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RE:Hannas 1

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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I., Sohn d. Sethi, Hoherpriester ab 6 n. Chr.
Band VII,2 (1912) S. 2316
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Hannas.[1] 1) Hannas I., Sohn des Sethi (im Neuen Test. lautet sein Name Ἄννας, bei Josephos Ἄνανος; der Name ist abgeleitet von חַנַן‎) wird im J. 6 n. Chr. von dem syrischen Statthalter P. Sulpicius Quirinius als Hoherpriester eingesetzt an Stelle des beim Volk wegen zu großer Willfährigkeit gegen Rom verhaßt gewordenen Joasar (Joseph. ant. Iud. XVIII 26); daß er zu demselben Hause wie dieser gehört habe (dem des alexandrinischen Juden Boethos), zu welcher Annahme Grätz Geschichte der Juden III⁵ 737f. neigt, ist nicht zu beweisen. Er hat verhältnismäßig lange, bis 15 n. Chr., das Amt bekleidet, dürfte also eine geschickte Mittelstellung zwischen den Parteien eingenommen haben; er selbst hat der sadducäischen Partei angehört und konnte als Sadducäer die streng jüdische Richtung natürlich nicht befriedigen (Acta Apost. IV 1. 6. V 17. Tosephta Menachot 13, 21). Warum er von dem neuen Procurator Valerius Gratus abgesetzt worden ist (Joseph. ant. Iud. XVIII 33f.), wissen wir nicht. Auch nach seinem Rücktritt hat er noch eine sehr einflußreiche Stellung eingenommen, ist sogar offenbar der einflußreichste Mann des jüdischen Synedrions, dessen wahrer Führer gewesen; denn nur dann erklärt es sich befriedigend, daß H. sowohl bei Luk. III 2 als auch Art. Apost. IV 6, zu einer Zeit, als sein Schwiegersohn Joseph Kaiaphas Hoherpriester war, nicht nur als ἀρχιερεύς bezeichnet – diesen Titel scheinen die abgesetzten Hohenpriester stets beibehalten zu haben – sondern sogar vor ihm an erster Stelle genannt und dadurch Act. Apost. IV 6, wo es sich um eine Versammlung des Synedrions gegen die Apostel handelt, gleichsam als dessen Präsident hingestellt wird (Schürer Geschichte d. jüd. Volk. II⁴ 256. 274f.). Auch bei Johan. XVIII 13ff. tritt uns diese führende Stellung entgegen; denn vor ihm, nicht vor Kaiaphas hat das erste Verhör Jesu stattgefunden. Für die ganz besondere Bedeutung des H. spricht schließlich auch, daß außer dem Schwiegersohn alle seine fünf Söhne das Hohepriesteramt bekleidet haben (Joseph. ant. Iud. XX 197f.). H. muß sehr alt geworden sein; nach Joseph. a. a. O. scheint es sogar, als wenn er noch die Amtseinsetzung seines gleichnamigen Sohnes im J. 62 n. Chr. erlebt hätte. 70 n. Chr. war er freilich schon tot; denn der Circumvallationswall des Titus hat auch das Grabmal des H. berührt (Joseph. bell. Iud. V 506). Haußleiter in Herzogs Realencykl. f. prot. Theol. u. Kirche I³ 555. Sieffert ebd. VII³ 403.


  1. Ich behandle ihn hier unter der von Luther für ihn eingeführten Namensform, da er bei dem Buchstaben A keine Erwähnung gefunden hat.