigkeit der Ukraine untergraben oder bedrohen}}.'' In: ''[[Amtsblatt der Europäischen Union]].'' L, Nr. 153, S. 42.</ref> die von Baufirmen seines Vaters errichtet wurde und wo die Familie ein Palais besitzt.<ref>{{Internetquelle |autor=Maxim Kireev, Jannik Deters |url=https://www.wiwo.de/technologie/wirtschaft-von-oben/wirtschaft-von-oben-157-die-haeuser-von-russlands-elite-hier-residieren-putin-und-sein-engster-zirkel-im-puren-luxus/28311860.html |titel=Hier residieren Putin und sein engster Zirkel im puren Luxus |werk=[[Wirtschaftswoche]] |datum=2022-05-07 |abruf=2023-06-25}}</ref> Beide Objekte, die in unmittelbarer Nähe zum [[Lachta-Zentrum]] in Sankt Petersburg liegen, wurden ihm von seiner Mutter überschrieben, nachdem diese mit internationalen Sanktionen belegt worden war und die geschäftlichen Aktivitäten für ihren Mann stark hatte einschränken müssen.<ref name="Molfar" /> Pawel Prigoschin selbst wurde im Juni 2022 auf die [[Sanktionsliste]] der Europäischen Union gesetzt.<ref name="ABl42" /> Er soll sich 2022 bei der Gruppe Wagner in [[Syrien]] aufgehalten haben.<ref name="Molfar" /> Jewgeni Prigoschins jüngste Tochter erlangte im Frühjahr 2023 die Volljährigkeit.<ref name="Molfar" /><ref name="Comporta" />

Unmittelbar nach Prigoschins Tod nahm seine Witwe wieder ihren Mädchennamen Krjaschewa an.<ref>{{Internetquelle |autor=Ирина Сокол |url=https://www.topnews.ru/news_id_769879.html |titel=вдова Евгения Пригожина поменяла фамилию |werk=topnews.ru |datum=2023-09-18 |sprache=ru |abruf=2023-09-19}}</ref> Sie hatte die Jahre zuvor getrennt von ihm gelebt.<ref>{{Internetquelle |autor=Ирина Сокол |url=https://www.topnews.ru/news_id_775207.html |titel=«Общается в стиле отца»: СМИ рассказали правду о Павле Пригожине — главном наследнике основателя ЧВК «Вагнер» (ФОТО) |werk=topnews.ru |datum=2023-10-05 |sprache=ru |abruf=2023-10-06}}</ref>

== US-Sanktionen und FBI-Ermittlungen ==
Im Zuge der Sanktionen der Europäischen Union als Reaktion auf den [[Giftanschlag auf Alexei Nawalny]] wurde zusätzlich Jewgeni Prigoschin am 15.&nbsp;Oktober 2020 aufgrund seiner finanziellen Verbindungen zur Gruppe Wagner mit Sanktionen belegt. Damit wurde ihm eine Einreise in die EU verboten und Gelder auf EU-Konten sowie Vermögen sind gesperrt.<ref>Thomas Gutschker, Friedrich Schmidt: ''[https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/fall-nawalnyj-eu-veroeffentlicht-namen-der-verantwortlichen-17003165.html EU veröffentlicht Namen: Sechs Russen für Giftanschlag auf Nawalnyj verantwortlich.]'' In: ''[[FAZ.net]]'', 15.&nbsp;Oktober 2020, abgerufen am 21.&nbsp;Oktober 2020.</ref> Unter Präsident [[Joe Biden]] erließen die USA im März 2021 Sanktionen in Form von Kontensperrungen gegen dieselben sieben Personen, die von der EU im Oktober 2020 wegen des Giftanschlags sanktioniert wurden.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.tagesschau.de/ausland/usa-sanktionen-nawalny-101.html |titel=USA verhängen Sanktionen gegen Russland |werk=tagesschau.de |datum=2021-03-02 |abruf=2021-03-03 |sprache=de |archiv-url=https://web.archive.org/web/20210303153039/https://www.tagesschau.de/ausland/usa-sanktionen-nawalny-101.html |archiv-datum=2021-03-03}}</ref> Im März 2022 verhängte das [[Office of Foreign Assets Control|OFAC]] weitere Sanktionen gegen Prigoschin, seine Familie, seine Unternehmen und mehrere seiner Mitarbeiter wegen der Beteiligung Prigoschins am [[Cyberkrieg im Bezug zum Russland-Ukraine-Krieg]].<ref name="PRIGOZHIN">[https://home.treasury.gov/news/press-releases/jy0628 ''Treasury Sanctions Russians Bankrolling Putin and Russia-Backed Influence Actors: Escalating Sanctions Against the Network of Yevgeny Prigozhin'']; Presseerklärung des OFAC vom 3. März 2022, abgerufen am 23. Juni 2022.</ref> Im August 2022 wurde bekannt, dass das [[Federal Bureau of Investigation|FBI]] bezüglich einer „mutmaßliche(n) Beteiligung an einer Verschwörung zum Wahl-Betrug“ in den USA 250.000 Dollar für entscheidende Hinweise ausgelobt hat.<ref>Tobias Utz: ''[https://www.fr.de/politik/ukraine-news-putins-koch-prigoschin-fbi-belohnung-manipulation-rekrutierung-gefaengnis-schwere-verluste-russland-zr-91712252.html FBI jagt „Putins Koch“: 250.000 Dollar für entscheidenden Hinweis.]'' Frankfurter Rundschau (fr.de), 8. August 2022.</ref>

== Trivia ==
* Prigoschin trat während seiner Zeit als Restaurantbesitzer auch als Autor und Illustrator eines [[Kinderbuch]]s in Erscheinung, das er zusammen mit seinen Kindern Polina und Pawel verfasste und wohl auch selbst illustrierte. Das reich bebilderte Buch erschien 2002 in einer Auflage von 2000 Stück in Sankt Petersburg.<ref name="Fam" />
* Prigoschin, unter dem in der [[Schlacht um Bachmut]] nach Angaben seiner Söldnerorganisation Gruppe Wagner 22.000 eigene Mitglieder [[Gefallener|fielen]],<ref name=":6" /> verwendete den Spruch ''[[Fracht 200]] – wir bleiben zusammen'' (Груз 200 – мы вместе) als Patch auf seiner Uniform.<ref name=":9">{{Literatur |Autor=Christian Esch |Titel=Jewgenij Prigoschin: Als RA-02795 steil vom Himmel fiel |Sammelwerk=Der Spiegel |Datum=2023-08-24 |ISSN=2195-1349 | | url=https://www.spiegel.de/ausland/jewgenij-prigoschin-als-ra-02795-steil-vom-himmel-fiel-a-b1ce65c5-1df2-4e62-b6c1-e648bf3cee3a | archive-is=20230824061516 | text=Jewgenij Prigoschin: Als RA-02795 steil vom Himmel fiel}} |Abruf=2023-08-25}}</ref><ref name=":8">{{Literatur |Autor= |Titel=Putin-Vertrauter Jewgenij Prigoschin: Vorschlaghammer mit Smiley |Sammelwerk=Der Spiegel |Datum=2023-05-12 |ISSN=2195-1349 | | url=https://www.spiegel.de/ausland/wagner-chef-und-wladimir-putin-vertrauter-jewgenij-prigoschin-vorschlaghammer-mit-smiley-a-93b43dee-0735-4fd4-ad9b-4e59ffe25c34 | archive-is=20230512110410 | text=Putin-Vertrauter Jewgenij Prigoschin: Vorschlaghammer mit Smiley}} |Abruf=2023-08-25}}</ref>
* Als sich das Europäische Parlament im Herbst 2022 anschickte, Russland für seine Unterstützung des Terrorismus zu verurteilen, gab Prigoschin an, einen blutigen Vorschlaghammer mit dem Logo der Gruppe Wagner an das Europäische Parlament in einem Geigenkasten überreicht zu haben.<ref>[https://www.fr.de/politik/wagner-gruppe-sendet-vorschlaghammer-als-drohung-an-die-eu-91944676.html ''Wagner-Gruppe sendet Vorschlaghammer als Drohung an die EU.''] Frankfurter Rundschau, 28. November 2022.</ref> Vorschlaghämmer und Geigenkästen gelten in Russland als [[Gruppe Wagner#Symbolik und Meme; Anlehnung an Werte der Unterwelt|Symbole für Wagner]]. Nach dem Flugzeugabsturz legten Trauernde an provisorischen Denkmälern neben Blumen, Kerzen und Fotos auch Vorschlaghämmer nieder.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.cnn.com/videos/world/2023/08/25/yevgeny-prigozhin-russia-memorial-chance-cnntm-vpx.cnn |titel=Hear why someone left a sledgehammer at a Prigozhin memorial |werk=CNN |datum=2023-08-25 |sprache=en |abruf=2023-08-27}}</ref>
* Nach seinem Tod fand Prigoschin als „[[Postskriptum]]“ auf Platz 52 in der Liste der „50 einflussreichsten Juden“ der ''[[The Jerusalem Post|Jerusalem Post]]'' Erwähnung.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.jpost.com/influencers/50jews-23 |titel=50 Most Influential Jews |werk=JP |datum= |sprache=en |abruf=2023-09-19}}</ref>

== Literatur ==
* Anna Arutunyan, Mark Galeotti: ''Downfall. Prigozhin, Putin, and the new fight for the future of Russia.'' Ebury Press, 2024, ISBN 978-1-529-92737-5 (englisch).
* [[Guido Knopp]]: ''Der Schattenkrieger – Jewgeni Prigoschin.'' In: ''Putins Helfer. Die Hintermänner der russischen Diktatur.'' Quadriga, Köln 2023, ISBN 978-3-86995-132-4, S.&nbsp;15–54.

== Weblinks ==
{{Commonscat|Yevgeny Prigozhin|audio=0|video=0}}
* ''[https://www.zdf.de/dokumentation/zdfinfo-doku/putins-schattenarmee-die-gruppe-wagner-oligarchen-soeldner-kriege-100.html Putins Schattenarmee – Die Gruppe Wagner Oligarchen, Söldner, Kriege]'', 58 Minuten, [[ZDFinfo]], 2. Juni 2022
* ''[https://www.youtube.com/watch?v=v2y6z0qvrws Die Prigoschin-Akten | Mit offenen Daten]'', 26 Minuten, [[ARTE]], 21. Februar 2023
* {{IMDb|nm11412684|Yevgeny Prigozhin}}

== Einzelnachweise ==
<references responsive />

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{{SORTIERUNG:Prigoschin, Jewgeni Wiktorowitsch}}
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[[Kategorie:Person (Gruppe Wagner)| ]]
[[Kategorie:Person auf der EU-Sanktionsliste infolge des russischen Überfalls auf die Ukraine]]
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{{Personendaten
|NAME=Prigoschin, Jewgeni Wiktorowitsch
|ALTERNATIVNAMEN=Пригожин, Евгений Викторович (russisch)
|KURZBESCHREIBUNG=russischer Unternehmer
|GEBURTSDATUM=1. Juni 1961
|GEBURTSORT=[[Sankt Petersburg|Leningrad]], [[Russische Sozialistische Föderative Sowjetrepublik|Russische SFSR]], [[Sowjetunion]]
|STERBEDATUM=23. August 2023
|STERBEORT=bei [[Kuschenkino]], [[Oblast Twer]]
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