Giardien

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist die aktuelle Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 7. Januar 2024 um 06:31 Uhr durch Cinepleex (Diskussion | Beiträge) (Eine wirksame Abtötung ist durchaus möglich und wird von Herstellern entsprechender Präparate beworben. Lediglich die Wartezeit ist im Vergleich zu anderen Pathogenen, erheblich erhöht.).
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Giardien

Verschiedene Ansichten einer Giardia-Zyste

Systematik
Domäne: Eukaryoten (Eukaryota)
ohne Rang: Excavata
ohne Rang: Fornicata
ohne Rang: Diplomonadida
ohne Rang: Giardiinae
Gattung: Giardien
Wissenschaftlicher Name
Giardia
Künstler, 1882
Giardia-Zyste (aus Primaten vom Nationalpark Taï). Balken 5 µm.

Giardien (Giardia) sind eine Gattung von mikroskopisch kleinen Dünndarm-Parasiten. Sie werden, ähnlich wie Kokzidien, traditionell zu den Protozoen gezählt, d. h., es sind heterotrophe Einzeller. Sie kommen weltweit bei einer Vielzahl von Säugetieren, aber auch bei Amphibien, Reptilien und Vögeln vor. Für den Menschen stellen sie als Zoonoseerreger eine Gefahr dar. Giardien (Lamblien) werden immer über einen fäkal-oralen Infektionsweg übertragen. Infizierte Tiere oder Menschen scheiden Giardien als Zysten (Dauerform der Giardien) mit dem Stuhl (Faeces) aus. Infektionen entstehen, wenn Giardien aus dem Stuhl (also fäkal) mit dem Mund (also oral) aufgenommen werden. Ein weit verbreiteter Vertreter der Giardien ist Giardia intestinalis, auch Giardia lamblia oder Giardia duodenalis genannt, der Vögel und Säugetiere befällt. Giardia agilis kommt bei Reptilien vor, Giardia muris bei Nagetieren und Vögeln.[1]

Die Darmparasiten haben eine birnenförmige Gestalt mit zwei typischen Kernen, die den Anschein eines Augenpaares (in Wirklichkeit Zellkerne mit Erbinformationen) haben. Zur Fortbewegung nutzen Giardien ihre Geißeln. Mit Hilfe ihrer Bauchhaftscheibe sind die Durchfallerreger in der Lage, sich an der Darmwand des Wirts festzusetzen, d. h., sie dringen nicht in das Gewebe ein. Dort vermehren sie sich dann millionenfach auf der Oberfläche der Darmschleimhaut.

Zwei Giardien können sich jeweils mit einer schützenden Hülle umgeben und über den Kot ausgeschieden werden. Durch die Hülle sind sie tage- bis wochenlang geschützt, bevor sie vom neuen Wirt über verschmutztes Wasser oder Nahrungsmittel aufgenommen werden. Die infektiösen Parasiten bleiben in feuchten Böden bis zu sieben Wochen infektiös, in kühlem Wasser (4 °C) bis zu drei Monaten, wobei sie unter optimalen Bedingungen sogar mehrere Monate lebensfähig bleiben können.

Viele Menschen und Tiere beherbergen Giardien im Darm, ohne sich krank zu fühlen. Trotzdem scheiden sie den Parasiten mit ihrem Stuhl aus. Andere befallene Individuen leiden an Übelkeit, Bauchschmerzen und Durchfall. Beim Menschen findet eine Infektion mit Giardien meist während einer Reise in tropische Regionen oder Abenteuerreisen in die freie Natur statt. Tatsächlich sind die hygienischen Bedingungen in diesen Gebieten oder „Camps“ oft ungenügend, sodass eine Ansteckung durch Wasser oder Nahrungsmittel leicht möglich ist.

Giardien stellen ein Problem in der Trinkwasseraufbereitung dar, sie lassen sich weder durch Chlor noch durch Ultraviolettstrahlung einfach abtöten. Aus diesem Grund wird zur Oberflächenwasser-Aufbereitung häufig Ultrafiltration eingesetzt, um sie abzufiltrieren.

Die Gattung umfasst 41 Arten (in Klammern hinter dem Namen die Angabe zum Wirt)[2]:

Commons: Giardien – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Dieter Barutzki et al.: Die Giardiose des Hundes - eine weit verbreitete Erkrankung. In: Kleintier Konkret S1 (2008), S. 17–23.
  2. Giardia Kunstler, in: The Tree of Life Web Project, http://tolweb.org/, Tree of Life Web Project, 2008, Zugriff am 22. Oktober 2009