ward ich Unterdiakonus und Lieutnant, jezt bin ich Obrister und Priester.
Und nun, Kandide, las sie ankommen, die Königlichen Truppen, las sie ankommen! Wir wollen sie fegen! Ich bin Dir Manns dafür. Sie sollen derbe Schlappen bekommen und den Kirchenbann obenein. Die Vorsicht hat Dich noch zur rechten Zeit zu unserm Beistand hergesandt. Aber sag mir, guter Junge, lebt meine liebe Schwester wirklich noch? und ist sie hier in der Nähe beim Herrn Stathalter von Buenosayres? „Bei Gott! es ist keine Lüge!“
Und sie strömten von neuen in Thränen aus. Der Baron hing an seinem Halse, konnte gar nicht los von ihm, nannte ihn seinen Bruder, seinen Retter. O! Kandide, rief er, trauter Kandide! Zögen wir doch erst als Sieger in die Stadt ein und führten Schwester Kunegunden zurük. Mein einziger Wunsch! sagte Kandide, denn ich war Willens sie zu heuraten, und bin’s auch noch. Der Baron ris sich los von ihm, schleuderte ihn zurük. „Übermütiger Bengel! heurathen wollt Ihr meine Schwester! Ihr sie heurathen! Ein Fräulein von zweiundsiebenzig Ahnen! Verdammt über die Unverschämtheit! Und ist so kek, die Bürgerkanalje, und sagt mir die infame Sotise in’s Gesicht!“
Voltaire: Kandide. Erster Theil. Berlin: Christian Friedrich Himburg. 1782, Seite 81. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kandide_(Voltaire)_081.jpg&oldid=- (Version vom 7.6.2021)