Quelltext der Seite Dresdner Linksextremismusprozess

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[[Datei:Oberlandesgericht Hammerweg 02.jpg|mini|Hochsicherheitssaal des Oberlandesgerichts Dresden]]
Als '''Prozess gegen die Gruppe um Lina E.''' wird ein [[Strafprozess]] vor dem [[Staatsschutzsenat]] des [[Oberlandesgericht Dresden|Oberlandesgerichts Dresden]] bezeichnet, in dem von September 2021 bis Mai 2023 eine Reihe von mutmaßlich politisch links orientierten [[Gefährliche Körperverletzung (Deutschland)#Mittels eines hinterlistigen Überfalls|Überfällen]] verhandelt wurde. Angeklagt war eine Gruppe von Personen, die mutmaßlich an unterschiedlichen Orten in Sachsen und Thüringen zwischen 2018 und 2020 gezielt Personen aus dem [[Rechtsextremismus|rechtsextremen]] Milieu angegriffen hatte. Bis auf eine Ausnahme sollen die Angriffe geplant gewesen sein. Die Studentin '''Lina E.''' und drei weitere Angeklagte wurden schließlich u.&nbsp;a. wegen Mitgliedschaft in beziehungsweise Unterstützung einer [[Bildung krimineller Vereinigungen|kriminellen Vereinigung]] zu [[Freiheitsstrafe (Deutschland)|Freiheitsstrafen]] von knapp zweieinhalb Jahren bis über fünf Jahren verurteilt. Das noch nicht rechtskräftige Urteil (Stand: 1. Juni 2023) gegen E. war das schärfste Urteil gegen [[Linksradikalismus|Linksradikale]] in Deutschland seit den Urteilen gegen die [[militante gruppe (mg)]] 2009.

== Bezeichnung ==
Die Gruppe hat sich selbst keinen öffentlich bekannten Namen gegeben. Das Fehlen eines Namens ist ein Argument der Kritiker, die die Existenz einer kriminellen Vereinigung bestreiten. Stattdessen wurden in der Öffentlichkeit verschiedene Bezeichnungen geprägt, die sich mehrheitlich auf die Person Lina E. beziehen.

Die Ermittler und der Generalbundesanwalt sprechen meist von der „Gruppe E.“<ref>{{Internetquelle |autor=[[Antonie Rietzschel]] |url=https://www.sueddeutsche.de/politik/lina-e-linksextremismus-prozess-justiz-1.5629795 |titel=Prozess gegen Lina E.: Aussage eines "Verräters". |werk=sueddeutsche.de |datum=2022-07-28 |abruf=2023-05-25}}</ref> Häufig wird auch von der „Gruppe um Lina E.“ geschrieben.<ref>{{Internetquelle |autor=„nöß“ |url=https://www.lvz.de/mitteldeutschland/bka-sieht-bei-gruppe-um-lina-e-parallelen-zur-raf-WZK5QOJTRNAWVMBHIJ4LLZV4ZQ.html |titel=BKA sieht bei Gruppe um Lina E. Parallelen zur RAF |werk=LVZ.de |datum=2023-05-13 |abruf=2023-05-23}}</ref> Einige Medien bezeichnen sie als „Hammerbande“<ref>{{Internetquelle |autor=Nicolas Eberlein |url=https://www.br.de/nachrichten/bayern/linker-aktivist-wird-kronzeuge-morddrohungen-aus-der-szene,TG6RibM |titel=Linker Aktivist wird Kronzeuge: Morddrohungen aus der Szene? |werk=br.de |hrsg=[[Bayerischer Rundfunk]] |datum=2022-09-01 |abruf=2023-05-13}}</ref>, weil teilweise [[Hammer|Hämmer]] als Waffe verwendet wurden.

Gelegentlich wird das Verfahren gänzlich auf Lina E. reduziert und Medien schreiben vom „Fall Lina E.“ oder vom „Prozess gegen Lina E.“<ref>{{Internetquelle |autor=Martin Niewenick |url=https://politik.watson.de/deutschland/analyse/521852278-lina-e-vor-gericht-alles-was-ihr-ueber-die-linksradikale-szene-wissen-muesst |titel=Fall "Lina E": Linksextremismus vor Gericht – das müsst ihr über die Szene wissen |werk=[[Watson.de]] |datum=2021-12-15 |abruf=2023-05-25}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen/leipzig/leipzig-leipzig-land/linksextremismus-lina-e-prozess-plaedoyer-100.html |titel=Plädoyers beim Lina E.-Prozess: Verteidiger fordern Freisprüche |werk=mdr.de |hrsg=[[MDR Sachsen]] |datum=2023-05-24 |abruf=2023-05-25 |zitat=Der Prozess gegen die mutmaßliche Linksextremistin Lina E. geht zu Ende.}}</ref>
Andere Medien schreiben allgemeiner vom „Dresdner Linksextremismusprozess“.<ref>{{Internetquelle |autor=[[Evangelischer Pressedienst]] |url=https://www.evangelisch.de/inhalte/214974/21-04-2023/dresdner-linksextremismus-prozess-verzoegert-sich |titel=Dresdner Linksextremismus-Prozess verzögert sich |werk=evangelisch.de |datum=2023-04-21 |abruf=2023-05-25}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2023-05/linksextremismusprozess-lina-e-zu-haftstrafe-verurteilt |titel=Linksextremismusprozess: Lina E. zu fünf Jahren und drei Monaten Haft verurteilt |werk=Die Zeit |datum=2023-05-31 |abruf=2023-05-31 |kommentar=Der Haupttext des Artikels beginnt mit: „Im Dresdner Linksextremismusprozess ..."}}</ref> In der linken Szene wird er dagegen als „[[Antifa]]-Ost-Prozess“ bezeichnet.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.jungewelt.de/artikel/448045.staatliche-verfolgungswut-im-antifa-ost-prozess.html |titel=Staatliche Verfolgungswut im »Antifa Ost«-Prozess |werk=[[Junge Welt]] |abruf=2023-05-13}}</ref>

== Überfälle ==
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  |caption=Tatorte in Mitteldeutschland
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}}
Der Gruppe werden mindestens sechs Überfälle zwischen Oktober 2018 und Frühjahr 2020 zugeordnet, bei denen insgesamt 13 Personen aus dem rechtsextremen Spektrum verletzt wurden, mehrere davon lebensgefährlich.

In der Anklage hieß es, die Gruppe habe ab August 2018 als kriminelle Vereinigung das gemeinsame Ziel gehabt, Rechtsextreme „planvoll anzugreifen“. Im selben Monat soll Lina E. begonnen haben, Cedric S. auszuspähen.<ref name="taz-prozessauftakt" />

=== 2. Oktober 2018: Enrico Böhm in Leipzig-Gohlis ===
In [[Leipzig-Gohlis]] wurde der damalige Leipziger Stadtrat ([[fraktionslos]], früher [[NPD]]) Enrico Böhm morgens beim Verlassen seines Wohnhauses von vier Vermummten verprügelt und mit Pfefferspray attackiert. Er erlitt einen Bruch der Kniescheibe und Prellungen im Gesicht. Im Prozess sagte Böhm am 21. September 2021 jedoch aus, dass keine Frau beteiligt gewesen sei, und entlastete damit Lina E.<ref>{{Internetquelle |autor=[[Denise Peikert]] |url=https://www.lvz.de/lokales/leipzig/ex-npd-stadtrat-entlastet-lina-e-YQXWJYLK4YOBRCSDMFTGBFMXUM.html |titel=Ex-NPD-Stadtrat entlastet Lina E. |werk=LVZ.de |datum=2021-09-22 |abruf=2023-05-12}}</ref>

Gegen den rechtsextremen Böhm selbst wird derzeit ebenfalls wegen des Verdachts der Bildung einer kriminellen Vereinigung ermittelt.<ref name="Litschko" /> (Zur Person siehe auch: ''[[Der Schelm]]'')

=== 30. Oktober 2018: Cedric S. in Wurzen ===
Am Abend wurde in [[Wurzen]] Cedric S. in einer schlecht einsehbaren Gasse kurz vor seinem Zuhause überfallen. Zwei Vermummte haben ihn getreten und auch mit einem [[Teleskopschlagstock]]<ref name="lvz-prozessauftakt" /> geschlagen. Cedric S. ist ein stadtbekannter, bekennender Neonazi und wegen seiner Beteiligung am [[Überfall auf Connewitz]] 2016 verurteilt.<ref>{{Internetquelle |autor=Felix Franke |url=https://www.lvz.de/mitteldeutschland/war-lina-e-bei-angriff-auf-wurzener-neonazi-dabei-VIAKVSNZ5BVDW2KTACSMQZB7J4.html |titel=War Lina E. bei Angriff auf Wurzener Neonazi dabei? |werk=LVZ.de |datum=2021-09-29 |abruf=2023-05-12}}</ref>
Cedric S. erlitt mehrere Prellungen und Frakturen an der Wirbelsäule,<ref name="süddeutsche-prozessauftakt" /> die potenziell lebensgefährlich waren.<ref name="lvz-prozessauftakt" />

=== 8. Januar 2019: Kanalarbeiter in Leipzig-Connewitz ===
[[Datei:Bornaische Straße 58, Leipzig.JPG|mini|Bornaische Straße auf Höhe des Tatorts]]
Der damals 31-jährige Kanalarbeiter Tobias N. war mit drei Kollegen in der [[Bornaische Straße (Leipzig)|Bornaischen Straße]] in [[Connewitz|Leipzig-Connewitz]] im Einsatz, als ihn fünf Vermummte überfielen, darunter eine Frau. Er wurde am Kopf und Rücken geschlagen und trug lebensgefährliche Verletzungen davon. Im Prozess sagte er am 14. September 2021 aus, er leide weiterhin unter Schmerzen, Nervenschäden und einer Angststörung.<ref name="lvz-zusammenfassung" /> Die Täter haben ihn offenbar spontan überfallen, weil er eine Mütze der bekannten rechten Modemarke „Greifvogel Wear“ trug, und sollen gerufen haben: „Das ist ein Nazi, der hat es verdient.“<ref>{{Internetquelle |autor=Josa Mania-Schlegel |url=https://www.lvz.de/lokales/leipzig-lk/prozess-gegen-lina-e-in-dresden-das-ist-ein-nazi-der-hat-es-verdient-AKZOKL3PWAWUAU4EBNRKZWXXUI.html |titel=Prozess gegen Lina E. in Dresden: „Das ist ein Nazi, der hat es verdient“ |werk=LVZ.de |datum=2021-09-14 |abruf=2023-05-12}}</ref>

=== 19. Oktober 2019: „Bull’s Eye“ in Eisenach ===
{{Bilderwunsch|Koordinaten|Kneipe „Bull’s Eye“|Benutzer=Frupa|Breitengrad=50.985937|Längengrad=10.3135|ISO-Region=DE}}
An diesem Abend stürmte eine Gruppe von 10 bis 15 Vermummten kurz nach Mitternacht die rechtsextreme Szenekneipe „Bull’s Eye“ in [[Eisenach]]. In einer Minute zerschlugen sie Fensterscheiben und Gläser und griffen den Wirt Leon R. und fünf seiner Gäste an, unter anderem mit einem [[Baseballschläger]].<ref name="lvz-prozessauftakt" />

Leon R. (* 1997 oder 1998) gilt als „zentrale Figur der militanten Neonazi-Szene in Westthüringen“. Gegen R. selbst wird derzeit ebenfalls wegen des Verdachts der Bildung einer kriminellen Vereinigung ermittelt.<ref name="Litschko" /> Während er bei der polizeilichen Aussage noch keine Frau erwähnte, sagte er im Prozess aus, eine Frau habe Reizgas versprüht und den übrigen Tätern das Kommando zum Rückzug erteilt.<ref name="mdr-leon-r" /> Diese soll laut Anklage Lina E. gewesen sein.

=== 13./14. Dezember 2019: erneut Leon R. in Eisenach ===
<!-- handgestrickte Kartenpunkte, weil die [[Datei:Municipalities in WAK.png]] schön den Wartburgkreis und ganz Thüringen enthält, aber nicht mit Koordinaten funktioniert -->
{{Positionskarte+
 |Deutschland Thüringen
 |Alternativkarte=Municipalities in WAK.png
 |caption = Stationen der Flucht aus Eisenach durch [[Thüringen]]
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  {{Positionskarte~ | Deutschland Thüringen | region = DE-TH | X=57 | Y=34 | label = '''Tatort'''<br />in [[Eisenach]] | position = 6 }}

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  {{Positionskarte~ | Deutschland Thüringen | region = DE-TH | X=91 | Y=79 | label = [[Jena]] | position = top }}
}}
In der Nacht vom 13. auf den 14. Dezember 2019 gegen 3 Uhr ließ sich der Betreiber des „Bull’s Eye“ Leon R. von Bekannten nach Hause fahren, wo er erneut überfallen wurde. Nachdem er ein [[Cuttermesser]] und Pfefferspray zog, ließen die Angreifer von ihm ab und attackierten stattdessen den Pkw und die drei Insassen mit Metallstangen und einem Hammer.<ref name="taz-prozessauftakt" /> Dabei sollen die Täter gerufen haben: „Leon soll aufhören mit dem Scheiß, sonst bringen wir ihn das nächste Mal um.“ Am Ende soll die gleiche Frauenstimme wie beim Überfall über das „Bull’s Eye“, laut Anklage Lina E., wieder das Kommando zum Rückzug gegeben haben.

Im Anschluss konnte die Polizei zwei Pkw vom Tatort verfolgen&nbsp;– einer davon der silberfarbene [[VW Golf]] von Lina E., der auf ihre Mutter zugelassen war, an dem aber gestohlene Kennzeichen angebracht waren. Als die Polizei den Wagen im Stadtteil [[Ramsborn]] stoppen konnte, befanden sich darin Lina E. und Lennart A., ein Axtstiel mit Glassplittern und der DNA von Lennart A. sowie die Originalkennzeichen. Fünf andere Personen flüchteten mit einem schwarzen [[Škoda Octavia]], der einem weiteren Angeklagten gehörte, über die [[Bundesautobahn 4|A4]] Richtung Frankfurt am Main und konnte in [[Wommen]] gestoppt werden, wo drei von ihnen festgenommen wurden. Die anderen beiden konnten fliehen. In einem dritten Auto waren Jonathan Philipp M. und Johannes D.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.welt.de/politik/deutschland/plus239541141/Linksextremismus-Ein-Kronzeuge-versetzt-die-Szene-in-Aufruhr.html |titel=Linksextremismus: Ein „Kronzeuge“ versetzt die Szene in Aufruhr - WELT |sprache=de |abruf=2023-05-16}}</ref> nach Eisenach unterwegs, die mit ihrem [[Smart Fortwo]] sowohl bei der Hinfahrt, als auch bei der Rückfahrt in einen Blitzer auf der A4 bei [[Jena]] fuhren.<ref>{{Internetquelle |autor=[[Denise Peikert]] |url=https://www.lvz.de/mitteldeutschland/sonst-bringen-wir-ihn-das-naechste-mal-um-was-geschah-in-eisenach-IAF6AEXV4LIYSI2WHE5A3T524A.html |titel=„Sonst bringen wir ihn das nächste Mal um“ – was geschah in Eisenach? |werk=LVZ.de |datum=2022-01-26 |abruf=2023-05-12}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.tlz.de/regionen/eisenach/ueberfall-auf-mann-in-eisenach-polizei-nimmt-in-thueringen-und-hessen-vier-personen-fest-id227914223.html |titel=Mann in Eisenach brutal überfallen: Polizei nimmt vier Personen fest |werk=[[Thüringische Landeszeitung]] |datum=2019-12-14 |abruf=2023-05-13}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=Josa Mania-Schlegel |url=https://www.lvz.de/mitteldeutschland/prozess-gegen-gruppe-um-lina-e-blitzerfotos-sollen-maenner-auf-dem-weg-zu-angriff-zeigen-4ZMUSWB77PVRAKWOQH44TCCCJ4.html |titel=Prozess gegen Gruppe um Lina&thinsp;E.: Blitzerfotos sollen Männer auf dem Weg zu Angriff zeigen |werk=LVZ.de |datum=2022-02-03 |abruf=2023-05-13}}</ref>

Am 13. Dezember, dem Tag vor diesem Überfall, soll Lina E. in einem Leipziger Baumarkt versucht haben, zwei Hämmer zu stehlen. Sie wurde von einem Sicherheitsmitarbeiter ertappt, versetzte ihm einen Stoß in den Bauch und floh, wurde aber später von der Polizei gestellt und ihre Identität erfasst. Danach fuhr sie nach Eisenach.<ref name="sächsische-prozessauftakt" />

Vor diesem Überfall hatte die Polizei keine konkreten Hinweise, welche Einzelpersonen an der Anschlagsserie beteiligt waren,<ref name="sächsische-prozessauftakt" /> und Lina E. war zuvor nie strafrechtlich in Erscheinung getreten.<ref name="lvz-zusammenfassung" /> Danach begann sie, die Gruppe zu observieren, und stattete ein Auto von Jonathan Philipp M. mit einem [[Abhörgerät|Abhörmikrofon]] aus.<ref>{{Literatur |Autor=Konrad Litschko |Titel=Prozess gegen Linksradikale in Dresden: Applaus für Lina E. |Sammelwerk=Die Tageszeitung: taz |Datum=2021-09-08 |ISSN=0931-9085 | |Abruf=2023-05-16}}</ref>

=== 15. Februar 2020: Bahnhof in Wurzen ===
[[Datei:Wurzen Bahnhof-02.jpg|mini|Bahnhof Wurzen]]
Eine sechsköpfige Gruppe von Neonazis wurde nach dem Aussteigen am Bahnhof in Wurzen von 15 bis 20<ref name="sächsische-prozessauftakt" /> Vermummten mit Schlagstöcken und Bierflaschen angegriffen. Vier Opfer erlitten durch die Schläge und Tritte lebensgefährliche Verletzungen.<ref name="tagesspiegel-uhaftverlängerung" /> Die Gruppe führte eine [[Reichskriegsflagge]] mit sich und kehrte gerade von einem rechten Szeneaufmarsch aus Dresden zurück, den ein NPD-Funktionär zum [[Gedenken an den 13. Februar 1945 in Dresden]] organisiert hatte.

Aufnahmen der Videoüberwachung zeigten, dass die Zugpassagiere während der Fahrt von einer Frau und einem Mann ausgekundschaftet worden waren, die die Polizei später als Lina E. und Johann G. identifizierte. Die zwei Personen gaben per Telefon Anweisungen für den Überfall, beteiligten sich aber nicht unmittelbar daran, sondern fuhren mit dem Zug weiter nach Leipzig.<ref>{{Internetquelle |autor=Josa Mania-Schlegel |url=https://www.lvz.de/mitteldeutschland/prozess-gegen-lina-e-spaetere-opfer-erst-im-zug-ausgespaeht-dann-angegriffen-5NQN5XCFYD5ITRWWQC36FAPQKU.html |titel=Prozess gegen Lina&thinsp;E.: Spätere Opfer erst im Zug ausgespäht, dann angegriffen? |werk=LVZ.de |datum=2021-11-11 |abruf=2023-05-12}}</ref>

== Mutmaßlich geplanter Überfall im Juni 2020 in Leipzig ==
Lina E. soll im Frühsommer 2020 den angehenden Juristen und rechten Kampfsportler Brian E. als nächstes Opfer ausgewählt und ihn ausgespäht haben. Vor einem Prüfungstermin am 8. Juni 2020 in [[Leipzig-Plagwitz]] warnte ihn die Polizei vor einem konkret zu erwartenden Anschlag und gab ihm Begleitschutz. Die Schutzmaßnahmen seien von der Gruppe um Lina E. bemerkt worden, woraufhin die Anschlagspläne verworfen worden seien.<ref name="sächsische-prozessauftakt" />

Brian E. (* 1992) war ebenfalls am Überfall auf Connewitz 2016 beteiligt. Deshalb wurde er Ende 2018 wegen Landfriedensbruchs zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr und vier Monaten verurteilt. Das Oberlandesgericht Dresden verwarf seine Revision, ermöglichte ihm aber, das Rechtsreferendariat fortzusetzen. Das wurde mit der [[Berufsfreiheit]] begründet, denn es bestehe keine Möglichkeit „den juristischen Vorbereitungsdienst außerhalb der Justiz zu absolvieren“. Ein Sprecher des [[Justizministerium Sachsen|Sächsischen Justizministeriums]] stellte jedoch klar: „Die Übernahme in ein Beamten- oder Richterverhältnis in der sächsischen Justiz ist nach einer rechtskräftigen Verurteilung der genannten Art ausgeschlossen.“<ref>{{Internetquelle |autor=Mark Daniel |url=https://www.lvz.de/lokales/leipzig/darum-darf-der-verurteilte-jura-referendar-brian-e-volljurist-werden-JTKNSSSPPGXZCGXGZPOWKBPL6E.html |titel=Darum darf der verurteilte Jura-Referendar Brian E. Volljurist werden |werk=LVZ.de |datum=2020-05-19 |abruf=2023-05-15}}</ref>

== Angeklagte ==
=== Lina E. ===
Lina E. (* 1995 oder 1996 in [[Kassel]]<ref name="lvz-zusammenfassung" />) wuchs in Kassel auf und machte dort 2013 ihr Abitur. Danach zog sie nach [[Halle (Saale)]] und studierte [[Erziehungswissenschaften]] an der [[Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg]]. Ihre Bachelor-Arbeit schrieb sie über den Umgang mit Rechtsextremen in der Jugendarbeit am Beispiel des [[Nationalsozialistischer Untergrund|NSU-Trios]] in Jena. 2018 zog sie nach [[Connewitz]] um<ref name="taz-prozessauftakt" /> und begann von dort aus ab Wintersemester 2019<ref>{{Internetquelle |url=https://www.hna.de/kassel/kassel-radikalisierung-frau-studentin-linksextremismus-lina-festnahme-terrorismus-news-90124639.html |titel=Lina E.: Wie radikal ist die Studentin aus Kassel wirklich? |werk=[[Hessische/Niedersächsische Allgemeine]] |datum=2021-03-27 |abruf=2023-05-14}}</ref> ihr Master-Studium Erziehungswissenschaften an der Universität Halle-Wittenberg.<ref name="mdr-aussage" /><!-- viele Medien schreiben falsch/missverständlich, sie hätte in Leipzig studiert -->

In Lina E.s Heimatstadt Kassel ereignete sich 2006 der letzte Mord der [[NSU-Mordserie]], wodurch sie laut Bekannten politisiert wurde.<ref name="Litschko" />
Lina E. soll sich spätestens im August 2018 der Gruppe angeschlossen haben. Die Bundesanwaltschaft wirft ihr vor, in der Gruppe „eine herausgehobene Stellung“ gehabt zu haben und deren „Kommandoführerin“ gewesen zu sein. Sie soll Opfer ausgewählt und ausgespäht sowie Tatwerkzeuge bereitgestellt haben und zumindest als „Überblicksperson“ an allen angeklagten Überfällen beteiligt gewesen sein.<ref>{{Internetquelle |autor=Birte Bredow |url=https://www.spiegel.de/panorama/justiz/dresden-bundesanwaltschaft-fordert-in-linksextremismus-prozess-mehrjaehrige-freiheitsstrafen-a-27b3f5b7-8fff-4c9d-814a-24cc0a150eaa |titel=Bundesanwaltschaft fordert acht Jahre Haft für mutmaßliche Linksextremistin |werk=[[Spiegel.de]] |datum=2023-04-05 |abruf=2023-05-25}}</ref>
Einen Monat nach dem mutmaßlich geplanten Angriff auf Brian E. wurde Lina E. am 10. Juli 2020 festgenommen, aber nach fünf Tagen Untersuchungshaft wieder freigelassen.<ref name="welt-verlobter">{{Internetquelle |autor=Ibrahim Naber |url=https://www.welt.de/politik/deutschland/plus226313839/Radikale-Linke-Polizei-sucht-Verlobten-von-Lina-E.html |titel=Der Mann, den sie „Lücke“ nennen |werk=[[Welt.de]] |datum=2021-02-15 |abruf=2023-05-15}}</ref>

Am 5. November 2020 wurde Lina E. in ihrer Wohnung in Connewitz erneut festgenommen und mit einem Helikopter der [[Bundespolizei (Deutschland)|Bundespolizei]] zum Haftrichter am [[Bundesgerichtshof]] in Karlsruhe gebracht. Sie ist seither November 2020 in der [[Justizvollzugsanstalt Chemnitz]] inhaftiert. Bis zu diesem Prozess hatte sie als einzige der Angeklagten keine Vorstrafen.<ref name="sächsische-prozessauftakt" />
Das [[Oberlandesgericht Dresden]] verurteilte die 28-Jährige am 31. Mai 2023 unter anderem wegen der [[Bildung krimineller Vereinigungen|Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung]] zu einer Freiheitsstrafe von fünf Jahren und drei Monaten.<ref>[https://taz.de/Urteil-gegen-mutmassliche-Linksextreme/!5937929/ ''Mehr als 5 Jahre Haft für Lina E.''] taz.de, 31. Mai 2023, abgerufen am 31. Mai 2023</ref>

=== Jonathan Philipp M. ===
Jonathan Philipp M.<ref>{{Internetquelle |autor=Antonie Rietzschel |url=https://www.sueddeutsche.de/politik/linksextrem-rechtsextrem-prozess-1.5548976 |titel=Möglicher Ermittlungsfehler im Prozess um Lina E. |werk=Süddeutsche Zeitung |datum=2022-03-16 |sprache=de |abruf=2023-05-30}}</ref> (* 1994 oder 1995), genannt „Nero“,<ref name="welt-kronzeuge" /> ist Krankenpfleger und kommt aus dem Umfeld der Hausbesetzerszene in der [[Rigaer Straße]] in Berlin.
Er sollte am ersten Überfall auf das „Bull’s Eye“ im Oktober 2019 und am Überfall in Wurzen im Februar 2020 beteiligt gewesen sein, konnte jedoch für ersteren Belege vorweisen, dass er zur Tatzeit in einer linken Szenekneipe in Berlin saß.<ref>{{Internetquelle |autor=Konrad Litschko |url=https://taz.de/Mitangeklagter-im-Fall-Lina-E/!5837047/ |titel=Mitangeklagter im Fall Lina E.: Bröckelnde Anklage |werk=[[Taz.de]] |datum=2022-03-16 |abruf=2023-05-14}}</ref> Er saß eineinhalb Jahre in Haft, weil er 2017 den Piloten eines Polizeihubschraubers mit einem [[Laserpointer]] geblendet hatte.<ref name="lvz-zusammenfassung" />
Jonathan Philipp M. soll sich „spätestens im September 2019“ der Gruppe angeschlossen haben.<ref name="nzz-prozessauftakt" />

Mehrfach wurden im Prozess Tonmitschnitte aus Autos von Jonathan Philipp M. abgespielt, die die Polizei unbemerkt verwanzt hatte:
Am 15. Februar 2020 unterhielt sich Jonathan Philipp M. in seinem Auto mit Jannis R. und Lennart A. Diese Aufnahme entstand wohl zufällig, weil das Fahrzeug eigentlich wegen Ermittlungen bezüglich Protesten in der Rigaer Straße verwanzt worden war. Einer der drei berichtete von dem Überfall auf den Kanalarbeiter im Januar 2019 und, dass fälschlicherweise gegen einen ihrer Bekannten ermittelt werde. Auf Nachfrage der anderen beiden erklärte er: „Also der hat damit überhaupt nichts zu tun. Das waren wir.“ Die Verteidiger folgerten daraus, dass die anderen beiden nicht an der Tat beteiligt waren und die Gruppe keine kriminelle Vereinigung sei, weil sonst alle Mitglieder Kenntnis vom Überfall haben müssten.<ref>{{Internetquelle |autor=Leipziger Volkszeitung |url=https://www.lvz.de/mitteldeutschland/das-waren-wir-abgehoertes-gespraech-beim-prozess-gegen-lina-e-in-dresden-vorgespielt-HT7BRNN6D54PX2RMU72SKTVNSA.html |titel=„Das waren wir“: Abgehörtes Gespräch beim Prozess gegen Lina E. in Dresden vorgespielt |sprache=de |abruf=2023-05-16}}</ref>
Am 17. Juli 2020, wenige Tage nach der ersten Verhaftung von Lina E., unterhielt sich Jonathan Philipp M. mit Johannes D. in seinem Auto, mit dem sie im Dezember 2019 bei Jena geblitzt worden waren. Sie überlegten, ob die Polizei sie korrekt identifiziert hätte und sie bereits wegen der Überfälle verdächtigte.<ref name="welt-kronzeuge">{{Internetquelle |url=https://www.welt.de/politik/deutschland/plus239541141/Linksextremismus-Ein-Kronzeuge-versetzt-die-Szene-in-Aufruhr.html |titel=Linksextremismus: Ein „Kronzeuge“ versetzt die Szene in Aufruhr - WELT |sprache=de |abruf=2023-05-16}}</ref>

=== Jannis R. ===
Jannis R. (* 1985 in [[Freiberg]]) wuchs in Leipzig auf und machte 2003 sein Abitur. Er studierte ohne Abschluss Physik und Kommunikationswissenschaften. Eine spätere Ausbildung zum Erzieher konnte er nicht beenden, weil er wegen des Besitzes einer geringen Menge [[Marihuana]] zu einer Geldstrafe verurteilt wurde. Zuletzt arbeitete er bei einem Pflegedienst.<ref name="mdr-mitangeklagte" />
Jannis R. soll sich „spätestens im September 2019“ der Gruppe angeschlossen haben.<ref name="nzz-prozessauftakt" /> Mit Mobilfunkdaten konnte Jannis R. nachweisen, dass sich sein Mobiltelefon während des ersten Eisenacher Angriffs in Leipzig befand. Dieses [[Alibi]] soll seine Beteiligung an diesem Angriff widerlegen.<ref name="Litschko" />

=== Lennart A. ===
Lennart A. (* 1994 in [[Braunschweig]]), genannt „Mio“,<ref>{{Internetquelle |autor=Ibrahim Naber, Lennart Pfahler, Manuel Bewarder, Uwe Müller |url=https://www.welt.de/politik/plus231390455/Linksextremismus-Generalbundesanwalt-erhebt-Anklage-gegen-Lina-E.html |titel=„Dastehen mit der Waffe und Leute abballern“ |werk=[[Welt.de]] |datum=2021-05-28 |abruf=2023-05-22}}</ref>
machte 2014 sein Abitur und studierte ab 2015 Physik, später Mathematik an der [[Universität Leipzig]], weshalb er nach Leipzig-Connewitz zog.<ref name="mdr-mitangeklagte" />
Lennart A. soll sich „spätestens im Dezember 2019“ der Gruppe angeschlossen haben.<ref name="nzz-prozessauftakt" />

== Weitere Personen ==
Die Bundesanwaltschaft zählte kurz vor Ende des Prozesses im Mai 2023 insgesamt fünfzehn Personen zum „harten Kern“ der Gruppe.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.deutschlandfunk.de/verfahren-gegen-mutmasslich-linksextremes-netzwerk-um-lina-e-ausgeweitet-100.html |titel=Verfahren gegen mutmaßlich linksextremes Netzwerk um Lina E. ausgeweitet |abruf=2023-05-29 |datum=2023-05-20}}</ref>

=== Johann G. ===
Johann G. (* 1993 oder 1994 in Halle (Saale)), genannt „Lücke“,<ref name="welt-verlobter" /> und Lina E. sind miteinander [[verlobt]] und sollen gemeinsam die Gruppe angeführt haben. Er saß bereits wegen seiner Beteiligung an linksextremen Ausschreitungen im Januar 2015 über ein Jahr in Haft. Auf seine Finger hat er sich „Hate Cops“ (englisch für Hass auf Polizisten) und auf seinen Arm „129“ (der [[Strafgesetzbuch (Deutschland)|StGB]]-Paragraf Bildung einer kriminellen Vereinigung) tätowieren lassen.

Seit Sommer 2020 ist Johann G. untergetaucht, was die Richter als Indiz für Fluchtgefahr bei Lina E. ansehen. Er soll sich auch an den Angriffen auf Besucher des Neonazi-Treffens „Tag der Ehre“ in [[Budapest]] um den 11. Februar 2023 beteiligt haben.<ref>{{Internetquelle |autor=Edgar Lopez |url=https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/panorama/ermittler-linksextremisten-budapest-verlobter-lina-e-100.html |titel=Flüchtiger Linksextremist wohl an Angriffen in Budapest beteiligt |werk=mdr.de |datum=2023-03-24 |abruf=2023-05-13}}</ref> Schon zuvor hatte das LKA Sachsen Johann G. als linksextremistischen [[Gefährder]] eingestuft.<ref>{{Internetquelle |autor=Alexander Moritz und Edgar Lopez |url=https://www.deutschlandfunk.de/linksextreme-gewalt-prozess-dresden-100.html |titel=Der Fall Lina E. Angeklagt wegen linksextremer Gewalt |werk=[[Deutschlandfunk]] |datum=2022-03-12 |abruf=2023-05-15}}</ref>

=== Kronzeuge Johannes D. ===
Johannes D. (* 1992) war der wichtigste Zeuge im Prozess. Er stammt aus Bayern, lebte lange in Berlin und arbeitete dort als Erzieher. Er war bereits wegen Straftaten bei linksextremen Ausschreitungen in Paris und Frankfurt verurteilt, gehörte ebenfalls zur Gruppe um Lina E. und beteiligte sich mindestens am zweiten Angriff auf Leon R. im Dezember 2019, für den er den Gastwirt ausspähte.

Im Juni 2022 wurde bekannt, dass Johannes D. seit dem Frühjahr 2022 bei der Polizei und dem [[Verfassungsschutzbehörde|Verfassungsschutz]] umfassend ausgesagt hatte. Dabei benannte er den Ermittlern drei ihnen zuvor unbekannte Täter und beschrieb die interne Struktur der Gruppe. Seine Aussage wiederholte er auch im Prozess gegen Lina E. an zwölf Verhandlungstagen<ref name="lvz-kronzeuge">{{Internetquelle |autor=[[Denise Peikert]] |url=https://www.lvz.de/lokales/leipzig/kronzeuge-im-fall-lina-e-wie-johannes-d-den-prozess-gegen-leipziger-linksextremisten-veraendert-hat-5XQZWA2HSVBP5KLRHUI7DDT35U.html |titel=Wie der Kronzeuge Johannes D. den Lina-E.-Prozess verändert |werk=LVZ.de |datum=2023-02-16 |abruf=2023-05-13}}</ref> im September 2022.

Weil Johannes D. so umfangreich mit den Ermittlungsbehörden kooperiert hatte und mit dem Verweis auf „verfahrensökonomische Gründe“ verzichtete die [[Staatsanwaltschaft Gera]] auf den Vorwurf der Beteiligung an einer kriminellen Vereinigung und klagte ihn in einem gesonderten Prozess vor dem [[Landgericht Meiningen]] wegen gefährlicher Körperverletzung und Sachbeschädigung an. Dank der „[[Kronzeugenregelung]]“ wurde er nach nur einem Verhandlungstag am 27. Februar 2023 zu lediglich 18 Monaten Haft auf Bewährung verurteilt.

Die militante linke Szene gilt als gegenüber Ermittlungsbehörden extrem verschwiegen<ref>{{Internetquelle |autor=Hendrik Lasch |url=https://www.nd-aktuell.de/artikel/1171584.antifaschismus-gruppe-lina-e-ein-hoellenritt-vor-gericht.html |titel=»Gruppe Lina E.«: Ein Höllenritt vor Gericht |werk=[[Nd-aktuell.de]] |datum=2023-03-10 |abruf=2023-05-25}}</ref> und es sei das erste Mal, dass jemand aus diesem Umfeld mit den Ermittlern der Soko LinX gesprochen habe, sagte deren Leiter im Prozess.
Während der Ermittlungen setzte die Polizei bis zu 100.000&nbsp;Euro Belohnung für Zeugenaussagen aus, aber bis zum Prozessbeginn meldete sich kein Zeuge.<ref name="nzz-prozessauftakt" />
Wegen seiner Aussage und weil in der linken Szene seit Oktober 2021 der Vorwurf einer Vergewaltigung gegen ihn kursiert<ref name="lvz-kronzeuge" /> und er Todesdrohungen erhielt, begab sich Johannes D. ins [[Zeugenschutzprogramm]] des [[LKA Sachsen]].<ref>{{Internetquelle |autor=[[Denise Peikert]] |url=https://www.lvz.de/mitteldeutschland/fall-lina-e-gericht-verurteilt-kronzeuge-johannes-d-QWIE525CWZCN5GRW3OJBOC3EXM.html |titel=Prozess im Fall Lina E. – Gericht verurteilt Kronzeugen Johannes D. |werk=LVZ.de |datum=2023-02-27 |abruf=2023-05-13}}</ref><ref name="lvz-zusammenfassung" />

== Prozessverlauf ==
Im November 2019 wurde beim [[Landeskriminalamt Sachsen]] die „Soko LinX“ gegründet, die zunächst für alle linksextremistischen Straftaten zuständig war. Die Soko ist deshalb federführend bei den Ermittlungen gegen die Gruppe um Lina E.

Im Mai 2021 erhob der [[Der Generalbundesanwalt beim Bundesgerichtshof|Generalbundesanwalt]] Klage. Zu den Anklagepunkten zählen:<ref name="süddeutsche-prozessauftakt" />
* [[Bildung einer kriminellen Vereinigung]]
* [[Gefährliche Körperverletzung (Deutschland)|Gefährliche Körperverletzung]]
* [[räuberischer Diebstahl]]<ref name="sächsische-prozessauftakt" />
* besonders schwerer [[Landfriedensbruch]]
* [[Sachbeschädigung]]
* [[Urkundenfälschung]]

Im April 2021 erließ der [[Ermittlungsrichter]] des [[Bundesgerichtshof]]s gegen Lina E. einen neuen Haftbefehl. Ihre Verteidiger beantragten, sie nach sechs Monaten Untersuchungshaft freizulassen, weil „erheblicher Teil der Vorwürfe nicht haltbar“ sei, aber der Bundesgerichtshof lehnte den Antrag im Juni 2021 ab.<ref name="tagesspiegel-uhaftverlängerung" />

Am 8. September 2021 wurde das Gerichtsverfahren eröffnet. Der Vorsitzende Richter [[Hans Schlüter-Staats]] (* 1961) leitete bereits die Verfahren gegen den früheren Dresdner Oberbürgermeister [[Ingolf Roßberg]], [[Messerangriff in Dresden am 4. Oktober 2020|Abdullah Al Haj Hasan]], die Gruppe [[Revolution Chemnitz]] und die [[Gruppe Freital]].<ref>{{Internetquelle |autor=Lucas Böhme |url=https://www.l-iz.de/leben/faelle-unfaelle/2021/11/kampferprobt-glaeubig-columbo-fan-hans-schlueter-staats-verhandelt-als-vorsitzender-richter-ueber-lina-e-418409 |titel=Kampferprobt, gläubig, Columbo-Fan: Hans Schlüter-Staats verhandelt als Vorsitzender Richter über Lina E. |werk=[[Leipziger Zeitung (seit 2015)|Leipziger Zeitung]] |datum=2021-11-02 |abruf=2023-05-12}}</ref> Er hatte ursprünglich 50 Prozesstage bis März 2022 mit 48 Zeugen und drei Sachverständigen geplant.<ref name="sächsische-prozessauftakt" /> Drei Verletzte treten im Prozess als Nebenkläger auf, unter anderem vertreten durch die Rechtsanwälte [[Frank Hannig (Rechtsanwalt)|Frank Hannig]] und [[Martin Kohlmann]]. Noch vor Verlesung der Anklage veröffentlichte der Neonazi [[Sebastian Schmidtke]] auf Twitter ein Foto von Lina E. im Gerichtssaal, das Kohlmann aufgenommen haben soll, weswegen er vom Vorsitzenden ermahnt wurde.<ref>{{Literatur |Autor=Konrad Litschko |Titel=Prozess gegen Linksradikale in Dresden: Applaus für Lina E. |Sammelwerk=Die Tageszeitung: taz |Datum=2021-09-08 |ISSN=0931-9085 | |Abruf=2023-05-16}}</ref>

Ende September 2021 leitete die [[Generalstaatsanwaltschaft Dresden]] Ermittlungen gegen unbekannt wegen des [[Geheimnisverrat|Verrats von Dienstgeheimnissen]] ein, nachdem das rechtsextreme Magazin [[Compact (Magazin)|Compact]] Informationen und Fotos aus Ermittlungsakten veröffentlicht hatte. Es schrieb, es seien „tausende Seiten Fallakten gesichtet“ worden. Auch der [[Focus]] und [[Die Welt]] berichteten aus Ermittlungsunterlagen. Im Prozess äußerte der vorsitzende Richter den Verdacht, einer der Anwälte der Nebenkläger könnte die Informationen weitergegeben haben. Die Verteidiger von Lina E. hatten bereits im Dezember 2020 Anzeige wegen der Weitergabe von Informationen erstattet, verdächtigten aber eher Mitarbeiter der Soko LinX. Tatsächlich ermittelte die Staatsanwaltschaft Chemnitz ab Oktober gegen einen von ihnen wegen der mutmaßlich Weitergabe von Informationen an Compact in einem anderen Fall.<ref name=":0">{{Internetquelle |autor=Konrad Litschko, Andreas Speit |url=https://taz.de/Compact-Magazin-und-Lina-E/!5803945/ |titel=Compact Magazin und Lina E.: Kein Verdacht |werk=[[Taz.de]] |datum=2021-10-09 |abruf=2023-05-14}}</ref>

Im März 2022 sollten zwei Gäste des „Bull’s Eye“ als Zeugen aussagen, blieben jedoch unentschuldigt fern, wofür das Gericht [[Ordnungsgeld]]er verhängte. Auch der Gastwirt Leon R. erschien nicht wie vorgeladen, sondern ließ sich mit einem ärztlichen Attest entschuldigen. Er hatte zuvor einem weiteren Zeugen per Sprachnachricht Tipps geschickt, wie dieser eine Aussage umgehen könnte. Außerdem tauchte ein Foto auf, das Leon R. wenige Tage nach dem geplatzten Gerichtstermin vital und vor einer Hakenkreuzfahne posierend zeigt.<ref name="mdr-leon-r" />

Nachdem alle Angeklagten im Prozess lange Zeit geschwiegen hatten, machte Lina E. am 73. Verhandlungstag im Oktober 2022 erstmals eine Aussage. Sie berichtete über ihren Lebensweg, ihre beruflichen Pläne und ihre politischen Ansichten. Bezüglich ihres Verlobten Johann G. macht sie weiterhin explizit von ihrem Zeugnisverweigerungsrecht Gebrauch.<ref name="mdr-aussage" />

In ihrem Plädoyer forderte die Bundesanwaltschaft im April 2023 acht Jahre Haft für Lina E. und für die Mitangeklagten zwischen zwei Jahren und neun Monaten sowie drei Jahren und neun Monaten.<ref>{{Internetquelle |autor=[[dpa]] |url=https://www.lvz.de/mitteldeutschland/lina-e-bundesanwalt-fordert-haftstrafe-fuer-leipziger-studentin-EDMLOIKKTFHCVCORCVJXWXQ3QY.html |titel=Prozess gegen Lina E.: Bundesanwaltschaft sieht Beschuldigte als „Rädelsführerin“ und fordert Haftstrafe |werk=LVZ.de |datum=2023-04-11 |abruf=2023-05-13}}</ref>

Die Verteidiger von Lina E. forderten am 19. April 2023 Freispruch in fast allen Fällen, weil bei mehreren Überfällen nicht erwiesen sei, dass Lina E. beteiligt gewesen sei. Weil eine Verteidigerin von Lennart A. in ihrem Plädoyer am darauffolgenden Tag sagte, dass Johannes D. in diesem Prozess sowie im Verfahren gegen ihn vor dem Landgericht Meiningen im Februar 2023 sich widersprechende Aussagen gemacht habe, eröffnete das Gericht überraschend erneut die Beweisaufnahme.<ref>{{Internetquelle |autor=Josa Mania-Schlegel und [[Denise Peikert]] |url=https://www.lvz.de/lokales/leipzig/wende-im-fall-lina-e-gericht-unterbricht-plaedoyers-und-beginnt-wieder-mit-beweisaufnahme-YYC2UAZ3H5DY3BUNGQ56SN6JYQ.html |titel=Plädoyers im Fall Lina E.: Nur „Sport, Spaß und soziale Kontakte?“ |werk=LVZ.de |datum=2023-04-20 |abruf=2023-05-15}}</ref> Am 17. Mai 2023, dem 97. Verhandlungstag, bezeugte allerdings ein Vertreter der Staatsanwaltschaft Gera, dass Johannes D. auch beim Verfahren in Meiningen dasselbe ausgesagt habe: Bei den Kampfsporttrainings, die Mitglieder der Gruppe 2017 in Leipzig besuchten, habe es sich bereits um konkrete Trainings für Angriffe auf Neonazis gehandelt. Das könnte ein Beleg für die Bildung einer kriminellen Vereinigung sein. Im Anschluss wurde die Beweisaufnahme erneut beendet und die Plädoyers wurden am gleichen Tag fortgesetzt.<ref name="nd-tagX" />

=== Urteil ===
Am 31. Mai 2023 wurden Lina E. und ein Mitangeklagter unter anderem wegen der Gründung, zwei weitere Angeklagte wegen der Unterstützung einer [[kriminelle Vereinigung|kriminellen Vereinigung]] schuldig gesprochen. Das [[Strafzumessung (Deutschland)|Strafmaß]] wurde bei Lina E. auf fünf Jahre und drei Monate festgesetzt, bei den Mitangeklagten zwischen zwei Jahren und fünf Monaten sowie drei Jahren und drei Monaten.<ref>{{Internetquelle|url=https://www.tagesschau.de/inland/haftstrafe-linksextremisten-100.html|datum=2023-05-31|abruf=2023-05-31|werk=tagesschau.de|titel=Lina E. zu mehr als fünf Jahren Haft verurteilt}}</ref>

== Rezeption ==
[[Datei:Leipzig Herderstraße 13 Free Lina.jpg|mini|„Free Lina“-Graffito in Leipzig-Connewitz (2023)]]
Lina E. war vor ihrer Verhaftung keine bekannte Persönlichkeit in der linken Szene. Aber seit ihrer „spektakulären“ Verhaftung im November 2020 wurde sie zur Symbolfigur und gilt in der linken und Antifa-Szene als „[[Märtyrer]]in“,<ref name="tagesspiegel-uhaftverlängerung" /> die zu Unrecht oder wenigstens übermäßig hart vom Staat verfolgt werde. Als übertrieben kritisiert wurden:
* die Übernahme des Ermittlungsverfahrens durch die Bundesanwaltschaft (Lina E. und ihre Mitangeklagten sind die ersten Linksextremen seit Jahrzehnten, gegen die der Generalbundesanwalt ermittelt.<ref name="nzz-prozessauftakt" />)
* die hohen Sicherheitsvorkehrungen beim Gerichtsprozess, unter anderem mit einem Hubschrauber über dem Gebäude<ref name="Litschko">{{Internetquelle |url=https://taz.de/Prozess-gegen-Lina-E/!5934474/ |titel=Hieß Antifa für sie Angriff? |abruf=2023-05-29 |datum=2023-05-28}}</ref>
* das hohe Urteil, das sich in weiten Teilen auf die Aussagen nur eines Zeugen stützte<ref name="dh">{{Internetquelle |url=https://www.zdf.de/nachrichten/heute-journal/heute-journal-vom-31-mai-2023-100.html |titel=heute journal vom 31. Mai 2023 |abruf=2023-05-31 |kommentar=21:27 - 21:40}}</ref> (Das Urteil gegen E. war das höchste Urteil gegen [[Linksradikalismus|Linksradikale]] in Deutschland seit den Urteilen gegen die [[militante gruppe (mg)]] 2009.<ref name="Litschko" />)
* dass nicht mit gleicher Härte gegen Rechtsextremisten vorgegangen würde.<ref name="dh" />
Für Lina E. werden aktiv Spenden gesammelt und es gibt ein Netzwerk linker Prozessbeobachter und Unterstützer für sie. Graffiti wie „Free Lina“ (englisch für „Freiheit für Lina“) finden sich zahlreich in Leipzig sowie in anderen Städten in ganz Deutschland.<ref name="lvz-zusammenfassung" />

Nach einem Brandanschlag auf Fahrzeuge der [[Bundeswehr]] in Leipzig in der Silvesternacht 2020/2021 wurde in einem Bekennerschreiben „Freiheit für Lina“ gefordert. Auch die Zündung eines Sprengsatzes vor dem „Bull’s Eye“ in Eisenach am 11. Januar 2021 wird teils als Rache für die Inhaftierung von Lina E. interpretiert.<ref>{{Internetquelle |autor=[[Frank Jansen]] |url=https://www.tagesspiegel.de/politik/autonome-in-sachsen-zundeln-in-serie-5096431.html |titel=Mehr als 130 linksextreme Brandanschläge: Autonome in Sachsen zündeln in Serie |werk=[[Tagesspiegel.de]] |datum=2021-02-01 |abruf=2023-05-14}}</ref>

Das [[Zentrum für Politische Schönheit]] forderte im März 2021 auf Twitter eine [[Bundesverdienstmedaille]] für Lina E. und ihre Freilassung.<ref>[https://twitter.com/politicalbeauty/status/1375720025009577988 twitter.com]</ref>

Die Abgeordneten des Sächsischen Landtages [[Kerstin Köditz]] und [[Juliane Nagel]] (beide Die Linke) kritisierten im September 2021 kurz vor Beginn des Prozesses, die Anklage könne kein Gründungsdatum, Gründungsmitglieder oder die Organisationsstruktur einer kriminellen Vereinigung angeben und dieser Vorwurf sei deshalb nicht haltbar.<ref>{{Internetquelle |autor=[[dpa]] |url=https://www.sueddeutsche.de/panorama/prozesse-dresden-prozess-um-linke-gewalt-politiker-mahnen-sachlichkeit-an-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-210907-99-122874 |titel=Prozess um linke Gewalt: Politiker mahnen Sachlichkeit an |werk=sueddeutsche.de |datum=2021-09-07 |abruf=2023-05-16}}</ref>

Am 7. September 2021, einen Tag vor dem Prozessbeginn, veröffentlichte das Magazin Compact einen großen Online-Artikel mit dem vollständigen Namen und unverpixelten Fotos von Lina E. Ihre Verteidiger kündigten daraufhin presserechtliche Schritte gegen das Magazin an. Stand Mai 2023 sind die Fotos aber immer noch online.<!-- Kein Link gemäß WP:BIO, aber diese sind über eine Bildsuche im Internet sehr leicht zu finden --> Im Mai 2021 unterlag das Magazin bereits vor dem [[Landgericht Leipzig]] und musste eine [[Unterlassungserklärung]] abgeben, nachdem es unwahre Behauptungen über Juliane Nagel in Bezug auf einen der Beschuldigten veröffentlicht hatte.<ref name=":0" />

Für den 18. September 2021 meldete Juliane Nagel in Leipzig-Connewitz eine Solidataritätsdemonstration unter dem Titel „Wir sind alle LinX“ an, bei der unter anderem die Freilassung von Lina E. sowie die Auflösung der Soko LinX gefordert wurden. Die Polizei nannte 3500 Teilnehmer, die Organisatoren 6000 Teilnehmer. Zu Beginn der Demonstration im Leipziger Zentrum beteiligten sich unter anderem [[Sören Pellmann]] und [[Marco Böhme]] von Der Linken.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.l-iz.de/leben/gesellschaft/2021/09/liveticker-zu-freelina-an-tagen-wie-diesen-411095 |titel=Liveticker zu #FreeLina: Das Ende der Friedlichkeit im Süden Leipzigs + Videos |werk=[[Leipziger Zeitung (seit 2015)|Leipziger Zeitung]] |datum=2021-09-18 |abruf=2023-05-22}}</ref> Später kam es am Rande der Demonstration zu Ausschreitungen, die bundesweit Beachtung fanden: Es wurden Pflastersteine, Flaschen, Pyrotechnik und Farbe gegen die Polizei und Gebäude geworfen und eine brennende Straßenbarrikade errichtet. Eine Gruppe vermummter Demonstranten bedrohte den Leiter des Polizeilichen Terrorismus- und Extremismusabwehrzentrums („PTAZ“) auf einem Banner mit seinem Namen und der Aufschrift „Bald ist er aus Dein Traum, dann liegst Du im Kofferraum“ in Anlehnung an die [[Schleyer-Entführung|Entführung Hanns Martin Schleyers]].<ref>{{Internetquelle |url=https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/brennende-barrikaden-nach-wir-sind-alle-linx-demo-17543917.html |titel=Brennende Barrikaden in Leipzig |werk=[[FAZ.net]] |datum=2021-09-19 |abruf=2023-05-14}}</ref> Die Staatsanwaltschaft ermittelte daraufhin gegen unbekannt.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.lvz.de/lokales/leipzig/staatsanwalt-stuft-plakate-bei-linx-demo-in-leipzig-als-straftaten-ein-ZYL5S4P2IVSNTWDA5U6LPK24HQ.html |titel=Staatsanwalt stuft Plakate bei „LinX“–Demo in Leipzig als Straftaten ein |werk=LVZ.de |datum=2021-09-20 |abruf=2023-05-14}}</ref> Nagel stand nach der Demo in der Kritik und die Vorsitzenden [[Die Linke Sachsen|Der Linken Sachsen]] distanzierten sich öffentlich von den Ausschreitungen und Gewaltaufrufen.<ref>{{Internetquelle |autor=[[dpa]] |url=https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/linke-politiker-distanzieren-sich-von-gewalt-in-leipzig-17545676.html |titel=Linke Spitzenpolitiker distanzieren sich von Ausschreitungen |werk=[[FAZ.net]] |datum=2021-09-20 |abruf=2023-05-16}}</ref>

Im November 2022 beantragte die CDU-Fraktion im [[Liste der Untersuchungsausschüsse des Thüringer Landtags|Thüringer Untersuchungsausschuss]] „Politisch motivierte Gewaltkriminalität“ Einsicht in die Unterlagen des Strafverfahrens in diesem Prozess, um Erkenntnisse über die linksextreme Szene in Thüringen zu gewinnen.<ref>{{Internetquelle |autor=[[dpa]]/th |url=https://www.sueddeutsche.de/politik/landtag-erfurt-cdu-fraktion-will-akten-zu-mutmasslichen-linksextremisten-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-221124-99-646126 |titel=CDU-Fraktion will Akten zu mutmaßlichen Linksextremisten |werk=sueddeutsche.de |datum=2022-11-24 |abruf=2023-05-19}}</ref>

Am 3. Februar 2023 wurde anonym auf der Plattform ''Kontrapolis'' mit Gewalt gegen Ermittlungsbehörden, Firmen und Parteien gedroht. Für jede Hausdurchsuchung und jedes Jahr Haft solle mit einer Million Euro Sachschaden Vergeltung geübt werden. Der Text bezog sich konkret, aber nicht ausschließlich auf den Prozess gegen Lina E. Tatsächlich kam es in der Region Leipzig zu Beginn des Jahres 2023 vermehrt zu Sachbeschädigungen wie Brandanschlägen.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.t-online.de/region/leipzig/id_100133432/eskalationen-in-leipzig-droht-sachsen-eine-welle-politischer-gewalt-.html |titel=Politische Gewalt in Leipzig. Eine Spur der Verwüstung |werk=[[T-online.de]] |datum=2023-02-23 |abruf=2023-05-23}}</ref>

Mitte Mai 2023 zitierte [[Der Spiegel]] aus einem internen Papier des [[Bundeskriminalamt (Deutschland)|Bundeskriminalamts]]. Mehrere linksextreme Gewalttäter, die teilweise per Haftbefehl gesucht werden, sollen sich demnach systematisch auf ein Leben im [[Untergrundbewegung|Untergrund]] vorbereitet und sich beispielsweise ausreichend Bargeld und falsche Ausweispapiere beschafft haben. Eine solche Professionalisierung sei in der linksextremen Szene „letztmalig zu Zeiten der [[Rote Armee Fraktion|RAF]] feststellbar“ gewesen. Außerdem warnte das [[Bundesamt für Verfassungsschutz]] vor „Aktionen gegen Mitarbeitende der Strafverfolgungs- und Sicherheitsbehörden“. Daher hätten Richter und Staatsanwälte bereits vor Veröffentlichung des Zeitungsberichts unter Polizeischutz gestanden.<ref>{{Internetquelle |autor=Steffen Winter |url=https://www.spiegel.de/panorama/justiz/behoerdenwarnung-vor-neuem-linksterrorismus-hammer-auf-den-kopf-stiche-in-den-bauch-a-89200b53-6808-4dd3-8892-ef2b75b13918 |titel=»Hammer auf den Kopf, Stiche in den Bauch« |werk=[[Spiegel.de]] |datum=2023-05-12 |abruf=2023-05-22 |abruf-verborgen=1}} Zitiert nach: {{Internetquelle |autor=„nöß“ |url=https://www.lvz.de/mitteldeutschland/bka-sieht-bei-gruppe-um-lina-e-parallelen-zur-raf-WZK5QOJTRNAWVMBHIJ4LLZV4ZQ.html |titel=BKA sieht bei Gruppe um Lina E. Parallelen zur RAF |werk=LVZ.de |datum=2023-05-13 |abruf=2023-05-23}}</ref>

[[Datei:Leipzig Bornaische Straße Plakat Lina.jpg|mini|hochkant|Plakat für eine Demonstration nach der Urteilsverkündung (Mai 2023)]]
Bereits Monate vor der erwarteten Urteilsverkündung wurde in der radikalen linken Szene zum Demonstrieren an „Tag X“, dem ersten Samstag nach der Urteilsverkündung geworben. Die Polizei kündigte für diesen Tag einen Großeinsatz mit über 2000 Einsatzkräften<ref name="nd-tagX">{{Internetquelle |autor=Hendrik Lasch |url=https://www.nd-aktuell.de/artikel/1173316.antifaschismus-prozess-gegen-lina-e-linke-zwischen-wut-und-laehmung.html |titel=Prozess gegen Lina E.: Linke zwischen Wut und Lähmung |werk=[[Nd-aktuell.de]] |datum=2023-05-22 |abruf=2023-05-22}}</ref> an.<ref>{{Internetquelle |autor=[[Denise Peikert]] |url=https://www.lvz.de/lokales/leipzig/demo-zum-urteil-im-lina-e-prozess-autonome-drohen-mit-gewalt-verfassungsschutz-ist-besorgt-YTI2R2PVLNEYFF52SPHU7VNF2I.html |titel=Vor Urteil im Lina-E.-Prozess: Autonome drohen mit Gewalt, Verfassungsschutz ist besorgt |werk=LVZ.de |datum=2023-04-24 |abruf=2023-05-22}}</ref> Seit der Urteilsverkündung am 31. Mai 2023 ist klar, dass dieser Tag auf den 3. Juni 2023 fällt.

== Weblinks ==
{{Commonscat|Dresdner Linksextremismusprozess}}
* Nino Seidel für [[Panorama – die Reporter]]: ''[https://www.ardmediathek.de/video/panorama-die-reporter/linksextrem-und-brutal/ndr/Y3JpZDovL25kci5kZS83OTYwMzI0Ny1mYTA4LTRhNmEtYjQ1MC04MjM3ZjJlNDAzYmM Linksextrem und brutal?]''. Reportage vom 7. Dezember 2021 in der [[ARD Mediathek]] (30&nbsp;Minuten)
* [[Denise Peikert]]: ''[https://www.lvz.de/lokales/leipzig/lina-e-podcast-hier-alle-folgen-hoeren-CNFCI3Q7CNGY5I2Z227OUMPPNM.html Der Fall Lina E. – Wenn der Kampf gegen Neonazis in Gewalt eskaliert]''. Fünfteiliger [[Podcast]] der [[Leipziger Volkszeitung]], 2023. (Die ersten beiden Folgen sind kostenlos abrufbar.)
* [https://dejure.org/2023,11981 OLG Dresden, 31.05.2023 - 4 St 2/21] auf dejure.org
* {{Internetquelle |url=https://www.medienservice.sachsen.de/medien/news/1066810 |titel=Urteil im Staatsschutzverfahren gegen Lina E. u.&nbsp;a. verkündet |abruf=2023-05-31 |hrsg=Oberlandesgericht Dresden |datum=2023-05-31 |titelerg=Pressemitteilung |abruf-verborgen=1}}

== Einzelnachweise ==
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{{Internetquelle
 |autor=[[Denise Peikert]]
 |url=https://www.lvz.de/mitteldeutschland/prozessauftakt-gegen-lina-e-vorwuerfe-sind-sehr-schwerwiegend-HMUEM775HGMYVG5XB6IKHBCFJY.html
 |titel=Prozessauftakt gegen Lina E. – Vorwürfe sind „sehr schwerwiegend“
 |werk=LVZ.de
 |datum=2021-09-08
 |abruf=2023-05-12}}
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<ref name="lvz-zusammenfassung">
{{Internetquelle
 |autor=[[Denise Peikert]] und Josa Mania-Schlegel
 |url=https://www.lvz.de/lokales/leipzig/prozess-gegen-lina-e-das-ist-der-aktuelle-stand-IEPR46ZDFEZEJO6PJD3SJIVYZY.html
 |titel=Prozess gegen Lina E.: Das ist der aktuelle Stand – und so geht es weiter
 |werk=LVZ.de
 |datum=2023-05-10
 |abruf=2023-05-12}}
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<ref name="mdr-aussage">
{{Internetquelle
 |autor=Edgar Lopez
 |url=https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen/dresden/lina-e-prozess-gericht-kriminelle-vereinigung-100.html
 |titel=Prozess um Linksextremismus: Hauptangeklagte äußert sich erstmals selbst
 |werk=mdr.de
 |datum=2022-10-23
 |abruf=2023-05-15}}
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<ref name="mdr-leon-r">
{{Internetquelle
 |autor=Edgar Lopez
 |url=https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen/politik/prozess-lina-e-102.html
 |titel=Rechtsextremer aus Eisenach sagt im Verfahren gegen Lina E. aus
 |datum=2022-03-16
 |abruf=2023-05-12}}
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<ref name="mdr-mitangeklagte">
{{Internetquelle
 |autor=Edgar Lopez
 |url=https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen/dresden/lina-e-prozess-gericht-kriminelle-vereinigung-102.html
 |titel=Prozess um Linksextremismus: Wer sind die Mitangeklagten von Lina E.?
 |werk=mdr.de
 |datum=2022-10-27
 |abruf=2023-05-13}}
</ref>
<ref name="nzz-prozessauftakt">
{{Internetquelle
 |autor=Fatina Keilani
 |url=https://www.nzz.ch/international/prozessbeginn-in-dresden-gegen-die-linksextremistin-lina-e-ld.1644282
 |titel=Eine neue RAF? In Dresden beginnt der Prozess gegen die Studentin Lina E. und drei mutmassliche Komplizen
 |werk=[[NZZ.ch]]
 |datum=2021-09-07
 |abruf=2023-05-22}}
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<ref name="sächsische-prozessauftakt">
{{Internetquelle
 |autor=Alexander Schneider und Sven Heitkamp
 |url=https://www.saechsische.de/sachsen/prozessauftakt-gegen-lina-e-und-ihre-freunde-5521015-plus.html
 |titel=So brutal soll die Gruppe um Lina E. Neonazis gejagt haben
 |werk=[[Sächsische.de]]
 |datum=2021-09-08
 |abruf=2023-05-12}}
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<ref name="süddeutsche-prozessauftakt">
{{Internetquelle
 |autor=[[Antonie Rietzschel]]
 |url=https://www.sueddeutsche.de/politik/linksextremisten-neonazis-prozess-gruppe-e-1.5405088
 |titel=Mit Schlagstöcken gegen Neonazis
 |werk=[[Süddeutsche Zeitung]]
 |datum=2021-09-08
 |abruf=2023-05-14}}
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<ref name="tagesspiegel-uhaftverlängerung">
{{Internetquelle
 |autor=[[Frank Jansen]]
 |url=https://www.tagesspiegel.de/politik/bundesgerichtshof-verstarkt-tatverdacht-gegen-linksradikale-lina-e-4260568.html
 |titel=Brutale Überfälle auf Rechtsextremisten: Bundesgerichtshof verstärkt Tatverdacht gegen Linksradikale Lina E.
 |werk=[[Tagesspiegel.de]]
 |datum=2021-07-01
 |abruf=2023-12-13}}
</ref>
<ref name="taz-prozessauftakt">
{{Internetquelle
 |autor=Konrad Litschko
 |url=https://taz.de/Lina-E-vor-Gericht/!5794248/
 |titel=Lina E. vor Gericht. Der starke Staat will es wissen
 |werk=taz.de
 |datum=2021-09-07
 |abruf=2023-05-12}}
</ref>
</references>

[[Kategorie:Gerichtsprozess (21. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:Dresden im 21. Jahrhundert]]

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