Mondholz

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Unter Mondholz bzw. Mondphasenholz versteht man Holz von Bäumen, die unter Berücksichtigung des forstwirtschaftlichen Mondkalenders gefällt wurden. Diesem Holz werden besondere Qualitäten hinsichtlich seiner Stabilität, Haltbarkeit, Feuerbeständigkeit, Härte, Widerstandsfähigkeit gegen Schädlinge u. a. nachgesagt. Der Zusammenhang zwischen Eigenschaft des Holzes und Zeitpunkt des Fällens konnte mit wissenschaftlichen Untersuchungen nicht bewiesen werden.

Gewinnung von Mondholz

Die Bäume müssen dazu im Winter um Weihnachten herum bei abnehmendem Mond kurz vor Neumond geschlagen werden. Auch der Anfang des März wird als günstiger Zeitpunkt häufig benannt.[1] Wie bei anderen Mondregeln auch gibt es hier aber zahlreiche Varianten für die Fälltermine.

Allgemeine Faktoren alter Forsttechnik

Nach überlieferter Meinung ist das langsame Wachstum von Bäumen auf kargem Boden im relativ hohen Alter zur Entstehung von höherwertigem Holz notwendig. Auch der Wintereinschlag in der Saftruhe war aus Gründen des Transports und der Arbeitseinteilung üblich. Dabei erfolgt die Fällung so, dass die Bäume mit dem Wipfel bergab liegen. Die Äste bleiben mindestens acht Wochen bis zum Frühjahr am Baum. Der Baum versucht noch, Früchte zu bilden und leitet die letzten Säfte in die Äste; somit ist der Stamm nach dem Entasten relativ trocken. Die Stämme werden im Sägewerk aufgeschnitten und nach einer Lagerzeit von bis zu zwei Jahren weiterverarbeitet. Das bedeutet, dass das Holz insgesamt besonders ausgewählt und behandelt wird, was einen eventuellen Qualitätsvorsprung erklären könnte.

Diese Art des Holzeinschlags stammt aus alter Überlieferung und wird besonders in Österreich und im süddeutschen Raum vereinzelt noch praktiziert.

Vermeintliche Eigenschaften

Dem Mondholz wird nachgesagt, dass es besonders trocken, schwindarm, rissfrei, verwindungsstabil, unempfindlich gegen Fäulnis oder Insektenbefall sowie witterungsbeständiger sei. Es wird von Kaminen in alten Bauernhäusern berichtet, die innen mit Mondholz ausgekleidet seien. Das Holz verkohle nur an der Oberfläche, ohne zu brennen. Ob es sich hierbei um Mondholz handelt, kann nicht nachgewiesen werden, jedoch spezielle Behandlungsmethoden, z. B. das Schlämmen der Oberfläche als Funkenschutz. Heute zahlen interessierte Kunden beim Forstbetrieb, Sägewerk oder Tischler bis zu 30 % Aufschlag gegenüber dem Marktpreis, um Mondholz zu erhalten. Weihnachtsbäume, die als Mondholz geschlagen wurden, fangen angeblich später an zu nadeln als die herkömmliche Ware.

Historische Quellen

Auf einen Zusammenhang mit dem Mond verweist Henri Louis Duhamel du Monceau 1764 in seinem Buch De l'Exploitation des bois, das 1766 auch in Deutsch erschien. Mit dem Hinweis, dass auch Fischer ihren Fang gerne bei bestimmtem Mondstand einbringen und Ärzte diverse Krankheiten dem Mond zuschreiben (Mondsucht), geht er den dem Holz zugeschriebenen Eigenschaften nach, wenn der Baum bei zu- oder abnehmenden Mond gefällt wurde. Er kommt dabei zu folgendem Ergebnis: Wenn man dieses bedenkt, so kann man sich von den großen Wirkungen, die man dem Mond insgemein zuschreibt, sehr wenig versprechen.[2]

Kritik

Als Hauptproblem der Untersuchung forsttechnischer Aspekte erweisen sich die dürftige Informationslage über „Altes Holz“ und die geänderten Kriterien der Gewinnung, Verwendung und Qualitätsbeurteilung von Bauholz, die die experimentelle Überprüfung erschweren. Hier wären zu nennen:

  • Schlechte Quellenlage: Alte Hölzer sind selten datiert, häufig Sekundärverwendungen unterworfen und waren vor und nach dem Fällschlag unterschiedlichen Bedingungen ausgesetzt. Sie sind auch selten einem Ursprungsort zuzuweisen. In der Chronologie bezeichnet man das als Einzelfund und hütet sich vor generalisierenden Schlüssen.
  • Die klimatischen Bedingungen im Baumwachstum: So ist vor 1900 geschlägertes Holz in der Kleinen Eiszeit gewachsen.
  • Die Gendrift der genutzten Bäume wie auch der Holzschädlinge: Insbesondere seit den 1950er-Jahren werden Bestände sortenrein aufgeforstet, also mit züchterisch gewonnenem, oft genetisch eng geführtem Material.
  • Materialveränderung von Holz: Langfristige chemische Veränderungen der Lignine, Zellulosen und Begleitstoffe, oder die Einlagerung von Mineralien, die die technischen Eigenschaften des Baumaterials beeinflussen.
  • Logistische Unterschiede der Holzbringung und Verarbeitung: Unsicherheiten gibt es etwa über die Frage des Frischverbaus, also die Zeiträume zwischen Einschlag, Aufarbeitung und Verbau. Auch über den Einfluss des Flößens – das bis in die Zwischenkriegszeit Haupttransportweg für Bauholz war – auf Auslaugung und Strukturveränderungen im Holz ist wenig bekannt.

Allgemein kann gesagt werden, dass Untersuchungen an Baumbeständen des Alpenraums und anderen von der modernen Forsttechnik geringfügiger beeinflussten Wäldern, für die manche der obigen Kriterien nicht so zutreffen, von deutlich höherer Aussagekraft sind.

Neben unbestrittenen Holzqualitäten, die sich aus Alter und Standort der Bäume ergeben, beruhen viele Annahmen über die Eigenschaften von Mondholz auf dem Glauben an den Einfluss des Mondes auf die Lebewesen der Erde.

Henri Louis Duhamel du Monceau widerlegte in einer Studie zwischen 1732 und 1736 die These, im abnehmenden Mond geschlagenes Holz sei haltbarer als das zu anderen Mondphasen geschlagene. Auch Hermann Knuchel kommt in groß angelegten Versuchen in den 1920er Jahren zum selben Ergebnis.

Forstwissenschaftler, zuletzt an der TU Dresden, stellten nach Untersuchungen die dem Mondholz zugeschriebenen besonderen Qualitäten in Zweifel. In Experimenten wiesen sie nach, dass physikalische und biologische Eigenschaften sich von denen anderer Hölzer nicht signifikant unterscheiden. Die Bedeutung von Mondholz sei ein auf Volksglaube und einem romantischen Bedürfnis nach einem unverfälschten Rohstoff basierendes erfolgreiches Marketingmodell.[3]

Demgegenüber stellten Studien in den 1990er Jahren (Ernst Zürcher, Schweizerische Hochschule für Forstwirtschaft) fest, „dass eine Art Prägung durch den spezifischen Fälltermin offensichtlich fortbesteht.“[4] Diese vom Mond beeinflussten Phänomene seien jedoch viel komplizierter als oft dargestellt und gehen – so Zürcher – über vereinfachte traditionelle Regeln weit hinaus.[5]

In einer forstwirtschaftlichen Studie von 2002 konnten bei 16 genetisch identischen Fichten, deren Fällung zu unterschiedlichen Mondphasen erfolgte, keine statistisch relevanten Abweichungen beim Verlauf des Nadelverlustes beobachtet werden.[6]

Bauten, in denen Mondholz verwendet wird

Siehe auch

Literatur

  • Claus-Thomas Bues: Mondholz – alles erlaubt? Sorgloser Umgang mit Mondholz schadet dem Image des Holzes. (PDF)
  • Klaus-Dieter Clausnitzer: Historischer Holzschutz im Hochbau. Universität Hannover, 1989.
  • Henri-Louis Duhamel du Monceau: De l' Exploitation des Bois. 1764. (deutsch: Von Fällung der Wälder. 1766–1667, Übers.: Carl Christoph von Schöllenbach PDF)
  • Josef Fellner, Alfred Teischinger: Alte Holzregeln. Von Mythen und Brauchbarem über Fehlinterpretationen zu neuen Erkenntnissen. Wien 2001.
  • Hermann Knuchel: Untersuchungen über den Einfluss der Fällzeit auf die Eigenschaften des Fichten und Tannenholzes. In: Zeitschriften des Schweizerischen Forstvereins. Beiheft 5, Bern 1930.
  • Ernst Zürcher: Holzforschung im Zeichen des Mondes. Schweizerische Hochschule für die Holzwirtschaft, SH-Holz. In: Lebendige Erde. 6/2003. (Webdokument, pdf) – zur Determinierung der Holzeigenschaften durch Mondphase und Fällzeitpunkt.
Wiktionary: Mondholz – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Gottfried Briemle: Der waldbauliche Mondkalender für 2005. (PDF, 137 KB)
  2. Carl Christoph Oelhafen von Schöllenbach: Von Fällung der Wälder, Verlag Winterschmidt, Nürnberg 1766. p.319 PDF
  3. Von "Mond-Diät" bis "Mondholz" - alles erlaubt? In: Wissenschaftliche Zeitschrift der TU Dresden. 1/2, 2005.
  4. Ernst Zürcher: Holzforschung im Zeichen des Mondes. 2003, S. 39.
  5. nach Weblinks: khries.de
  6. Claus-Thomas Bues, Jens Triebel: Hilft der Mond gegen das alljährliche "Nadel-Drama" unterm Weihnachtsbaum? auf: idw-online.de, 10. Dezember 2002.
  7. Forstamt Clausthal fällt Mondfichten für Marktkirche. Pressemeldung Niedersächsische Landesforsten, 13. Januar 2009. (PDF; 43 kB)
  8. FAZ, 20. Juni 2016